"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Sonntag, 19. Dezember 2021

11. Dezember

 

Detroit war die nächste größere Stadt auf unserer Strecke von New York City über Niagara Falls und Toronto nach Chicago. Als wir hier durchfuhren, gab es Ford Field noch nicht und die Lions spielten noch im Pontiac Silverdome. Detroit machte selbst auf der Durchfahrt einen bedrückenden, fast deprimierenden Eindruck, was noch durch Regen verstärkt wurde. Es gab keinen Grund, sich hier aufzuhalten.

Das neue Stadion der Detroit Tigers, Comerica Park, war gerade erst eröffnet worden (April 2000) und sollte die leblos vor sich hin verfallende Innenstadt wiederbeleben. So wurde neben dem neuen Baseballstadion auch eine neue Halle für das NFL-Team gebaut (sihe oben). Die Werbung, die ständig im Radio gespielt wurde, daß Comerica das Stadion sein könnte (damals entstanden viele neue Baseballstadien im ganzen Land), das Baseball rettet, hätte daher genauso gut lauten können, daß es das Stadion sein könnte, das Detroit rettet. Die Hoffnung war, daß sich um das Stadion herum ein lebendiges Quartier a la Wrigleyville entwickeln würde. Ob das eingetreten ist, weiß ich nicht.

Von 1912 bis 1999 hatten die Tigers hier gespielt: Tiger Stadium, einer der klassischen und am längsten bespielten Ballparks aus der Ära der 1910er Jahre, als fast alle der legendären und heute noch aktiven Teams zum ersten Mal nicht aus Holz gebaute Stadien bekamen - die sogenannte "steel and concrete"- Phase.

Nichts wie raus aus Detroit und (gut 40 Meilen westlich) weiter nach Ann Arbor, der Heimatstadt der University of Michigan. Das größte Stadion der USA war damals hier zu finden. Die Kapazität betrug 107.000, etwas weniger als die Bevölkerungszahl von knapp 120.000. Die Begeisterung für College-Football ist vielerorts deutlich größer als für die NFL, was auch, aber nicht nur, an der größeren Verbreitung liegt. Es gibt deutlich mehr lokale Rivalitäten, die zudem auch eine viel längerer Tradition haben und es gibt eine Identifikation mit dem Team der Universität, an der man selbst studiert hat. Ich weiß nicht, ob schon mal in der Geschichte eine Universität umgezogen ist. Dagegen sind schon viele NFL-Teams verlagert worden, ganze Städte und Fangemeinden hinter sich lassend. Soll ein Einwohner von St. Louis jetzt z.B. Fan der Cardinals oder der Rams sein? Und einer aus Baltimore zu den Colts oder den Ravens halten? Probleme, die ein College-Fan nicht hat! Kaum noch vorstellbar, zumal für das deutsche Publikum, das durch Pro7/Sat1 an den Sport herangeführt wird, daß, als "Papa Bear" George Halas 1919 die Idee für eine Profiliga hatte, er nicht ernst genommen wurde, weil niemand glaubte, daß die Teams einer solchen Liga auch nur annähernd das Niveau der College-Teams erreichen würden. Etwas Ähnliches wie Football zwischen zwei Colleges - Rutgers und Princeton -  fand erstmals 1869 statt, allgemein gültige Regeln wurden in den folgenden Jahrzehnten entwickelt und organisierter College-Football im engeren Sinne findet etwa seit den 1890er Jahren statt. Rivalen sind oft viel näher beeinander als in der NFL und in der NCAA spielen die Lokalrivalen jedes Jahr gegeneinander. Damit vergleichbar sind in der NFL am ehesten die Spiele der NFC North, wo Chicago und Green Bay schon seit 100 Jahren um die Herrschaft kämpfen und auch Detroit schon seit 90 Jahren die Region an den großen Seen repräsentiert. Ann Arbor war die vorletzte Etappe, von hier ging es nach Chicago weiter. 

 

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