"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Montag, 21. Dezember 2015

Eintracht-Trainer Armin Veh - Versuch eines Gegenentwurfes

Trainingslehre? Ach, wozu denn! Gelobt sei, was Spaß macht. Beim Torschußtraining gibt's immer was zu lachen, wenn nicht gerade Alex Meier an der Reihe ist. Falls der überhaupt mitmachen darf und nicht stattdessen Runden laufen muß.


Armin Veh wird für seine Arbeit als Eintracht-Trainer häufig kritisiert, auch durch mich.
Seine Arbeit kann man auch anders sehen. Nämlich als einen kühnen, ja frechen Gegenentwurf zum immer unappetitlicher werdenden modernen Fußballgeschäft.
Der moderne Trainer arbeitet akribisch Pläne aus, wie seine Mannschaft und in ihr der einzelne Spieler sich im Spiel zu verhalten hat. Er ersinnt Spielsituationen, erarbeitet Pläne, wie diese zugunsten seiner Mannschaft gestaltet werden können und denkt sich Trainingsformen aus, um seiner Mannschaft das richtige Verhalten in diesen Spielsituationen zu vermitteln. Beim austüfteln dieser Prozesse berücksichtigt der moderne Trainer auch, was über den jeweiligen Gegner an Informationen bekannt ist und versucht dies in seine Pläne zu integrieren und ebenfalls seiner Mannschaft zu vermitteln. Vom ersten Training der Vorbereitung an wird daran gearbeitet, Abläufe, Lauf- und Passwege, etc. zu implementieren und zu Automatismen zu machen. Bei erfolgreicher Arbeit weiß jeder Spieler, wie er sich in welcher Situation zu verhalten hat und setzt es auch um. In den letzten Jahren hat es sich etabliert, solcherart arbeitende Trainer als "Konzepttrainer" zu bezeichnen, man redet von "Spielidee", Mannschaften haben einen "Matchplan". Das Ergebnis ist für einzelne Mannschaften oft sehr erfreulich, insgesamt trägt es möglicherweise auch seinen Teil dazu bei, daß die Bundesliga von Mannschaften bevölkert, ja fast überbevölkert ist, die uninteressant daherkommen, es ist mit wenigen Ausnahmen ein Einheitsbrei, es besteht eine gewisse Austauschbarkeit. Ich jedenfalls nehme kaum Anteil, für mich ist es egal, ob da Hertha auf dem Platz steht, oder Ingolstadt, Darmstadt, Wolfsburg, Augsburg, Mainz, Köln oder Schalke. Ob die Bayern 2:0 oder 4:0 gewinnen ist auch wurscht.
Da kommt einer wie Veh, dessen erkennbare Handschrift so ganz anders ist, dann gewissermassen doch sehr angenehm daher. Würde je ein Englischer Club auf die absurde Idee kommen, ihn zu verpflichten, dann müsste man ihn als "The other one" vorstellen.
Spielidee? Konzept? Plan? Automatismen? Training als individuelle Vorbereitung auf Spiel und Gegner? Überschätzt! Nur was für Spießer, zwanghafte Charaktere, die etwas gegen den Zufall haben. Am Riederwald haben wir (also ich nicht, aber Gaudino & Co.) schon T-Shirts mit "Why be normal" getragen, da waren die meisten heutigen Trainer noch Jugendspieler (auch wenn die T-Shirts nur eine Werbekampagne von Puma waren). Es kann auch reichen, wenn man seine Mannschaft mit Vorgaben auf den Platz schickt, die auch eine Freizeittruppe vom Bolzplatz verstehen würde. Vier hinten, fünf im Mittelfeld, einer vorne. Noch einen "erster Alles" bestimmen, das reicht ja wohl. Im Training ein paar Leibchen verteilen, jung gegen alt oder Abwehr gegen Angriff spielen lassen, Torschußtraining mit Zahlung in die Mannschaftskasse bei Fehlschüssen, bei zu laschen Leistungen auch mal zur Strafe Konditionstraining. Ist ja ein Spiel. Soll Spaß machen. Für die Laune ist der Trainer zuständig, das kann er. Den Spielern lästigen Input, der sie nur überfordern würde, ersparen ist auch wichtig. Die wollen keinen, der dauernd das Training unterbricht, um zu zeigen, wo sie stehen oder laufen sollen. Hat der Veh vielleicht ganz gut im Gefühl, was seine Jungs brauchen und was nicht. Und stundenlang Eckbälle und andere Standards trainieren, nur weil man vielleicht im Spiel mal in die Situation kommen könnte? Nicht in meinem Verein. Vorbereitung? Dient dem Kennlernen, Urlaubsspeck Wegtrainieren, in schöner Umgebung fern der Heimat etwas durchatmen und entspannen Können. Fast schon schalkhaft die bereits mehrfach gehörten Veh'schen Einlassungen, er hätte (nach der Vorbereitung) gedacht, die Mannschaft sei schon weiter bzw. die Mannschaft sei nicht fit (etwa um die Mitte der Halbserie).
Wie gesagt, eigentlich ganz sympathisch, nicht jede moderne Entwicklung mitzumachen, dem uniformen, stromlinienförmigen Fußball eine Absage zu erteilen, dem stupiden Leistungsstreben, dem Huldigen des Götzen Erfolg zu entsagen. Subtil und subversiv, wären unsere Welt und unser Fußball vielleicht Bessere, wenn das Beispiel Veh Schule machen würde. Er gibt dem Fußball seine Unschuld zurück, schickt seine Mannschaft zum Spielen aufs Feld, so wie wir uns damals auf der Kirchenwiese aufgestellt und getummelt haben.
Ob es auch gut geht, ob man auch so, wie es bei der Eintracht versucht wird bestehen kann, ist allerdings eine ganz andere Frage.

Mittwoch, 9. Dezember 2015

No sleep 'till Eintracht

Mit Günther Koch zu sprechen: "Ich kann das nicht mehr, ich will das nicht mehr!"
Oder mit Jean Löring: "Hau ab in die Eifel, Du machst meinen Verein kaputt!" (Natürlich weiß ich, daß es nicht mein Verein ist)
Da ich alles schon vor Längerem gesagt habe, gewußt habe, wie es nur kommen konnte, will ich zur wie gesagt seit Monaten sich abzeichnenden und aktuell eingetretenen Lage der Eintracht nicht viel schreiben. Ist ja auch eher unangenehm, wenn einer ständig mit "ich hab's doch gleich gesagt" kommt.

Von der Eintracht will ich als nächstes eigentlich nur vernehmen, daß der Trainer geht oder entlassen wird und daß ein paar Verantwortliche außer Bruchhagen und Hübner auch ihre Ämter aufgeben. Es wäre fahrlässigst, Veh noch die Vorbereitung in der Winterpause zu überlassen, da er neben allen anderen Mängeln Vorbereitung überhaupt nicht kann.

Und falls irgendjemand von der Eintracht diesen Post lesen sollte: Seht her, ihr Zerstörer, was ihr da so dermassen mit Füßen tretet


Das werden wir wohl nicht mehr erleben: Eintracht als einer der führenden Clubs etabliert und als Krönung 1959 deutscher Meister geworden. Gegen eine andere absolute Spitzenmannschaft jener Zeit.

1975 mit mehreren Nationalspielern, allen voran natürlich den beiden Weltmeistern Grabi und Holz (Deutschlands Stolz). Die Eintracht wurde in der Bundesliga respektiert, schoß Tore am Fließband und landete in jenen Jahren regelmäßig im Europapokal. 

1976/77, nach dem Trainerwechsel von Roos zu Lorant. Bis heute die Eintracht-Mannschaft, die mich am meisten begeistert und mitgerissen hat. Sie schossen die meisten Tore (86), stellten zwei Spieler mit >20 Toren (Holz 26, Wenzel 20) und blieben unter der Regie des damals besten Zehners Deutschlands - Jürgen Grabowski - 21 Spiele hintereinander ungeschlagen. (Und wurden natürlich nicht Meister) Damals war übrigens noch die Anlage im Riederwald Mittelpunkt des Eintracht-Kosmos.

1981: Das letzte Hurra der großen Mannschaft, schon ohne Grabi, aber noch mit Holz, "Dr. Hammer" Bernd Nickel, Willy Neuberger, Körbel und den neuen Stars Pezzey und Cha.

Die Mannschaft, die den Eintracht-Fans den bis dahin (1992) größten Schmerz zugefügt hat - indem sie nicht deutscher Meister wurde! Ein manchmal wundervoll aufspielendes Team, in dem Stein, Binz, Roth, Zchadadse, Weber und Falkenmayer die Basisarbeit erledigten. Bein, Möller (trotz großartiger Leistungen in Frankfurt m.E. verkannt) und Yeboah zauberten an guten Tagen. Wenn es nicht lief, wurde Sippel eingewechselt und erzeilte die nötigen Tore. Gelegentlich übernahm auch Heinz Gründel das Zaubern. Es reichte aber nicht, weil reihenweise, vor allem zu Hause (siehe meinen Post "Orte der Schande" über das Waldstadion), Punkte regelrecht verschenkt wurden.
Ein Abstieg war für all diese Mannschaften jenseit aller Vorstellungskraft. Heute denkt man schon wieder in die Richtung, man ist inzwischen leidgeprüft, sieht das Positive darin (planmässig mehr Siege als Niederlagen).

Wie mache ich einen Bundesligaverein kaputt - ein Lehrstück

Es geht folgendermassen:
Ich lasse den Verein zunächst systematisch von überforderten und dilletantischen Idealisten herunterwirtschaften. Beinhaltet auch, Vereinsgelände und Nachwuchs dem Ver- und Zerfall anheimgeben. Dauert ein paar Jahre. Wenn der Verein dann so in Not ist, daß er auf finanzielle Hilfe von außen angewiesen ist, dann kommen die, die sonst niemals etwas zu melden gehabt hätten, machen ihre Brieftaschen auf und retten. Nach dem Motto "irgendwann, ich weiß noch nicht wann, werde ich Dich um einen Gefallen bitten", holen sie sich als Lohn für ihr Investment Einfluß, Mitsprache, Macht. Obwohl sie, außer als Geldgeber und Fan, nichts mit Fußball zu tun haben und nichts davon verstehen.
Dann braucht es noch einen, der mit Sonntagsreden und populistischem Auftreten die Fans hinter sich bekommt, sogar - in einem Sportverein - eine "Fan- und Förderabteilung" installiert, damit sie sich wichtig vorkommen, sich somit eine Hausmacht sichert, zum Präsidenten gewählt wird und somit eine Anteilsmehrheit an der Fußball-AG in die Hände bekommt. Auch dieser Präsident hat keine Ahnung von Fußball, wie sich wohl von selbst versteht. Dann muß man nur noch einen Gefolgsmann dieses Präsidenten irgendwie in den Vorstand der Fußball-AG hieven, um näher ans operative Geschäft zu kommen. Sollte einer sein, der aus den Kreisen der Fans kommt, dort einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, z.B. über die vom Präsidenten instalierte "Fan- und Förderabteilung", damit er unverdächtig ist. Sollte irgendwas vorzeigbares gelernt haben, einen Schlips binden können, mit Füller schreiben und mit Messer und Gabel essen können. Anwalt wäre ganz gut.
Dann noch ein paar unliebsame Entscheider, die Augenmaß, Sachverstand und zuviel Vernunft walten lassen und mit denen man keinen Spaß im Nachtleben haben kann, eliminieren bzw. sukzessive entmachten, wenn sie sich nicht mit den Mächtigen gemein machen wollen.
Dann ist es unser Verein, wir stehen ständig in der Zeitung, einen Teil der Presse machen wir uns auch noch gefügig, damit in mindestens einer relevanten Zeitung keine kritische Berichterstattung erfolgt.
So ist man schon mal auf sicherem Kollisionskurs. Fehlt nur noch das Sportliche. Um die Katastrophe auch wirklich sicher herbeizuführen, braucht man noch den "richtigen" Trainer. Am besten auf das Bewährte zurückgreifen. Einen, der schon nachhaltig bewiesen hat, daß er in den maßgeblichen Fachgebieten nichts drauf hat, nämlich zielführende Trainingssteuerung, erfolgversprechende Spielidee (über "gehts raus und spielts" hinaus), Vermittlung der Umsetzung, Handlungspläne für die Spieler für diverse etwaige Spielsituationen, Saison- und Spielvorbereitung, Flexibilität, Entwicklung und Ausbildung einzelner Spieler. Einen, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit zeigt, daß er mit Traineraufgaben und der eigenen Mannschaft nichts am Hut hat, z.B. indem er Sachen sagt wie "Ich dachte, wir wären schon weiter!" Natürlich hält man an diesem Trainer fest, auch nachdem dessen Handschrift für alle nicht mehr zu übersehen ist. Hat ja schon bei dessen erstem Engagement keinen gestört, daß der seinen Job nicht beherrscht. Man läßt ihn auch noch die Wintervorbereitung machen, damit ganz sicher ist, daß die Mannschaft auch zum Rückrundenstart nicht ihr Potentzial abruft. Wenn dann im April ein Abstiegsplatz gefestigt ist, wird doch noch der Trainerwechsel vollzogen, es wird natürlich keiner mit Perspektive geholt, sondern einer, der schon öfter im April noch auf dem Markt war, und der seinen Zweijahresvertrag natürlich nicht erfüllen wird.  A pro pos Zweijahresvertrag. Natürlich hatte der aktuelle Trainer, der noch nirgendwo etwas nachhaltiges hinterlassen hat und der, als man noch mit ihm glücklich war immer nur für ein Jahr unterschrieben hatte, damit er leichter wegkommt, ausgerechnet jetzt einen Zweijahresvertrag bekommen.
Selbstverständlich verbindet den Präsidenten und diesen Trainer eine Männerfreundschaft, die jedes Wochenende in einschlägigen Etablissements gebührend begossen wird. Trennung also länger kein Thema als in anderen Clubs in vergleichbaren Situationen. Nicht vergessen: Das Ziel, das schnurstracks angesteuert wird, ist ja eine nachhaltige Beschädigung des Clubs. Wird schon klappen.
Zum Glück nur meiner Phantasie entsprungen, würde doch so in der Realität kein Vorstandsvorsitzender, keine Stadt, keine Anhängerschaft, kein Presseorgan einfach geschehen lassen! Oder?