"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Montag, 26. August 2013

Saisonvorbereitung 13/14 - Prognosen

Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern oder diese Saisonvorschau, die ich in den Tagen vor dem ersten Spiel geschrieben hatte. Ich stelle sie trotzdem mit Verspätung hier ein, damit ich nach der Saison sagen kann, daß ich recht hatte! Obwohl ich inzwischen das mit Stuttgart lieber zurücknehmen würde und Labbadia schnell noch ins Rennen um die erste Trainerentlassung eingestiegen ist.

Wieder eine Sommerpause dahin, wieder so gut wie keine Fußballspiele  geguckt. Daß ich ein wenig Frauenfußball und CL-Quali mit Austria Wien gesehen habe und nicht weiß, was schlimmer war, darüber werde ich hinweg kommen.
Ohnehin gab es in der Sommerpause noch ärgerlich viel "Bericht"-Erstattung über Fußball. Die Hypemaschine kommt nicht mehr zur Ruhe, neuerdings werden ja Testspiele im Rahmen von Sponsorenturnieren zu "Pflichtspielen" erklärt und es gibt einen "Supercup", den aber nicht Meister und Pokalsieger austragen, sondern die derzeit am stärksten wahrgenommenen Mannschaften. Wer spielt wohl im "Supercup", wenn nicht Bayern und Dortmund die Plätze 1 und 2 belegen?
Zur Saisonvorbereitung gehört natürlich wie immer die Lektüre der Sonderhefte aus den Häusern Kicker bzw. 11 Freunde. Das von Sport-Bild spare ich mir seit Jahren, zumal der Springer-Verlag wie so oft als erster die Nerven verlor und den frühesten Erscheinungstermin wählte.
Das Kicker-Sonderheft wird für mich immer schwerer verdaulich. Die Vereinsseite nach dem Mannschaftsfoto wird immer fragwürdiger. Waren in den letzten Jahren die Leistungsdaten wenn auch unnötig, so doch einigermassen informativ, so brauche ich die Informationen, die dieses Jahr abgedruckt werden, gar nicht. Sagt über den letztjährigen Leistungsstand gar nichts mehr, war der Spieler Stammkraft, wertvoll oder nicht, effektiv? Geht aus dem Heft nicht hervor! Wie schon seit Jahren verliere ich den Überblick, kenne auf den alten Mannschaftsbildern aus dem 11 Freunde-Büchlein mehr Spieler als in den aktuellen Kadern. In jenem Büchlein übrigens zum zweiten Mal in Folge Otto Knefler zweifach vertreten. Sehr gut wie immer das Fernsehprogramm im 11 Freunde-Heft, jedes Jahr ein Highlight.

Was ist also von der Saison zu erwarten?
Die Liga kommt endgültig auf den Hund, es geht nicht mehr um den Kampf von 18 Mannschaften um Platzierungen, die DFL wird endgültig zum Vermarktungsvehikel von FCB und BVB, 16 Vereine als Staffage, Medienvertreter als Marktschreier in rot, weiß, schwarz und gelb. Soll ja angeblich der Liga gut tun?!
Da beim FCB immer einer spinnt, ist für mich die spannendste Frage der Saison, ob der fleischgewordene Wurstfabrikant, der ewige Zweite (der sich seinerzeit ja auch erdreistet hatte, dem scheidenden Ballack Hohn und Spott nachzurufen) oder die personifizierte Spaßbremse als erster dem Trainer in die Parade fährt. Das Maul halten und den Trainer seine Arbeit machen lassen, das haben sie bei Hitzfeld, Van Gaal und Heynckes nicht geschafft, warum sollten sie es also bei Guardiola hinbekommen? Oskar Wilde hat einmal formuliert, "Ehrgeiz ist die letzte Zuflucht der Versager". Letzteres sind sie beim FCB sicher nicht, dennoch sei es ihnen einmal gesagt.
Sonst? Zweiter wird Leverkusen oder Dortmund, dahinter werden Wolfsburg, Stuttgart, die Eintracht, Schalke, vielleicht noch Gladbach einlaufen. Dann Hannover, HSV, Freiburg, Hoffenheim und evtl. noch Bremen, für die es um nichts gehen wird. Bemerkenswert in Zusammenhang mit dem HSV bleibt, daß die Hamburger seit Jahren schon beweisen, daß man gar keinen Magath braucht, um sich ohne Konzept, Sinn und Verstand den Kader kaputt zu kaufen.
 In Abstiegsgefahr schweben jetzt schon Mainz, Nürnberg, Augsburg und die beiden Neulinge. Ich favorisiere Mainz und Berlin für die Rückkehr in Liga 2.

Hoffnungen bzw. Erwartungen: Adler wird wieder Nummer 1 im Nationalteam. Huntelaar verläßt Schalke, da er noch nie so lange bei einem Verein geblieben ist.
Schweinsteiger, Kroos, Müller, Götze - klingt nach einem Traum-Mittelfeld. Mehrere aus dieser Reihe werden sich öfter auf der Ersatzbank wiederfinden, als für möglich gehalten.
Jens Keller wird als erster Trainer entlassen, geht schließlich schon angezählt in die Runde.
Die lokale Presse schreibt wieder, wie jedes Jahr, Alex Meier sei nie so wertvoll gewesen wie heute.
Matthäus bleibt weiter - frei nach Ronnie Borchers - draußen vor der Tür.


Im nächsten Jahr ist WM. Löw muß mehrere Serien brechen, soll der Titel geholt werden. Mehr als 3x in Folge unter den letzten vier zu landen, hat Deutschland noch nicht geschafft (1966-1970-1974; 1982-1986-1990; 2002-2006-2010.). Ein WM-Titel konnte bisher nicht ohne SGE-Spieler im Kader gewonnen werden. Da Ter Stegen und Zieler, Jansen, Aogo, Beck u.a. scheinbar vor den Eintracht-Aspiranten rangieren, sieht es auch diesbezüglich schlecht aus. Und der Bundestrainer muß erst noch beweisen, daß er nicht vor entscheidenden Partien die Nerven verliert, von seiner Linie abweicht und sich in der Anpassung an den Gegner verzettelt, die Mannschaft damit überfordernd. Ich bin gespannt, wieviele Spieler, die im Verein nur auf der Bank sitzen, mitgenommen und von Beginn an aufgestellt werden. Hält Löw an Klose und Gomez, Podolski, Mertesacker und den verschiedenen Bayern-Spielern, die zu Bankdrückern werden dürften, fest?

Zuletzt noch ein Blick auf Spieler, die die Eintracht verlassen haben, um woanders mehr zu erreichen.
J. "only god can judge me" Jones, weggegangen, weil man in Frankfurt ja nicht zur Legende werden könne. Wenn man es als 31-jähriger auf gerade 151 BL-Spiele gebracht hat, ist es in der Tat schwer, nicht von einer marginalen Karriere auszugehen. Dennoch Respekt, mit seinen in Königsblau gezeigten Leistungen hätte er durchaus ein hohes Ansehen bei den traditionsbewußten Eintrachtfans gewinnen können - und nicht so viele Versuche, aussortiert zu werden überstehen müssen, wie auf Schalke. 
Fährmann? Könnte Nummer eins bei einem Europacup-Teilnehmer sein, wenn er das eine Jahr in der 2. Liga bei der Eintracht durchgezogen hätte. Hat er aber nicht.
Ochs? Noch nicht klar, ob und wenn ja, wo er 13/14 spielt. Dem Vernehmen nach zufrieden damit, auf der Payroll von Volkswagen zu stehen. Fußball als schöne Nebensache - eigentlich ganz vernünftig.
Chris? Zukunft ebenfalls offen, auch ihm hat der Abstecher nach Hoffenheim nichts gebracht - in seinem Fall aber ganz anders als bei Ochs: Chris spielte nicht, Ochs ist da, wo er jetzt ist, weil er in Hoffenheim regelmässig spielte.


Mittwoch, 7. August 2013

Stadionalbum 29: Italia 90

Viel ist zu lesen über die italienische Liga, die schlechten Zuschauerzahlen, den schlechten Zustand der Stadien. Das war nicht immer so. 1990 wurde in Italien die Fußball-WM ausgetragen und damals war man allenthalben begeistert von den Spielstätten, in denen erstmals bei einer WM nur Sitzplätze erhältlich waren. Reine Fußballstadien waren jedoch klar in der Minderheit, was auch historische Gründe hat, da in der "Gründerphase" des flächendeckenden Stadionbaus aus politischen Erwägungen heraus fast ausschließlich Mehrzweckstadien gebaut worden waren. Ein Gutteil der Stadien von Italia 90 geht trotz zwischenzeitlicher Umbauten noch auf diese Phase der 20er und 30er Jahre zurück.



Bemerkenswerte Außenansicht, von Stararchitekt Renzo Piano ersonnen. Bari hatte ein 1934 eröffnetes Großstadion, das als Übergangsgefängnis für Albanische Flüchtlinge 1994 traurige Berühmtheit erlangt hatte.


Das San Nicola aus der Luft. Einer von zwei Neubauten.

Stadio Renato Dall'Ara, 1983 nach dem ehemaligen Vereinspräsidenten benannt. Zur WM gab es eine Erweiterung der Zuschauerränge. Die Backsteinfassade mit den Rundbögen blieb vom Ursprungsbau ebenso erhalten wie der 42 Meter hohe Marathonturm. Mussolini war bei der Eröffnung 1926 zugegen und bis 1943 Stand eine bronzene Reiterstatue des Duce auf der Tribüne vor dem Turm.

Sant'Elia in Cagliari. Die Planung für das Stadion begann nach Cagliaris Aufstieg in die erste Liga 1964, doch erst 1970, pünktlich zur einzigen Ligameisterschaft des Clubs, wurde es fertig. Für die WM mit dem hier zu sehenden Dächlein versehen. Aus Angst vor marodierenden Hooligan-Horden wurden die Vorrundenspiele der Engländer auf Sardinien ausgetragen. In meiner gesamten WM-Erinnerung war dies die spielerisch erbärmlichste Vorrundengruppe mit der Partie Englands gegen Irland als schlechtestes WM-Spiel, das ich je gesehen habe.

Florenz vor der Aufhübschung.

1931 eröffnet, war die bis heute erhaltene Dachkonstruktion neben den Wendeltreppen markantestes Merkmal des von Pier Luigi Nervi (italienischer Pendant zu Archibald Leach) entworfenen Stadions. Zur Eröffnung fand ein Freundschaftsspiel der Fiorentina gegen Admira Wien statt. Das Stadion hieß bis 1945 Giovanni Berta, nach einem faschistischen Märtyrer, dann Stadio Communale, seit 1991 Artemio Franchi, nach dem ehemaligen UEFA-Präsidenten.

Genua vorher. Bereits 1911 begann Genova 1893 hier zu spielen. Ursprünglich war das Stadion des Lokalrivalen Andrea Doria direkt dahinter gelegen, mußte jedoch 1927 einer Erweiterung des Stadio Luigi Ferraris (im ersten Weltkrieg gefallener Mittelfeldspieler von Genua 93) weichen. Seit 1946 spielen beide Genoveser Clubs hier, Andrea Doria nach der Fusion mit Sampierdarenese unter dem weithin bekannten Namen Sampdoria.

Das Ergebnis des Umbaus des Luigi Ferraris zur WM mutet wie ein Neubau an, entstand aber, wie an der Fassade erkennbar, auf den Mauern des alten Stadions. Für viele das schönste Stadion der WM, so eng und intim wie sonst keines. Hätte bessere Spiele verdient gehabt als die von Costa Rica, Schottland, Schweden, sowie das Achtelfinale zwischen Irland und Rumänien.

San Siro, Meazza oder wie auch immer: vor dem Ausbau noch eine beeindruckende Schüssel, mit den zwei großen Heimmannschaften Inter und Milan seit 1926 eine der legendärsten Arenen des europäischen Spitzenfußballs.

Zuviel des Guten, in meinen Augen ein abstossender Moloch durch die Erweiterung um einen dritten Rang und vor allem das trutzige, bedrohliche Dach.

Neben dem Eröffnungsspiel mit der unvergesslichen Niederlage des Titelverteidigers gegen wüst tretende Kameruner, nahm hier der große Siegeszug der deutschen Mannschaft seinen Lauf, die ersten fünf Spiele machte das Beckenbauer-Team hier. So gegensätzliche Protagonisten wie Matthäus und Klinsmann machten hier gegen Jugoslawien bzw. Holland die Spiele ihres Lebens. Im Falle des fränkischen Raumausstatters basiert die ganze Überbewertung seiner sportlichen Lebensleistung auf diesem einen Spiel. Traurig: Ein nicht schlechter als Häßler oder Littbarski spielender Uwe Bein wurde, nachdem er vier von fünf Spielen gemacht hatte, aussortiert, weder notwendig noch berechtigt.

Wie Mailand, so ist auch Neapel ohne Dach schöner. Hier machte Maradona die Neapolitaner, die sonst nicht viel zu lachen hatten, stolz und glücklich. 1959 eröffnet, passten hier ursprünglich einmal 85.000 Zuschauer hinein.

Argentinien spielte hier zweimal "zu Hause", ehe im Halbfinale Italienb der Gegner war. Bei vielen Zuschauern übertraf die Liebe zu Maradonna den Nationalstolz, so daß sich Freude und Trauer über das Scheitern Italiens die Waage hielten.