"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Mittwoch, 23. November 2011

State of the Bundesliga: Magath äußert Sympathie!

Was muß passieren, damit Felix Magath, seinerseits einer der unangenehmeren, unnahbaren, humorfrei von oben herab abkanzelnden Zeitgenossen der Bundesliga, angibt, Sympathien für jemanden zu haben? Eine menschliche Tragödie. Eine von dem Ausmaß, daß Dr. Zwanziger, der ja seinen Laden ansonsten zunehmend weniger im Griff zu haben scheint, wieder eine seiner allgemein sehr gut ankommenden "wir müssen umdenken"-Reden halten mußte. Diese gehören sicher zu seinen großen Stärken, hier wirkt er echt. Leider erfüllen sie vor allem eine wertvolle Wohlfühl-Funktion für alle Mitspieler im System, die sich entspannt zurücklehnen können, weil ja mit dem Präsidenten das gute Gewissen des deutschen Fußballs gesprochen hat. Dann können alle bald weiter machen wie bisher, z.B. der nette Herr Slomka - zu dessen Ehrenrettung allerdings gesagt werden muß, daß der Platzverweis gegen Ya Konan wirklich fragwürdig war.
Der Schiedsrichter Rafati hat, aus bisher nicht bekannten Gründen versucht, sich das Leben zu nehmen. Das ist schlimm, ob es mit Fußball zu tun hat oder auch nicht. Es ist sehr bedauerlich, daß er nicht vorher Hilfe in Anspruch genommen hat, ein guter Psychotherapeut (oder Psychotherapeutin) kann Menschen, die unter seelischen Problemen leiden, helfen, hinter den Ursprung der Probleme zu kommen und diese zu lösen. Dabei handelt es sich zwar um einen langfristigen Prozeß, aber der kann Leben ändern und auch retten. Die in Fußballkreisen in Fällen psychischer Krisen oft erwähnten Lösungs- und Vorbeugemaßnahmen lassen diese Möglichkeit meist außer Acht. Herr Rafati steht jetzt, leider erst nach einer vor der Öffentlichkeit durchgemachten schweren Krise, vor einem solchen Prozeß. Führt man sich die Folgen seines Suizidversuches vor Augen, so kann man für ihn nur hoffen, daß er die Kraft, Zuversicht, Verantwortung und Selbstachtung, sowie das Vertrauen aufbringt oder findet, die er dazu brauchen wird.
Es geht eigentlich keinen etwas an, was Rafati passiert ist bzw. was er getan hat und wie er damit fertig wird, es ist bedauerlich, daß es auf diese Art und Weise bekannt wurde, es wird seine weitere Entwicklung möglicherweise nicht begünstigen.
Zu diesem Thema nur noch dieses: Was reitet eigentlich den Kicker, die Spieler anonym den schlechtesten Schiedsrichter wählen zu lassen? Und, ist es wirklich so schlimm? Muß das alles sein? Ist doch nur ein Spiel.
Zurück zu W.F. Magath. Aktuell in atemberaubender Geschwindigkeit auf dem Weg an die Spitze der Rangliste "unsympathischste Person im deutschen Fußball". So sinnlos wurde seit der Octagon/Dohmen-Ära kein Geld mehr verbrannt. Geld, das Magath mit seiner Mannschaft nicht wieder hereinspielen muß, Geld, das die jungen "up"-Käufer und die "Phaeton"-Fahrer (auch Bundestag und Landtage haben den im Fuhrpark) in die VW-Kassen spülen. Magath schafft das Kunststück, in sechs Monaten mehr Aktivitäten auf dem Transfermarkt zu entfalten als Freiburg, Mainz und Kaiserslautern zusammen in zwei Saisons (gefühlt, ich habe nicht nachgezählt). Transfers ohne jedes Augenmaß, weil es ihm egal sein kann, ob von zehn Einkäufen einer, drei oder fünf einschlagen. Die Gleichgültigkeit und Kaltschnäuzigkeit mit der er zu Werke geht ist so beeindruckend, daß der zuständige VW-Vorstand das ganze in der Winterpause nochmal wiederholen läßt. Also ich würde keinen VW mehr kaufen, vielleicht kann man damit diesem Wahnsinn eines Tages Einhalt gebieten. Toll, daß Ochs, Russ und Chris wieder gut dotierte Jobs bekommen haben, auch wenn den beiden Erstgenannten wohl auf lange Sicht eher die Ersatzbank denn das Rampenlicht der europäischen Fußballbühnen winkt. Es ist erst wenigen gut bekommen, die Eintracht zu verlassen, so sind schon viele Karrieren den Bach runter gegangen (Beweise: Feigenspan, Tobolik, Sippel, Falkenmayer, J. Andersen, Detari, Streit, Borchers; Ausnahmen: Nachtweih, Möller, mit Abstrichen Jones beim zweiten Mal, Berthold. Beide Listen sicher nicht komplett). Die Krönung der Magath'schen Umtriebe war sicher seine Wiedereinschleusung des Kyrgiakos in die Bundesliga. Dieser Steinzeitfußballer, den man eigentlich gar nicht als Fußballer bezeichnen dürfte, dieses ständige Ärgernis für einen jeden Liebhaber des Spiels, gegen den man in jedem Spiel zwei berechtigte Elfmeter verhängen könnte, dessen plumpe Gegner- und Ballbehandlung Mertesacker wie einen Nurejew in Stollenschuhen erscheinen läßt. Für was für einen Fußball steht eigentlich ein Trainer, der einen solchen Spieler holt? Magath geht den Weg vieler verbauchter Trainer vor ihm, er arbeitet nicht an seiner Mannschaft, nicht mit seiner Mannschaft, sondern gegen sie, entwickelt im Umgang mit den Spielern (und anderen) paranoide Züge und kauft neue Spieler, damit er mit denen die er hat nichts erarbeiten muß. Er setzt sich mit den Spielern nur insoweit auseinander, daß er sich von ihnen trennt. Ein neuer Lorant oder Coordes, nicht der langfristig wirkende Architekt. Wahrscheinlich kann er nicht mehr.
Was gibt es noch? Hat auch mit Wolfsburg und Magath zu tun. Ein richtig guter Innenverteidiger, dessen Fitness ich allerdings nicht beurteilen kann, wurde weggeschickt: Arne Friedrich -wieviele Mannschaftskapitäne hat Magath eigentlich schon abgesägt? Während andere Trainer an taktischen Finessen, Laufwegen, Verschieben usw. arbeiten, versucht Magath auf seine Mannschaften einzuwirken, indem er Kapitäne absetzt. Zurück zu Friedrich, dem in den letzten Wochen zweiten prominenten Spieler, der leugnet, homosexuell zu sein. Im Gegensatz zu Lahm allerdings, wurde er dazu durch eine Frage in einem Interview gedrängt. Laßt doch die Leute Fußball spielen und sie ansonsten in Ruhe. Wen interessierts? Was geht in diesen Journalisten vor, wie verstehen die eigentlich den Job eines Sport-Berichterstatters? Hat schon mal ein politischer Journalist Politiker gefragt, ob sie schwul seien, ein Kulturjournalist einen Schriftsteller?

Dienstag, 22. November 2011

Lost ground der Woche: Frankfurt Riederwald

Das erste Stadion am Riederwald, bis zur Zerstörung der Tribüne durch Bombentreffer 1943 die Heimat der SGE. Das Stadion war ganz in der Nähe des nach dem Krieg von der Eintracht bezogenen Areals.

Montag, 21. November 2011

Stadionalbum: deserted cities of the heart revisited

Nicht nur im Baseball gab es in der Vergangenheit herzzerreissende Standortwechsel, Verpflanzungen von Franchises an andere Orte aus wirtschaftlichem Interesse. Von den in dieser Kategorie aufgeführten Wechseln ist sicher der von den Brooklyn Dodgers der meistbedauerte, von den meisten Emotionen begleitete der gesamten Sportgeschichte der USA gewesen. Die anderen aufgeführten Wechsel betrafen häufig schlecht laufende Franchises, oft war die trauernde Fangemeinde überschaubar, zumal häufig ein übermächtiger Lokalrivale zum Umzug einer Mannschaft beitrug. Außerhalb des Baseballs gab es dieses Phänomen auch, oft dann, wenn eine Liga nach größeren Medienmärkten schielte, um höhere Einnahmen erzielen zu können. Dies führte im Eishockey z.B. dazu, daß Mannschaften in Sportart-fremden Gegenden angesiedelt wurden und dort nicht angenommen wurden. Eishockey in für Wintersport exotischen Gegenden in halbvollen Arenen hat im Nachhinein betrachtet der Verbreitung des Sports und seiner Popularität mehr geschadet als genutzt. Aber das ist ein Thema für sich.
Nachzutragen sind in der Rubrik "deserted cities of the heart" vor allem zwei relocations der NFL, die zumindest in einem Fall für ähnlich große Erschütterungen der einheimischen Fans geführt haben, wie bei den Dodgers: den Cleveland Browns, die eine sehr lange und auch erfolgreiche Tradition hatten.

Cleveland Municipal Stadium: für Baseball zu groß, im Football von knapp 80.000 Browns-Fans oft in eine der stimmungsvollsten Arenen der gesamten NFL verwandelt. Besitzer Art Model zog nach Baltimore um, weil er in Cleveland kein moderneres, komfortableres und damit besser vermarktbares Stadion bekam. Damit verlor die Liga einen Standort mit einer der breitesten und treuesten Fanbasen.

In diesem Stadion (hier in Baseball-Konfiguration) waren einst die legendären Baltimore Colts zuhause. Mehrfacher NFL-Meister, vor der Super-Bowl-Ära, blickten sie auf eine lange und ruhmreiche Geschichte zurück, als die Eigner Anfang der 80er Jahre für den Wechsel in die vormalige Football-Diaspora nach Indianapolis entschieden.

Sonntag, 6. November 2011

Stadionalbum Teil 16: Shapes of things

Wieviele verschiedene Möglichkeiten gibt es eigentlich, Zuschauerplätze um einen Sportplatz herum zu platzieren? Ich habe in meiner kleinen Sammlung einige Formen gefunden. Die Varianz ist natürlich auch nicht zuletzt auf unterschiedliche Sportarten und daher auch unterschiedliche Spielfeldformen zurückzuführen. Eine weitere Rolle spielen natürlich auch die Nachbarschaftsverhältnisse. Auf Baseballstadien habe ich bewußt verzichtet, diese hätten in ihrer Vielfalt den Rahmen gesprengt.


Spielfeld rund? Kein Problem, man baue einfach 12 einzelne Tribünen darum herum.

Maracana in Rio De Janeiro, einst über 200.000 Plätze. Das Spielfeld ist zwar rechteckig, das Stadion aber rund. Dadurch zwar sehr hohe Kapazität aber auch große Entfernung zum Spielfeld.

Platzmangel sorgt oft, wie hier in Curitiba (Brasilien) für einen etwas unvollendeten Gesamteindruck.

Das klassische Hufeisen gibt es nicht nur in den USA, auch das "Pacaembu" in Sao Paolo bedient sich dieser Form.

Die ovale Schüssel, hier turmhoch in die Höhe gebaut, ist auf der ganzen Welt anzutreffen, hier im "Morumbi" in Sao Paolo.

Sage und Schreibe 8 Ecken hat das städtische Stadion zu Nürnberg, durch sämtliche Umbaumaßnahmen hindurch wurde die ursprüngliche Form seit 1928 beibehalten - im Gegensatz zum Stadionnamen.

Weder eckig, noch oval, eher ein Mix aus beidem, das gigantische Michigan Stadium, rund 109.000 Plätze, überwiegend in den Boden eingelassen.

Nichts Halbes und nichts Ganzes, von allem ein bischen.

In den USA oft anzutreffen, die einander gegenüber liegenden Tribünen, flach ansteigend, nicht gestuft. Viele Stadien dieser Form wurden später an den Endzonen mit weiteren Tribünen versehen und geschlossen (z.B. Tampa Stadium)

Aloha Stadium gibt es in unterschiedlichen Konfigurationen, da die Tribünen teilweise mobil sind.

Ebenfalls 8-eckig, durch den zweiten Rang deutlich höher als Nürnberg. In den USA ist das Achteck nicht so ausgefallen wie in Deutschland.

Die Geraden turmhoch, die Endzonen niedriger. Im Hintergrund besagtes Tampa Stadium, altes und neues Stadion der Buccaneers auf einem Bild.

An jeder Spielfeldseite eine einzelne Tribüne, typisch englisch aber auch andernorts anzutreffen. Dies sind in der Regel die stimmungsvollsten Stadien.

Die Grundform oval, weder ein durchgehendes Dach, noch unüberdachte Kurven, dazu gänzlich asymetrisch angebrachte Flutlichtmasten.

Mittwoch, 2. November 2011

Stadionalbum Teil 15: The Horseshoe

Es ist die klassische, an die Ur-Gestalt des Stadions der Antike angelehnte, Form. Nicht umsonst sind die hier abgebildeten Stadien teilweise die ältesten (größtenteils) noch genutzten Footballstadien der USA, überwiegend entstanden in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Dem geneigten Betrachter wird auffallen, daß nur zwei NFL-Stadien vertreten sind, das legendäre "Mile High Stadium" in Denver, inzwischen durch ein hochmodernes Stadion ersetzt, und das Stadion in San Diego, das die längste Zeit unter dem Namen "Jack Murphy Stadium" firmierte und das inzwischen so ausgebaut wurde, daß die ursprüngliche Hufeisenform nicht mehr erkennbar ist.

Athens, Sanford Stadium, University of Georgia. 1929 eröffnet, 92.746 Plätze.

Cambridge (Massachusets), Harvard Stadium. 1903 eröffnet, 30.898 Plätze. Harvard spielt in der "Ivy-League", der Universitätsliga, in der die ältesten Universitäten der USA gewissermassen außer Konkurrenz ihren Wettbewerb austragen. Allesamt Unis, an denen der akademische Standard weitaus höheren Stellenwert als der athletische besitzt. Aus diesen Unis geht äußerst selten ein Profispieler hervor, aber die Absolventen können lesen und schreiben und meist noch viel mehr.

Cincinnati, Nippert Stadium. 1924 eröffnet, 35.097 Plätze. Auch die NFL-Bengals spielten vorrübergehend hier.

Columbus, Ohio Stadium. Heimat der Ohio State University. 1922 Eröffnet, 102.329 Plätze.

Zeitgenössische Abbildung von Ohio Stadium (s.o.)

Denver, Mile High Stadium. 76.273 Plätze, eröffnet 1948, Heimat der Broncos von 1960 bis 2000.

Los Angeles Memorial Coliseum. Eröffnet 1923, zweimal Olympia-Schauplatz und Heimstadion der University of Southern California. Kapazität aktuell 92.000, Rekord 104.953.

Purdue University. Eröffnet 1924, 62.500 Plätze.

Madison, Camp Randall Stadium, University of Wisconsin. 1917 eröffnet, 80.321 Plätze.

Lawrence, University of Kansas, Memorial Stadium. 1921 eröffnet, 50.071 Plätze.

Miami, Orange Bowl, University of Miami. 1937 eröffnet, 74.476 Plätze. Inzwischen abgerissen.

Nashville, Vanderbilt Stadium. 1922 eröffnet, 41.000 Plätze.

Philadelphia, Franklin Field, University of Pennsylvania. Eröffnet 1895 (!), 52.593 Plätze.


San Diego Stadium alias Jack Murphy Stadium, heute unter irgendeinem Firmennamen (Qualcomm oder schon ein anderer) bekannt. 1967 eröffnet.