"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Montag, 20. Juni 2011

Lord Stanley 2011




Stellvertretend für die verdienten Sieger des Stanley-Cup 2011, die Boston Bruins, hier zwei Archivbilder ihres ältesten, Marc Recchi, der mit seinem insgesamt dritten Stanley-Cup Sieg seine Karriere beendet, im Alter von 43 Jahren. Es war eine tolle Finalserie, die im 7. Spiel mit einem 4:0 der Bruins in Vancouver einen spektakulären Abschluß fand. Es kam so, wie ich es gehofft hatte, die Bruins durchbrachen die schwarze Serie des Finales der glücklosen (und auch etwas unentschlossenen) Vorstellungen auf fremdem Eis und triumphierten klar. Die Canucks mußten sich geschlagen geben und haben sich dennoch nichts vorzuwerfen, dominierten sogar das letzte Spiel teilweise deutlich, was sich auch im Torschußverhältnis von 37:21 zu ihren Gunsten niederschlug. Den Unterschied machte schließlich, daß Roberto Luongo, der Torhüter der Canucks, nicht einlösen konnte, was er mit seinem etwas hochmütigen Kommentar zur Leistung seines Gegenübers nach dem 5. Spiel versprochen hatte ("that's an easy save for me" über das entscheidende Tor der Canucks). Er also mit dem Mundwerk, Bostons Tim Thomas mit Schonern, Fanghand und Schläger. Der 37-jährige, vor der Saison eigentlich abgeschrieben, als Nummer 2 designiert und nach Meinung vieler aufgrund seines hohen Gehalts am besten zu transferieren, konnte die mannschaftsinterne Konkurrenz gegen die Nr. 1 des Vorjahres Tukka Rask überraschend zu seinen Gunsten entscheiden und lieferte ein weiteres Vezina-würdiges Jahr ab. Dieses krönte er dann sogar noch mit einer unglaublichen Leistung in den Finals. So gut hat möglicherweise noch nie ein Torwart in einer Finalserie gehalten. Trotz der drei Gegentore, allesamt Siegtore der Canucks, bei denen er etwas unglücklich aussah, was auch mit seinem eher "offensiven" Stil zusammenhängt. Er ließ sich davon jedenfalls nicht erschüttern, lieferte Glanzparaden ab, wenn es darauf ankam und wehrte 97 % aller Schüsse ab. Daneben setzte er einen spektakulären Check gegen Henrik Sedin (oder war es Daniel?), als der in Spiel 3 dem Torraum zu nahe kam und setzte damit ein wichtiges Zeichen. Ausserhalb des Eises imponierte Thomas durch ruhige, sachliche Äußerungen, bedacht und sehr bodenständig. Den Großteil seiner Karriere brachte er in den Minor Leagues und in Finland zu, er steht auch dazu und äußert sich voller Respekt vor dieser Zeit, läßt nichts auf die finnische Liga kommen. Nun hat er alle Trophäen errungen, die ein Torhüter bekommen kann (Vezina 2009, Conn Smythe und Stanley Cup 2011), vielleicht erhält er auch noch die diesjährige Vezina Trophy, die Verleihung ist am 22.06. Hier könnten die Canucks noch ein kleines Trostpflaster bekommen, sind doch für mehrere Preise Spieler aus ihren Reihen nominiert. Der Sieg der Bruins, ihr sechster Stanley Cup in 87 Jahren Ligazugehörigkeit, ist meiner Meinung nach ein gutes Zeichen für eine Gesundung der NHL. Es bringt der Liga nichts, Standorte zu unterhalten, für die Hockey keine Bedeutung hat und wo es keine natürliche Hockeybasis gibt, sondern die NHL nur Teil eines Unterhaltungsprogramms ist und die Leute heute zu Monstertrucks morgen zu Wrestling und übermorgen dann halt zum Eishockey gehen. NHL-Standorte in Phoenix, Miami, Tampa, South Carolina, Atlanta (steht vor dem Umzug nach Winnipeg), eigentlich auch Dallas und Nashville sind sinnlos und funktionieren nicht, die Titelgewinne von Tampa, Anaheim und Carolina entwerten das Produkt NHL, weil es in der Öffentlichkeit nur für ein müdes Lächeln sorgt, daß dort überhaupt ein solcher Sport betrieben wird.
Ein andermal mehr dazu.
Zurück zum Stanley Cup Sieg der Bruins: Großartig, daß mit Dennis Seidenberg wieder ein Deutscher den Cup gewonnen hat. Seit Jahren mit wechselndem Erfolg in der Liga tätig, hatte er das Glück, vor einem Jahr aus Florida zu den Bruins transferiert zu werden. Seine Leistungen in den Playoffs waren überragend, Coach Julien baute auf ihn, brachte ihn in allen brenzligen Spielsituationen immer wieder, verschaffte Seidenberg Monster-Eiszeiten. Als Partner von Mannschaftskapitän Zdeno Chara gehörte der gebürtige Schwenninger zu den Starting 5. Im letzten Spiel verbuchte er 2 Assists und wäre sicher zu einem der 3 Stars des Spiels gewählt worden, hätte es nicht zwei zweifache Torschützen in Bergeron und Marchand gegeben und natürlich Tim Thomas.
Und der auf den zwei Bildern noch recht junge Marc Recchi? 43-jährige werden normalerweise, sofern sie noch nicht im Anzug hinter der Spielerbank stehen, eher als spielendes Maskottchen und Rollenspieler mitgeschleift. Recchi spielte in der zweiten Sturmreihe weiterhin eine wichtige Rolle, führte die jungen Nebenleute und machte in der Finalserie 7 Skorerpunkte! Gut, daß die Bruins ihn behalten hatten, trotz fehlender Schnelligkeit, seit Jahren zurückgehender Skorerzahlen und seines Alters. Er beendet seine Laufbahn mit 1533 Punkten, 12. der ewigen Skorerliste. Heute schwer vorzustellen übrigens, daß er in einer seiner besten Saisons, 1990/91 mit seinen 113 Punkten 50 Punkte Rückstand auf den damaligen Skorerkönig aufwies (Wayne Gretzky). Mit seiner Bestmarke von 123 Punkten (für die Flyers 1992/93) hätte er in den letzten 10 Jahren ein Abonnement auf die Art Ross Trophy gehabt. Aber das bringt eher wieder zu der State of Hockey-Debatte, die woanders hingehört.

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