"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Mittwoch, 28. März 2012

Orte der Schande 2: Das Waldstadion 1991/92

Diese großartige Schüssel, Schauplatz unzähliger verklärter Erlebnisse, 6:0 gegen Bayern, Uefa-Cup, Spitzenspiele, Born in the USA-Tour, Rolling Stones, Festspielhaus von Grabi, Holz, Nickel, Pezzey, Cha, Stein und Bein, Möller, Wiege für Weises Kindergarten mit Falkenmayer und Berthold als Ort der Schande? Ja! Es wird Zeit, mit dem Märchen von der in Rostock durch den Schiedsrichter gestohlenen Meisterschaft aufzuräumen. Die Eintracht von 1991/92, der das Magazin "11 Freunde" dankenswerterweise in der aktuellen Ausgabe eine Geschichte widmete, verschenkte die Meisterschaft nicht im letzten Spiel im Ostseestadion, sondern genau hier. Rostock ist ein Mythos, eine Chimäre, eine von unverbesserlichen Verschwörungstheoretikern unter den Eintrachtfans aufrechterhaltene Dolchstoßlegende. Wie viele solche von der Realität weit entfernt. Ein mir bekannter fest in der Fanabteilung verwurzelter Fan erzählte mir im Brustton der Überzeugung, es sei vom DFB so gewollt gewesen, es habe hinter (scheinbar nicht fest genug) verschlossenen Türen die Losung geherrscht, dieser "Ludenclub" - oder hatte ich mich verhört und er sagte "Judenclub", seinem Geisteszustand hätte auch das entsprechen können - dürfe niemals deutscher Meister werden. Als Beweis führte er an, daß die Eintracht als spiel- und offensivstärkste Mannschaft der Liga nicht einen Elfmeter in der ganzen Saison erhalten habe. Hätte ich damals entgegnet, daß sie doch zwei bekommen hatten, so hätte er mutmaßlich gesagt, daß das erst recht ein Beweis sei, Anstandselfmeter, damit die Kampagne nicht auffalle! Nun zurück zum Ort der Schande: In den Heimspielen holte die Eintracht seinerzeit nur äußerst mässige 27-11 Punkte! 11 Minuspunkte in Heimspielen! Rekapituliert man den Saisonverlauf, so entsteht nicht der Eindruck, daß hier eine Mannschaft Meister werden will. Immer wieder, wenn die Möglichkeit bestand, die eigene Position entscheidend zu verbessern, auszubauen, dann versagten die von Stepanovic "trainierten" Adlerträger. Schafften es wiederholt nicht, Teams aus der Abstiegszone zu Hause zu bezwingen. Eine zum Titel entschlossene, alles dafür investierende Mannschaft hätte es nie zu einem "Rostock" kommen lassen, wäre nicht darauf angewiesen gewesen, daß der Schiedsrichter am letzten Spieltag in den letzten 10 Minuten einen Strafstoß beim Absteiger gibt. Die Meisterschaft hätte die SGE zu diesem Zeitpunkt längst in der Tasche haben müssen. Wenn ich mir dieses grandiose Versagen der Mannschaft noch mal vor Augen führe, erscheint es mir auf einmal doch ganz reizvoll, einer übergeordneten, unbezwingbaren Macht die Schuld für das ganze zu geben. Also, ihr unverbesserlichen, ständig den Verein unterwandernden und irgendwann in den Abgrund führenden Eintrachtfans, bleibt ruhig dabei.
Für die, die denn doch nicht zu Verschwörungstheorien neigen, hier die nüchternen Fakten:
8. Spieltag: als 1. gegen den 12. Nürnberg 2:2, Stein hält in den Schlußminuten sogar einen 11-m, sonst hätte die SGE verloren.
13. Spieltag: als 1. gegen den 18. Gladbach 0:0.
15. Spieltag: als 1. gegen den 4. Leverkusen 0:1 durch ein Eigentor in der 13. Minute.
17. Spieltag: als 1. gegen den 12. Karlsruhe 1:1, Ausgleich der SGE erst in der 84. Minute.
20. Spieltag: als 1. gegen den 19. Düsseldorf 1:1, Ausgleich der SGE erst in der 82. Minute.
24. Spieltag: als 2. gegen den 8. Köln 1:2.
31. Spieltag: als 2. gegen den 3. Stuttgart 1:1, Chance verpasst, den späteren Meister abzuhängen.
33. Spieltag: als 3. gegen den 16. Wattenscheid 1:1, Gegentor in der 83. Minute.
37. Spieltag: als 1. gegen den 8. Bremen 1:1.

Also, alleine Siege gegen Gladbach, Düsseldorf und Wattenscheid hätten zum Titelgewinn gereicht. Wer solche Gelegenheiten nicht nutzt, sollte die Verantwortung nicht bei anderen suchen. Von der Leistung in Rostock, wo ein Sieg trotz allem auch noch zur Meisterschaft gereicht hätte, ganz zu schweigen.

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