"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Samstag, 21. Juni 2014

WM die erste Woche

Die Woche verging wie im Flug, es geht langsam los, daß ich mich besinnen muß, welche Spiele ich gesehen habe, was bei mir von Begegnungen und Mannschaften hängen geblieben ist.
Zur FSV Frankfurt-Beteiligung an dieser WM: Leckie versucht einen Knie- oder höchstens Oberschenkel-hohen Ball mit der Brust reinzumachen! Von Richard Herrmann, dem knorrigen FSV-Denkmal aus Schlesien, der als erster des 1954er Kaders starb, mutmaßlich an Spätfolgen der sagenumwobenen Vitaminspritzen, die im deutschen Lager verabreicht wurden, kann er das nicht haben. Im Gegenzug schießt Memphis (nicht verwandt oder verschwägert mit Austria Wien) aus 30 Metern einfach drauf, Ryan läßt passieren. Hätten Volz oder Klandt locker gehalten. Die Oranjes dadurch weiterhin auf Geheimfavoritenkurs, können zur Belohnung eine Achtelfinalpartie gegen Brasilien gewinnen. Daß Snejder eifersüchtig und tatenlos zusehen muß, wie Robben und Van Persie gefeiert werden, ist bisher noch kein Problem.
Typisch für eine WM: Mannschaften, die sich auf ihrem Kontinent jedes Mal wieder für ein Turnier qualifizieren, dann aber, wenn es gegen die richtigen Mannschaften geht, die so Fußball spielen, wie wir es aus der Bundesliga oder der Champions League kennen, völlig überfordert und fehl am Platz wirken. Diesmal trifft dies nicht nur für mehr als die Hälfte aller Nord- und Mittelamerikaner, Asiaten und Afrikaner sowie die Griechen zu, sondern auch auf Spanien. Wirkten ratlos, als hätten sie noch nie ein Spiel erlebt, in dem der Gegner mitspielt bzw. dagegenhält. Als hätten sie die Quali in der ozeanischen Zone absolviert. Das 1:0 der Chilenen war ein exemplarisches Gegentor für eine überforderte, nicht bei der Sache befindliche Mannschaft. Nacheinander drei oder vier Zweikämpfe, in denen jeweils der spanische Beteiligte einen halben Schritt, eine Fußspitze, zu spät kommt.Wie ein Absteiger.
Nebenbei haben die Chilenen und Uruguayer eine Unterform des Fußballs erfunden: Kratzen, Beißen, einfach nicht weggehen, 11 "aggressiv leader" auf den Gegner loslassend. Und dann, zurück zu den Wurzeln, in den letzten 20 Minuten reihenweise Wadenkrämpfe vortäuschen, nach jedem Körperkontakt minutenlang liegenbleiben, mit Erfolg darauf bauend, daß kein Schiedsrichter den Nerv hat, die komplette erschundene Zeit nachspielen zu lassen. Das Gegenrezept kann nur lauten, nicht nach 70 Minuten gegen diese Gegner zurückzuliegen. Aber das ist ja für jegliche Partie ein probates Mittel.
Gesucht wird: weiterhin jemand, der es schafft, eine (schwarz-) afrikanische Mannschaft zum Erfolg zu führen. Bei diesen Mannschaften scheint jeder zu machen, was er will, die Trainer verkommen regelmässig zur Lachnummer, es kommt einfach nichts dabei heraus außer gelegentlichen Achtungserfolgen. Wenn man heute noch einen Spieler 30 Meter mit dem Ball laufen sieht, dann ist es immer ein Afrikaner (oder Robben). Sie laufen deshalb mit dem Ball, weil noch das einfachste Kombinationsspiel scheitert, Ballstaffetten mit Mitspielern keine drei Stationen überstehen. Für sie wurde wohl der Begriff "vogelwild" in die Fußballsprache eingeführt. Nach Nigeria (1x) und Kamerun (2x) lieferte nun auch die Elfenbeinküste ein solches Spiel ab, in dem gar nichts zusammenlief. Lediglich Ghana zeigte bisher etwas, was an ein Fußballspiel erinnerte und nicht an einen Auftritt einer zufällig vor dem Anpfiff zusammengewürfelten Bolzplatzauswahl, in der jeder zeigen will, was er drauf hat, aber an Zusammenspiel kein Interesse besteht.
Aber: Mehr Struktur muß nicht unbedingt mehr Erfolg bedeuten, siehe England.
Also ein Erfolgstrend ist Kratzen, Beißen, Rennen bis zum Umfallen, ohne umzufallen (außer, wie gesagt, bei Führung ab der 70. Minute).
Ein Blick auf die Favoriten mit zwei Partien hinter sich als Zwischenbilanz ergibt das folgende Bild:
Brasilien so lala, aber noch im Soll; Spanien durchgefallen; Robben und Van Persie marschieren, was der Rest der Mannschaft wert ist, ist bei den bisherigen Anforderungen nicht klar, ob Sneijder den Superstars noch ein neidisches Beinchen stellt oder nicht, bleibt abzuwarten; Chile ist zuzutrauen, sowohl die Niederländer als auch den potentiellen Achtelfinalgegner Brasilien vor echte Probleme zu stellen; Kolumbien ist ein Leichtgewicht, das von einer ganz schwachen Gruppe profitiert, weder geheim noch Favorit; Uruguay trotz der Auftaktniederlage ähnlich einzuschätzen wie Chile, zumindest solange ich nicht alles zurück nehmen muß, weil sie an den schon mit einem Remis weiterkommenden Italienern scheitern; Italien bisher nicht beeindruckend, was sie noch nie an einem Weltmeistertitel gehindert hat; England war nur für Unbelehrbare jemals Favorit, aber um mit Günter Netzer zu sprechen: der antiquierte britische Fußball wurde entlarvt. 

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