"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Montag, 2. Juli 2012

Stadionalbum Teil 20: Europameisterschaftsfinalorte

Leider fehlt das Heysel-Stadion von Brüssel, wo Deutschland 1972 den ersten von drei EM-Titeln holte. Ich arbeite daran, diesem Mißstand abzuhelfen. Die einzigen Karten von Heysel, die ich auf dem Markt gefunden habe, zeigen die Haupttribüne von hinten, ich ziehe eine Ansicht von vorne vor.

Paris, Prinzenpark, 1960 und 1984. Die Abbildung zeigt den Bauzustand nach dem umfassenden Umbau 1972. Zuvor hatte das Stadion noch eine Radrennbahn enthalten, auch zum Zeitpunkt des Finals 1960.
Madrid, Bernabeu, 1964. Vor diversen Umbauten, u.a. zur WM 1982, sah das Stadion von Real so aus und erlebte den ersten Titelgewinn der Spanier.
Rom, Olympico, 1968 und 1980. Hier fanden zwar nur zwei Endrundenturniere statt, aber drei Finals. 1968 wurde das nach 120 Minuten Unentschieden stehende Finale zwischen den Gastgebern und Yugoslawien durch ein Wiederholungsspiel (zu dem Italien mit auf fünf Positionen veränderter Mannschaft antrat!) entschieden. 1980 siegte Deutschland hier, bei der dritten Finalteilnahme hintereinander.
Belgrad, Roter Stern Stadion, auch "Maracana" genannt, 1976. Hier jagte Hoeneß den Ball in den Nachthimmel, wodurch die Tschechoslowakei den Titel holte.
München, Olympiastadion, 1988. Hier fiel das Jahrhunderttor durch den großen Marco Van Basten, die Holländer gewannen ihren einzigen Titel, gegen die UdSSR. Auf der Trainerbank saß, wie schon 14 Jahre zuvor, beim vergeblichen Anrennen gegen Beckenbauer, Maier und Co. an gleicher Stelle, Rinus Michels, der somit eine späte Genugtuung erfuhr.
Göteborg, Ullevi, 1992. Finale mal wieder mit deutscher Beteiligung aber ohne Happy-End. Wie schon 1958, als Schweden kein gutes Pflaster war, Deutschland von den fanatischen schwedischen Fans verunsichert, im Halbfinale der WM gescheitert war.
London, Wembley, 1996. Waren das noch Zeiten, als Waldemar Hartmann noch journalistisch tätig war, täglich aus dem deutschen Quartier "Motram Hall" berichtete und eine auf dem Zahnfleisch kriechende deutsche Mannschaft um Kapitän Klinsmann und Anführer Sammer Berti Vogts seinen einzigen Titel als Nationaltrainer bescherte. Zum dritten Mal wurde die EM durch Deutschland gewonnen, jedesmal hatte unser Team einen zweifachen Torschützen, anders können wir wohl nicht Europameister werden.
Rotterdam, de Kuip, 2000. Erstmals wurde die EM in zwei Ländern ausgetragen, hier in diesem Hexenkessel holte Frankreich seinen zweiten EM-Titel zwei Jahre nach dem WM-Triumpf.
Lissabon, Stadio de Luz, 2004. So wie hier abgebildet sah das Stadion nicht mehr aus, als die Griechen sich ihren Sensationstitel holten. Ihr Spielstil war häßlich, was von den Stadionneubauten des letzten Jahrzehntes zu halten ist, scheint dagegen nicht so eindeutig zu beantworten zu sein. Komfort und Annehmlichkeiten sprechen sicher für die neuen Stadien, die meist anzutreffende Komplettüberdachung dagegen macht Stadien heute oft verwechsel- und austauschbar, für Luftbilder praktisch untauglich. Zum Glück mußten durch den Umbau nicht mehr knapp 100.000 sondern nur noch etwas mehr als die Hälfte mitansehen, wie sich Figo, Deco, Rui Costa und Christiano Ronaldo vergebens in der 22-beinigen Hintermannschaft der Griechen aufrieben und vergebens anrannten.
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 2008. Erneut ein Turnier in zwei Ländern, das scheint Schule zu machen, wohl auch, da neben England, Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich kein weiteres europäisches Land über eine Infrastruktur verfügt, um das Turnier alleine auszutragen. In diesem Stadion taten sich die Deutschen schwer, gegen Spanien auch nur einen Angriff auszuspielen, so daß die Iberer ihren zweiten EM-Titel holten, der beste deutsche Spieler stand im Tor, obwohl er beim einzigen Treffer, der durch Fehler von Lahm entstand, auch nicht gut aussah.
Kiew, Nationalstadion oder auch Olympiastadion genannt, 2012. Auch diese Arena sieht heute längst nicht mehr so aus, ist hier aber wenigstens noch zu erkennen. Die Laufbahn überstand den Umbau, die Kapazität wurde um fast 20.000 reduziert und ein Dach, das von oben nichts von den Rängen erkennen läßt, sind, wie vielerorts, aktueller Stand der Dinge. Spanien holte sich hier EM-Titel Nummer drei.

Sonntag, 1. Juli 2012

Letzter Versuch eines EURO-Tagebuchs 13:

Für mich und meine durchschnittlich vier Leser hier noch einmal mein Senf zur Europameisterschaft:
Spanien ist hochverdient Meister geworden. Wer nach vorher durchwachsenen aber siegreichen Spielen gerade im Endspiel so eine starke Leistung zeigt und sein Spiel durchzieht, der ist dann doch über jeden Zweifel erhaben. Geschenkt, daß die letzten zwei Tore in Überzahl fielen. Andererseits wurde den Spaniern ein klarer Handelfmeter früh in der zweiten Halbzeit verweigert, der bei numerischer Gleichheit womöglich schon nach 50 Minuten den moralischen Zusammenbruch der Italiener gebracht hätte.
Die Spanier zeigten mit einer Topleistung im wichtigsten Spiel nochmal schmerzlich auf, was der deutschen Mannschaft fehlt: Die Siegermentalität. Ein Gegentreffer in sechs Spielen gegenüber sechs Gegentoren in fünf Partien der Deutschen spricht ebenfalls Bände.
Das Fazit für das DFB-Team könnte also in Anlehnung an den US-Amerikanischen Sport lauten: "wait 'till next year". Sollte es aber nicht. Nur warten, weil unsere tolle Mannschaft durch zwei weitere Jahre die Reife für einen Turniersieg schon bekommen wird, wäre nicht ausreichend. Es muß vielmehr genau untersucht werden, wie eine Entwicklung, nicht zuletzt mental, gefördert werden kann, unter Umständen auch mit einer kritischen Hinterfragung, welche Spielertypen die Mannschaft braucht. Neben der Forderung an den Bundestrainer, nach Leistung aufzustellen, fehlt meines Erachtens vor allem ein Stürmer, der in der Lage ist, in jeder Geschwindigkeit Anspiele anzunehmen und zu verarbeiten, der beweglich und technisch versiert genug ist. Und Özil sollte die kommenden zwei Jahre mit intensivem Schußtraining zubringen.
Um die Mannschaft aktiv weiterzuentwickeln braucht Löw vor allem Mut. Den Mut, auf Spieler zu verzichten, egal, um wen es sich handelt, die der Mannschaft so offensichtlich nicht weiterhelfen (Schweinsteiger, Podolski, Gomez) und den Mut, gegen jeden das eigene Spiel beizubehalten.
Das Endspiel hat noch einmal gezeigt, wie unnötig die deutsche Niederlage im Halbfinale war, da die Italiener nicht so stark waren. Im Grunde standen sie vor allem im Finale, weil die Deutschen mit der falschen Einstellung ins Spiel gegangen waren und sich in entscheidenden Situationen vorne wie hinten naiv verhielten.
Natürlich wäre die deutsche Mannschaft gegen Spanien im Finale auch (wieder) chancenlos gewesen, aber das wäre wenigstens eine Wahrung des Status Quo gewesen, das Scheitern im Halbfinale gegen diese Italiener war ein Rückschritt.
Und wenn Deutschland schon mit einem oder zwei Vereinsblöcken antritt, dann bitte in Zukunft nur, wenn diese Spieler ihre Vereinsmentalität ("mir san mir") zu Hause lassen. Viel zu selten haben die Spieler des FCB ihrer Haltung, dem selbst postulierten angeblichen Sieger-Gen, in letzter Zeit Taten folgen lassen. Auch im CL-Finale, wo der alte Trainer nach der späten Führung sogleich, wie man es aus der grauen Vorzeit des Fußballs kennt, einen baumlangen Vorstopper einwechselt, damit der die Führung verteidigen hilft. Was passiert? Der nächste Eckball für Chelsea, deren einziger Torgefährlicher Spieler köpft den Ausgleich, vom eingewechselten Vorstopper weit und breit nichts zu sehen. Die Bayernspieler können ja gerne im Verein damit zufrieden sein, die Besten zu sein, gewinnen tun dann halt die anderen, aber für unser Nationalteam reicht das nicht.