"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Donnerstag, 20. Februar 2014

Sbornaja - eine nationale Tragödie?

Die Mannschaft um Datsiuk (auch in multiplen anderen Schreibweisen erhältlich), Ovi, Geno und Kovalchuk ist raus aus Olympia. Das soll angeblich eine nationale Schande, Tragödie oder sonst irgendwie ganz schlimm sein.
Sportlich betrachtet ist es so, daß die Mannschaft offenbar sportlich überschätzt wurde. Die genannten Spieler Datsiuk, Ovechkin, Malkin sind absolute Weltklasse, Kovalchuk steht ihnen kaum nach. Sie befinden sich in einer Kategorie von Spielern, der vielleicht 10 weltweit angehören, unter jenen sicher auch Crosby und Getzlaf aus der kanadischen Mannschaft. Die Russen traten also mit drei bis vier Christiano Ronaldos des Eishockey an. Das Spiel der Mannschaft wirkte aber leblos, uninspiriert, kein Vergleich zu den Darbietungen der dieser Tage viel zitierten Charlamov, Michailov, Makarov, Larionov oder Krutov, jener "Roten Maschine", blind aufeinander eingespielten Puck-Künstlern vergangener Tage, vom äußerst autoritären Viktor Tichonov trainiert und gedrillt. Die individuelle Klasse einzelner der heutigen Generation steht den Vätern in nichts nach, aber es war wenig kollektives zu sehen. In der oft mitentscheidenden Frage, was der Einzelne bereit ist, für den Anderen zu tun, bleibt bei der russischen Mannschaft ein großes Fragezeichen. Auf jeden Fall weniger als die Spieler der Halbfinalisten, das kann man wohl durch die Bank konstatieren. Vermutlich eine Mentalitätsfrage, es könnte damit zusammenhängen, daß die sportliche Ehre den früheren Rotarmisten ein höheres Gut war als den heutigen Multimillionären, die jeder für sich schon zahlreiche Auszeichnungen und - außer Ovechkin - auch die begehrtesten Mannschaftstrophäen gewonnen haben. Außer eben einer olympischen Goldmedaille. (Vielleicht ein ähnliches Phänomen wie bei den deutschen Fußballnationalspielern, denen durch ihre öffentliche Wahrnehmung, mediale Huldigung und ihre Einnahmen schon eine Bedeutung suggeriert wird, angesichts der ein WM-Titel etwas abstraktes, nicht zwingend notwendiges bekommt)
Interessant, daß das für die kanadischen, US-amerikanischen und skandinavischen Spieler nur in geringerem Maß zuzutreffen scheint. Jedenfalls besteht wohl kein Zweifel daran, daß die vier besten Mannschaften des Turniers im Halbfinale stehen. Schade nur, daß die teilweise zauberhaftes Eishockey spielenden Kanadier durch ihre schwache Torausbeute in Gefahr scheinen, nicht das verdiente Gold zu holen.
Nebenbei: So berechtigt es ist, daß die Russen nicht unter den besten vier stehen, so berechtigt ist es auch, daß die deutsche Mannschaft sich gar nicht erst qualifiziert hat. Führt man sich deren Darbietungen der letzten internationalen Turniere vor Augen und schaut sich dagegen ein Spiel der Kanadier an, so kann man nur erleichtert sein, daß sich unser Team nicht auf dem gleichen Eis mit denen befindet.
Was die kollektive verwundete russische Seele angesichts des Scheiterns ihrer Mannschaft betrifft: ist es nicht viel eher eine nationale Schande, wenn willkürliche Verhaftungen vorgenommen werden, für etwas, was in fast allen Teilnehmerländern als freie Meinungsäußerung grundrechtlich geschützt ist? Wie egal dürfen IOC (und FIFA und UEFA), ursprünglich einmal Organisationen freiheitlich gesinnter junger Menschen, die politischen Verhältnisse sein? Darf man sich so aus der Verantwortung stehlen?
Während sich bis heute die Geister scheiden, ob der Rock 'n' Roll die Gesellschaften verändert hat oder nicht, so haben es couragierte Musiker mehrerer Generationen immerhin versucht!
Und der Sport? Kann in den USA auf seinen Beitrag, die Rassentrennung und -diskriminierung überwunden zu haben, verweisen. Und was noch?

Keine Kommentare: