"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Mittwoch, 6. Juni 2012

Remembering Vladimir Krutov

                               KRUTOV
                               
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Vladimir Krutov ist tot! Er starb nur fünf Tage nach seinem 52. Geburtstag. Ersten Meldungen zufolge an Leberversagen und inneren Blutungen.
Auch heute, 25 Jahre nachdem er auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit war, ist der einst vielleicht weltbeste Linksaußen unvergessen. Sein Name bleibt für immer mit der wohl besten Sturmreihe aller Zeiten verbunden, der legendären "KLM-Reihe", Krutov-Larionov-Makarov. Auch im Zeitalter der Malkin, Datsyuk und Ovechkin sind Krutov und seine Mitstreiter noch präsent und werden mit Recht weiterhin verehrt.
Krutov war als Linksaußen dieser Reihe bei vielen internationalen Turnieren bester Scorer. Sowohl beim ZSKA Moskau als auch in der Sbornaja wirbelten diese drei jahrelang unaufhaltsam, oft schwerelos wirkend, scheinbar nach Belieben gegnerische Abwehrreihen durcheinander. Es wirkte oft so, als spielten sie in Überzahl, selbst bei 5:5. Vieles ist heute vergänglich, wer heute noch Superstar ist, von dem spricht morgen schon keiner mehr. Zum Glück sind vom ewigen Höhepunkt des Eishockeysports, dem besten Eishockey, das je gespielt wurde und das niemals nicht überboten werden kann, der Finalserie des Canada Cup 1987, komplette Aufzeichnungen erhalten. Jeder sollte zusehen, sich die drei Final-DVD zu besorgen, z.B. unter dem unangemessen reißerischen Titel "Blade Wars" über e-Bay.
Ein unglaubliches, galaktisches Duell, annähernd nur vergleichbar mit dem "Rendezvous" 1986 in Quebec, als ein NHL-Allstarteam gegen die UdSSR zwei sehr intensive, hart umkämpfte Duelle ausfocht, je ein Sieg, die Sowjets siegten 5:3, die NHL 4:3.
Das Canada-Cup Finale ging über drei Spiele, alle endeten 6:5, das erste für die UdSSR, die weiteren für Kanada, zwei wurde im sudden death entschieden. Es war jenes Turnier, das vor allem durch die regelmässig eingesetzte Kombination Gretzky und Lemieux legendär ist, die auch das Finale entschied. Die Kanadier hatten Messier, Hawerchuk, Coffey (angeschlagen), Bourque, den spektakulären, akrobatischen Fuhr im Tor. Sie alle verblassten, genau wie die weiteren NHL-Stars neben diesem unheimlichen Duo. Viele Experten und auch Lemieux selbst sagten hernach, daß das Spielen an der Seite von Gretzky in diesem Turnier die Reifung und den Durchbruch zum Superstar für Lemieux erst möglich gemacht hätten. Zu dieser Zeit waren die sowjetischen Kuvenstars noch ferne Phänomene aus Amerikanischer Sicht, man nahm sie, da direkte Vergleiche rar waren und der eiserne Vorhang noch Dicht, nicht ganz für voll. Bei den Weltmeisterschaften und Olympiaden, die von den Sowjets dominiert wurden, traten schließlich nur minderwertige Kanadische Teams an. Daß die Sbornaja "for real" war, konnten die etwas überheblichen Kanadier dann erstaunt beim Rendezvous und dem Canada-Cup aus erster Hand feststellen. Die UdSSR, mit einer wahrhaft goldenen Generation, Fetisov, Kasatonov, Khomutov, Kamensky und Bykov (einer zweiten Sturmreihe, die besser als alle übrigen ersten Reihen war) und eben "KLM", zeigten sich den Kanadiern in jeder Hinsicht ebenbürtig, wenn nicht leicht überlegen. 
Den Ausschlag für die Ahornblätter gab letztlich die größere körperliche Härte (aber weitaus fairer ausgetragen als frühere Duelle zwischen den beiden, als z.B. der Kapitän der "Broad Street Bullies", Bobby Clark mit einem Stockschlag Charlamov den Knöchel brach) und natürlich die hohe Kunst von #99 und #66.
Das gute an dieser Finalserie ist, daß es völlig egal ist, wer am Ende den Pokal gewonnen hat, das Betrachten der Spiele ist der ultimative Eishockey-Genuß, nie vorher oder nachher gab es so intensive, spannende Spiele auf einem so hohen Niveau. Und einen Krutov in der Form seines Lebens, einer der besten auf dem Eis, dieses etwas rundliche, untersetzte Kraftpaket. Kanadas Coach Mike Keenan schickte im Gegensatz zu Viktor Tichonov ständig wechselnde Formationen, keine festen Reihen aufs Eis, so daß es Krutov mit den härtesten Arbeitern und Kämpfern zu tun bekam, den Tocchet, Sutter,  Messier, Propp, Dineen, Patrick, Hartsburg, Crossman, Rochefort u.a. Sie bekamen ihn kaum zu fassen, trotz der seinerzeit noch etwas laxer ausgelegten Regeln. Die Kanadier setzten trotz Gretzky und Lemieux, Bourque und Coffey vor allem auf Kampfkraft. Filigranere Spieler wie Yzerman, Francis und vor allem Denis Savard waren nicht dabei, Trainer Keenan konnte mit Eleganz und Schnörkeln nie etwas anfangen.
Was hätte diese Sbornaja, mit Fetisov und Kasatonov in der Verteidigung wohl angestellt, wenn es damals schon den Zweilinienpaß nicht gegeben hätte?
Im damaligen Turnier wurde Krutov hinter Gretzky, Lemieux und Makarov viertbester Skorer, erzielte in neun Spielen je sieben Tore und Assists und wurde ins abschliessende Allstar-Team gewählt (Tor: Fuhr; Verteidigung: Bourque und Fetisov; Sturm: Lemieux, Gretzky, Krutov)
Als 1989 die großen sowjetischen Stars in die NHL wechseln durften, war Krutov, unerwartet wegen seiner vorher gezeigten Leistungen, der, der sich am schwersten in der neuen Liga und Lebensweise zurechtfand. Es waren Anekdoten zu vernehmen, seine Frau sei mit den amerikanischen Autos nicht zurecht gekommen, Einkäufe seien zur Herausforderung und Belastungsprobe geworden, Krutov habe nicht professionell gelebt. Nach nur einer Saison verlies er die NHL frustriert, spielte noch einige Jahre in Europa. Seinem großen Vermächtnis kann das nichts anhaben.
Nun ist also einer der ganz großen des Eishockey gegangen, es bleibt die Erinnerung an einen flinken und trickreichen, immer leicht melancholisch blickenden Torjäger. 

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