"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Vorerst gescheitert - die Eintracht

"It's better to burn out, than to fade away". Ist eigentlich eine Zeile aus einem Klassiker von Neil Young und nicht die Vereinshymne der SGE. Aber die Eintracht schickt sich an, diesen Vers zum zweiten Mal in Folge zum Motto der Saison zu erheben - allerdings in der Variation, daß sie beides macht. Das verlief letztes Jahr so, daß im Oktober der Höhepunkt erreicht wurde, im November der Burnout, im Dezember leidliche Schadensbegrenzung, dann desaströse Winterpause und - vorbereitung und der fade-away, frei übersetzt das ebenso lange wie langsame Dahinsiechen in der Rückrunde. Klingt vertraut, praktisch deckungsgleich mit der Vorrunde 2011/2012. Sieht man Verhalten und Reaktion von Schwegler im und nach dem letzten Spiel in St. Pauli, so deutet sich an, daß der Kapitän in der Mannschaft ähnliche Tendenzen feststellt, wie vor Jahresfrist, was ihn ja seinerzeit auch bewogen hatte, von einer Vertragsverlängerung abzusehen. Inzwischen dürfte man ja begriffen haben, daß ihm wirklich etwas an der Eintracht liegt, man sollte ihn also anhören und ernst nehmen.
Die Mannschaft spielt immer wieder "optisch überlegen", scheint sich damit selbst mehr zu beeindrucken und einzulullen als die Gegner, ein zwingender Zug zum Tor, ein erkennbarer Wille einen Treffer zu erzielen, war in den letzten Wochen nicht mehr erkennbar. Als herrsche im Team die Einstellung "wird schon irgendwie einer reingehen". Auch das erinnert an die Vorsaison.
In den letzten Partien hat die Mannschaft sichtlich weniger investiert als die Gegner, mit Ausnahme der St. Pauli-Begegnung. Und in diesem letzten Spiel hatte die Eintracht zwei torgefährliche Aktionen, die bei schwächerem gegnerischen Torwart auch schon mal reingehen, aber dennoch ist das zu wenig, es spricht nicht gerade dafür, daß da eine Mannschaft unbedingt gewinnen will. Außerdem, und das kennzeichnet die Eintracht schon seit ich denken kann: der Gegner kann jederzeit ein Tor erzielen, die Abwehr ist immer für ein Gegentor gut, egal wie die Spielanteile liegen.
Es bleibt Armin Veh zu wünschen, daß er Wege findet, den Schwung und Biß der ersten Wochen wieder ins Spiel zu bringen. Ich frage mich, wie schwach die Spieler in der zweiten Reihe sein müssen, daß Köhler in seiner aktuellen Form immer noch gesetzt ist, Jung immer noch spielt usw. Vielleicht kann ja Kittel etwas reißen. Hoffnung bleibt immer.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Mal etwas anderes: Monster Magnet geht immer

Diesen Blog wollte ich erst "Sport und Musik" nennen, als Ehrerbietung an den Samstagnachmittag meiner Kindheit, als die Eintracht noch dritter der ewigen Tabelle war (und Köln erster!). Ich habe also keinerlei Skrupel, das nur manchmal berauschende Terrain des Sports zu verlassen und einen Trip ins echt psychedelische zu unternehmen.
Monster Magnet waren in Darmstadt und nach 11 Jahren habe ich mich wieder aufgemacht, sie zu sehen. Dave ist dick geworden, die Bühne kleiner, er trägt nicht mehr den Flammen-Lederanzug und tanzt auch nicht mehr wie ein Derwisch über die Bühne. Das grandiose, oft überzogene Posing hat er deutlich runtergefahren, nicht zum Nachteil seiner Bühnenpräsenz. Das Konzert war kürzer als damals. Da ich kein Kritiker bin, sondern Fan, sage ich, daß es mir großen Spaß gemacht hat, die Jungs Mal wieder zu sehen. "Dopes to infinity" komplett gespielt, "look to the orb for a warning", "Megasonic teenage warhead", "dead Christmas" und die anderen nochmal live zu hören tat gut. Textzeilen wie "Introduce me to god", "You can't rape the world and be creative" und natürlich "I'm never gonna work another day in my life" (breitbeinig, mit gestreckten Mittelfingern natürlich) sind kostbare Rock'n'Roll-Momente. Die nackten Tänzerinnen, die sich auf der "God says No"-Tour noch zu "Space Lord" auf Podesten räkelten und ihre rasierten ... präsentierten, die haben mir gefehlt, hatten damals aber den Mißfallen der Musikpresse erweckt, die ja ohnehin lieber die Vorgruppe Queens of the Stone Age als Headliner gesehen hätten. Geschmacksache. Deren Stücke mit Nick Oliveri am Mikro taten mir richtig weh, ich würde die mehr der Aktionskunst ( oder Fluxus?) als der Musik zuordnen.


Messianische Pose, steht Dave Wyndorf auch mit 55 und Bauch noch gut. Monster Magnet rockt noch immer.

Montag, 5. Dezember 2011

Orte der Schande 1: Gijon

Was muß auf dem Platz los sein, damit Zuschauer auf der Tribüne erregt und mit Schaum vor dem Mund mit Geldscheinen wedeln? Nein, es ist nicht Wolfsburg, die Zuschauer dort sind ja viel zu betäubt, um etwas zu merken. Hier, im Spanischen Gijon fand im Rahmen der WM 1982 eines der denkwürdigsten Spiele in der WM-Geschichte statt - das im Nachgang auch zu einer Änderung der Regularien führte, als Konsequenz aus dem Spielverlauf. Die Begegnung zwischen Deutschland und Österreich war das dritte Spiel beider Teams in der Vorrundengruppe. Deutschland führte nach knapp 10 Minuten mit 1:0, passend zum Spiel war der Treffer von Horst Hrubesch nicht Fisch noch Fleisch, er war einfach in eine Flanke gelaufen und der Ball sprang von seinem Oberschenkel ins Tor. Dieses 1:0 war genau das Resultat, das beiden Mannschaften in die nächste Runde verhalf. Ein weiterer Treffer, egal welchen Teams hätte das Aus für den anderen bedeutet und die Mannschaft von Algerien, die ihr drittes Gruppenspiel bereits beendet hatte, wäre mit 4:2 Punkten eine Runde weiter gekommen. In den ca. 80 Minuten nach dem Tor spielte sich ein erbärmliches Ballgeschiebe ohne irgendwelche Angriffsbemühungen ab, unsportlich und zynisch, jegliche Fairness verhöhnend, verächtlich gegenüber den Algeriern. Die Protagonisten auf Deutscher Seite waren einige der abgezocktesten und abgebrühtesten Spieler aller Zeiten, allen voran Breitner, Kaltz, Rumenigge, Schumacher. So kam es zu den Reaktionen der Zuschauer, die mit Recht ein abgekartetes Spiel vermuteten. Die Beteiligten behaupten bis heute, es habe keinerlei Absprachen gegeben, aber so ist es ja auch immer, wenn gefragt wird, ob eine Mannschaft gegen ihren Trainer gespielt habe. Jeder, der einmal Einblicke in das Intimleben einer Profimannschaft gewinnen konnte, weiß, das es passiert.

Freitag, 2. Dezember 2011

Derbyfieber - Frankfurt und Bad Nauheim

Das einzig wahre hessische Eishockeyderby rückt näher. Zeit, an die besondere Beziehung zu erinnern, die die beiden Eishockeystandorte Frankfurt und Bad Nauheim verbindet. Vor 30 Jahren wurde die Eissporthalle in Frankfurt eröffnet und damit begann eine neue Zeitrechnung des Sports in Frankfurt, wenngleich dieser schon viel länger in der Mainmetropole betrieben wurde. Nach einem zweijährigen Gastspiel in der ersten Bundesliga Ende der 60er Jahre führte die Eintracht für die folgenden mehr als 10 Jahre ein Dasein als Fahrstuhlmannschaft zwischen zweiter und dritter Liga. Die Heimspiele trug man auf der Eisbahn in der Radrennbahn des Waldstadions aus, die knapp 10.000 Zuschauer, die hier einmal ein Bundesligaspiel gegen Köln besuchten, erreichte man in den folgenden Jahren oft in einer ganzen Saison nicht. Gleichzeitig mit diesem Dahindümpeln in den unteren Klassen unter freiem Himmel vor einer Handvoll Zuschauern, war der VfL Bad Nauheim eine feste Größe in der ersten Bundesliga, man spielte im überdachten, oft sehr stimmungsvollen Colonel-Knight-Stadion, erreichte mehrmals die Meisterrunde, stellte Nationalspieler. Allen voran natürlich Rainer Philipp, Legende weit über Hessen hinaus, einer der besten deutschen Stürmer aller Zeiten. Das Problem in Bad Nauheim war, wie überall im deutschen Eishockey, damals wie heute, daß Eishockey in Deutschland auf höchster Ebene nicht kostendeckend zu betreiben ist. Schon gar nicht in einer Kleinstadt, selbst wenn viele eigene Talente hochgebracht werden. So strich 1982 nicht nur der deutsche Rekordmeister Berliner Schlittschuhclub sondern auch der VfL Bad Nauheim die Segel und schied aus der Bundesliga aus, wobei allerdings auch der sportliche Abstieg am Saisonende stand. Die Eishockeyabteilung wurde aufgelöst, eine Neugründung in der untersten Liga erfolgte als EC Bad Nauheim. Die Eintracht nutzte derweil die Gunst der Stunde und nahm nach Verzicht mehrerer vor ihr platzierter Teams den angebotenen Platz in der damals eingleisigen 2. Liga wahr. In der nagelneuen Halle mit damals offiziell 5.500 Plätzen war damit plötzlich der höchstklassige hessische Eishockeyclub zu Hause. Nachdem bereits zuvor immer wieder Spieler aus Bad Nauheim nach Frankfurt gewechselt hatten, meist, weil sie in der Bundesliga nicht mithalten konnten oder wollten, kamen nun reihenweise aktuelle Bundesligaspieler, die sich noch zu stark für die Regionalliga fühlten, zur Eintracht und ermöglichten so die Zusammenstellung eines konkurrenzfähigen Kaders. Das wäre ohne die Bad Nauheimer Zugänge nicht so einfach möglich gewesen. Die Eintracht schaffte den Klassenerhalt, etablierte sich in der 2. Liga und wies auch in der Aufstiegssaison 1985/86 noch 8 Ex-Bad Nauheimer auf. Der neue Wetterauer Club schaffte in den Jahren nach 1982 sukzessive den Aufstieg bis in die 2. Liga, auch durch die Rückkehr vieler Stützen aus dem Frankfurter Exil. So waren die vielen leidenschaftlich geführten Derbys der 80er Jahre eigentlich auch immer Veteranentreffen ehemaliger Weggefährten, die einst mit-, dann gegen- und teilweise wieder miteinander spielten, durch die Wechsel hin und her (z.B. Jürgen Pöpel, Fauerbach, Müller). Das Frankfurter Eishockey wäre heute sicher nicht da, wo es ist (in der Popularität und als Eishockeystandort, ungeachtet der Ligazugehörigkeit), ohne die Bad Nauheimer Aufbauhelfer, welche teilweise jahrelang Stützpfeiler der Eintracht waren. Danke Bad Nauheim dafür und Respekt für jahrelanges tapferes Mitkämpfen im Konzert der ganz großen.
Mein erstes Spiel in Frankfurt war das Derby im November 1984 (3:3), das Mannschaftskapitän Helmut Keller (vorher Bad Nauheim) 30 Sekunden vor Schluß bei 6 gegen 3-Überzahl mit einem Hammer von der blauen Linie ausglich. Es war ein dramatisches, hartes Spiel, große Kulisse, phantastische Atmosphäre. Bill Lochead saß 17 Minuten in der Kühlbox! Damals waren die Nauheimer noch leichter Favorit, gewannen den direkten Vergleich in jener Saison, aber die Eintracht erreichte die Aufstiegsrunde und die Wetterauer mußten in die Abstiegsrunde. In der Folgesaison stieg dann die Eintracht in die erste Liga auf!

Die Mannschaft des VfL Bad Nauheim 1977-78, als die Welt hier noch in Ordnung war und sich im zugigen Waldstadion ein paar Dutzend Zuschauer von der Eintracht verloren. Wer möchte kann ja mal zählen, wieviele später auch für die SGE spielten.

Der gelernte Bäcker war für die Eintracht ein solider, robuster Verteidiger.

Bis zur Verpflichtung von Zankl, dem er schon in Bad Nauheim hatte weichen müssen, war er die Nummer 1 in Frankfurt, mußte in der Aufstiegssaison 38-jährig ins zweite Glied.

Von 1982 an, gemeinsam mit Jezy Potz, die Säule der Frankfurter Verteidigung. Kam nach dem Ausscheiden des VfL Bad Nauheim aus der Wetterau und blieb bis zum Karriereende. Leider in der Relegation 1986 mit Bänderriß im Knie zum Zuschauen verurteilt, der 34-jährige Kapitän hätte ein besseres Ende verdient gehabt.

In der letzten Nauheimer Bundesligasaison war er noch zweitbester Skorer hinter Bill Lochead, bei der SGE seit 1984, in der Aufstiegssaison im ersten Sturm neben Trevor Erhardt und Helmut Guggemos.

Urgestein des Rhein-Main-Eishockey, bereits in den 60ern in der ersten Liga für die Adlerträger auf dem Eis, dann zwischen Mannheim (zu deren Zweitligazeiten) und Bad Nauheim wechselnd, nach 1982 wieder zurück zur SGE, wo er noch jahrelang Leistungsträger war. Auch in seiner letzten Saison, als ältester Feldspieler, noch zuverlässiger Schütze wichtiger Tore.

Einer der Hauptgaranten für den Aufstieg. Die letzte Nummer 1 der Nauheimer Bundesliga-Ära, 1982 bis 85 bei den Kölner Haien, dann zur SGE. Bester Torhüter der 2. Liga und der Aufstiegsrunde 85-86, trotz illustrer Konkurrenten wie Sigi Suttner, Klaus Merk, Pepi Heiß, Jiri Crha u.a.

Nachdem er 84-85 eine ganz starke Saison gespielt hatte, beutelte ihn 85-86 das Verletzungspech, fiel mehrfach für einige Spiele aus, konnte deshalb nicht an die Leistungen des Vorjahres anknüpfen und spielte in der Relegation 86 nur eine kleine Rolle. Zuvor hatte er sich weder in Bad Nauheim noch in Mannheim als Erstligastürmer etablieren können.

Der Metzgersohn aus Sachsenhausen hatte wie viele andere in Bad Nauheim Bundesligaluft geschnuppert, ehe er, gemeinsam mit seinem älteren Bruder Ralf, für die Eintracht stürmte. Nach dem Aufstieg spielte er sogar neben Trevor Erhardt in der ersten Sturmreihe der SGE. Eigentlich für die erste Liga etwas zu schwach, war er nach dem Ende der Eishockey-Eintracht für die Löwen beim Wiederaufbau zur Stelle, erneut an der Seite von # 27, als erster Mannschaftskapitän in der Löwengeschichte. Leider viel zu früh einem Gehirntumor erlegen.