"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Dienstag, 8. Mai 2012

State of the NHL

Zeit, sich mal wieder mit der NHL zu befassen, die Playoffs sind in vollem Gange, aus deutscher Sicht kann Bilanz gezogen werden, da alle Teams mit deutschen Spielern bereits Ferien haben!
Die Buffalo Sabres mit Christian Ehrhoff, Jochen Hecht und Alexander Sulzer, die gehofft, bzw. erwartet hatten, im Osten ein Wort in der Titelvergabe mitzusprechen, erreichten in der hart umkämpften Konferenz nicht einmal die Playoffs. Ehrhoff erwischte dabei eine durchwachsene, von Verletzungen geplagte Saison in der er nicht an die Offensivleistung des Vorjahres anknüpfen konnte. Noch unbefriedigender verlief Hechts Saison, da er länger verletzt fehlte und sein weiterer Verbleib im Team ungewiß ist. Sulzer dagegen wurde im Saisonendspurt regelmässig eingesetzt, nachdem er zu Saisonbeginn bei den Vancouver Canucks kaum zum Zuge gekommen war. So ist für ihn zu hoffen, daß seine durchaus guten Leistungen zu einer dauerhaften Etablierung in der Liga führen und er kann aus dem deutschen Trio in Buffalo vielleicht noch am ehesten mit seiner Saison zufrieden sein.
In Boston schaffte die Mannschaft von Dennis Seidenberg zwar den Divisionstitel und damit einen guten zweiten Platz der Setzliste im Osten, aber den Titelverteidiger ereilte bereits in der ersten Runde der Playoffs das Aus gegen die vielleicht etwas hungrigeren Washington Capitals. Seidenberg spielte erneut eine gute Rolle, wenn auch nicht so auffallend wie im Vorjahr.
Ebenfalls bereits in der ersten Runde Schluß war für die Florida Panthers, bei denen der leider auch länger verletzt ausfallende Marcel Goc eine starke Saison spielte und auch in den Playoffs überzeugen konnte. Er sollte sich mit seinen Leistungen als guter zweiter Center endgültig etabliert haben. Sein Mannschaftskamerad Marco Sturm dagegen blickt auf eine enttäuschende Saison zurück, in der er erneut den Verein wechseln mußte (von Vancouver nach Miami), nur knapp über die Hälfte der Spiele machte und offensiv praktisch kein Faktor mehr war. So geht möglicherweise eine beeindruckende deutsche NHL-Karriere zuende, da es für ihn schwer werden könnte, in dieser Verfassung einen Platz in einem Kader zu bekommen. Sturm hatte sich als erster deutscher Angreifer über mehr als ein Jahrzehnt als anerkannter Außenstürmer in der Liga halten können, machte über 900 Spiele und über 400 Scorerpunkte. Leider hatte er mehrmals großes Pech mit schweren Verletzungen und Vereinswechseln, die er nicht beeinflussen konnte. Am schlimmsten für ihn war vermutlich das Jahr 2010, als er in der regulären Saison 09/10 noch bester Torschütze der Boston Bruins gewesen war, dann aber in den Playoffs das Kreuzband riß. Kurz nach Saisonbeginn 10/11 wurde er, gerade wieder rehabilitiert, nach Los Angeles transferiert und von dort nach wenigen Wochen weiter nach Washington. Dort kam er zwar in ein Team mit Perspektive (Ovechkin und co.), durfte auch teilweise neben dem Superstar aus Rußland spielen, konnte sich aber nicht für einen neuen Vertrag empfehlen. Bitter dann, daß sein langjähriges Team, dem er noch bis November angehört hatte, ohne ihn den Stanleycup gewann.
Schließlich war da noch Thomas Greis, der als zweiter Torhüter bei den San Jose Sharks spielt. Hinter der unangefochtenen Nummer 1 Niemi aus Finnland kam Greis nur gelegentlich zum Einsatz, zeigte dann aber starke Leistungen und seine Statistiken weisen keinen klaren Unterschied zum finnischen Stammtorhüter auf. Auch die Sharks überstanden die erste Playoff-Runde nicht, so daß für alle deutschen in der NHL das amerikanische Verlierermotto "wait 'till next year" gilt. Bitte nicht falsch verstehen, trotz der aufgeblähten Liga, in der es deutlich mehr Arbeitsplätze gibt als noch zu Uli Hiemers oder Uwe Krupps Zeiten gibt, ist es schon etwas ganz besonderes für Spieler aus einem Eishockey-Entwicklungsland wie Deutschland, sich dort überhaupt durchzusetzen, das mit den Verlierern ist also relativ, nach amerikanischen Maßstäben ("Championship or bust").

Ansonsten sind die Playoffs für mich eher uninteressant, da die von mir favorisierten, sentimental oder emotional besetzten Teams entweder gar nicht reingekommen sind (Toronto, Edmonton, Montreal, Buffalo) oder schon in der ersten Runde scheiterten (Boston, Chicago, Detroit, Pittsburgh, Florida). Übrig blieben im Westen überwiegend Franchises, die es meiner Meinung nach gar nicht geben sollte, wie Phoenix und Nashville (inzwischen eliminiert) oder solche ohne zugkräftige Stars. Im Osten sind immerhin noch einige Teams mit Namen und Tradition im Rennen, so das einzig verbliebene "Original six" - Team, die New York Rangers, die Philadelphia Flyers, die seit der "Broad Street Bullies"-Ära zwar sechs Mal im Finale standen, aber immer den kürzeren zogen, die mehrfachen ehemaligen Cupsieger New Jersey Devils und die Washington Capitals, die zwar noch nie den Cup geholt haben, sich aber aktuell in dem immer kleiner werdenden Fenster befinden, in denen Alex Ovechkin mit ihnen die Trophäe gewinnen könnte.
Natürlich haben die Teams, die jetzt noch dabei sind, es allesamt verdient, da zu sein, wo sie sind. Aber was hat es für eine Außenwirkung in den nicht gerade hockeyverrückten Staaten, wenn Los Angeles oder gar Phoenix, wo es jeweils gar keine regionalen Wurzeln oder Bindung der Sportart gibt, gegen New Jersey, wo in der Vergangenheit Stanleycup-Siegesparaden auf dem Parkplatz des Stadions abgehalten wurden, um den Cup spielen? Für die um Medienpräsenz kämpfende Liga und die echten Eishockeyfans an den Traditionsstandorten ist es jedenfalls nicht zu begrüssen. In Phoenix, wo in der regulären Saison oft weniger als 10.000 Zuschauer kamen, ist eine Atmosphäre wie in den letzten Jahren in den Straßen von Chicago oder Boston, wo es würdige Paraden gab, nicht herstellbar.
Weg mit den Franchises in den Anti-Eishockeyregionen! Die Liga braucht keine Standorte in Florida und anderen Südstaaten, wo die Fans nur kommen, wenn es mal gut läuft und ihnen Eishockey ansonsten egal ist, am nächsten Tag ist ja Wrestling und danach kommen Monster Trucks und dann Van Halen, da gehen sie dann auch hin
 
Passend dazu hier eine kleine Auswahl von Arenen aus der Zeit der Original Six (natürlich wünsche auch ich mir keine Liga aus sechs Teams):

Schon lange Geschichte, aber Heimstatt der Leafs, als sie ihren letzten Cup gewannen (mein Geburtsjahr).

Das "Madhouse on Madison" war die lauteste Arena der Liga. Immerhin konnten die Blackhawks auch in ihrer neuen Halle schon einen Titel feiern.

Der legendäre Boston Garden war berüchtigt für seine Enge, in Sachen Atmosphäre stand er Chicago Stadium kaum nach. Natürlich spielen auch die Bruins längst nicht mehr hier, auch sie gewannen inzwischen den Cup in ihrer neuen Halle.

Der legendäre (3.) Madison Square Garden. Wenn nicht gerade ein Zirkus gastierte wurde hier Eishockey gespielt, nicht nur von den Rangers, sondern einst auch von den NY Americans. Die Rangers waren die ersten der Original Six, die ihre Kultstätte verliessen, 1968 wurde der 4. Madison Square Garden eröffnet.



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