"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Freitag, 24. Mai 2013

Stadionalbum 27: Endspielorte des Europapokals der Landesmeister

Eine kleine Präsentation früherer Endspielstadien. Jeder kennt Nou Camp, Bernabeu, San Siro, Wembley, diverse Olympiastadien. Aber es gab auch Austragungen in Stadien, die sonst eher abseits des großen Fußballs stehen. Einige von ihnen sollen hier gewürdigt werden.
Übrigens kann ich es nicht mehr hören, wenn immer wieder, sogar in der Tagesschau, in Zusammenhang mit dem rein deutschen Finale vom Endspiel im "legendären Wembleystadion" die Rede ist. Wahrscheinlich ist das ein unzertrennliches Wortpaar in allen Textbausteinen: Wembley = legendär. Das legendäre Wembleystadion wurde doch abgerissen! Jetzt spielt man in einem der unzähligen 08/15-Stadien.

Darf natürlich nicht fehlen, das einst größte Fußballstadion der Welt, das Kulissen von bis zu 150.000 beheimatete. Nachdem die Eintracht 1960 wenige Wochen zuvor Ibrox erstürmt und mit einem 6:3-Sieg in seinen Grundfesten erschüttert hatte, wurde sie als Finalteilnehmer von den Glasgowern herzlich begrüßt. Im Finale 1960 erlebten die Amateure vom Riederwald ein wahres Fiasko. Die Spieler mussten sich von ihrer Arbeit frei nehmen, um gegen das Starensemble von Real Madrid anzutreten. Das Spiel, eine 3:7-Klatsche für die Mannen um Alfred Pfaff, ging als ein Jahrhundertspiel (ein Jahrhundertspiel von wie vielen eigentlich?) in die Geschichte ein, wobei der SGE dabei die Rolle der Staffage zukam, ähnlich wie die Washington Generals gegen die Harlem Globetrotteres. Der großartige Ferenc Puskas konnte in dieser Partie mit 4 Treffern immerhin ein wenig späte Rache am deutschen Fußball nehmen.



Wien, nur du allein. Hier hatten die Bayern ein halbes Heimspiel, als sie 1987 auf den FC Porto trafen. Dann auch noch die 1:0-Führung durch einen Kopfball ausgerechnet von Wiggerl Kögl! Besser geht es eigentlich nicht.

Das Praterstadion von innen. Neben dem FC Porto gewannen hier auch Ajax Amsterdam und beide Mailänder Vereine den Pokal, allerdings außer Inter alle im modernisierten, komplett überdachten und nur noch 55.000 Zuschauer fassenden Stadion. Im hier abgebildeten Ausbauzustand der 50er Jahre passten über 90.000 hinein.

De Kuip in Rotterdam. Ein heißes Pflaster für deutsche Mannschaften, die hier regelmässig nicht sympathisierenden Zuschauern gegenüberstehen. Diesen dürfte es gefallen haben, wie der FC Bayern 1982 einfallslos gegen Aston Villa anrannte und 0:1 unterlag. In einem anderen europäischen Wettbewerb verlor auch die Eintracht hier einmal 0:1, mit wesentlich angenehmeren Konsequenzen, da durch das 4:1 gegen Feyenord im Hinspiel das Weiterkommen glückte und später der UEFA-Cup an den Main wanderte. Auch Schauplatz mehrerer sehr hitziger Länderspiele. 1972 holte das große Ajax mit Johann Cruijf hier zum zweiten Mal den Cup.

Wankdorf war nicht nur Schauplatz des Wunders von Bern. Hier machte auch die Eintracht Station auf ihrem Triumphzug durch den Landesmeisterpokal 1959/60, siegte gegen Young Boys Bern 4:1 durch Tore von Hans Weilbächer, Erwin Stein, Erich Bäumler und Erich "Flutlicht" Meier. 1961 fand hier das Finale statt, erstmals ohne Real Madrid. Dafür standen im Trikot des unterlegenen Finalisten FC Barcelona zwei, die hier bereits 1954 als Verlierer den Platz verlassen hatten: Sandor Kocsis und Zoltan Czibor, die auch jeweils ein Tor für Barca erzielten. Das Endergebnis? 3:2! Für Benfica. Vor nur knapp 27.000 Zuschauern.

Ein echter Exot unter den Endspielstadion, weil Bari im Gastgeberland keineswegs zu den ersten Adressen zählt. Immerhin wurde das Stadion von Stararchitekt Renzo Piano entworfen, der auch am Entwurf des Centre Pompidou in Paris beteiligt war und für zahlreiche weitere öffentliche Prestigeobjekte verantwortlich zeichnete (u.a. Fondation Beyeler, Riehen/Schweiz). Hier wurde 1991 Roter Stern Belgrad in einem nicht denkwürdigen Finale nach 11-m-Schießen über Marseille zum Sieger gekrönt. Im Halbfinale hatten die Belgrader, die damals teilweise großen Fußball boten, den FC Bayern ausgeschaltet.

Sevilla, Estadio Ramon Sanchez Pizjuan. 1986 sahen hier 70.000 entgeisterte Zuschauer das vielleicht langweiligste und unattraktivste Endspiel aller Zeiten. Zwischen Steaua Bukarest und dem FC Barcelona mit Bernd Schuster stand es nach 120 Minuten 0:0. Die Rumänen gewannen das 11-m-Schießen mit 2:0. Finalheld Duckadam, der Torhüter des Siegers, soll einer Geschichte, die ich vor etlichen Jahren einmal gelesen habe, zu Folge, von einem Angehörigen der Diktatorfamilie aufgefordert worden sein, ihm das Auto, das es als Siegprämie gegeben hatte, abzutreten. Duckadam habe geantwortet, er habe mit seinen Händen den Sieg festgehalten und mit seinen Händen werde er das Auto fahren. Kurz darauf sollen ihm beide Hände gebrochen worden sein! Diese Geschichte wurde jedoch vom Betroffenen selbst mehrfach abgestritten, wohl nur ein Mythos. Ein anderer Torhüter hatte hier bereits, im WM-Halbfinale 1982, seine eigene Sternstunde in einem 11-m-Schießen erlebt: Harald Schumacher. Der womöglich, auch durch eine Aktion in jenem Halbfinale, für die Redewendung "jemandem mit dem nackten Arsch ins Gesicht springen" verantwortlich sein könnte.


Erster deutscher Austragungsort war das Stuttgarter Neckarstadion, wo 1959 80.000 den vierten Sieg von Real Madrid in Serie sahen, 2:0 über Stade Reims. In Deutschland folgten noch Finals in München (Olympiastadion und Uli Hoeneß-Stadion), erneut Stuttgart (1988, Eindhoven gegen Benfica, 6:5 n.E.) und Gelsenkirchen. Einen Sieg einer deutschen Mannschaft gab es in Deutschland, den des BVB 1997, durch die Treffer von Riedle (2) und Ricken.






Zur Erinnerung: das ist das "legendäre" Wembleystadion. Was heute so genannt wird, ist nur eine der vielen modernen, beliebig austauschbaren, Hochglanzarenen


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