"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Donnerstag, 10. Mai 2012

Die Relegation

Werder anno 1981! Was für ein Haufen! Der unvergessliche Erwin Kostedde, der ja passenderweise auf seiner letzten Bundesligastation Vorgänger eines weiteren legendären Ex-OFC-Spielers war (Rudolf Völler). Daneben der erste Japaner der Bundesliga. Norbert "pack ihn Dir" Siegmann, der ja durch Ewald Lienens klaffenden Oberschenkel berühmt wurde. Uwe Reinders, eigentlich ein ganz guter Fußballer, aber bekannt für einen Einwurf, den Pfaff ins eigene Tor patschte. Machte während der WM 1982 manche Nacht zum Tag, dem Kartenspiel und Genußmitteln nie abgeneigt. Der Trainer! Der nur wenig jüngere Fichtel, letzter aktiver aus dem WM-Kader von 1970. Schaaf mit Seitenscheitel, Möhlmann, ewiger Zweitligatrainer und Kamp, der ewige Assistent als Aktiver! Norbert Meier, vom Bundestrainer gerne übersehen bzw. gewogen und für zu leicht befunden, erst filigraner Außenstürmer (als es noch drei Spitzen gab), später Mittelfeldregisseur, heute erfolgreicher Zweikämpfer jenseits der Seitenlinie. Dann das Torhütergespann: Burdenski, ewige Nummer 2 bis 4 in der Nationalmannschaft und einer der wenigen Bielefelder, die nicht in den Bestechungsskandal verwickelt waren, sowie Rülander, der Kwiatkowski Bremens, spielte nach dem 2:9 in Frankfurt nicht mehr im Profibereich.

Die heute beginnende Relegation ist willkommener Anlass, an diese Truppe zu erinnern, stehen sich doch heute Lehrer und Schüler an der Seitenlinie gegenüber. Rehagel, vom Volksschulabschließer und Malergesellen über Bundesligaprofi zum Trainer geworden, steht nach fast 40-jähriger Trainerlaufbahn noch einmal im Rampenlicht, während Meier nach dem unrühmlichen Duell mit Streit doch noch die Kurve gekriegt hat und nun wieder durch seine Trainerleistung auf sich aufmerksam macht. Der sogenannte König Otto, seinerzeit noch in Trainingsanzug, manchmal auch mit Gummistiefeln oder Moonboots auf der Tartanbahn unterwegs, prahlte damals noch nicht mit Goethe-Zitaten, seinen Beziehungen zu Kulturschaffenden und kanzelte unliebsame (also fast alle) Journalisten noch nicht so hochnotpeinlich mit Verweis auf seine ach so großen Erfolge ab. Daß er heutzutage eine Spur kleinlauter scheint, liegt wohl kaum an einer Einsicht, sondern vielmehr daran, daß drei Siege aus zwölf Spielen wahrlich kein Anlass für Überheblichkeit sind. Das Team, das er ins Rennen schickt, ist aus der Ferne betrachtet etwas farblos, man fragt sich, warum die den Verbleib in der ersten Liga verdient haben sollten. Rehagel aus Altersgründen und Preetz aus vielen anderen hätten es jedenfalls nicht verdient. Auf der  anderen Seite der hakennasige Ex-Spielmacher, heute mit Intellektuellen/Kreativen-Brille, der eine Mannschaft, die überwiegend aus soliden Handwerkern besteht und spielerisch eher Mittelmaß bietet, auf den dritten Platz geführt hat. Die Spieler der Fortuna repräsentieren einzeln größtenteils gehobenes Zweitliganiveau, als Mannschaft imponierten sie oft durch Kampfgeist und es war oft (auch gegen die Eintracht) beeindruckend anzusehen, wie sie in der zweiten Halbzeit erfolgreich die Brechstange auspackten und wieviel Druck sie auf den Gegner aufbauen konnten. Trotz der deutlichen spielerischen Defizite der Fortuna und obwohl es sich um eine reinrassige Zweitligamannschaft handelt, für die der Aufstieg zu früh käme, traue ich den Rheinländern zu, die Relegation für sich zu entscheiden. Ginge es gegen Köln, dann wäre für mich der Austieg schon sicher, zu schlapp, demoralisiert und desolat waren die letzten Auftritte des FC.
Schade, daß der Schiri des Hertha-Spiels gegen Hoffenheim eine derartige Wahrnehmungsstörung hatte, daß er das Foul gegen Babel und die darauffolgende Szene derartig umdeutete, daß der Hoffenheimer vom Platz mußte, anstatt korrekterweise einen Freistoß zu erhalten. Auch gegen Hertha, die durch diesen Aussetzer des Schiris begünstigt noch auf den Relegationsplatz kamen, liegt der moralische Vorteil auf Seiten des Zweitligisten. Die Berliner krebsten in der gesamten Rückrunde in der Abstiegszone herum, verunsichert durch die Entlassung ihres Aufstiegstrainers, dann geplagt vom Skibbe-Syndrom (keine Leistung, dafür aber nicht nachvollziehbare und somit den Trainer unglaubwürdig machende Beschönigungen und Verharmlosungen), dann Umstellung auf einen Fußball-Opa und auf Opa-Fußball. Das ganze noch garniert mit einer schlechten, völlig überforderten Vereinsführung und fertig ist das Rezept für den Abstieg. Auf der anderen Seite die Fortuna, die immer in der Spitzengruppe war, ein begeistertes Publikum, das längst aus seinem Dornröschenschlaf erwacht ist (in Düsseldorf war in den 70er und 80er Jahren die DEG beliebter und hatte auch manchmal mehr Zuschauer!) und ein viel engeres, atmosphärisch dichteres Stadion. Nachteil für die Düsseldorfer könnte sein, daß die Mannschaft schon viel mehr erreicht hat, als geplant, eigentlich, so ist aus dem Hintergrund zu hören, will man dieses Jahr gar nicht aufsteigen.
  
A propos Relegation: Im Jahr 1982 spielten Leverkusen und Offenbach um den Bundesligaplatz. Nun ja, in 30 Jahren kann viel passieren, siehe nicht nur OFC (der allerdings dann 1983 nochmal in der 1. Liga vorbeischaute), sondern auch Mainz, Wolfsburg auf der einen, Uerdingen, RW Essen auf der anderen Seite.

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