"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Donnerstag, 12. April 2018

Saisonbilanz Löwen

Hannibal ante portas! Zu oft war Weitzmann, der eine starke Punktrunde gespielt hatte, im Halbfinale auf sich gestellt, hatte leider auch zudem nicht wieder die Form erreicht, die er vor seiner Verletzung hatte. Das Aus im Halbfinale kam nicht nur zustande, weil Bietigheim insgesamt stärker war, sondern auch, weil sie im Powerplay gefühlt nach Belieben scoren durften. In jedem Spiel mindestens einmal der Querpass durch den Slot und das Einschieben aus kürzester Distanz. Ärgerlich, daß sie die Box nicht enger aufgestellt haben.

Wieder mal war die Eissporthalle stets gut gefüllt, erstklassig, vor allem daran gemessen, daß die Leute um des Eishockey Willen kamen, Aufstieg, sportlicher Wettbewerb mit Konsequenzen findet in der DEL 2 nicht wirklich statt. Wie es weitergeht ist unklar, vorerst wird es weiterhin keinen Aufstieg in die DEL geben. Und die Löwen? Haben Stand heute keine Mannschaft, was allerdings im deutschen Eishockey Mitte April nicht ungewöhnlich ist.



Aus im Halbfinale, "wait 'till next year" für die Frankfurter Löwen. Wobei next year ja nur bis September bedeutet.
Leider muß man sagen, daß für diese Mannschaft nicht mehr drin war, im Halbfinale war Bietigheim mit seinen drei Scoringreihen und, nach dem Torhüterwechsel, mit Martinovic im Tor einfach zu stark für die Löwen. Es war genau umgekehrt zur letztjährigen Finalserie, als die Steelers, verletzungsbedingt personell geschwächt, den drei gleichwertig torgefährlichen Löwen-Reihen und dem starken Spiel von Brett Jaeger nicht genug entgegensetzen konnten.
Den Verantwortlichen der Löwen war es leider nicht gelungen, die Abgänge der Meistermannschaft gleichwertig zu ersetzen und so verlief die Punktrunde insgesamt eher durchwachsen - gemessen an den Ansprüchen. Der letztlich souverain gesicherte 3. Platz war aber realistisch betrachtet, auch angesichts zu vieler Verletzter, wohl das maximal erreichbare, zu mehr fehlten einfach Substanz und Konstanz.
Daß mit Laub, Gawlik und Müller gleich eine ganze Sturmreihe (wenngleich sie nicht eine Reihe gebildet hatten) von der Fahne geht, war wohl nicht vollständig zu verhindern. Spieler mit DEL-Potenzial und -Perspektive werden auch in Zukunft nicht zu halten sein, aber der Fall Müller gibt zu denken. Es scheint schwer vorstellbar, daß der SC Riessersee seinen Spielern wirtschaftlich mehr zu bieten hat als die Löwen, so daß davon auszugehen ist, daß die Leistungsfähigkeit des Spielers seitens der Löwen falsch eingeschätzt worden war. Vielleicht wollte man sich trennen, bevor den bei Saisonbeginn 35-jährigen Speedster seine Beine verlassen würden. Das Ergebnis: Müller trug wesentlich dazu bei, daß sein neues Team die Punktrunde als erster abschloss und wurde Topscorer der Liga. Gewußt, wie - bzw. mit wem man ihn aufstellt!
Daß die Neuzugänge Gron und MacLeod unter den Erwartungen blieben würden, das konnte man vorher nicht unbedingt absehen, aber es war ja gerade die große Stärke der Meistermannschaft gewesen, nicht von einzelnen Spielern abhängig zu sein. In der gerade abgelaufenen Saison kam zuwenig Torgefahr aus den hinteren Reihen, nach Liesegang, Pistilli, Stretch und MacLeod kam nicht mehr viel, was sich spätestens im Halbfinale rächte, zumal nach dem Ausfall von Liesegang.
Positiv war die Kooperation mit den Kölner Haien, deren Leihspieler wertvolle Ergänzungen darstellten, aber nur im Fall von Torhüter Weitzmann in der Punktrunde und mit Abstrichen auch Dominik Tiffels Verstärkungen waren. Wer weiß, ob die Löwen ohne Köln überhaupt einen DEL 2-tauglichen Kader zusammenbekommen hätten?
Ein absoluter Volltreffer war ohne Zweifel Verteidiger Tim Schüle, der zum abgewanderten Matt Tomassoni sogar eine Verbesserung brachte. Solch einen Spieler in die DEL 2 zu locken ist ein Glücksfall und es ist leider auch bei ihm nicht zu erwarten, daß er länger in Frankfurt bleibt.
So muß man einen wesentlich größeren Umbau und Neuaufbau der Mannschaft vornehmen, als im letzten Jahr. Man kann nur hoffen, daß die Verantwortlichen mit den Zugängen ein besseres Händchen haben als in der Vorsaison, daß die Kooperation mit Köln weitergeführt wird und daß der neue Trainer gut passt. Personell und spielerisch einen roten Faden über mehrere Jahre zu haben ist im deutschen Clubeishockey leider nur ein frommer Wunsch, jedes Jahr zweistellige Zu- und Abgänge machen das unmöglich. Aktuell gehen mehr Meldungen über Abgänge als Zugänge durch die Medien. Das Risiko: Je mehr gehen, desto mehr muß man auch neu holen. Bei einer Mannschaft wie den Löwen, nach zwei insgesamt starken Saisons, ist der Spielraum für Verbesserungen gering, je mehr Neuzugänge, desto größer die Wahrscheinlichkeit für Fehler.
Was bleibt also von dieser Saison? Punktrunde als dritter abgeschlossen, mit den meisten erzielten Toren, der beste Zuschauerschnitt der Liga und sechs Heimspiele in den Playoffs (in der Meistersaison waren es trotz Finalteilnahme auch nur 7). So wird man hoffentlich finanziell mit heiler Haut aus der Saison kommen. Sportlich hätte man sich mehr gewünscht.
Man kann den Zustand der Löwen meines Erachtens auch als sinnbildlich für die strukturellen Probleme des deutschen Eishockey sehen. Deutsche Trainer und deutsche Spieler, die sich mit ihrem Club identifizieren sind Mangelware, aus dem Nachwuchs kommt wenig und Jahr für Jahr werden die Kader aus ausländischen Spielern zusammengeflickt und mit Trainern versehen, die diese Mannschaften zwar trainieren, aber das deutsche Eishockey nicht entwickeln oder voranbringen helfen (anders als z.B. die zahlreichen in den 70er und 80er Jahren in Deutschland tätigen Trainer aus der CSSR, die dort  Spitzentrainer waren und dem deutschen Eishockey genau das gaben). So entsteht Jahr für Jahr aufs Neue Stückwerk - auch wenn die großartige Leistung der Nationalmannschaft bei der Olympiade das Bild vordergründig geschönt hat.

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