"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Donnerstag, 17. April 2014

WM-Rückblicke: Deutsche Spielorte 1974



Hier trat die bundesdeutsche Mannschaft erstmals auf, es gab einen eher mühsamen 1:0-Sieg über Chile. Die Südamerikaner waren kampflos über die UdSSR ins 16er Feld gelangt, da die Sowjets aus Protest gegen das Pinochet-Regime, nicht zum entscheidenden Spiel im Santiagoer Folterstadion antraten. Das Spiel wurde als Farce dennoch angepfiffen, die alleingelassenen Chilenen stiessen an, schossen ins Tor, es folgte der Spielabbruch, da niemand da war, der den Anstoß hätte ausführen können.

In Hamburg, meist kein gutes Pflaster für die (Bundes-) deutsche Auswahl, gab es den glanzlosen Sieg über Australien und das legendäre deutsch-deutsche Duell. Durch den Sieg der DDR entging das BRD-Team der schweren Zwischenrundengruppe mit Brasilien, Holland und Argentinien. Ob das ein Coup in Herberger'scher Tradition war oder die Elf des Dresdners Schön einfach einen schlechten Tag hatte? Jedenfalls flog Grabowski erst einmal aus der Startelf, Netzer spielte hier seine einzigen WM-Minuten.

In Düsseldorf spielte Deutschland seine ersten beiden Zwischenrunden-Partien und kam langsam in Schwung. Zuerst schlug man durch Tore von Breitner und Müller die in der Vorrunde starken Jugoslawen mit 2:0. (Was könnte das für eine starke Nationalmannschaft sein, wenn es Jugoslawien in den damaligen Grenzen noch gäbe!) Dann bei strömendem Regen die zähen Widerstand leistenden Schweden. Eingewechselt und Schütze des vorentscheidenden 3:2: Jürgen Grabowski auf Zuspiel von Bernd Hölzenbein! Die nächsten beiden Spiele sahen beide Frankfurter Spieler in der Startelf.

Frankfurt war nicht nur Schauplatz des sehr langweiligen Eröffnungsspieles, in dem - was waren das für Zeiten - Schottland den Brasilianern ein 0:0 abtrotzte, sondern auch der legendären Wasserschlacht. Der Modus sah erstmals seit 1950 kein Halbfinale vor, dennoch war die Partie Deutschland gegen Polen das Spiel, das über den Finaleinzug entscheiden mußte. Unter den witterungs- und spielfeldbedingt irregulären Bedingungen hätte eigentlich nicht gespielt werden dürfen. Der Platz stand köcheltief unter Wasser, Bälle blieben liegen, die Spieler liefen wie auf Seife, ein Timing der Tacklings war genauso Glückssache wie jeder flache Paß. All das, weil beim Bau des Stadions aus Kostengründen auf eine Drainage des Spielfeldes verzichtet worden war. Deutschland siegte durch ein Müller-Tor, vergab durch Hoeneß, der an Torhüter Tomaschewski scheiterte, einen Elfmeter und hatte es doch den zahlreichen Paraden und dem teils waghalsigen Herauslaufen von Sepp Maier zu verdanken, daß man sich gegen die bei regulären Bedingungen sicher schwerer zu schlagenden, spielstarken und kombinationssicheren Polen durchsetzte.

In der gleichen Aufstellung wie gegen Polen trat Deutschland im Münchner Olympiastadion gegen die leicht favorisierten Holländer an. Die Geschichte ist bekannt: Hoeneß foult Cruijf nach wenigen Sekunden vor dem Strafraum, es gibt Elfmeter, auf der Gegenseite stoppt Jansen den Slalomlauf Hölzenbeins, auch Elfmeter, dann schickt Grabowski den in den Niederlanden geborenen Bonhof steil, der flankt, Müller -Tor. Dann Abwehrschlacht, in der erneut Sepp Maier zum Turm wurde. Entlastungsangriffe insbesondere durch Grabi und Holz, noch ein klares Foul im Strafraum an der Frankfurter Nummer 17, doch diesmal blieb der Pfiff aus. Immerhin: Auch, weil Sepp Maier zwei seiner wenigen guten Länderspiele in der entscheidenden Phase dieser WM zeigte, ist Deutschland Weltmeister. Und weil Gerd Müller mal nicht nur gegen Österreich oder Zypern getroffen hat - nur ein Scherz Uli Hoeneß!

Freitag, 4. April 2014

Stadionalbum 32: 1060 West Adison Street, Chicago

In diesem Jahr feiert das zweitälteste noch genutzte Stadion der Major League seinen 100. Geburtstag. Wrigley Field, damals noch nicht unter dem Namen der Kaugummi-Dynastie, der über Jahrzehnte die Chicago Cubs gehörte, und auch noch nicht Heimstätte der Cubs, wurde 1914 eröffnet. Die Cubs zogen 1916 hier ein und sind trotz oder wahrscheinlicher sogar wegen ihrer anhaltenden Erfolglosigkeit eine der populärsten Baseballmannschaften der USA. Das Stadion gehört zu den mythenumranktesten Stätten der Baseball- und der populären Kultur der USA, kommt in zahlreichen Filmen zur Geltung, gehört zu Chicago wie die barocken alten Hochhaustürme, der Blues und Lake Michigan. Wrigley gehört zu der Handvoll Orten, die jeder Amerikaner einmal besucht haben muß, ähnlich wie Graceland, Disneyland oder Grand Canyon. Es fallen mir keine vergleichbaren Stadien in Europa ein, die einen ähnlichen  kulturellen Status haben wie dieser wunderschöne, klassische "Ballpark". Ich war einmal dort bei einem Spiel, Mittwochs um 13.00 Uhr, es kamen 37.000 Zuschauer! Wo wäre so etwas möglich, außer beim Baseball, dieser ur-amerikanischen Sportart?
Wrigley Field liegt nördlich des Stadtzentrums in einer gepflegten, von hübschen Stadthäusern, gemütlichen Kneipen und kleinen Läden geprägten Gegend, ganz anders als Comiskey Park, das Stadion der White Sox in der berüchtigten und schmuddeligen South Side. Neben der angenehmen Nachbarschaft, in die das Stadion, typisch für die Ära, aus der es stammt, dicht eingebettet ist, macht auch die klassische Architektur, die kaum durch Renovierungen verfälscht wurde, dieses Stadion zu einem Juwel. Selbst die erst in den 80er Jahren gegen heftige Proteste der Bevölkerung eingebaute Flutlichtanlage passt ästhetisch. Wrigley war das letzte Stadion der Liga ohne Flutlicht, die zur Installation in den 40er Jahren bereitliegende Anlage war dem großen Metallbedarf der Kriegszeit zum Opfer gefallen und dann hatte man es einfach 40 Jahre lang so gelassen. Neben der markanten Fassade mit dem legendären roten Schild sind auch die efeuberankten Backsteinmauern Wahrzeichen des Stadions, die von jedem Amerikaner erkannt werden. Entlang des right Field sind auf den Häuserdächern Zusatztribünen, für die inzwischen saftige Eintrittsgelder erhoben werden. Im Stadion spielen die Cubs, wie gesagt sehr erfolglos, der letzte Meistertitel der seit 1876 in der National League beheimateten Mannschaft datiert von 1908! Das stört die Fans wenig, hier hat man Spaß, der Zuschauerschnitt liegt konstant bei fast 40.000, viel mehr passen hier gar nicht rein.














Donnerstag, 3. April 2014

Stadionalbum 31: Westfalenstadion

Vor kurzem jährte sich zum 40. Mal die Eröffnung des Dortmunder Westfalenstadions, seinerzeit eines der größten Zweitligastadien Deutschlands. Für die WM 74 neu gebaut, als Nachfolger der alten "Rote Erde Kampfbahn", deren Haupttribüne fortan und bis heute direkt an das neue Stadion angrenzt. Das Westfalenstadion war das einzige Stadion ohne Laufbahn bei der WM 74 und erreichte mit 54.000 Plätzen als einziges nicht die eigentlich vorgeschriebene Kapazität von 60.000.