"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Dienstag, 22. Mai 2012

Occupy Champions-League oder was Uli Hoeneß von Jupp Kapellmann lernen kann

Armer FC Bayern. Mitleid gibt es umsonst, Neid muß man sich erarbeiten. Solche Floskeln hört man aus dem Munde der FCB-Verantwortlichen seit Jahren immer wieder. Mitleid wollten sie nie, o.k., dann kriegen sie auch keines. Seit Jahren als einziger deutscher Club immer wieder unter den letzten mindestens acht in der CL, ja sogar als einziger deutscher Club überhaupt jedes Jahr in diesem Wettbewerb dabei. Ist das eigentlich der Cup der Verlierer, angesichts der Tatsache, daß man immer wieder mitspielen darf, selbst wenn man gar nicht die Landesmeisterschaft gewonnen hat? Aus einer gewissen Perspektive betrachtet, wohnt genau diesem Wesen der CL neben dem Segen auch der Fluch des FCB inne. Die Bayern, stets gefühlter deutscher Meister, egal, wer die Schale nach dem 34. Spieltag tatsächlich bekommt, haben es sich angewöhnt, besonders, wenn ihnen in der Bundesliga die Felle davonzuschwimmen drohen, die nationale Liga klein- und die CL großzureden. Dann drehen sie in ihrer Sprachregelung die tatsächlichen Verhältnisse um und schmälern die höhere Anforderung, in einer gewiss nicht schwachen Liga konstant höchste Leistungen zu bringen, erklären stattdessen alle paar Wochen stattfindende Vergleiche gegen ausländische Gegner unterschiedlichster Qualität zum wahren Leistungs- und Größenbeweis. Mit der Folge, daß die nationale Meisterschaft öfter verloren geht, als einigen FCB-Verantwortlichen vielleicht bewußt ist. Von den letzten sechs Meisterschaften konnten die Bayern nur zwei gewinnen und aktuell haben sie es nicht mit einem "Zufallsmeister" wie Stuttgart oder Wolfsburg zu tun. Den Triumpf der Dortmunder zu entwerten mit Verweis auf die langjährige erfolgreiche Teilnahme an der CL des eigenen Clubs, ist zwar typisch für Uli Hoeneß, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß fehlende Dominanz in der Liga möglicherweise genau das Quentchen sein kann, was fehlt, wenn es international ums Ganze geht. Woher sollen die Spieler die Überzeugung, den Glauben an sich nehmen, wenn sie in der Liga Mannschaften unterliegen, die über keine Weltklassespieler verfügen (laut U.Hoeneß)? Wie überzeugend ist es, zu vertreten, die nationale Meisterschaft sei nicht so wichtig, wenn es dann in der CL auch nur zu Achtungserfolgen reicht? Klar, die Finalniederlage gegen Chelsea war unglücklich, auch unverdient, wenn es so etwas überhaupt gibt. Wie oft haben aber gerade die Bayern nach unverdienten Siegen gehöhnt, Glück des Tüchtigen, ja sogar ein "Siegergen" zu besitzen? Nun haben sie ein ganzes Spiel lang also den Gegner beherrscht, sogar Torchancen erspielt, und stehen doch mit relativ leeren Händen da. Immerhin lassen die Verantwortlichen durchblicken, daß es ihnen zu dämmern scheint, daß beim FCB nicht alles glänzt, was Silber ist. Die Spielweise, selbst wenn sie den Club auf den zweiten Platz in der Bundesliga geführt hat und bis ins Finale der Champions League, ist einfallslos und leicht auszurechnen. Führen die Alleingänge von Robben und Ribery nicht zum Erfolg, gibt es keinen Plan B. Seit ich Fußball gucke, gibt es kein schlüssiges fußballerisches Konzept beim FCB, es gibt keine "Bayern-Schule", nichts vergleichbares mit Ajax in den 70ern, Milan unter Sacchi in den 80ern oder Barcelona aktuell, um nur ganz wenige Beispiele zu nennen. Stattdessen eine möglichst große Anhäufung individueller Klasse und die Hoffnung, das "Sieger-Gen" würde sich durchsetzen, vergessend daß ein Gen auch mutieren kann, zum Beispiel zum selbstgefälligen hin, nach dem Motto "wir sind sowieso die besten, egal wie es ausgegangen ist". Der FCB sollte dringend einmal eine Realitätsprüfung vornehmen. Und vielleicht zum ersten Mal in den letzen 40 Jahren ein Konzept für den Fußball, den sie spielen wollen und die Mannschaft, die das umsetzen soll, entwickeln. Und nicht wie bisher Spieler kaufen, die das Team nicht braucht oder solche, die so stark sind und so egozentrisch, daß sie die Entwicklung der Mannschaft behindern. Solange Robben und Ribery spielen wird immer die Kasse stimmen, weil sie Trikots verkaufen und werbewirksam sind. Aber was für eine Vergeudung der Künste von Kroos und Schweinsteiger, wenn deren einzige Option oft der Pass nach links oder rechts außen ist, von wo aus dann Sololäufe in die Mitte gestartet werden. Auch Müller findet sich in diesem "System" nicht gut zurecht und Gomez ist ein ganz anderer Spieler geworden im Vergleich zu seiner Stuttgarter Zeit, weshalb er auch für die Nationalelf nur zweite Wahl hinter Klose ist, daran würde sich auch nichts ändern, wenn er 40 Saisontore macht, 30 davon nach Querpässen an der Fünfmeterlinie. Andererseits, was gehen mich die Bayern an?

Was Uli Hoeneß von Jupp Kapellmann lernen könnte? Eine ganze Menge, aber ich fürchte, dafür ist es zu spät. Was hat der Hoeneß nicht alles schon erlebt. Die jüngeren Fans wissen es vielleicht gar nicht, er war einmal ein großes Talent, eine Art Götze der 70er Jahre. Mit 20 erstmals deutscher Meister und Europameister, mit 22 Titelhattrick in der Bundesliga, erstmals Sieger im Landesmeisterpokal und Weltmeister. Bei der WM vielleicht erstmals mit den Schattenseiten des Fußballs konfrontiert, als er im Spiel um den Finaleinzug gegen Polen einen Elfmeter verschoss und im Finale bereits in der ersten Spielminute einen (allerdings unberechtigten) Elfmeter für die Holländer verursachte. Mit 24 Jahren hatte Hoeneß zu den genannten Titeln noch zwei weitere Landesmeistercups und den Weltpokal gewonnen. Mit 24 Jahren also Erfolge angehäuft, zu denen er auch oft als Leistungsträger beigetragen hatte, die für zwei Spielerkarrieren reichen, in einem Alter, in dem viele noch auf ihren Durchbruch warten. Wie er das verkraftet hat? Keine Ahnung. Danach ging es leider bergab, was von dieser Höhe aus jedoch auch kaum vermeidbar war. Letztlich war mit 27 bereits Schluß mit dem Spielen, er wechselte auf den Managerstuhl und die übrige Geschichte ist ja bekannt. Also ein großer Spieler, wenn auch mit 24 eigentlich schon durch, und was man so alles von ihm hört auch ein guter Mensch. Hinzu kommt noch, daß er weder mit seinen Erfolgen, noch mit Dingen, die privat sind, wie seinem Umgang mit dem als einziger überlebten Flugzeugabsturz, hausieren geht. Aber was für ein erbärmlich schlechter Verlierer! Ich kann es ja verstehen. Jahr für Jahr tut er sein möglichstes, um eine starke Mannschaft auf den Platz zu bringen, investiert viel Geld und Herzblut und muß dann ohnmächtig zusehen, wie die Spieler das Werk beschädigen - kaputtmachen wäre übertrieben. Daß er dann aber seine Wut immer wieder auf so peinliche Art und Weise gegen die Gegner richtet, die es wagen, nicht die Washington Generals für seinen Club abzugeben, das sollte er sich abgewöhnen. Nun zu der viel zu späten Lektion des Jupp Kapellmann: (nebenbei für die jüngeren: ein ehemaliger Bundesliga- und Nationalspieler, der die o.a. Titel, außer EM, mitgewinnen half, wenn auch nicht in ganz so tragender Rolle) Kapellmann, der neben der Fußballkarriere Medizin studierte und auch abschloß, wurde einmal gefragt, ob er nicht gerne eine Funktion im Fußball auch nach der aktiven Karriere gehabt hätte. Seine überaus kluge Antwort lautete, er könne doch nicht sein Leben, seine Existenz, darauf aufbauen oder davon abhängig machen, ob ein Schuß vom Pfosten ins Tor oder ins Feld prallt, was ja oft für Titel, Platzierung, Abstieg den Ausschlag geben kann. Dies sagte er Jahre vor dem aktuellen Elfmeterdrama von München. Hätte er das dem Uli mal vor 33 Jahren gesagt, als beide mit dem Fußballspielen aufhören mußten, dann wären die Bayern zwar womöglich nicht so (erfolg-) reich, aber der in so vielem Größe zeigende Hoeneß würde sich nicht so oft so unmöglich machen. Und wäre vielleicht nicht so dick geworden, das macht nämlich der Streß.

Wielange bleibt Robben eigentlich noch erster Alles bei den Bayern?

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