"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Freitag, 27. November 2020

HAPPY BIRTHDAY Trevor Erhardt #27

 

Graffito eines unbekannten Künstlers


Donnerstag, 20. August 2020

Zum Tod von Dale HAWERCHUK

Der hiesigen Presse keine Meldung wert, erfuhr ich die traurige Nachricht durch NHL.com: Dale Hawerchuk ist im Alter von nur 57 Jahren an Krebs gestorben. Mir ist er ein paar Zeilen wert, weil er der beste Eishockeyspieler ist, den ich je live, also nicht im Fernsehen sondern in einer Eishalle spielen sah. 
Ich habe sicher einige sehr, sehr gute Spieler in Frankfurt und anderswo gesehen, Weltklassespieler, auch Spieler, die in ihren besseren Zeiten Weltmeistertitel (Chalupa, Dvorak, Lala, Lukac) gewonnen hatten oder NHL-Stammspieler waren (Simmer, Gare, Valentine, Lee, Sims, Frycer), Stanleycup-Sieger wie Pouzar und auch spätere Stars wie Shanahan und Sakic. Aber kein Spieler hat mich je so beeindruckt wie Dale Hawerchuk, als er in der WM-Vorbereitung 1989 mit dem Kanadischen Team in Frankfurt gegen die deutsche Nationalmannschaft antrat. Eine derartige Präsenz, Dynamik sowie läuferische und stocktechnische Finesse habe ich nie bei irgendeinem anderen Akteur auf dem Eis gesehen.
Von ihm gelesen hatte ich seit Mitte der 80er Jahre in den NHL-Jahrbüchern der "Sporting News" bzw. dem Jahrbuch 1986 von Zander Hollander und den damaligen Scouting Reports, wo er jahrelang zu den besten Spielern der Liga gezählt wurde. Dann gab es eine Zeit lang NHL-Zusammenfassungen in "Sportkanal" und anderen kleinen, obskuren Sendern. Zum ersten Mal im Fernsehen sah ich einen überragenden Hawerchuk in einer Zusammenfassung eines Spieles seiner Jets gegen die Calgary Flames, das die Jets 10:1 gewannen. Jene lange Zusammenfassung war übrigens von Gerd Rubenbauer kommentiert worden. Einen solchen Ausnahmespieler einmal auf Frankfurter Eis gesehen zu haben, erachte ich bis heute als einen Glücksfall. 
Sein "Pech" war, daß er mit den Winnipeg Jets für ein Team spielte, das nicht genug in einen starken Kader investieren konnte, um an der damals übermächtigen Konkurrenz von Edmonton, Calgary und auch L.A. vorbeizukommen. Und für persönliche Lorbeeren in Form von Einzelauszeichnungen war die Konkurrenz durch Gretzky, Lemieux zu übermächtig. Er gehörte zu einer Handvoll Spieler, die in jeder anderen Ära mindestens eine Hart-Trophy gewonnen hätten und mit 130 Punkten auch die Art Ross-Trophy gewonnen hätte, wenn es nicht die Ära der zwei besten Scorer aller Zeiten gewesen wäre (Gretzky 4x über 200 Punkte und Lemieux, der fast nie 80 Saisonspiele schaffte mit mehrmals 160 bis 199), so daß er neben Savard, Messier, Stastny, Francis, Yzerman, Nicholls um nur die herausragendsten zu nennen, mit der zweiten Reihe vorlieb nehmen mußte.
 Mehr über seine Erfolge, Verdienste, darüber, warum er trotz Ausnahmekönnen nicht die größte Bekanntheit genoß und wie seine Zeitgenossen an ihn zurückdenken, kann der Interessierte z.B. auf "The Hockey News" oder NHL.com nachlesen oder im englischsprachigen Wikipedia.


Ticket zum Länderspiel in der WM-Vorbereitung. Erstmals leibhaftige NHL-Profis in Person, live auf Frankfurter Eis, darunter auch der großartige Dale Hawerchuk. 





Donnerstag, 28. Mai 2020

Höhepunkte der Sammlung - heute: Berliner Sportpalast

Wenn ich schon keine Ansichtskarte mit der Eissporthalle an der Jaffestraße finde, dann sei hier wenigstens eine frühere Heimstätte des Berliner Eishockey präsentiert. Der Berliner Schlittschuhclub hatte vor dem 2. Weltkrieg davon profitiert, daß Berlin eine der wenigen Städte in Deutschland war, die über Kunsteisflächen verfügte. U.a. deshalb war der Schlittschuhclub das Maß aller Dinge und errang 16x die deutsche Meisterschaft. Gespielt wurde auch im Sportpalast, vor teilweise imposanten Kulissen, Eishockey war durchaus "in" im Berlin der 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Dann kam der Krieg und der Sportpalast, eigentlich ein Ort des Vergnügens und der Zerstreuung, von den im Stechschritt marschierenden, Bücher verbrennenden, brüllenden, dem Land die Kultur austreibenden  Nazis gerne als Schauplatz gigantomanischer Propagandaveranstaltungen mißbraucht, wurde durch Bombentreffer weitgehend zerstört. 
Ende der 40er Jahre wurde dann begonnen, auf dem Fundament und in den stehengebliebenen Mauern des alten Palastes, eine Eis-Arena aufzubauen, wie auf der Karte zu sehen mit teilweise überdachten Tribünen.

Der Sportpalast als Eisstadion, mitten in Berlin! Dieser Zustand hielt nur wenige Jahre an, ehe wieder ein Dach errichtet wurde und der Sportpalast für die erneute multifunktionelle Nutzung umgestaltet wurde. Eishockey erlangte in Berlin erst wieder in den 1970er Jahren seine einstige Bedeutung, als der Schlittschuhclub in die Bundesliga aufstieg, 1974 und 1976 Meister wurde und bis zu seinem Konkurs 1982 immer im Vorderfeld der Tabelle zu finden war. Zu jener Zeit spielte der "Club" in der Halle in der Jaffestraße. 

Später, nach der Überdachung sah der Sportpalast von außen so aus - eher schmucklos im Vergleich zur Pracht der Vorkriegszeit. Eishockey fand nur noch selten hier statt, echte Publikumsrenner waren die Sechstagerennen, außerdem gab es regelmäßig Boxen, Konzerte und auch Wrestling, das damals noch als "Catchen" bekannt war. 1973 wurde der Palast abgerissen, weil der Betrieb, der keine staatlichen Subventionen erhielt, nicht mehr rentabel war. Als 1974 die Plumpe abgerissen wurde, verlor die Stadt damit innerhalb weniger Monate 2 legendäre, mythenumrankte Sportstätten!  

Das war der Sportpalast vor dem Krieg. Sehr elegant und gediegen. Die Sport- und Unterhaltungsveranstltungen zogen Zuschauermassen jeglicher Coleur an, vom Fabrikbesitzer bis zum Arbeiter. 






Mittwoch, 13. Mai 2020

Bundesliga 2020 reboot

Der geneigte Leser sieht: die zweiterfolgreichste Europapokal-Mannschaft der Eintrachtgeschichte. Wer im Marketing der SGE entschieden hat, daß die Eintracht auch in dieser Saison im EC wieder nicht in einer Neuauflage dieses so geschichtsträchtigen Trikots aufläuft weiß ich nicht, daß damit ein Verkaufsschlager verpasst wurde darf als ziemlich sicher gelten! 


Nun geht es also bald doch weiter mit dem Bundesliga-Fußball. Als Eintracht-Anhänger kann man das nur bedauern, war die Eintracht doch zuletzt wieder die formschwächste Mannschaft der Liga gewesen. 
Ende der Hinrunde hatte ich ja noch geunkt, es gebe keinen Anlaß zu erwarten, daß die SGE, zu jenem Zeitpunkt schlechteste Bundesliga-Mannschaft, in der kurzen Pause das Steuer würde herumreißen können. Nach der Winterpause hatte mich das Hütter-Team mit guten Ergebnissen dank fokussierter Leistungen ja noch Lügen gestraft. Dann aber folgten drei denkbar schwache Bundesligaspiele und die Heimblamage gegen Basel und leider war die Eintracht wieder die schwächste Mannschaft der Liga. Zum Glück kam dann die Pause schon nach nur drei Spielen und nicht wie in der Hinrunde erst nach 7 Partien (oder waren es 9?) als fortwährendem Offenbarungseid. Insgesamt scheint die Eintracht 2019/2020, mit Ausnahme der ersten 4-5 Spiele der Rückrunde nur in der Lage, ein- bis zweimal pro Monat eine gute Leistung auf den Platz bringen zu können und zwar wettbewerbsübergreifend. Gut gegen Leverkusen, gegen Bayern, im Europacup eine Halbzeit in London und im Hinspiel gegen Salzburg, sowie die genannten Spiele zum Rückrundenauftakt. das wars. Die spielerische Klasse, deren Fehlen die Autoren der Frankfurter Rundschau in der Rückrunde bemängelten, suggerierend, es hätte sie in der Hinrunde gegeben, fehlt meiner Meinung nach schon die ganze Saison. Auch die Bayern wurden nicht in erster Linie mit spielerischem Glanz besiegt, aber mit viel Herz und Willen. Genau das, was der Mannschaft in den meisten Spielen abgeht. Eine Frage der Einstellung der Spieler, des Charakters und der Kaderzusammenstellung. Da ist für die verbleibenden Spiele nicht mit großen Verbesserungen zu rechnen. Man kann also in Frankfurt nur hoffen, daß das Punktepolster der Eintracht auf die Abstiegsplätze reicht, um dieses Jahr drinzubleiben. Aus eigener Kraft werden sie nicht mehr weiter nach vorne kommen, jetzt fangen die Spieltage an, an denen schon in den vergangenen Jahren nicht mehr viel lief.  
Zum Glück gibt es Wichtigeres.

Denn im Grunde zeigt doch die Tatsache, daß dem Fußball hierzulande eine solche Bedeutung zugeschrieben wird, daß sich so viele Menschen so ernsthaft und mit so vielen Emotionen mit ihm befassen, wie gut es uns geht. Mit wirklich wichtigen Dingen, dem Überleben an sich oder wenigstens einer stabilen, gesicherten Existenz, beschäftigen sich in unserem Land nur wenige. 
Mal ehrlich: was macht es, wenn Clubs, die seit Jahren mißwirtschaften, auf Pump leben, Geld ausgeben, das sie (noch) gar nicht haben, folgerichtig in die Pleite gehen und von der Bildfläche verschwinden? Kein Schalke, Hertha oder Dortmund im Profifußball? Für ein paar Jahre nur, dann kämen sie ja sowieso wieder - Eishockey läßt grüßen. Ja und! Was soll daran so schlimm sein. In der Wirtschaft - und es wird ja dauernd darauf gepocht, daß die Clubs Wirtschaftsunternehmen seien - sind schon gesündere Unternehmen verschwunden.
Get a life!
Vielleicht haben DFL, Sky und Bild ja deshalb so einen Druck gemacht. Schnell wieder anfangen, bevor die Leute merken, daß gar keine Lebensqualität verloren geht, wenn es keinen Bundesliga-Fußball gibt.
In diesem Sinne viel Spaß mit "FIFA 20", dem endlich für alle sichtbar gewordenen wahren Charakter des "Spieles", zu dem es Rummenigge und Co. in den letzten Jahren gemacht haben.   

Mittwoch, 18. März 2020

Stadionalbum, neue Folge: MLB midcentury

Die höchste US-Amerikanische Baseball-Liga, major league, unterteilt in die ältere, in den 1870er Jahren entstandene "National League" und die um die Jahrhundertwende 1900 entstandene "American League", war bis in die 50er Jahre eine Angelegenheit der Ostküste, des "rust belt" von Pennsylvania und Ohio bis an die großen Seen und hatte die westlichste Ausdehnung in St. Louis. In den 50er und 60er Jahren kam es dann zu einigen Ortswechseln alteingesessener Mannschaften und schließlich auch zur Besiedlung bis dahin ignorierter Regionen. Dies machte entweder den kompletten Neubau von Stadien oder den Ausbau bereits vorhandener minor league-Stadien erforderlich.
Hier eine kleine Auswahl von in den besagten Jahrzehnten hinzugekommenen Stadien:



Die California Angels - so ihr Name während der längsten Zeit ihrer Existenz - wurden 1961 in die American League aufgenommen. 1966 wurde das abgebildete Stadion eröffnet und ist bis heute - nach Ausbau und wieder Rückbau - die Heimat des Teams.

Arlington Stadium wurde 1965 als minor league park mit 10.000 Plätzen eröffnet, während die Texas Rangers noch als (zweite Inkarnation) Washington Senators in der Landeshauptstadt spielten. Nach der Umsiedlung und Umbenennung des Teams fanden die Texas Rangers hier ihre Heimat. Im Laufe der Zeit wurde das Stadion auf 43.000 Plätze ausgebaut. 1993 zogen die Rangers in ein neues Stadion um.

Rechtzeitig für den Umzug der St. Louis Browns nach Baltimore wurde 1954 diese Ausbaustufe fertiggestellt mit zunächst 47.000, später 54.000 Plätzen. Neben den Baltimore Orioles spielte auch das NFL-Team der Baltimore Colts hier - so lange, bis Teambesitzer Irsay ein besseres Stadion wollte, nicht bekam und bei Nacht und Nebel das Team nach Indianapolis verpflanzte. Buchstäblich bei Nacht und Nebel: ohne Vorankündigung wurden eines Nachts Umzugslaster beladen und das Teamquartier ausgeräumt.

Metropolitan Stadium war 1956 eröffnet worden, in der Hoffnung, eine MLB-Franchise nach Minneapolis zu locken. Dies gelang schließlich 1960/61, als die ursprünglichen Washington Senators ihre Zelte in der Hauptstadt abbrachen. In Bloomington, nahe der Doppelgemeinde Minneapolis-St. Paul fanden die so entstandenen Minnesota Twins ihre Heimat für die nächsten 20 Jahre. Auch die Vikings aus der NFL spielten hier. Man kann sich anhand des Fotos vorstellen, wie hier sukzessive erweitert worden war, um die Kapazität von initial 18.000 auf über 50.000 zu erhöhen. 

Die Houston Astros waren 1962 gegründet worden und trugen in ihren ersten drei Jahren den Namen "Colt 45's" (in Texas wundert einen nichts). Während der Astrodome in Bau war, spielte das Team im 1962 als vorübergehende Heimat erbauten Stadion. 33.000 passten rein, in den drei Jahren von '62-'64 kamen aber insgesamt nur wenig mehr als in der ersten Saison im Astrodome. 

Das bereits 1923 eröffnete Kansas City Municipal Stadium (damals "Muehlenbach Field") war lange Zeit "nur" Heimat von minor league- und negro league-teams. 1955 zogen die Philadelphia Athletics nach KC und blieben bis 1967. Der in mehreren Quellen als etwas wunderlich und verschroben beschriebene Teambesitzer Charles O. Finley unterhielt auf dem Stadiongelände für die weniger am Spiel interessierten Besucher einen Streichelzoo und er soll auch immer wieder die Regeln bezüglich der Spielfeldgröße versucht haben zu dehnen. Das Stadion war für die A's auf knapp 34.000 Plätze ausgebaut worden. Dennoch zog Finley mit seinem Team 1967 weiter westwärts nach Oakland. Anders als die (Boston/Milwaukee/Atlanta) Braves, gelang es den A's nicht, in allen drei Heimatstädten eine world series zu gewinnen, sie holten 5 Titel nach Philadelphia, 4 nach Oakland und keinen nach K.C.. Auch der aktuelle Super Bowl Champ Kansas City Chiefs spielte hier (vor maximal 35.000), solange bis die NFL eine Mindestkapazität von 50.000 zur Auflage machte. Ein paar Jahre nach dem Wegzug der A's bekam K.C. mit den Royals ein neues Team, das vor Fertigstellung des "Truman sports complex" mit Arrowhead und Kauffman Stadium ebenfalls im hier abgebildeten Stadion spielte.

Architektonische Schönheit und Charme von Dodgers Stadium in den Hügeln über der Stadt sind oft beschrieben worden. Bevor die geliebten ehemaligen Brooklyn Dodgers allerdings hier 1962 ihre Heimat fanden, spielten sie einige Jahre im olympischen L.A. Coliseum, das durch seine Innenraum-Konfiguration für Baseball völlig ungeeignet war und einen grotesken Spielfeldzuschnitt bei Baseballspielen bedingte. Aber an der nach Baseball dürstenden Westküste strömten die Fans in Scharen und die Dodgers stellten im Coliseum Zuschauerrekorde auf, begrüßten teilweise über 90.000 Zuschauer. Heute ist Dodger Stadium das drittälteste Stadion der Liga und verkörpert nicht nur eine andere bauliche Epoche sondern auch ein anderes Lebensgefühl. Was in Boston und Chicago ganz normal ist, nämlich, daß man zu Fuß zu einem Spiel gehen kann, ist in L.A. undenkbar. Hier geht niemand zu Fuß und das Stadion ist auch gar nicht dafür ausgelegt, es sei denn man wäre bereit, eine 5 bis 10 km weite Wanderung zu absolvieren. 

Im Jahr 1925 wurde dieses Stadion in L.A. eröffnet als Heimat für u.a. die Los Angeles Angels aus der pacific coast league. Die damaligen Angels waren ein Farmteam der Chicago Cubs, hatten ergo den gleichen Besitzer, William Wrigley Jr.. So ergab es sich, daß das Stadion in L.A. "Wrigley Field" getauft wurde, ein Jahr bevor das Stadion der Cubs in Chicago diesen Namen auch erhielt. Als die neu in die American League aufgenommenen L.A. Angels den Spielbetrieb aufnahmen, waren Stadion und Umgebung bereits heruntergekommen und verfallend. Dieser Umstand und die geringe Kapazität von knapp 22.000 führten dazu, daß die Angels nach einem Jahr in Wrigley drei Jahre im Stadion der Dodgers als Untermieter spielten, ehe ihr eigenes Stadion (s.o.) fertig geworden war.

Milwaukee gehört zu den Städten, die ein halbes Jahrhundert nur minor league-Baseball beheimateten, ehe die big leagues zu ihnen kamen, wieder gingen und erneut kamen. 1953 wurde Milwaukee County Stadium eröffnet  (eigentlich für das minor league-Team der Brewers), pünktlich für die Ankunft der Boston Braves, die von 1953 bis 1965 die Milwaukee Braves waren. Nach deren Weiterreise nach Atlanta. 1970, nach einem Jahr als "Seattle Pilots" kam eine neue MLB-Franchise in die Brauereistadt in Wisconsin und erhielt den Namen Brewers. Eine Besonderheit dieses max. 55.000 Zuschauer fassenden Stadions war, daß im outfield, nahe der Anzeigetafel ein Häuschen stand, in dem "Bernie Brewer" hauste. Nach jedem Homerun der Brewers mußte ein armer Mensch im Kostüm des Maskottchens eine Rutsche in einen gigantischen Bierkrug nehmen. Im County Stadium trugen auch die Green Bay Packers jahrzehntelang 2 bis 4 mal jährlich Heimspiele aus. Und hier wurden zahlreiche Szenen für den Film "die Indianer von Cleveland / major league" gedreht. 

Shea Stadium in Queens wurde 1964 eröffnet, auf dem Flushing Meadows Parkgelände. Die Heimmannschaft, die NY Mets, waren 1962 gegründet worden, nachdem der gleichzeitige  Abgang von Dodgers und Giants nach Kalifornien doch eine empfindliche Lücke in die Sportlandschaft gerissen hatte. In diesem Stadion fand auch eines der Konzerte der Beatles auf ihrer letzten US-Tour 1965 statt, etwas bizarr anmutend, da die Zuschauer nur auf der Tribüne saßen, während die Bühne etwas verloren inmitten des leeren Innenraumes stand. Fans in unbestuhlten Innenräumen waren damals noch ebenso unbekannt wie überhaupt Open-Air-Konzerte vor so vielen Zuschauern (55.000). Die ersten zwei Jahre hatten die Mets übrigens im alten, einst von den Giants genutzten "Polo Grounds" -Stadion gespielt. 

Das 1966 eröffnete Oakland Alameda Colisseum ist hier noch in seiner ursprünglichen Form, bevor zur Akkomodation der Raiders ein scheußliches Tribünen-Ungetüm dazu gebaut wurde. Die ursprünglich aus Philadelphia stammenden Athletics hielten hier nach einem Zwischenspiel in Kansas City Einzug. Wie L.A. mit den Angels bekam auch die Bay Area neben den Giants ein zweites Team verpasst, allerdings war hier der Neuankömmling deutlich erfolgreicher. 


Weil die Liga mit nur einem  der Team an der Westküste etwas unbalanciert gewirkt hätte, ließ man es zu, dass gleich zwei Teams aus New York gen Westen zogen. Die heute noch relevante Rivalität zwischen Dodgers und Giants hatte ihren Ursprung im 19. Jahrhundert in New York City! In San Francisco angekommen, spielten die Giants zunächst zwei Jahre lang im alten und kleinen minor league-Stadion "Seals Stadium" - wo einst auch Joe DiMaggio erste Schritte als Profi unternommen hatte. Von 1960 bis 2000 war dann der hier abgebildete "Candlestick Park" die Heimat der Giants. Man sieht den Trend der Nachkriegszeit, Stadien mit gigantischen Parkplätzen im Brachland außerhalb von Stadtzentren zu errichten, weil, besonders im Westen, in dieser Ära niemand auf die Idee gekommen wäre, zu Fuß zu gehen. Es war das Zeitalter der individuellen Mobilität als Massenphänomen und als vermeintlicher Ausweis von Freiheit. 

Seattle konnte sich 1969 genau ein Jahr lang einer Major-League-Franchise erfreuen. Die "Pilots" erkoren das in der 30er Jahren eröffnete "Sick's Stadium" zur Heimstätte, benannt nach dem Besitzer des damaligen Heimteams in der Pacific Coast League. Zuvor hatten mehrere Besitzer anderer Teams Seattle als mögliche neue Heimat geprüft und alle wegen des desolaten Zustandes von "Sick's Stadium" abgewunken. Dann kam ein Jahr früher als erwartet der Zuschlag für die Pilots. In großer Hast wurde das Stadion 1969 ausgebaut um wenigstens annähernd major league-Format zu erreichen. Berichtet wird von Begebenheiten noch nicht fertig montierter Sitze und noch nicht getrockneter Farbe, als die ersten Besucher Platz nahmen. Team und Stadion wurden nur mäßig angenommen, da das Stadion in keiner Weise den Ansprüchen genügte. Es wurde nicht geschafft, die Zusage einzuhalten, 30.000 Zuschauerplätze anzubieten, viele Plätze hatten Sichtbehinderungen, es gab keine Plätze für Kamerapositionen, die Sanitären Einrichtungen waren so schlecht, daß nach dem 7. Inning die Toilettenspülungen ausfielen und die Gästespieler im Hotel duschen mussten usw.. Trotz der höchsten Ticketpreise der Liga - oder deswegen - meldete das Team nach der einzigen Saison Konkurs an und wurde nach Milwaukee verkauft.






Donnerstag, 20. Februar 2020

Kobelhang revisited

Nochmal eine Reminiszenz an eine längst vergangene Zeit. In Füssen, der Kleinstadt im Allgäu, Einwohnerzahl in den letzten Jahrzehnten so um 12.000 - 14.000, schlug einmal das Herz des Deutschen Eishockey. Vom kaum besiegbaren Serienmeister in den 50er Jahren, der auch international durchaus konkurrenzfähig war, über den allmählichen Verlust der Vorherrschaft in den 60er Jahren, als die 1958 gegründete Bundesliga erste Früchte in Sachen Leistungsdichte und Professionalisierung trug, dem Fall ins Mittelmaß in den 70ern und letztlich dem Sturz in die Zweitklassigkeit in den 80ern: Füssen blieb immer ein unerschöpflicher Quell für Nachwuchs, ohne den das Deutsche Eishockey nicht denkbar gewesen wäre. Ein Erstligist, dessen kompletter Kader aus Einheimischen aus der eigenen Jugend besteht? Würden heute nicht mal Mannheim oder Berlin hinkriegen. Heute spielen in der höchsten Deutschen Spielklasse - zumindest gefühlt - mehr Spieler aus ECHL oder AHL als aus der Deutschen Nachwuchsliga und wahrscheinlich gab es in den 70ern, bei maximal 12 Clubs und kleineren Kadern als heute, Spielzeiten, wo mehr Füssener Spieler in der Bundesliga spielten, als heute Deutsche (d.h. in Deutschland geborene) in der gesamten DEL. Da ich schonmal in der Vergangenheit über den EV Füssen geschrieben hatte, will ich es dabei belassen und die schönen Bilder wirken lassen, Winterromantik pur. Eine schöne Arbeit über den Kobelhang hatte übrigens der vortreffliche Günter Klein im absolut lesenswerten Buch über "30 Jahre Eishockey-Bundesliga" verfasst. Einziger Mangel des Buches, das eigentlich Pflichtlektüre ist: Mangelhafte Statistiken, das Ärgernis aller Werke über das Deutsche Eishockey vor 2000. 



Das Eisstadion am Kobelhang Anfang der 50er Jahre. Die Tribüne ist noch klein und unüberdacht und die beeindruckenden Stehränge, die sich rechts den Hang hinauf bis in den Wald erstreckten, lassen sich erahnen, sind hier nicht vom Schnee geräumt.

Stimmen die Angaben von Günter Klein in seinem Text, dann fasste das Stadion gut 15.000 Zuschauer, vielleicht auch mehr. So viele dürften auch hier gekommen sein, damals wurde es mit bau- und feuerpolizeilichen Regularien ja noch nicht so ernst genommen. Jedenfalls ist die Tribüne jetzt überdacht, Fans, die keinen Platz auf der Tribüne bekommen haben, stehen buchstäblich im Wald, in dessen Boden Stufen mittels Holzbohlen befestigt worden waren. 

Bereits in den frühen 60er Jahren erhielt die Eisfläche und ein Teil der Stehplätze ein Dach, lange bevor die IIHF das als Vorschrift für alle Erstligastadien erließ. Die offizielle Kapazität verringerte sich dadurch erheblich und zum Ende der Nutzung des Stadions in den 80er Jahren lag sie bei 7.000 Zuschauern. Eine Zahl, von deren Erreichen der EV Füssen längst nur noch träumen konnte. Man kann sich anhand der Bilder vorstellen, wie die Zuschauer, allen Elementen ausgesetzt, hier wohl gelitten haben. Längst vergangene und vergessene Eishockey-Folklore, frierend, bibbernd und in Versuchung, Schneebälle auf die Gegner zu werfen, einem Spiel zu folgen. Ich muß gestehen, daß ich nichts gegen das Sitzen im Warmen habe, trotz aller verloren gegangenen Romantik. Auch wenn mir blechern und schwer verständlich aus Lautsprechern kommende Durchsagen, Werbung für die lokale Sparkasse oder das Autohaus, lieber wären als der infernalische Lärm, mit dem man in z.B. der Frankfurter Halle beschallt wird, der m.E. auch der Atmosphäre nichts hinzufügt. Aber das ist wieder ein anderes Thema und hat nichts mit der Schönheit von Füssen zu tun.

Mittwoch, 19. Februar 2020

Stadionalbum neue Folge: MLB-Stadien mit den längsten "Dienstzeiten"

Aus gegebenem Anlass - Spring Training steht vor der Tür - soll nochmal an (größtenteils) vergangene aber nicht vergessenen Kultstätten des Baseball erinnert werden, fast alle aus der Zeit, als die Holztribünen abgelöst wurden und überall Stahlbeton als Baumaterial verfügbar wurde. Daher ist die Zeit zwischen 1909 und 1915 als Zeit der "concrete and steel Ballparks" in die Geschichte eingegangen. Gibt sicher einige Überschneidungen mit früheren MLB-Alben, das bitte ich nachzusehen.
Hier eine Top 10 mit den Stadien, in denen die meisten Jahre ununterbrochen MLB-Teams zu Hause waren. Yankee Stadium ist nicht dabei, weil Yankee Stadium 1 1973 abgerissen wurde und nach der Baupause Yankee Stadium 2 drei Jahre später an gleicher Stelle eröffnet wurde.

                                 1. Fenway Park, Boston - 106 Jahre (1914-2020)


Die Stadien aus der goldenen Ära, die zwischen 1909 und 1915 gebaut wurden genießen Legendenstatus und die beiden aus dieser Riege, die noch bespielt werden, sind nationalen Landmarken gleichzusetzen, wobei Wrigley noch etwas beliebter als Fenway ist. Aber auch das Stadion der Red Sox mit seiner in die Umgebung eingepferchten asymmetrischen Form, der "green monster" genannten Wand in left field und den engen Dimensionen ist ein Heiligtum.



                                   2. Wrigley Field, Chicago - 104 Jahre (1916-2020)


Über Wrigley gibt es nicht mehr viel zu sagen. Ich war mal da, an einem Mittwoch im Juni um 13.00 und es kamen über 37.000 Zuschauer! Eine außergewöhnliche Erfahrung, es fühlt sich an wie der Besuch einer Messe. Sie haben 80 Heimspiele, spielen oft tagsüber an Werktagen und haben inzwischen einen Zuschauerschnitt von gut 38.000, was quasi ausverkauft heißt. Die Plätze auf den Hausdächern rund ums Stadion sind übrigens teurer als die Tribünenplätze!  


3. Tiger Stadium, Detroit - 87 Jahre (1912-1999)


Teilweise überdachte Tribünen brachte die Ära der klassischen Ballparks, ein Element, daß den Footballstadien meistens fehlt, obwohl Baseball von April bis Oktober gespielt wird und Football von September bis Januar. Hier in Detroit, wo die Tigers 4 World Series-Titel feiern konnten, bot es sich für Power-Hitter an, die Dächer oder Flutlichtmasten anzupeilen, wenn ein Ball aus dem Stadion geschlagen werden sollte. 

4. Sportsman's Park, St. Louis - 84 Jahre (1882-1966)

In St. Louis gab es einst 2 MLB-Teams, aber die Browns, deren Stadion Sportsman's Park war, zogen in den 50er Jahren nach Baltimore um, nachdem die Cardinals ihnen sportlich und finanziell zu überlegen geworden waren, u.a. auch dadurch manifestiert, daß die Bier-Dynastie Busch erst den Club und dann das Stadion kaufte. So erhielt das Stadion dann auch den Namen Busch Stadium, der allgemein ja eher mit dem 1966 eröffneten "concrete donut" in Verbindung gebracht wird.

5. Comiskey Park, Chicago - 80 Jahre (1910-1990)


Die White Sox und ihr in der eher düsteren South Side gelegenes Stadion waren und sind eine Art Gegenentwurf zu den Cubs, die in der North Side zu Hause sind. Comiskey liegt zwischen Autobahn und Bahngleisen, umgeben von Gewerbegebieten und einer sozial schwachen Wohngegend, Wrigley Field dagegen in einem pulsierenden und prosperierenden, Viertel, schicke Geschäfte, vielfältige Gastronomie (heißt in Chicago vor allem Fleisch) und begehrte Wohnlage. 


6. Polo Grounds, New York City - 67 Jahre (1890-1957)


Leider habe ich nur diese Ansicht. Später wurde auch der Rest des im Vordergrund liegenden linken Feldes mit einer zweistöckigen Tribüne ausgebaut und erhielt die charakteristische Hufeisenform, für die Polo Grounds so berühmt war, einschließlich einer maximalen Entfernung in Center Field, die nah der 500 Fuß-Marke lag. Dies war das Stadion der Giants, bevor sie 1957 nach San Francisco umzogen. Die Yankees spielten hier als Untermieter zu Konditionen, die sie schließlich veranlassten, ein eigenes Stadion zu bauen. Auch die NY Jets (NFL) spielten hier und die neu in die Liga aufgenommenen Mets, ehe Shea Stadium fertig war.

7. Forbes Field, Pittsburgh - 61 Jahre (1909-1970)

Auch ein typisches Stadion jener Zeit. Man kann erkennen, daß die Tribünen zu unterschiedlichen Zeiten errichtet bzw. ausgebaut worden waren, anhand u.a. der unterschiedlichen Höhen und der dadurch nicht anschließenden Dächer (ähnlich wie in Griffith Stadium in Washington, daß es nicht in die Liste geschafft hat). Radio-Übertragungen gab es bei Eröffnung natürlich noch nicht. Kabinen für Rundfunk-Teams wurden nachträglich unter den Dächern, mancherorts auch darüber, eingebaut.

7. Shibe Park, Philadelphia - 61 Jahre (1909-1970)

Shibe Park, später auch Connie Mack Stadium, war das Stadion der Athletics. Wie viele andere Parks dieser Ära hatte auch Shibe ein imposantes Entree, welches den unbefangenen Laien nicht ein Stadion hinter dieser Fassade vermuten ließe.

Von oben gibt sich, auch, weil ein Spielfald zu erkennen ist, das Stadion zu erkennen. Was man hier sieht: unterschiedliche Bauzeiten, deshalb unterschiedlich hohe Dächer und in right field eine niedrige Begrenzung, die den Anliegern das Zuschauen von den Dächern ermöglichte. Das sah Connie Mack, der Manager der A's nicht gerne, deshalb wurde an dieser Seite ein blickdichter Zaun errichtet, der sogenannte "spite fence" (sinngemäß Mißgunst-Zaun). Die A's verloren den stadtinternen Popularitätswettbewerb gegen die Phillies und verließen die Stadt gen Kansas City. Durch die langjährige Doppelnutzung durch beide Teams (1938-1954) war Shibe lange das MLB-Stadion, in dem die meisten Spiele stattgefunden hatten.

7. Municipal Stadium, Cleveland - 61 Jahre (1932-1993)

Das riesige Stadion am Erie-See wurde durch den Film "Major League / die Indianer von Cleveland" weltberühmt. Es gehört jetzt nicht hierher, was dieser Film alles an Unkorrektheiten aufweist. Aber so schön es hier sein konnte, wenn über 70.000 da waren, so schön überhaupt das Erlebnis in einem klassischen Ballpark (was Cleveland Stadium nie war) bei strahlendem Sonnenschein etc. ein Spiel zu sehen, so schlimm muß es gewesen sein, an einem naßkalten Septembertag, die Indians 20 Siege von der Tabellenspitze entfernt, mit 10.000 anderen Unentwegten zu sitzen. Und das war in Cleveland meistens so, nach dem letzten Titel 1948.  


10. Crosley Field, Cincinnati - 58 Jahre (1912-1970)

Auch Crosley Field teilt das Schicksal anderer Stadien dieser Ära, daß die Starßen und Häuser zuerst da waren und der Grundriß des Stadions an die Gegebenheiten angepasst werden mußte. So kommt es zu der asymmetrischen Anordnung der Tribünen und des Spielfeldes. Crosley war das erste Stadion der Liga mit Flutlichtanlage, hatte im outfield einen leichten Anstieg, was manchen outfielder beim Verfolgen von Bällen in arge Schwierigkeiten brachte und man hielt eine zeitlang Ziegen zum Rasentrimmen.

10. Dodger Stadium, Los Angeles - 58 Jahre (1962-2020)

Das modernste Stadion dieser Liste, nicht den Klassikern zuzurechnen aber auch eine Ikone. Weit und breit nichts als Parkplätze, die Stadt L.A. im Hintergrund nur zu erahnen. Durch u.a. "die nackte Kannone" auch nicht-Baseball-Fans bekannt (denen wahrscheinlich egal gewesen sein dürfte, daß in besagtem Film die Angels als Heimmannschaft firmierten).























Donnerstag, 13. Februar 2020

B. Sanders - doppelte Botschaft oder neues aus dem Hobbykeller



Barry Sanders, Detroit Lions 1989 - 1998, war nicht nur der beste Running Back seiner Zeit, er besaß auch einen Sportgeist, den Superstars nicht immer besitzen. Nicht nur verzichtete er auf jegliche selbst-überhöhende eingeübte Jubel-Choreographien, ihm lag auch nicht viel am persönlichen Ruhm. Er lehnte es ab, sportlich bedeutungslose "garbage yards" zu sammeln, nur um den rushing title zu gewinnen, wodurch ihm in seiner Rookie-Saison 10 yds. zu Christian Okoye fehlten, die er leicht hätte erzielen können. So wie es begann, so endete es auch in Würde und ohne möglich gewesenen maximalen persönlichen Gewinn, er beendete seine Karriere bei noch laufendem Vertrag und körperlich fit und gesund, weil er genug hatte von der sportlichen Sackgasse in der die Lions steckten. Mit nur noch einer weiteren Saison mit nur durchschnittlicher Leistung hätte er mühelos den Karriere-Rekord von Walter Payton übertroffen und wenn er es wie Emmitt Smith gemacht hätte und bis Mitte dreißig noch ein paar Jahre als 3+ Yard-Läufer drangehängt hätte, dann hätte er sicher als Erster und Einziger die 20.000 yards geknackt. Daran lag ihm nichts, wenn es sportlich nicht bedeutend war, dann machte er es nicht. Groß. 









Freitag, 7. Februar 2020

Stadionalbum neue Folge: Veränderungen der Football-Landschaft in den letzten 30 Jahren

Etwa ab 1988 habe ich aktiv die NFL verfolgt, mein erstes Sonderheft (Petersen's preview) gekauft, Spiele im Sportkanal gesehen, Radio-Übertragungen auf AFN gehört, Dienstags die USA Today gekauft und so weiter. Seitdem hat sich in der NFL einiges geändert und beim Hochladen der Bilder aus meiner Sammlung merke ich erst, wieviel! Im Grunde ist in dieser Zeit kein Stein auf dem anderen geblieben. Da merkt man erst, wie viel Zeit das ist, 30 Jahre:



Es begann mit der Story, daß die St. Louis Cardinals nach Phoenix umgezogen waren, vor der Saison 1988, im o.g. Sonderheft. St. Louis war nie eine Football-Stadt, wie sich später erneut zeigen sollte. Die Cardinals waren 1920 in Chicago gegründet worden, sind also die zweitälteste NFL-Franchise.

 Arizona war die neue Heimat der Cardinals, die zwar zunächst Phoenix Cardinals hießen, aber als Gast im nahen Tempe spielten. Ein eigenes Cardinals-Stadion gibt es bis heute nicht. Die Cardinals zogen auch in der Wüste von Arizona nicht mehr Fans an als im Baseball-verrückten St. Louis.

1988 waren die Raiders noch die Los Angeles Raiders, spielten im L.A. Coliseum, wo auch die Rams von 1945 an spielten. Damit dürfte das Coliseum, auch 2019 noch NFL-Stadion, wenn auch mit Unterbrechungen bespielt, das "dienstälteste" Stadion der NFL sein.  

1988 waren auch die Rams noch in L.A. zu Hause, bzw. seit 1980 im benachbarten Anaheim (wer weiß schon, wo L.A. anfängt bzw. aufhört - ich jedenfalls nicht), weshalb das einst so schöne Stadion der Angels in die hier abgebildete merkwürdige Konfiguration umgebaut worden war. Bis zu 66.000 Zuschauer kamen zu den Spielen der Rams, die in den 80er Jahren teilweise harte Konkurrenz für die 49ers der Montana-Ära waren. Wer jetzt aufmerkt, daß die Rams doch auch heute in L.A. spielen, im Coliseum (s.o.), bis das neue Stadion fertig ist, der hat recht, aber evtl. verpasst, daß die Rams zwischenzeitlich für ein paar Jahre in St. Louis zu Hause gewesen waren, zum Teil sehr erfolgreich, aber auf die Dauer nicht in der Lage, eine ausreichend große Basis für einen dauerhaften Verbleib dort aufzubauen. Liegt vielleicht am Karma der Franchise, die ja ursprünglich mal in Cleveland (1936-1945) angefangen hatte, aber auch dort keine dauerhafte Heimat gefunden hatte.

1988 hatte es noch alle sechs sogenannten "concrete donuts" gegeben (Atlanta, Pittsburgh, Philadelphia, Cincinnati, St. Louis, Washington). Diese fast symmetrischen Bauten, teilweise einander zum Verwechseln ähnlich, waren in den 1960er Jahren dort gebaut worden, wo Football- und Baseball-Teams als gemeinsame Nutzer zu Hause waren und die bis dahin genutzten Baseball-Stadien aus den 1910er Jahren nicht mehr zeitgemäß waren. Ende der 90er bis Anfang der 00er Jahre wurden sie nach und nach zerstört und wichen noch neueren Bauten. In Atlanta war es der unten abgebildete Georgia Dome. Schon in den 80er Jahren waren die "concrete donuts" eigentlich zu klein für den Zuschauerandrang der NFL.

Auch der Georgia Dome ist schon wieder Geschichte, nach nicht einmal 25 Jahren durch eine andere, direkt daneben gebaute Halle ersetzt.

1983 waren die Colts von Baltimore nach Indianapolis umgezogen, seitdem mangels eines modernen Stadions, war die einst so Football-verrückte Stadt verweist. Bis 1996 die Cleveland Browns, in ihrer Stadt nicht minder geliebt wie die Colts in Baltimore, auf Wanderschaft gingen. Ironischerweise spielten sie die ersten zwei Saisons im altehrwürdigen Memorial Stadium, das eineinhalb Jahrzehnte zuvor nicht mehr gut genug für ein NFL-Team gewesen war. Dann bekamen die in "Ravens" umgenannten Neuankömmlinge ein großes, modernes Stadion. 

Auch neue Teams wurden aus der Taufe gehoben, weil die Liga wirtschaftlich stark genug erschien, eine Vergößerung auszuhalten, es noch zur Genüge weiße Flecken auf der NFL-Landkarte gab und gibt und weil der Spielplan ja irgendwie leichter auszubalancieren ist, wenn eine gerade Zahl an Mannschaften besteht. So bekam der Südosten des Landes einen neuen Stützpunkt in Charlotte, (North) Carolina, vom Profisport lange Zeit ignoriert geblieben. Enter the Panthers.

Das gute alte Soldier Field, zwar schon 1924 erbaut, aber erst seit 1970 Heimstadion der NFL, wurde bis zur Unkenntlichkeit umgebaut, im Grunde hatte man in den alten Mauern ein komplett neues Stadion aufgebaut. Hier noch der alte Look. Die Bears waren damals noch eine Macht, auch wenn das 85er Team nach und nach zerbröselte, beherrschte man die NFC Central. 

So sah es mal aus, die farbigen Sitzbänke waren Ergebnis einer der letzten Renovierungen der 80er Jahre. So sah es auch aus, als 1994 hier die Fußball-WM eröffnet wurde.
In die markanten Außenmauern des alten Soldier Field hinein wurde dieses nagelneue Stadion errichtet, eine der beliebtesten Franchises der USA hat damit die kleinste Kapazität der Liga - allerdings in einer Zeit, da die Besucherzahlen zurückgehen und die zahlreichen no-shows fast überall unübersehbar sind.

Auch Riverfront mußte weichen, stattdessen entstanden auf dem Areal jeweils ein Football- und ein Baseballstadion.
Ein teilweise unsentimentaler Umgang mit den Stadien macht die beeindruckende Fluktuation dieser Landschaft in den USA möglich. So wie sie zwischen 1960 und 1970 über das Land gekommen waren, so entledigte man sich auch der "Concrete Donuts", die Baseballfans immer ein Dorn im Auge gewesen waren und sich für Football vielerorts als zu klein erwiesen hatten. 

Für die Bengals wurde Paul Brown Stadium gebaut, benannt nach dem prägenden langjährigen Coach und Manager der Bengals. Dazu konnte er aber erst werden, nachdem er die cross-state Rivalen aus Cleveland verlassen hatte (s.u.)

Cleveland Stadium, das gigantische Rund am Seeufer (Lake Erie), war ein Hexenkessel, wenn QB Bernie Kosar die Browns aufs Feld führte. 80.000 Zuschauer waren hier die Regel, während gleichzeitig die damals schwachen Indians oftmals weniger als 20.000 zu den Baseballspielen lockten. Die Browns nahmen regelmäßig an den Playoffs teil, in einer anspruchsvollen Division mit Pittsburgh, Cincinnati und Houston. Warum hießen die Browns so? Der Name war Teil der Konditionen, mit denen man Paul Brown, einen der hellsten Köpfe im damaligen Football, nach Cleveland lockte. Neben zahlreichen Vorzügen sollte das Team nach ihm benannt werden. Brown war Gesicht und Erfolgsgarant der Browns, so lange, bis Art Modell das Team kaufte und seine Macht beschnitt, was letztlich nach einer kurzen Fehde 1961 zur Entlassung Browns führte. Art Modell dürfte in Cleveland also keine allzu große Popularität genießen. Nicht nur zeichnet er für den Weggang Paul Browns verantwortlich, er war es auch, der 1995 den Wegzug der Browns nach Baltimore durchführte! Weil das in den 30er Jahren erbaute Stadion nicht mehr genug Einnahmen generierte. Am Zuschauerzuspruch lag es, wie erwähnt, nicht.  

Das neue Stadion wurde Cleveland Browns Stadium genannt und für die neuen Browns errichtet, die 1999 gegründet wurden und alle Markenrechte und die Clubhistorie der alten Browns übernahmen, welche die Stadt Cleveland sich gesichert hatte (angeregt durch das mahnende Beispiel aus Baltimore). Es gibt somit also zwei Stadien, für deren Namen Paul Brown Pate stand! 

1988 waren die Denver Broncos dreifach unterlegene Super Bowl-Teilnehmer, die zuletzt zweimal auf den Schultern ihres "do it all"-QB John Elway in die Finals eingezogen waren, ehe sie dort kompletteren Teams unterlagen. 1990 folgte dann gar noch die Rekordniederlage gegen die 49ers. Später bekamen sie dann, wie inzwischen fast alle Teams, ein neues Stadion. Das legendäre und gefürchtete Mile High Stadium, im Hintergrund in den Clubfarben bestuhlt, 75.000 Plätze, wich dem blitzsauberen Glas- und Stahlkoloss mit Investorennamen.

Motorcity war weder sportlich noch anderweitig von Erfolgen verwöhnt, die NFL-Lions spielten noch nicht mal in der Stadt selbst, sondern im benachbarten Pontiac, im dortigen Silverdome, der mit seinen 80.000 Plätzen für die chronisch erfolglosen Lions auch noch viel zu groß war. Um dem Verfall und Niedergang der Stadt ein belebendes Element entgegenzusetzen, wurde Ende der 90er Jahre dann der ganz große Wurf unternommen und Lions und Tigers (MLB) erhielten Seite an Seite neue Stadien mitten im Stadtzentrum. Was die sportlichen Erfolge bisher auch noch nicht gebracht hat. 

So sah Stadionplanung ab den 60er Jahren aus: auf gigantischen Brachen nahe Autobahnzubringern entstehen endlose Parkplatzfächen und ein Moloch-artiger Stadionbau ragt in die Höhe. Was gibt es in New York City nicht? Freie Flächen dieses Ausmaßes. Also spielten, als sich die NFL dahin entwickelte, daß man nicht mehr in den alten kleinen Baseballstadien als Untermieter spielen wollte, die NY Giants und die NY Jets im Nachbarstaat New Jersey. 

Ein (für NFL-Verhältnisse) kleines, häßliches Stadion für eine kleine, häßliche Mannschaft, die in einer Division mit Bills, Dolphins, Jets und Colts meistens nichts zu bestellen hatte. So sah die Realität für die Patriots anno 1988 aus. 

Später dann ein größeres, modernes Stadion für den gewieftesten Trainer des 21. Jahrhunderts und seinen Zauberlehrling, "pretty boy" Brady. Fertig ist die Football-Großmacht.

Die Cardinals sind, trotz ausbleibender Erfolge und öfter auch Zuschauer, immer noch in der Wüste von Arizona zu Hause, in und um Phoenix. Einmal nur hatten sie 2009 vom ganz großen Wurf träumen dürfen, als der schon abgeschriebene Curt Warner eine späte Renaissance erlebte und das Team in die Super Bowl führte. Dort hätte man fast gesiegt, wenn nur die Defense einen letzten Angriff der Steelers hätte stoppen können. Aktuell spielen sie in ihrem dritten Stadion seit 1988, dem 2018 eröffneten "State Farm Stadium", das hier abgebildete war ihr zweites Zuhause seit dem Wegzug aus St. Louis. 

Anno 1988 waren die Packers mit ihrem damals kleinen Stadion in ihrer kleinen Heimatstadt abgehängt, hinter Chicago und Minnesota bestenfalls die Nr. 3 der NFC Central. Nach einer längeren Durststrecke kamen dann die Ära von Brett Favre, gefolgt von der Ära Aaron Rogers, der Ausbau des seit 1957 bespielten Stadions zur heutigen imposanten Größe und die Packers sind mit wenigen Unterbrechungen seit über 20 Jahren stets ein ernst zu nehmender Anwärter auf die Playoffs. Mit ihrem Gründungsjahr 1921 die drittälteste Franchise der Liga und mit insgesamt 13 Meistertiteln noch erfolgreicher als die Bears!

Im Jahre 1988 spielten die Houston Oilers im Astrodome und hatten eine sehr passfreudige, explosive wie unterhaltsame Offense, angeführt von Warren Moon, einem von nur zwei dunkelhäutigen Starting-QB. Ihre Heimat war der Astrodome, mit knapp 60.000 Plätzen damals eines der kleineren Stadien. Auch Houston mußte später den Wegzug der Oilers verkraften, wieder einmal hatte ein Teambesitzer gemeint, woanders ein besseres Umfeld zu finden, in diesem Fall den bis dahin Profi-Football entbehrenden Staat Tennessee.

Ein paar Jahre nach dem Abgang der Oilers wurde ein neues Stadion gebaut, eine der Bedingungen für die 2002 erfolgte Neuansiedlung eines NFL-Teams in Houston. Inzwischen sind die Texans gut etabliert und ein maßgeblicher Hoffnungsträger ist erneut ein dunkelhäutiger QB (Deshaun Watson), im rückständigen und rassistischen Texas eigentlich ein Kuriosum. 

1995 brachte die Expansion der Liga neben Carolina auch ein Team nach Jacksonville, obwohl der Staat Florida mit den Dolphins und den Buccaneers, gemessen an Größe und Bevölkerungszahl, bereits gut repräsentiert schien. Als die Superbowl erstmals hier ausgetragen wurde, gab es auch Murren, daß der Ort nicht genug zu bieten habe, um ein solches Großereignis zu veranstalten. Die Jaguars haben auch (erfolgreich) darum gekämpft, in der Saison 2020 zwei "Heimspiele" in London auszutragen, weil sie dort höhere Einnahmen generieren können als zu Hause, u.a. durch die geringen Zusatzeinnahmen, die im Stadionumfeld von Jacksonville zu erzielen sind. Das Stadion "Gator Bowl" mit 80.000 Plätzen, stand seit 1927, es wurde für den NFL-Start der Jaguars abgerissen und durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt. Das Team ist während der meisten Zeit seiner Existenz nicht über Mittelmaß hinausgekommen.

Die Washington Redskins spielten als eines der Erfolgreichsten Teams der 80er Jahre im kleinsten NFL-Stadion, dem Robert F- Kennedy-Stadion mit 56.000 Plätzen. 1961 war das Stadion als erster der sogenannten concrete donuts entstanden, um Football und Baseball in einem modernen Stadion unterzubringen. Damals hatte Washington noch ein MLB-Team, die Senators. Diese waren gerade nach Minneapolis umgezogen und wurden die Minnesota Twins, woraufhin bereits 1961 die neuen Senators aus der Taufe gehoben wurden (die 10 Jahre später ebenfalls die Stadt verließen, um den Großraum Dallas als Texas Rangers zu bespielen). Als 1991 die Redskins ihren dritten SB-Sieg feierten, war Coach Gibbs der erste Coach, der drei Titel mit drei unterschiedlichen QB gewann, was bis heute unerreicht ist.  

1996 hatte RFK ausgedient und die Redskins bezogen ihre neue Heimat, ursprünglich "Jack Kent Cooke-Stadium" getauft, nach dem Teambesitzer. Damit hatten die 'skins mit einem Mal das größte Stadion der Liga mit 91.000 Plätzen, kurioserweise einhergehend mit seitdem kontinuierlich ausbleibenden Erfolgen. Da wundert es nicht, daß sie auch in der Kapazitäts-Rangliste inzwischen von der Spitze verdrängt wurden, natürlich durch "everything is bigger in Texas" Dallas. Das Stadion liegt übrigens nicht auf dem Gebiet der Hauptstadt, sondern im benachbarten Landover, Maryland. 

In Minneapolis-St. Paul, der Doppelgemeinde (deshalb heißt das Baseball-Team "Twins", wie in Twin cities) im Staate Minnesota ist es während der Football-Saison, vor allem ab November, so kalt, daß man sich kaum draußen aufhalten kann. Also wurde der Metrodome gebaut, ein Stadion mit einer Tragluftkonstruktion als Dach. Hielt dem Wetter nicht immer stand, außerdem ist die Haltbarkeit der US-amerikanischen Stadien teilweise erstaunlich kurz, weshalb nach 31 Jahren Schluß war und nach einem Intermezzo im Outdoor-Stadion der Universität seit 2016 in einer neuen, teilweise durch gigantische Glasflächen transparenten und offen erscheinenden Halle gespielt wird. Die Vikings sind immerhin unverändert seit ihrer Gründung 1960 in Minneapolis - St. Paul zu Hause, hatten in der frühen Zeit der Super Bowl-Ära 4x die Finals erreicht und jedes mal verloren. In einer Division mit den ruhmreichen Packers und Bears konnten sie nie über eine längere Phase hinweg einer Spitzenposition sicher sein.
Die Liberty Bowl in Memphis war die erste Heimat der Oilers nach ihrem Weggang aus Houston.

Vanderbilt University liegt in Nashville, Tennessee, einem Staat, der bis 1997, also 77 Jahre auf die Ankunft der NFL warten mußte. Tennessee bekam sein Team dadurch, daß die Houston Oilers transplantiert wurden. Zwar stand fest, daß Nashville die neue Heimat sein sollte, jedoch dauerte der Bau des designierten Stadions so lange, daß das Team zunächst als Tennessee Oilers in Memphis spielte, wo ein größeres College-Stadion zur Verfügung stand. In Memphis konnte man sich aber schlecht mit einem Team, das eigentlich nach Nashville gehörte, identifizieren, so daß der Zuschauerzuspruch in diesem ersten Jahr schwach war. Daher zog man für das zweite Jahr ins für NFL-Verhältnisse zu kleine Vanderbilt Stadium.

Das ist das Stadion der nach den zwei Jahren in Provisorien in "Titans" umbenannten ehemaligen Oilers. Die Erfolge seit dem Umzug 1997 sind bescheiden. Eine Super Bowl-Teilnahme gelang, man verlor gegen die St. Louis Rams (s.o.), der starting QB jenes Teams, Steve McNair wurde nach Karriereende Opfer eines Gewaltverbrechens und in den letzten 20 Jahren gab es nicht mehr viel zu Jubeln.

1995 kehrten die Raiders aus ihrem "Exil" in L.A. in die Bay Area zurück, wo sie schon von 1960 bis 1981 zu Hause gewesen waren. Al Davis, der eigenwillige Besitzer hatte, könnte man meinen, neben dem Gewinnen von Footballspielen ein weiteres Steckenpferd: Funktionären (von Liga und Kommunen) auf der Nase herumtanzen. In L.A. mit der Stadionsituation unzufrieden, zog er wieder nach Oakland. Hier bekam er zwar auch kein neues Stadion, aber immerhin durfte er das vormals schöne Coliseum mit einem Monstrum von Tribünenbau verunstalten, um die Kapazität auf über 60.000 zu erhöhen. Während der alleinigen Baseball-Nutzung von April bis August als eine absolute ästhetische Zumutung meistens verwaist und doch letztlich (stand 2020) nicht genug, um die Raiders auf Dauer in Oakland zu halten. 

Das legendäre Areal mit den drei großen Venues in Philadelphia. Pilgerstätte der heißblütigen Sportfans der sogenannten "City of brotherly love". Im Vordergrund Veterans Stadium, Heimat der Eagles. Damals hatten die Eagles Randall Cunningham als QB, einen lebenden Highlightfilm. Wer sich Filme über ihn ansieht, wird sich fragen, wie es sein kann, daß der nicht als bester QB aller Zeiten gilt. Und er galt nicht mal als bester seiner Zeit! Wenn eine Franchise so lange auf Titel warten muss, dann sind Superstars oder besonders spektakuläre Spieler. wenigstens ein kleiner Trost für die Fans.

Auf dem oben abgebildeten Areal "South Philadelphia Sports Complex" wurde 2003 das neue Stadion der Eagles eröffnet, mit größeren Entfernungen zum Spielfeld aber mehr Logen- und VIP-Plätzen als das vorherige Rund, das von 1971 bis 2002 NFL und MLB beheimatet hatte. Ebenfalls auf dem Areal entstand ein Baseballstadion für die Phillies und eine neue Halle für Flyers und 76ers. Die Eagles hatten immerhin nach ihrem Umzug ins neue Stadion mehr Erfolg als vorher, gewannen 2018 erstmals die Super Bowl.

Hier noch mal ein Blick auf das "Vet", wie die Arena genannt wurde. Die Fans aus Philadelphia, egal welcher Sportart, gelten als die unbändigsten der Staaten ("they even boo Santa Claus"). Bemerkenswert die bereits angesprochene Ähnlichkeit zu anderen Stadien aus der gleichen Zeit, wie z.B. Three Rivers Stadium, eine Abbildung weiter unten.

Für die Steelers, mit 4 Superbowl-Siegen in den 70ern erfolgsverwöhnt, waren die 80er Jahre, immer noch unter dem ehemaligen Erfolgscoach Chuck Noll, ein frustrierendes Jahrzehnt. Versuche, auf der QB-Position Kontinuität und Qualität zu etablieren und an die ruhmreiche Defense der 70er anzuknüpfen, blieben vergebens und erst nach Ablösung von Noll ging es wieder bergauf mit dem 1933 gegründeten Team.
Mit "going, going, gone!" werden normalerweise durch die Reporter im Baseball Homeruns kommentiert. Hier geht das Stadion dahin, auf daß wenig später auf selbem Areal zwei emporwachsen, neben Heinz Field für die Steelers auch PNC Park für die Major League Pirates. 

An gleicher Stelle, wo vorher Three Rivers Stadium gestanden hatte, entstand nach dessen effektvoller Sprengung "Heinz Field". Seit 2001 Heimat der Steelers und es dauerte nicht lange, ehe der Erfolg nach Steeltown zurückkehrte, in 2005 und 2008 wurden weitere Superbowl-Siege eingefahren, interessanterweise von zwei verschiedenen Coaches, nachdem mit Chuck Noll (22 Jahre) noch eine außergewöhnliche Kontinuität geherrscht hatte. Übrigens war den Steelers, seit 1933 in der Liga, vor der Superbowl-Ära kein Titelgewinn gelungen. 

Wie man am Spielfeld sieht, teilten sich die Chargers das Stadion mit dem MLB-Team der Padres. Die Chargers waren nie wirklich erfolgreich gewesen, kamen über phasenweise Dominanz ihrer Division nicht hinaus. So verließen sie schließlich 2016 das für NFL-Verhältnisse nicht nur relativ kleine sondern auch nur über einen kleinen eigenen Markt verfügende San Diego und kehrten dahin zurück, woher sie nach ihrer ersten Saison gekommen waren: Los Angeles. Das Stadion steht noch und wird für College-Football genutzt. ob hier noch einmal eine Superbowl stattfinden wird - es wäre die vierte - scheint fraglich. 

Die asymmetrische Form läßt es ahnen: dieses Stadion war einmal für Baseball gebaut worden und dann (Anfang der 70er Jahre) für die Mitnutzung durch die 49ers umgebaut worden, indem es - ähnlich wie in Anaheim - geschlossen wurde. Die Form ist deutlich anders als die von Vornherein für die Doppelnutzung geplanten Stadien von Washington, Atlanta, St. Louis, Cincinnati, Pittsburgh und Philadelphia. Über die Erfolge der 49ers muß nicht viel gesagt werden. Als ich anfing, die NFL zu verfolgen, waren sie das Maß aller Dinge.

Das war das Heimstadion der Seahawks in der Übergangsphase nach Abriss des "Kingdome". Viele US-Stadien, insbesondere im College-Football, entstehen sukzessive wie nach einem Baukasten-Prinzip. Man sieht hier z.B. noch die ursprüngliche, US-typische Hufeisenform, auf die später absurd hohe und steile Oberränge aufgesetzt wurden. Aufgrund des in Seattle herrschenden Klimas sind die Tribünen überdacht, was bei Footballstadien eher die Ausnahme bildet. Entweder Halle oder kein Dach, so scheint dort die Devise zu sein. 

Im Hintergrund ist der Kingdome zu sehen, von 1976 bis 1999 die Heimat der Seahawks. Ein brutaler Stahl- und Betonklotz. Die Seahawks waren 1976 gemeinsam mit den Tampa Bay Buccaneers in die Liga aufgenommen worden Damit besiedelte die NFL einen bis dahin verwaisten Flecken, Erfolge waren im Westen unter der Konkurrenz von 49ers und Rams lange nicht drin. Die Baseball-Mariners spielte ebenfalls im Kingdome, ehe sie nebenan ein Baseball-Stadion mit verschiebbarem Dach erhielten.

Hier der Status Quo der Gegenwart: Der Kingdome ist weg und an seiner Stelle entstand das neue Stadion für die Seahawks, die inzwischen mit Coach Pete Carroll und QB Russell Wilson eine Erfolgsära durchlebt haben, die noch nicht vorbei sein muss. 

Die Tampa Bay Buccaneers waren 1976 neu in die NFL gekommen und man steckte sie, geographisch nicht schlüssig, in die NFC Central mit Chicago, Minnesota, Green Bay und Detroit! Die Buccaneers waren fast zwei Jahrzehnte auf den Tabellenkeller abonniert, was auch an diesem Alignment lag. Ins hinten zu sehende Tampa Stadium kamen eigentlich nur gegen die landesweit beliebten Bears NFL-würdige Kulissen von über 60.000, die Kapazität von 75.000 Zuschauern wurde fast nur in den Superbowl-Austragungen erreicht. Mit dem Wechsel von Logo, Farben und Stadion sowie Aufbau einer starken Defense erfolgte ein Identitätswechsel, der Respektabilität ein Superbowl-Sieg (2002). 


Zusammenfassung:
In der ersten von mir verfolgten Saison (1988) hatte die NFL 28 Teams in sechs Divisionen. Atlanta spielte im Westen, Phoenix (geerbt von St. Louis) im Osten! 
Weiter geschah, daß die Los Angeles Raiders nach Oakland und die Rams nach St. Louis (das von den Cardinals verlassen worden war) umzogen, so daß L.A. ohne NFL-Team dastand. Weiter verlor Cleveland die Browns, Houston die Oilers, und schließlich San Diego die Chargers sowie ganz aktuell Oakland die Raiders an Las Vegas. Zwischendurch hatte noch St. Louis die Rams wieder nach L.A. ziehen lassen müssen, die Stadt am Mississippi hat also zweimal Teams verloren. Dafür haben Baltimore (wieder), Nashville, Houston (wieder), Charlotte, Jacksonville, Cleveland (wieder, sogar unter dem alten Namen) und L.A. (Rückkehr zweier vorher schonmal dort beheimateter Teams) Teams bekommen. Buffalo und Kansas City haben noch die gleichen Stadien wie 1988, Lambeau Field in Green Bay wurde aufgestockt, ansonsten haben alle Teams neue Stadien erhalten, auch bei Soldier Field handelt es sich um einen kompletten Neubau. 2020 erreicht die Liga nach 100-jährigem Bestehen eine neue Stufe der Kommerzialisierung, indem ein Team in Las Vegas angesiedelt wird, einer seelen- und bevölkerungslos scheinenden Ansammlung von Vergnügungsbetrieben, die man kaum als Stadt im herkömmlichen Sinne bezeichnen möchte. Eine Kultur im abendländischen Sinn existiert dort jedenfalls nicht. Wenn man sich dort befindet, bekommt man leicht den Eindruck, ähnlich wie in Orlando, daß dort nicht wirklich jemand lebt. Alle Menschen dort scheinen entweder Touristen oder niedrigstlohn empfangende Saisonarbeiter zu sein - allerdings bei einer 365-Tage-Saison.