"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Freitag, 7. Februar 2014

Der entfremdete Fußball und ich

Fußball, besser gesagt das Spiel, entfremdet sich, ist dabei, sich zu verlieren, vom Kern seines ursprünglichen Daseins zu entfernen. So empfinde ich es angesichts der Entwicklung der letzten Jahre. Die Gründe sind vielfältig, u.a. trägt auch die Langeweile in der Bundesliga wesentlich dazu bei, die in Kombination mit einer völlig aufgeblasenen, künstlich aufgeregt daherkommenden, aus jeder Proportion geratenen Berichterstattung auftritt. Es ist kaum noch möglich, einfach nur ein Fußballspiel zu schauen. Zum Beispiel im ZDF-Sportstudio, wo  die, die noch nichts vom Spieltag gesehen haben, systematisch mit zerhackten, durch Interviewfetzen unterbrochenen Videos, die über den Spielverlauf kaum etwas aussagen, belästigt werden, dazu Elemente wie Showtreppe oder -tür, durch die Studiogäste, die dann häufig aufs einfühlsamste Fragen gestellt bekommen, die in einer Sportsendung nichts zu suchen haben, die Manege betreten. Chronologische Spielberichte? Fehlanzeige. Zu der Sendezeit haben die Programmmacher Narrenfreiheit, im "Sportfernsehen" läuft ja gleichzeitig Softporno.
Den Fußball-Verantwortlichen werden seine Anhänger und Liebhaber zunehmend egal, da es ja in den letzten Jahren erfolgreich gelang, neue Kundenschichten zu erschließen. Daß Länder- und Europapokalspiele zu Uhrzeiten abgepfiffen werden, zu denen man Schulkinder nicht guten Gewissens aufbleiben lassen kann stört wohl keinen mehr, daß man sich als Familienvater Stadionbesuche mit Kindern kaum noch leisten kann ebenfalls.
Ein Museums- oder Zoobesuch kostet für zwei Erwachsene und zwei Kinder weniger, wie ein einziger Erwachsenensitzplatz in der Bundesliga. Bei genauer Überlegung ist der letzte Punkt auch gut so, die Familie hat ja letzten Endes mehr davon als von einem Eintracht-Heimspiel.
Aber zurück zur Entfremdung. Hat schon die neue Stadionarchitektur viel zur Gleichmacherei und Vereinheitlichung des Erlebnisses beigetragen, so haben FIFA und UEFA dem noch einen draufgesetzt und durch den erzwungenen Corporate Design-Wahnsinn dafür gesorgt, daß es neben und in jedem Stadion, in dem Wettbewerbe dieser Verbände stattfinden, gleich aussieht. Franz Beckenbauer ist sicher nicht der einzige, der bei einem offiziellen Stadionbesuch nicht mehr genau sagen kann, wo er sich gerade befindet (außer in einem Hyundai- und Coca-Cola-Stadion).
Selbst jetzt, da die Rückrunde begonnen hat, weicht dieses Gefühl der Entfremdung nicht. Die Bundesliga verkommt sportlich zur Farce, die Bayern werden zum Pendant der Harlem Globetrotters, der Rest der Liga zu den Washington Generals. In ihrem Höhenrausch merken Rumenigge und Hoeneß schon lange nichts mehr und solange die Kassen klingeln, wäre es ihnen auch egal, ob sich hier die Fußballfreunde abwenden oder nicht. Wobei diese Gefahr nicht zu bestehen scheint, da die Masse durch die (Nicht-) Berichterstattung ähnlich betäubt ist wie das Wahlvolk.
Um nicht falsch verstanden zu werden, ich habe Respekt für die Position, die sich der FCB erarbeitet hat und mir gefällt die derzeitige Spielweise der Mannschaft. Aber das ganze Drumherum. 40 Mio hier für einen Spieler, 40 Mio da für noch einen, grienende blonde Ex-Spieler mit selbstherrlicher Haltung und zweifelhafter Moral in der Chefetage, neue Märkte suchend, als hätten sie ein Produkt, das es zu platzieren gälte und nicht eine Fußballmannschaft.

Naja, was solls. Ich gehe Montag zu Monster Magnet, wende mich ansonsten wieder meiner Arbeit zu und versuche demnächst mal wieder ein paar Stadionalben zusammenzustellen. 

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