"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Freitag, 19. Juni 2015

Stadionalbum 33: Sweet home Chicago

Das Lied, wohl am bekanntesten durch den Live-Auftritt der legendären Blues Brothers im Palace Hotel Ballroom, geht mir nicht mehr aus dem Kopf, seit diese Woche der Stanley Cup zum sechsten Mal in die Windy City wanderte.
Chicago ist nicht nur die drittgrößte Stadt der USA und eine der schönsten, sondern auch eine der sportverrücktesten.
Chicago verfügt über eine beinahe (wenn NY nicht wäre) einzigartige Sporttradition:

NHL: Chicago Blackhawks (seit 1926) - Stanley Cup 1934, 1938, 1961, 2010, 2013, 2015.

NBA: Chicago Bulls (seit 1966) - NBA-Titel 1991, 1992, 1993, 1996, 1997, 1998.  
ehemalige NBA-Teams: Chicago Stags (1946-1959), Chicago Packers (1961-62) und Zephyrs (1962-63). Letztere sind nach Besitzer- und Ortswechseln über Baltimore inzwischen in Washington D.C. zuhause als Wizards.

MLB:
National League: Chicago Cubs (seit 1870) - World Series 1907, 1908.

American League: Chicago White Sox (seit 1900 in Chicago) - World Series 1906, 1917, 2005.

NFL: Chicago Bears (gegründet 1919 als Decatur Staleys, seit 1921 in Chicago, seit 1922 als Bears) - NFL Champions 1921, 1932, 1933, 1940, 1941, 1943, 1946, 1963, 1985 (Super Bowl XX).
ehemalige NFL-Teams: Chicago Cardinals (1920-1959, NFL-Champion 1925, 1947), inzwischen über St. Louis (1960-1987) nach Phoenix/Arizona umgezogen.


Chicago Stadium war das Zuhause der Blackhawks von 1929 bis 1994, Heimstatt von drei Stanley-Cup-Siegern. Nach dem Triumph von Bobby Hull, Stan Mikita (in Wayne's World verewigt), Pierre Pilote und Glen Hall 1961 mußten die Fans 49 Jahre lang auf den nächsten Cupsieg warten, das legendäre "Madhouse on Madison" erlebte das Hissen des vierten Banners nicht mehr. Bei Eröffnung die weltweit größte überdachte Sportarena, war die imposante Halle für ihr leidenschaftliches Publikum, Gänsehautatmosphäre und die ohrenbetäubende Orgel berühmt.

Ab 1967 war Chicago Stadium auch Heimat der Bulls, die hier ihren ersten Titel-Hattrick feierten, mit Michael Jordan, Scottie Pippen u.a.

Auch die Nachfolge-Arena, derzeit glaube ich noch unter dem Namen "United Center2 firmierend, ist bei den Blackhawks-Spielen immer ausverkauft, die durch die anderen Sportarten nicht verwöhnten Chicagoer durften hier eine relative Titelflut bejubeln. Hawks und Bulls konnten hier bereits genau so viele Titel feiern wie in der fast 70-jährigen Geschichte des "Stadium".

Comiskey Park, Stadion der White Sox von 1910 bis 1990. In der South Side gelegen, keiner besonders attraktiven Gegend. Neben dem Sieg in der World Series 1917 sind die Jahre in Erinnerung geblieben, in denen Bill Veeck Besitzer der Sox war. Nachdem er als Besitzer der St. Louis Browns einen Lilliputaner einsetzte, einen Einarmigen Spieler antreten ließ und das Publikum mittels hochgehaltener Schilder die Mannschaft coachen ließ, kam er 1979 in Chicago auf die glorreiche Idee, die "Disco demolition night" zu veranstalten, zwischen den 2 Begegnungen eines doubleheader. Der Scheiterhaufen zur Verbrennung von durch Zuschauer mitgebrachten Disco-Schallplatten und die Verwüstungen durch die Fans verunmöglichten dann die Austragung des zweiten Spiels.

Seite an Seite mit dem sehr in die Jahre gekommmenen legendären Comiskey wuchs das Nachfolgestadion in die Höhe. Kaum zu glauben, daß der Zuschauerrekord in Comiskey bei 55.000 Zuschauern lag, New Comiskey dagegen mit einer Kapazität von 44.000 eröffnet wurde.

Bei seiner Eröffnung 1991 war "New Comiskey" ein Vorreiter der Retro-Ballpark-Welle, inzwischen wirkt das Stadion schon wieder etwas überholt und angejahrt.

Comiskey ist verschwunden, nach einigen Jahren verschwand das "new" aus dem Namen des Nachfolgers. In der Bildmitte ist die Anzeigetafel zu sehen, eine modernistische Nachbildung der legendären Tafel, die Bill Veeck errichten hatte lassen. Mit den rotierenden Scheiben, Fanfaren und Feuerwerksexplosionen hatte sie ein bis dahin unbekanntes Spektakel geboten.

Wrigley Field, 1914 unter dem Namen Weegman Park eröffnet gehört zu den Ikonen des amerikanischen Kulturguts, über Baseball hinaus. Inzwischen ist das Stadion das zweitälteste der Major League, nach Bostons Fenway Park. Diese beiden sind als einzige Vertreter einer romantisch verklärten Baseball-Ära übrig geblieben. Die anderen bedeutenden Schauplätze der amerikanischen Sportart schlechthin, Sportsmans Park (St. Louis), Ebbets Field (Brooklyn), Shibe Park und Baker Bowl (Philadelphia), Forbes Field (Pittsburgh), Comiskey Park (s.o.), Crosley Field (Cincinnati), Polo Grounds (New York) und Tiger Stadium (Detroit), allesamt intime, in Stadtviertel eingebettete und mit den Vierteln verwachsen, sind Geschichte.


Wrigley Field wurde 1916 Heimat der Cubs, jener "loveable losers", deren notorische Erfolglosigkeit schon sprichwörtlich ist. Ihre einzigen Meistertitel gewannen die Cubs noch in ihrer vorherigen Heimstatt (hieß glaube ich Westside Park o.ä.). Von 1921 bis 1970 war das Stadion außerdem die Heimat der Chicago Bears. Auf dieser Abbildung ist das Stadion noch ohne Flutlichter. Einer Bürgerbewegung nach hätte es so bleiben sollen, die "no lights in Wrigley Field" - T-Shirts waren Mitte der 80er Jahre sehr präsent in der Stadt und sind in einigen in Chicago spielenden Filmen zu sehen.



Neben den Cubs spielten bis 1970 auch die Chicago Bears ihre Heimspiele in Wrigley. In den ersten Jahrzehnten der NFL durchaus üblich, ehe die Liga und ihr Publikumszuspruch zu groß für die oft nicht mehr als 40.000 Menschen fassenden Baseballstadien wurde.

Soldier Field steht seit 1924, ist aber erst seit 1970 permanentes Heimstadion der Bears. Am südlichen Ende des Grant Park gelegen, ist Lake Michigan nur einen Hail Mary-Pass entfernt und sorgt oft für kalte Winde. Ohnehin ist das Klima in Soldier Field oft sehr rau.

Das altehrwürdige Stadion mit seinen charakteristischen, antikisierenden Säulen-Aufbauten sah einige Jahre lang sehr mittelmäßige Bears-Teams, ehe der Draft Walter Paytons und die Ankunft Mike Ditkas eine neue Ära einläuteten, die mit dem Superbowl-Sieg der '85 Bears ihren Höhepunkt fand.  

So sieht Soldier Field, eines von wenigen NFL-Stadien ohne Sponsorennamen, heute aus. Der Umbau in den Grundmauern des alten Stadions fand 2002 - 2003 statt und brachte äußerst steile Ränge bei insgesamt relativ geringer Kapazität. Nach den glorreichen 80er Jahren unter Mike Ditka gab es lange nichts mehr zu feiern für die Bears-Fans, in den unter dem Strich noch erfreulichen Jahren unter Coach Lovie Smith sprang keine weitere Meisterschaft mehr heraus und nach ihm wurde es richtig schlimm für die Bears. 

Die University of Illinois in Champaign-Urbana war während des Umbaus von Soldier Field 2002 die Heimat der Bears. Womit sich irgendwie ein Kreis schloss, da diese Universität die Alma Mater des unvergessenen George S. Halas war, allerdings absolvierte er hier sein Ingenieurstudium, bevor 1923 Memorial Stadium eröffnet wurde. 











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