"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Donnerstag, 28. Mai 2015

Bundesliga-Saisonbilanz 2014/15: Blick zurück in kritischer Gleichgültigkeit

Platz 1: #Pep so erfolgreich wie Magath!

Da war die Welt noch in Ordnung: Im Stadion nur echte Fans, spannender Wettbewerb in der Bundesliga und dieser FCB hatte noch nicht "Rekordmeister" als Synonym. Kapitän und Anführer der Bayern: Der Breitner Paul, heute als "Markenbotschafter" damit beauftragt, sich und den Club lächerlich zu machen, da wo es Sammenigge nicht schaffen. Kostprobe gefällig? In der letzten Saison hatte er vor dem chancenlosen Scheitern im Europapokalhalbfinale getönt, der FC Bayern komme weiter, weil er die bessere Mannschaft sei (gegen Real Madrid). Das Ergebnis kennen wir. Lehren, die Breitner daraus gezogen hat? Keine. Dieses Jahr vor dem Semifinale gegen Barca tönte er, der FC Bayern könne sich nur selbst schlagen.  

Herr Rumenigge bei dem, was er mit Abstand am besten kann bzw. konnte, als er noch der drittbeste Fußballer der Welt war. Heute, so habe ich einer Überschrift entnommen, fehle ihm der Respekt! Das habe ich schon immer gewußt. Spätestens, seit er in einem Spiel, nachdem er den Tormann ausgespielt hatte, auf der Torlinie den Ball hochgeschnickt und per Kopf eingenickt hat. Hitzfeld, Ballack, Kroos, um nur die prominentesten Beispiele zu nennen, haben auch gemerkt, daß Rumenigge der Respekt fehlt. Ich bin gespannt, was der Kalle jetzt, da er es selbst gemerkt hat, tun wird.

Da war die Welt noch in Ordnung 2: Hoeneß und der Doktor auf der Bank, neben einem radebrechenden Trainer mit originellen, einigermaßen innovativen taktischen Ideen.

Eigentlich eine gute Saison der Bayern. Wenn sie nur ihre eigene Großmannssucht nicht so weit getrieben hätte, daß "nur" die deutsche Meisterschaft eine Enttäuschung darstellt. Die Champions-League, in der immerhin das Halbfinale erreicht wurde, ist scheinbar zum einzigen Gradmesser für Erfolg oder Mißerfolg geworden. Na dann herzliches Beileid, FC Bayern. Man kann sich das Leben auch selbst schwer machen.
Wird man hier etwas in Frage stellen, ändern? Unwahrscheinlich, bzw. nicht das, was man in Frage stellen und ändern sollte. Der Trainer hat gesagt, wenn der Arzt sage, eine Verletzung dauere 7 Wochen, dann wolle er, daß es 6 Wochen sind! Hallo! Noch jemand zuhause? Wer bringt die Vernunft zurück nach München? Spieler werden verheizt, obwohl der Kader genug hergibt. "Wir müssen Götze schützen!" Wer hat ihn davor geschützt, für einen absurden Betrag aus der Mannschaft und von dem Trainer weggerissen zu werden, die ihn so stark gemacht haben? Und ihn in einen Club zu verfrachten, in dem er sich so offensichtlich nicht entfalten kann (dafür sind seine Leistungen aber sogar ganz passabel). Der Trainer scheint jedenfalls nur bedingt flexibel zu sein. Ja, er variiert die taktische Formation, habe ich auch mitbekommen. Aber wenn man in so vielen Spielen hintereinander auf die gleiche Art und Weise geschlagen wird, weil die Abwehr fast bis zur Mittellinie aufrückt, und noch nach dem dritten Mal nicht reagiert - was sagt das aus? Mit dem Fehlen von Robben und Ribery hat das jedenfalls nicht direkt zu tun. Der Club wirkt führungslos auf mich. Hoeneß weg vom Fenster, Beckenbauer gibt Dinge von sich, daß es mich nicht überraschte, wenn herauskäme, daß er schon seit 10 Jahren an Demenz leidet, Rumenigge zu beschäftigt damit, arrogant zu sein, Sammer sowieso jenseits von gut und böse. Und Pep macht mit dem Club, was er will. Und er macht sich nicht glaubwürdiger, wenn er die fußballerisch erledigten Dante und Pizarro überschwänglich lobt, denn was bedeutet das für die, die ein Lob wirklich verdient haben, wie der wackere Rode? Erklärungen, der Trainer bestimme bei den Bayern nicht alleine den Kurs sind blabla, weder Rumenigge noch Sammer haben das Rückgrat, Guardiola etwas vorzugeben. Sie sind ihm hörig und werden es noch sein, wenn der letzte Bayer aus der Mannschaft verschwunden ist.


Platz 2: #Alles ist käuflich.

Hier, in diesem brodelnden Kessel der Leidenschaft also bald wieder Champions-League. Für manche ist Wolfsburg ja immer noch Provinz, die Nummer 4 in Niedersachsen hinter Hannover, Braunschweig und Osnabrück. Aber wenn es die heute "Volkswagen" anstatt "Kraft-durch-Freude-Wagen" genannte Firma schafft, die Rolling Stones hierher zu locken (Voodoo-Lounge-Tour), dann kommen sicher auch Real, Barca, Juve, Manchester gerne. Alles ist käuflich. Wenn VW will, dann strahlt FC Bayern-TV sogar aus dem Autohaus seinen Fußballstammtisch aus.

Er hat es geschafft. Der Club ist zwar immer noch unsympathisch, aber durch ein paar gelungene Transfers wieder erfolgreich. Allofs hat es geschafft, den VfL als quasi-Pendant zu den Bayern zu etablieren - eine Umlaufbahn drunter. Das heißt, man scheißt inländische Spieler, an denen der FCB kein Interesse hat, mit Geld zu und tätigt ein paar internationale Transfers. Das Geld dazu muß man nicht selbst erwirtschaften. Probleme gibt es nur, wenn Spieler so gut sind, daß sie auch woanders 8 Mio verdienen können und merken, daß sie auch woanders in die Champions-League kommen.

Der VfL hat ganz gut gespielt, trug aber irgendwie auch dazu bei, daß die Bundesliga so uninteressant und langweilig geworden ist. Ansonsten kann ich über diese Firma auch nur dieselbe Leier anstimmen, wie die meisten anderen auch: Wer jedes Jahr Dutzende von Millionen geschenkt bekommt, der kann natürlich mit etwas Sachverstand auch eine Spitzenmannschaft formen. Im Gegensatz zu den Clubs, die wirtschaften müssen, ist der "margin of error" in Wolfsburg unbegrenzt. So kann man sich einen millionenschweren Flop wie Bendtner, der einem kleineren Verein das Genick brechen würde, locker leisten und kann einen Sebastian Jung einem anderen Club aus dem Herzen reißen und ihn dann einfach versauern lassen.



Platz 3: #seit Jahren alles richtig gemacht.


Die aktuelle Borussia weckt Sehnsüchte, die Mannschaft begeistert über Mönchengladbach hinaus. Wie vielleicht seit der legendären Weisweiler-Truppe um Netzer, Vogts, Kleff, Heynckes, Jensen, Köppel, Bonhof u.a. nicht mehr. Ganz links stehend übrigens der langjährige Co (wie Konditions)-Trainer und spätere Vereinspräsident Drigalsky, dessen Regentschaft zu den dunkleren Vereinskapiteln gehört.

Während selbst zu Netzers Zeiten der Zuschauerschnitt selten die 25.000 überschritt, sind im heutigen Fußballzeitalter oft doppelt so viele da. Ob erste oder zweite Liga, Spitze, Mittelfeld oder Abstiegskampf. Die treuen Gladbacher werden nun mit Champions-League belohnt.


Gladbach ist dann doch noch ein Club, der etwas Begeisterung aufkommen läßt. Kontinuität in Management und auf dem Trainerposten, ein gewitzter Trainer, kluge Personalentscheidungen, teilweise vielleicht neben dem guten auch ein glückliches Händchen - fertig ist der Aufstieg in die Spitzengruppe. Vermutlich wird es noch ein bischen so bleiben, denn den maßlos überschätzten Kruse werden sie auch ersetzen können. Wenn sie durch die Champions-League-Millionen nicht den Verstand verlieren, sind sie ein Paradebeispiel dafür, daß es eben nicht nur Geld braucht und man aus wenig viel machen kann, wenn man sich nicht mit dem Gejammer über zementierte Rangordnungen begnügt.


Platz 4:  #der Kleinste unter den Großen


Jahrzehnte hat es gedauert, aber inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, daß Bayer 04 als Spitzenmannschaft gesetzt ist und bleibt. Länger als der Wandel vom schmucklosen kleinen Leichtathletikstadion zur modernen, komfortablen Arena.

Schon länger gastiert hier die Champions-League, eine Festung ist das Stadion nicht unbedingt, kein Madrid, Barcelona oder London ist durch diese bescheidene Kulisse einzuschüchtern. Aber für einen Club, der eine Fan-Freundschaft mit Offenbach unterhält und der zu Beginn seiner Bundesliga-Zugehörigkeit noch über Besucherzahlen von über 15.000 gejubelt hat, ist das Stadion nicht schlecht. Die ersten Logen, die man in Leverkusen hatte, gaben das stolze Gefühl, es gepackt zu haben, jetzt auch dazu zu gehören. Ehe man festgestellt hat, daß es nicht unbedingt "state of the art" ist, wenn sich diese nicht zum Innenraum hin öffnen lassen.

Mit der Saison kann man in Leverkusen zufrieden sein. Der neue Trainer, der das gemachte Bett des Werksclubs der mühevollen Aufbauarbeit in Frankfurt vorzog, ließ vor allem in der Hinrunde mit begeisterndem Offensivfußball aufhorchen. Ironie, daß ausgerechnet die ansonsten nicht ganz dichte Eintracht in Leverkusen mit einer ihrer wenigen disziplinierten Leistungen fast drei Punkte entführt hätte. Als hätten sie Roger Schmidt zeigen wollen, daß er sich falsch entschieden hat. Hat er natürlich nicht, Bayer bietet ihm Möglichkeiten, von denen die Eintracht Jahre entfernt ist.


Platz 5:  #auch seit Jahren alles richtig gemacht


Auch hier gastiert in der nächsten Saison internationaler Fußball. Wenn die Bestuhlung nicht wäre, beliebig austauschbar mit Stadien in Sinsheim, Wolfsburg, Mainz und Dutzenden weiteren in ganz Europa. Fast möchte man dem noch verschonten Rest Großbritanniens, Italien und Spanien wünschen, daß sie keinen Stadionbau-Boom erleben, auf daß der individuelle Charakter eines Stadions, eine unverwechselbare Identität, erhalten bleibe.

Das Stadion hat keinen Charakter, Mannschaft, Trainer und Manager dagegen umso mehr! Großartig, was sich durch Ernsthaftigkeit, Besonnenheit, Willensstärke, Sachverstand und Herz alles auf die Beine stellen läßt. Der Verdiente Lohn sind die bescheidenen Fleischtöpfe der Euro-League, während man in Frankfurt, Köln, Hamburg, Stuttgart und Hannover kleinere Brötchen bäckt und in die Röhre schaut. Aus Augsburg höre ich weder Klagen, daß die Hierarchie der Liga zementiert sei, noch die Ansprüche, daß man ja eigentlich unter die Top 6 gehöre. Stattdessen professionelle Arbeit und Erfolg mit einer Mannschaft, die auf dem Papier sicher nicht die fünftbeste ist. Geht doch.


Platz 6:  #Kellerkind

Mit Glückauf und Kampfbahn hat das heutige Stadion der Schalker nichts zu tun. Und der Club hat damit wohl auch nichts mehr am Hut. Der finanzielle Aufwand, den der Revierclub seit Jahren betreibt, sich dabei seiner Wurzeln entfremdend, steht in keinem Verhältnis zum Ertrag. War bei der Kohleförderung ja auch mal so. 

Für das wahre Kapital des Clubs steht er wie kein Zweiter: Als Jugendtrainer, Talententdecker und Vaterfigur für die zahlreichen Riesentalente, die Schalke hervorbringt. 




Auch hier herrscht Großmannssucht über den Verstand, mit ungleich gravierenderen Folgen als in München. Man träumt vom großen Fußball, will am ganz großen Rad drehen, auf einer Stufe mit Clubs, die nicht vor 57 Jahren das letzte Mal Meister wurden. Obwohl man eine große Fanbasis hat und eine tolle Nachwuchsarbeit, meint man, man müsse sich den schnellen Erfolg kaufen. Als hätte man hier ein so gieriges und ungeduldiges Publikum wie in München, Hamburg, Köln oder Frankfurt. Sie verstehen die eigenen Leute nicht, investieren Millionen in fertige Fußballsöldner, anstatt eine Mannschaft aus Schalkern für Schalke aufzubauen. Jens Keller, obwohl durch eine schwache und illoyale Vereinsführung eineinhalb Jahre lang systematisch demontiert, machte seine Arbeit, hatte Erfolg, der aber verkannt wurde. Di Matteo, der nicht nach Frankfurt wollte - Gott sei dank - schafft es nicht, auf Kellers Arbeit aufzubauen, der verdiente Lohn ist Euro-League-Qualifikation (die kein Problem sein dürfte) statt Champions-League. Das dürften 20 Millionen weniger sein, viel Glück also beim Sparen. Die Geschichte der Saison ist ansonsten schnell erzählt: die Mannschaft steht für nichts besonderes, weder hinten noch vorne, uninteressant. Wer gegen die Eintracht in dieser Saison nicht gewinnen konnte, für den konnte es mit den Saisonzielen nichts werden. Und vieviele werden es wohl noch versuchen, auf Prince Boateng zu bauen? Der immer noch, obwohl angeblich gereift, mässig sozialisierte und nur eingeschränkt integrationswillige hat bei seinem jüngsten und vielleicht letzten Bundesliga-Abstecher weder sich noch der Mannschaft genutzt. Wie hinderlich es doch sein kann, wenn man in jeder Mannschaft, in der man spielt, der talentierteste ist. Für Schalke müßte man hoffen, daß sie aus den letzten Jahren lernen, für die anderen Vereine müßte man hoffen, daß sie aus den letzten Schalker Jahren lernen. Geld schießt dann keine Tore, wenn der Sachverstand fehlt, wie es im Schalker Vorstand der Fall scheint.


Platz 7:  #was ist bloß aus Dir geworden?


Es wird keinen, der meinen Blog freundlicherweise schonmal besucht hat, überraschen, daß ich vorbereitetem Mummenschanz und anderen Jubelchoreografien gar nichts abgewinnen kann. Ich finde es unsportlich und entwertend. Letzteres nicht nur dem Gegner gegenüber, sondern es degradiert einen sportlichen Wettkampf zum Vehikel für eitle Selbstzurschaustellung. Vom Mannschaftsgedanken zum "seht her, wie geil ich bin!". Man schießt ein Tor nicht für die Mannschaft, sondern um mit einer vorbereiteten Jubelaktion ins Fernsehen und ins www zu kommen! Bekloppt.


Die Saison des BVB hat gezeigt, daß selbst ein gut situierter Club durch ein paar unglückliche Personalentscheidungen, Neuzugänge, die nicht funktionieren, gepaart mit Verletzungen, zwei Etagen tiefer rutschen kann. Klopp hat sich verbraucht, sich mit einigen Neuzugängen vertan und schon ist der Bart ab - natürlich in seinem Fall nur in übertragenem Sinne. Plötzlich Chaos und Unsicherheit überall, von der Torhüterposition angefangen. So war das Theater um Klopps Abschiedsverkündung fast das interessanteste, was passierte. Und ein weiterer Beweis dafür, daß der Sport an sich total auf den Hund gekommen ist.


Platz 8:  #nicht Fisch, nicht Fleisch

Bundesliga-Fußball zum Trotz kommen die meisten Menschen nach Sinsheim, weil es hier, einzigartig auf der Welt, Tupulev Tu 144 und Concorde zu bestaunen und besteigen gibt. Ich habe mir allerdings sagen lassen, daß man hier sehr gut, in angenehmer und nicht aufgeheizter, aggressionsfreier Atmosphäre Fußball schauen kann.

Ach, Dietmar Hopp, was ist aus Ihren Millionen geworden? Ein etablierter Bundesligist. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Immerhin scheint man, nachdem es vor 2-3 Jahren so aussah, als wolle man ein zweites Wolfsburg werden und werde daran zugrunde gehen, mit Glisdol und Rosen wieder zur Vernunft und in ruhigeres Fahrwasser zurück gekehrt zu sein. Man spielt ansehnlich Fußball, manchmal zumindest, aber eine klare Identität haben Mannschaft und Verein nicht. Spieler kommen hierher, weil man hier besser bezahlt wird und vermeintlich bessere sportliche Perspektiven vorfindet als andernorts und gehen wieder, wenn sich Bezahlung und Perspektive dann doch woanders als noch verlockender erweisen. Der Standort irgendwo im Niemandsland wird es auch in Zukunft nicht leichter machen, langfristig etwas aufzubauen. Immerhin wollte und will Hopp hier etwas aufbauen, investiert in die Nachwuchsarbeit, ganz anders als an anderen Orten, wo man Teams aus der Retorte, ohne Unterbau und ohne gewachsene Vereinsstruktur und -geschichte aus dem Boden gestampft hat! Respekt dafür.

Platz 9:  #Ende gut, sonst nicht viel

Oh, wie ist das schön, so schön, ... . Die angenehmsten Gefühle kommen auf, wenn man diese Männer sieht. Dr. Hammer, Schoppe-Gert, Grabi, Charlie, Williii, Holz und Co. schafften vor 40 Jahren als vierte Mannschaft nach dem Dresdner SC, Karlsruhe und dem FC Bayern die Titelverteidigung im DFB-Pokal. Die Mannschaft von Dietrich Weise spielte zwar auch immer wieder mal unter ihren Möglichkeiten, gehörte aber der Spitzengruppe der Bundesliga an.


Eine schreckliche Saison ist endlich zu Ende. Bleibt festzuhalten, daß mit nur ein bischen mehr Einsatz, Engagement und Disziplin viel mehr zu erreichen gewesen wäre. Stattdessen gab es ettliche ärgerliche Leistungen oder besser Nicht-Leistungen, in 9 Spielen führte die Eintracht, ohne am Ende zu gewinnen, zweimal sogar mit 2:0. Aus diesen 9 Spielen resultierten gerade mal 4 Punkte, gegen teils schwache Gegner, die aber die Einstellung hatten, die der Eintracht oft fehlte. Leicht auszurechnen, was rausgekommen wäre, wenn sie aus diesen Partien wenigstens 9 Punkte geholt hätten. Dennoch hat Schaaf mit einer schwächeren Mannschaft als in der Vorsaison 7 Punkte mehr geholt als sein in Frankfurt maßlos überschätzter Vorgänger Veh. Ohne daß die Korsettstangen Schwegler, Rode und Jung adäquat ersetzt worden wären.
 Im Gegensatz zu mehreren vorangegangenen Jahren kletterte das Team am Ende wenigstens noch um ein paar Plätze, anstatt zig Millionen Fernsehgelder in den letzten Wochen zu verschenken.
Als positivster Eindruck bleibt ohne Zweifel, daß Alex Meier die Torjägerkannone an den Main geholt hat, über 20 Jahre nachdem dies Tony Yeboah als letztem Frankfurter gelungen war. Das war, bevor Heynckes am Riederwald übernahm, aber das ist eine andere Geschichte. Die Leistung von Meier ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, schließlich hatte er mit Verletzungen zu kämpfen, der Trainer wollte ihn aus der Mannschaft ausbauen, er hatte oft nicht viele Chancen, die Offensive lief nur selten wirklich rund. Ganz andere Bedingungen als seine Verfolger, die allesamt in Spitzenmannschaften spielten, viele Chancen serviert bekamen, oft mit ihren Teams in Führung lagen etc.. Der Lange, der nun auch endlich von den Fans die Achtung erfährt, die er schon seit vielen Jahren verdient, schaffte es, obwohl er die letzten Wochen verletzt zusehen mußte und obwohl er für die Eintracht spielt.


Platz 10:  #nicht grämen in Bremen


Höttges, Bracht, Burdenski, Roentved und co. hätten wohl nicht gedacht, daß an dieser Stelle einmal ein voll überdachtes, reines Fußballstadion stehen würde und sich hier im Schnitt 40.000 die Heimspiele ansehen würden. Und daß sie im Museum landen würden wohl auch nicht. Manches ist eben doch heute besser als früher.

Eine tolle Saison, obwohl für Werder sogar noch mehr drin gewesen wäre. Die Bremer gehören für mich zu den großen Gewinnern der Saison, weil sie zu denen gehören, die aus ihren - wirtschaftlich eher geringen - Möglichkeiten sehr viel machen. Bleibt abzuwarten, ob der Trainer seine Leistung auch über eine volle Saison bestätigen kann. Die Mannschaft scheint jedenfalls Potenzial und Perspektive zu haben. Bis dann wieder einige, die der Verein groß gemacht hat, weggekauft werden. Der Abgang des Nachwuchsstürmers Selke  zu Leipzig ist m.E. zu verschmerzen. Wer in so jungen Jahren und noch am Beginn seiner Entwicklung dem Ruf des Geldes zu einer so unpopulären Firma folgt, dessen Entwicklungspotenzial ist mit Skepsis zu betrachten.


Platz 11:  #Mittelmaß und stolz darauf.

Vom aktuellen Stadion der Mainzer habe ich heute leider kein Foto. Macht nichts, da das neue Stadion sich auch nicht wesentlich von den anderen in den letzten Jahren entstandenen 30.000-Mann Stadien unterscheidet (siehe Augsburg, Sinsheim, Dresden, Aachen etc.). Das alte, hier abgebildete hat immerhin noch individuellen Charakter durch die 4 einzelnen Tribünen, wenngleich es behelfsmässig in relativ kurzer Zeit anstelle des Alten am Bruchweg entstanden war.

Mainz ist ein weiteres gutes Beispiel dafür, was möglich ist, wenn ein Verein ruhig und in personeller Kontinuität geführt wird. Die Mannschaft ist aus meiner Sicht etwas farblos, durchschnittlich, die Ergebnisse waren auch so, aber wo Strutz und Heidel seit über einem Jahrzehnt das Sagen haben, da läuft es, ob der Trainer eine überlebensgroße Figur wie Klopp, ein besessener Tüftler und "Fußballlehrer" im Wortsinn wie Tuchel, eine leisetretender Däne oder ein schweizer Skilehrer, Bergführer und weiß-nicht-was noch-alles mit gleichzeitig schütter werdenden und gefärbt aussehenden Haaren ist. Die 05er, in Frankfurt mit Recht eher als Möchtegern-Lokalrivale scheel angesehen, haben sich zudem längst zum Angstgegner der Eintracht gemausert. Anstatt auf sie herabzusehen, sollte die Eintracht auf solche Clubs schauen und sich fragen, was die besser machen.


Platz 12:  #0:0

Vor 40 Jahren spielte man hier Bundesliga-Fußball, während nebenan das Müngersdorfer Stadion um- und neu gebaut wurde. Für ein Jahr (73/74) hatte Köln sogar 2 Erstligisten, die in der alten Radrennbahn ihre Heimspiele austrugen.

Wie an vielen anderen Standorten wurde auch in Köln bereits 30 Jahre später wieder abgerissen und neu aufgebaut. Hier mit einem für meinen Geschmack schöneren Ergebnis als in den anderen Städten. Schönes Stadion = schöner Fußball geht dabei jedoch nicht miteinander einher.

Mit teils sehr unattraktivem Ergebnisfußball, u.a. neunmal 0:0 hielt der FC ungefährdet die Klasse. Hier scheint man vorerst zur Vernunft gekommen zu sein, läßt Trainer und Manager in Ruhe arbeiten und spinnt nicht. Anerkennung dafür.


Platz 13:   #Frontzek kann es doch

Eines der wenigen großen und doch innenstadtnahen Stadien in Deutschland: das ehemalige Niedersachsenstadion.

Ähnlich wie auf diesem Bild waren in der angelaufenen Saison immer wieder ungewöhnlich viele  Plätze unbesetzt. Fans haben sich vom Verein zeitweise abgewandt, waren dann aber doch wieder da, um die Rettung am allerletzten Spieltag zu feiern.

Fast wären sie abgestiegen, ehe sie ausgerechnet der notorisch erfolglose und auf mich oft etwas melancholisch wirkende Michael Frontzek rettete. Der Verein, der erst Schmadtke nicht mehr haben wollte, dafür aber der Eintracht vor der Saison Prib und Joselu wegschnappte. Der unerwünschte Sportdirektor zeigt nun im fußballerisch oft närrisch-überdrehten Köln, wie wertvoll er sein kann, Joselu zeigt nun in Hannover, was man in Frankfurt schon wußte: Er ist keine 6 Mio wert, 8 Tore schießt auch ein günstigerer und besser integrierter Spieler jederzeit. Solche Irrtümer und Fehleinschätzungen können einen Verein in den Abgrund stürzen lassen.


Platz 14:   #Geh', Veh

Er hat es wieder einmal gerichtet, der Altinternationale. Heute, da es nur noch junge Konzepttrainer zu geben scheint, ist er der letzte einer aussterbenden Rasse, der letzte Feuerwehrmann.


Nachdem sie der Ex-Trainer der Eintracht erfolgreich heruntergewirtschaftet hatte, blieben die Schwaben dank der 6 geschenkten Punkte aus Frankfurt dann doch noch drin. Auch dies ist eine Mannschaft, zu der mir sonst nicht viel einfällt, gesichts- und konturlos, weiß nicht, wofür sie steht. Herausragend, wie der Fußballgott manchmal doch mitspielt. Lothar Matthäus gibt Autogrammstunden in Möbelhäusern und sein Kumpel Armin Veh geht wegen der Perspektiven aus Frankfurt weg und zum VfB, wo er entlarvt wird.


Platz 15:   #Hahohe

Hier entstand später das Olympiastadion, wo die Zuschauer viel näher am Geschehen dran sind, als im Vorgängerstadion. Dennoch zeichnet sich das "deutsche Wembley" dadurch aus, daß hier, ähnlich wie im englischen Wembley, außergewöhnlich große Entfernungen zwischen Zuschauern und Spielfeld liegen. Atmosphäre? Berliner Luft!


Die Hertha war eine von mehreren Mannschaften, die mir so gar nichts sagen und wenn mich in zwei Jahren jemand nach der Berliner Mannschaft von 2014/15 fragen sollte, so weiß ich jetzt schon nicht, was ich sagen soll. Uninteressant wie der Großteil der Liga.


Platz 16:   #Abschreckung pur


"... Rothenbaum, wir erinnern uns genau ...", so dröhnt es in der Hymne "Wir sind schlau, wir sind die Fans vom HSV" (zur My oh my-Melodie). Ja, der HSV war einmal einer der Clubs, die ein eigenes Stadion hatten, in dem vor Bundesligagründung auch Erstligaheimspiele ausgetragen wurden. Im feinen Harvestehude, in der Nähe des Tennisstadions.

Wer gegen die Eintracht 0 Punkte holt (das ist ja wie ein Punktabzug durch den DFB) und dennoch nicht direkt absteigt, der hat es auch verdient! Dieser Club, in dem seit so vielen Jahren so vieles falsch gemacht wird, ja eigentlich nur Fehlentscheidungen getroffen wurden, scheint nicht totzukriegen zu sein. Vielleicht doch "too big to fail". Die einzig sinnvolle und strategisch wertvolle Entscheidung scheint mir, den ehemaligen Hockey-Nationaltrainer Bernhard Peters für Nachwuchskoordination geholt zu haben. Der HSV ist das perfekte Beispiel dafür, was passiert, wenn fußballfremde, geltungssüchtige und ahnungslose Aufsichtsräte zu viel zu melden haben. Wer also aus der eigenen Geschichte nichts gelernt hat (bei der Eintracht waren es in der Vergangenheit auch die Präsidenten), der kann vom HSV lernen. Wenn man einen Verein bzw. eine Fußball-AG gut und erfolgreich führen will, muß man nur alles anders, am besten das Gegenteil machen.


Platz 17:   #bis zuletzt selbst in der Hand gehabt!

Noch sieht so die Heimstatt des SCF aus, in absehbarer Zeit soll an anderer Stelle neu gebaut werden.
Ein dummer und vermeidbarer Abstieg nach einer Saison, in der die Freiburger oft nicht schlecht spielten, aber nicht die entscheidenden Punkte holten, z.B. in Hamburg und Hannover. Sie hatten es, obwohl nicht gerade durch Schiedsrichterentscheidungen begünstigt, bis zur letzten Spielminute selbst in der Hand. Leider brachte eine Fehlentscheidung den Verlust zweier Punkte in Hamburg und auch Herr Stark, wer sonst, gab in Hannover einen Elfmeter für den SC nicht. Hoffentlich kommen sie bald wieder.


Platz 18:   #Eintagsfliege


Schon der erste Ausflug ins Profilager endete ziemlich schnell wieder. Zuvor, noch als Amateurclub, empfing man 1977 die Eintracht im DFB-Pokal. Als Vorzeichen für sehr viel spätere Ereignisse blamierte sich die SGE, mußte über ein Wiederholungsspiel gehen. In Paderborn sah die Eintracht also schon immer schlecht aus.

Der SC Paderborn hat gezeigt, daß man es mit seriöser Arbeit in die Bundesliga schaffen kann, es aber kaum möglich ist, dort zu bleiben, wenn die Mittel zu bescheiden sind. Die letzten Eintagsfliegen in der Liga waren alle keine schlafenden Riesen sondern Clubs, für deren Struktur und Hintergrund die erste Liga eine Nummer zu groß ist. Immerhin hat die Mannschaft einige andere geärgert und hatte bis zum Schlußpfiff der letzten Partie die Möglichkeit, den Klassenerhalt zu schaffen. Und ist auch ein Angstgegner der Eintracht, zumindest zu Hause. Einer von etwa 17 Angstgegnern der Eintracht.



Aufsteiger:  #Horch bzw. Audi

Damals, als es noch einzelne, zum Teil frei stehende Tribünen gab. In dieser Stadt ist also künftig nicht nur erstklassiges Eishockey zu Hause, sondern auch die Fußball-Bundesliga. Anstatt wie einstmals zwei Zweitligaclubs ein Erstligist.

Eine Souveräne Meisterschaft der zweiten Liga, als vermutlich torärmster Tabellenersten aller Zeiten. Diese Mannschaft, wie immer sie in der nächsten Saison aussehen mag, wird das allgemeine Interesse am Ligageschehen bestimmt nicht zunehmen lassen.


Aufsteiger:    #Feierabendprofis

Hier wird also demnächst wieder Bundesliga geboten. Darmstadt ist somit der einzige Verein, dessen Stadion im Vergleich zur Saison 81/82, der letzten Bundesligasaison der Lilien, praktisch völlig unverändert aussieht.





Der erste Bundesligakader der Lilien aus der Saison 1978/79. Die Darmstädter gingen als "Feierabendprofis" in die Geschichte ein, weil die meisten Spieler noch einer Erwerbstätigkeit nachgingen, nach Feierabend trainierten. Für einen Bundesligisten damals schon sehr exotisch. Aus heutiger Sicht extrem sympathisch, den Fußball nicht so wichtig zu nehmen, noch etwas anderes im Leben zu tun zu haben, heute, da schon die Spieler der 3. Liga Vollprofis sind. Aber sportlich haben die Lilien in beiden bisherigen Gastspielen in der Bundesliga wahrlich keine Bäume ausgerissen. Walter Bechtold spielte übrigens für alle 3 hessischen Vetreter in der Bundesliga, so wie später auch Wolfgang Trapp.


Dank des wundersamen Aufstieges der Darmstädter, der sportlich verdient war und sehr guter, seriöser Arbeit geschuldet ist, hat Hessen erstmals seit 1984 wieder 2 Mannschaften in der Bundesliga! Unter Mitwirkung der bei der Eintracht gescheiterten oder nicht genug gewürdigten Stroh-Engel und Heller.






  


Freitag, 22. Mai 2015

Saison-Resüme Eintracht: Die Vollidioten

Goethe, der Frankfurter "Erster Alles" für immer, hatte nicht immer Recht. Und die neue Frankfurter Schule, die zum Teil auch immer eine Nähe zur Eintracht hatte, auch nicht.

Was für eine Saison! Es begann unter durchwachsenen Vorzeichen: Einerseits war man den ausgebrannten und nicht mehr motivierten Trainer Veh losgeworden, der durch sein gutes Ankommen bei der Journaille und im Umfeld der Eintracht dank leutselig-schnodderiger Art und trockenen Bonmots, mehr glänzte als durch seine Arbeit als Trainer. Und man hatte erkannt, daß ein Stürmer, der für maximal 10 Tore gut ist und der in der Mannschaft mässig integriert war, keine 6 Millionen wert ist. Zumal mit Aigner und Kadlec zwei Angreifer mit dem Potenzial für genau so viele Treffer da waren.
Andererseits hatte man Rode und Jung verloren und ließ - wie jetzt angedeutet wird relativ bereitwillig - Schwegler ziehen. Letzteres sicher der größte Bock, den man sich leistete.
Der neue Trainer begann gleich mit einer ähnlich kolossalen Fehleinschätzung, indem er - neuer Trainer, neue Hierarchien - versuchte, Alex Meier auszusortieren. Das wird man so natürlich nie zugeben (der Lange sei ja zu Beginn angeschlagen gewesen), aber die Tendenz war klar. Meier tat immerhin, was er meistens tat, er kam zurück und traf und traf und traf. So daß wieder, wie fast jedes Jahr, geschrieben werden durfte, er sei nie so wertvoll gewesen wie heute.
Neben den taktischen Rätseln, die Trainer und Mannschaft dem Publikum aufgaben, verwunderte in der Saison auch die Personalpolitik. Außer Seferovic erwiesen sich alle Neuzugänge bestenfalls als Ergänzungen, keiner taugte zum Leistungsträger, dennoch wurden sie immer wieder aufgestellt. Das Personalkarussel des Trainers war aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar. Anderson gesetzt, angezählt, Vertrag verlängert, aussortiert, dann wieder gesetzt, ehe er sich verletzte. Bei Madlung pendelte es auch immer zwischen gesetzt und aussortiert und nachdem er signalisiert bekommt, daß er gehen soll, wird er auf einmal unverzichtbar. Dagegen wird die Personalie Zambrano, für den angeblich einmal ca. 8 Mio geboten worden waren, behandelt, als wäre sein Verbleib existenziell für die Eintracht. Als spielten seine Leistungen gar keine Rolle. So wie der Führung die Stringenz fehlt, das Treiben manchmal planlos wirkte, so agierte auch die Mannschaft. Mal so, mal so, auf und nieder, mal überfordert, mal gleichgültig, selten einmal konsequent. Es reicht ja irgendwie. Bloß zu was eigentlich? Ziele? Fehlanzeige.
Die Mannschaft hat erreicht, daß die Eintracht nicht mehr ernst genommen wird, egal ist, in der Fußball-Landschaft nicht wahrgenommen wird, sogar zu egal, um zur Lachnummer zu werden, obwohl die absurden Ergebnisse das gerechtfertigt hätten.
Und jenseits des Platzes? Marco Russ, der trotz seines überschaubaren Könnens das Zeug zur Frankfurter Identifikationsfigur hätte, leistet sich einen völlig inakzeptablen verbalen Fehltritt gegen den größten Frankfurter Fußballer aller Zeiten - auf eine dezente und doch in Gänze berechtigte Kritik Jürgen Grabowskis. Und wer am Elzer Berg geblitzt wird, qualifiziert sich automatisch als einer der dümmsten Autofahrer Deutschlands.
Bild und Frankfurter Rundschau zählen den Trainer an, die Vereinsführung dementiert die kolportierten Dissonanzen kaum und wirkt dabei doch unsouverän. Bruchhagen regiert nur noch auf Abruf, aus gut unterrichteten Kreisen heißt es auch, er habe sich im heimlichen Machtzirkel der Eintracht im Laufe der Jahre Feinde gemacht. Der zukünftige Aufsichtsratschef kommt aus einem eher Bruchhagen-kritischen Umfeld, was befürchten läßt, daß die Kreise um Präsident Fischer, diesen angeblich trinkfesten, lautsprechenden, passionierten Thailandfahrer, an Einfluß gewinnen. Böse Vorzeichen: Der mangelnde Perspektive des Clubs beklagende, damit seine eigene Verantwortung fürs Sportliche leugnende Ex-Trainer Veh wird als Bruchhagen-Nachfolger gehandelt! Aufgrund welcher Referenzen? Vermutlich (s.o.), weil sein populistisches Auftreten geschätzt wurde. Daß er als Trainer im Lauf seiner über 20-jährigen Karriere viel gerissen hätte, kann man trotz eines Meistertitels und eines sechsten Platzes nicht behaupten. Erfahrungen, Erfolge gar im Management? Wozu? Vielleicht soll der Club zurückgeführt werden in die feucht-fröhlichen Zeiten der Präsidenten Ohms, Gramlich oder Schander, wäre Fischer und Konsorten zuzutrauen.
Die Hoffnung in die Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit des Wolfgang Steubing steht noch dagegen. Steubing genießt in der Stadt hohes Ansehen, hat sich dieses auch verdient, obwohl er Wertpapierhändler ist.
Was muß passieren, damit die nächste Saison besser wird? Ich empfehle, Zambrano gehen zu lassen, er ist eine Aufblähung der Personalkosten nicht wert, das Geld kann man besser investieren. Verstärkungen müssen her für das defensive Mittelfeld und die Außenbahnen. In Zukunft sollten sich Spieler wie allen voran Inui einen Stammplatz sportlich verdienen müssen und generell sollte die Leistung den Ausschlag für die Aufstellung geben. Der Club muß weiter am Scouting arbeiten, die letzten Neuzugänge haben nicht gepasst, haben es nicht gebracht und spielten dennoch.
Und Profimannschaft und Nachwuchs gehören unter ein Dach. So wie früher am Riederwald muß es für die Kinder möglich sein, die Profis hautnah zu erleben, ihnen zuzuschauen, sie anzusprechen. Bei aller Professionalisierung, ein "Vereinsleben" ist für die Identifikation von großer Bedeutung, die Profis bekommen so das Gefühl, zu einem Verein zu gehören, können eher einen Bezug zur Eintracht herstellen als in der jetzigen Konstellation. Und die Nachwuchskicker sind nicht nur virtuell Eintrachtler, den Tischtennis-, Basketball- oder Hockeyspielern gleich, sondern Teil des großen Ganzen!
Ich rechne Heribert Bruchhagen vieles, was er für die Eintracht geleistet hat hoch an, aber andererseits ist noch sehr viel im Argen, in vielerlei Hinsicht wurden die letzten 15-20 Jahre verschlafen.
 

Dienstag, 12. Mai 2015

Wann wurde es eigentlich kacke, Eintrachtfan zu sein?

... oder zehn gute Zeitpunkte, damit aufzuhören:
Je länger ich nachdenke, desto mehr fallen mir ein, ich belasse es bei 10. Wo die Saison 2014/15 eingeordnet gehört, lasse ich offen, ein Top-10-Platz ist ihr trotz unserer illustren Geschichte aber sicher.

1.
1959: Souverän die Oberliga Süd gewonnen, in der Meisterschaftsrunde alles  in Grund und Boden gespielt, das Endspiel um die deutsche Meisterschaft gegen den Rivalen aus Offenbach gewonnen - besser konnte es danach gar nicht mehr werden!


2.
1996: Erstmals in der Geschichte des deutschen Fußballs war die Eintracht durch den Abstieg nicht mehr der obersten Spielklasse zugehörig. Mit einer ebenso schwachen wie schlecht zusammengestellten Mannschaft konnte die Klasse nicht gehalten werden. Die Vereinsführung war von allen guten Geistern verlassen, dennoch hielt sich die Eintracht unter Trainer Körbel auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Tiefpunkt der Saison war, daß am Tag der Trainerentlassung Richard Kreß starb!
Daß Holz hernach den Nicht-Trainer und Hanswurst Stepanovic nochmal an den Riederwald holte setzte dem ganzen noch die Krone auf.


3.
1992: Mir fallen auf Anhieb etliche damals aktive Trainer ein, mit denen diese Eintracht deutscher Meister geworden wäre, vielleicht auch mehr als einmal. Eine Mannschaft mit Stein, Binz, Falkenmayer, Gründel, Bein, Möller und Yeboah hätten vielleicht sogar alle 19 Bundesligatrainer außer D. Stepanovic zum Titel geführt. Die Eintracht spielte so, als wollte sie gar nicht Meister werden, verschenkte Punkte serienweise, so daß den Stuttgartern schließlich die Meisterschaft in den Schoss fiel.


4.
1988: Als in einem der schlechtesten Endspiele, die ich je sah, frischgebackener Pokalsieger verhökerte die Eintrachtführung ihr Mittelfeldjuwel Lajos Detari nach Griechenland. Der Ungar tanzte nur einen Sommer bzw. eine Saison in Frankfurt. Er war dabei aufgrund seiner sportlichen Klasse immer ein Fremdkörper in einer sehr biederen Mannschaft, zu allem Überfluß auch nicht besonders gut integriert. In einer Vorwegnahme heute aktueller politischer Ereignisse kam nur ein Teil der Maradonna-esken Ablösesumme von angeblich 17 Mio aus Griechenland bei der SGE an. Die Verantwortlichen setzten das Geld nach der Milchmädchen-Arithmetik "4 Schlechte = 1 Guter" um, so daß die folgenden sportlichen Darbietungen noch erbärmlicher wurden als sie es schon mit dem ungarischen Zauberer gewesen waren.


5.
1976: Dietrich Weise wird nicht gehalten. Der Offensiv-Verfechter und spätere große Jugendförderer und Visionär des Nachwuchsfußballs hatte die Eintracht nach den tristen Ribbeck-Jahren mit begeisterndem Offensivfußball an die Bundesligaspitze herangeführt. Man war in den von Bayern und Gladbach beherrschten Jahren zeitweise die dritte Kraft in Deutschland, die Eintracht war in jenen drei Jahren unter Dietrich Weise eine Torfabrik, schoß insgesamt 231 Tore, gewann zweimal den Pokal, drang ins Halbfinale des Europapokals vor und stellte unter seiner Ägide zwei Weltmeister. Nach seinem Weggang wurde es zunächst finster, aber nur kurz, dann wurde, auf dem 16. Platz stehend erstmals ein Trainer (Roos) in laufender Saison entlassen und es kam Guyla Lorant. 


6.
1980: Am 15.03.1980 endete die Karriere von Jürgen Grabowski, wie und durch wen ist ja allgemein bekannt. Die Eintracht war zu diesem Zeitpunkt (25 Spiele) Tabellenfünfter mit 28-22 Punkten und 54:40 Toren! Was folgte war wie so oft kaum erträglich. Neun Spiele mit nur einem Sieg, 4-14 Punkte, 11:21 Tore, Leistungen, die eines Absteigers würdig gewesen wären. Wäre nicht das UEFA-Cup-Halbfinale gegen Bayern und die Endspiele gegen Gladbach gewesen, dann ...


7.
1993: Die magische Hinrunde, die die Eintracht vom 4. bis 18. Spieltag auf Platz 1 sah, traumhafter Fußball, der sogenannte "Fußball 2000", Startrekord aufgestellt, 22:2 Punkte. Dann die Verletzung von Anthony Yeboah und fortan lief nichts mehr. Wie damals nach der Verletzung von Grabi, nur daß diesmal noch über die Hälfte der Saison ausstand. Die Eintracht spielte wieder einmal in jenen Jahren so wie ein Team, das nicht Meister werden will. Später die Selbstdemontage, als die Vereinsführung den inzwischen zur Vereinsikone avancierten Uli Stein, bester Torwart der Vereinsgeschichte, suspendierte, ohne es mit dem Trainer zu besprechen, woraufhin der seinerseits das Handtuch warf. Es folgte eine unnachahmliche Hölzenbein-Aktion (leider kein rafiniertes Tor), neuer Trainer wurde Horst Heese! Im Jahr 1994! Sein Nachfolger zur neuen Saison dann Jupp Heynckes.

8.
1994: Auf die kurz magische und dann tragikomische Toppmöller-/Heese-Ära folgte der bierernste, noch nicht zum Grandsigneur aufgestiegene Jupp Heynckes. Auch damals schon ein großer Name der deutschen Trainerriege, der versprach, daß ab sofort die Uhren bei der Eintracht anders gehen würden. Was er auch einlöste, wenngleich anders, als es der Fan gedacht hatte. In guter alter deutscher Zuchtmeistertradition maßregelte und suspendierte er Yeboah, Gaudino und Okocha. Was insbesondere auf ersteren bezogen einem sportlichen Selbstmord gleichkam. Der damals durch Gegenspieler fast unaufhaltsam scheinende Torgarant, den der Verein jahrelang unter größten Mühen mit teils abenteuerlichen Vertrags- und Vergütungsmodellen gehalten hatte, und dem eigentlich niemand einen fragwürdigen Charakter vorgeworfen hätte! Zum Straftraining! Zwischen den alten Nationalmannschaftskollegen (und angeblichen Freunden) Heynckes und Hölzenbein soll es 1974 vor dem WM-Finale eine Absprache gegeben haben: Derjenige von beiden, der von Anfang an spielen würde, sollte sich im Lauf der Partie auswechseln lassen, damit der andere - Positionsgetreu - zum Einsatz käme! Heynckes kam im Endspiel gegen die Holländer dann nicht zum Einsatz, Holz spielte durch und wurde dadurch, daß er kurz vorm sicheren Treffer gefoult wurde, zur Legende. Späte Rache des kleinlichen Gladbachers? Die Eintracht erholte sich von Heynckes' Kahlschlag nie wieder. Yeboah verließ zutiefst gekränkt den Verein, Okocha war trotz aller Zaubertricks nie wirklich ein Leistungsträger bei der Eintracht und Gaudino zu wenig konstant, auch eher ein hochbegabter Zuarbeiter als ein Chef im Mittelfeld.
Ein gutes Jahr nach Heynckes' Demission stieg das, was er von der Eintracht übriggelassen und was Holz und Co. durch lachhafte Transfers daraus gemacht hatten, ab.

9.
2011: Nach den im berühmt-berüchtigten Umfeld als zu grau, trist und mittelmässig empfundenen Funkel-Jahren sollte mit Michael Skibbe wieder mehr spielerischer Glanz ins Waldstadion einziehen. Im ersten Jahr gelang dies ganz gut, die Eintracht spielte etwas mutiger, etwas offensiver als in den Jahren zuvor, landete im Mittelfeld, holte stolze 46 Punkte, 13 mehr als im letzten Jahr unter Funkel.
Nach der Hinrunde Platz 7, doch dann nur noch ein Sieg, gegen alle Mitkonkurrenten außer St. Pauli Niederlagen, wenige Unentschieden. Ein Abstiegskampf fand gar nicht statt, eine hilf- und planlose Mannschaft sah tatenlos zu, wie der Söldner im Sturmzentrum die wenigen noch generierten Chancen desinteressiert versiebte. Wie kolportiert wurde, zeigte auch der Trainer kein allzu großes Interesse am Geschehen und machte wenige Anstalten, Impulse zu geben.

10.
1999: Die Entlassung von Horst Ehrmantraut, dem Kauz mit den angeblichen spirituellen Vorlieben geschah ohne Not, der akribisch arbeitende Ex-Außenverteidiger hatte aus der kaum veränderten Zweitligatruppe viel rausgeholt. Was folgte war von allen bizarren Trainerverpflichtungen der SGE die vielleicht groteskeste. Enter Reinhold Fanz, dessen beklagenswerte Ausstrahlung exakt seinen Meriten als Übungsleiter entsprachen. Krönung aus meiner Sicht das Spiel bei 60, als die Granatenverpflichtung Bounoua in einem Trikot auflief, dessen Rückennummer mit Tape zusammengebastelt und aufgeklebt werden mußte (wofür der Trainer wenig konnte). Nach der 1:4-Niederlage sagte Fanz, man habe immerhin die 2. Halbzeit gewonnen - in vollem Ernst!