"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Dienstag, 12. Mai 2015

Wann wurde es eigentlich kacke, Eintrachtfan zu sein?

... oder zehn gute Zeitpunkte, damit aufzuhören:
Je länger ich nachdenke, desto mehr fallen mir ein, ich belasse es bei 10. Wo die Saison 2014/15 eingeordnet gehört, lasse ich offen, ein Top-10-Platz ist ihr trotz unserer illustren Geschichte aber sicher.

1.
1959: Souverän die Oberliga Süd gewonnen, in der Meisterschaftsrunde alles  in Grund und Boden gespielt, das Endspiel um die deutsche Meisterschaft gegen den Rivalen aus Offenbach gewonnen - besser konnte es danach gar nicht mehr werden!


2.
1996: Erstmals in der Geschichte des deutschen Fußballs war die Eintracht durch den Abstieg nicht mehr der obersten Spielklasse zugehörig. Mit einer ebenso schwachen wie schlecht zusammengestellten Mannschaft konnte die Klasse nicht gehalten werden. Die Vereinsführung war von allen guten Geistern verlassen, dennoch hielt sich die Eintracht unter Trainer Körbel auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Tiefpunkt der Saison war, daß am Tag der Trainerentlassung Richard Kreß starb!
Daß Holz hernach den Nicht-Trainer und Hanswurst Stepanovic nochmal an den Riederwald holte setzte dem ganzen noch die Krone auf.


3.
1992: Mir fallen auf Anhieb etliche damals aktive Trainer ein, mit denen diese Eintracht deutscher Meister geworden wäre, vielleicht auch mehr als einmal. Eine Mannschaft mit Stein, Binz, Falkenmayer, Gründel, Bein, Möller und Yeboah hätten vielleicht sogar alle 19 Bundesligatrainer außer D. Stepanovic zum Titel geführt. Die Eintracht spielte so, als wollte sie gar nicht Meister werden, verschenkte Punkte serienweise, so daß den Stuttgartern schließlich die Meisterschaft in den Schoss fiel.


4.
1988: Als in einem der schlechtesten Endspiele, die ich je sah, frischgebackener Pokalsieger verhökerte die Eintrachtführung ihr Mittelfeldjuwel Lajos Detari nach Griechenland. Der Ungar tanzte nur einen Sommer bzw. eine Saison in Frankfurt. Er war dabei aufgrund seiner sportlichen Klasse immer ein Fremdkörper in einer sehr biederen Mannschaft, zu allem Überfluß auch nicht besonders gut integriert. In einer Vorwegnahme heute aktueller politischer Ereignisse kam nur ein Teil der Maradonna-esken Ablösesumme von angeblich 17 Mio aus Griechenland bei der SGE an. Die Verantwortlichen setzten das Geld nach der Milchmädchen-Arithmetik "4 Schlechte = 1 Guter" um, so daß die folgenden sportlichen Darbietungen noch erbärmlicher wurden als sie es schon mit dem ungarischen Zauberer gewesen waren.


5.
1976: Dietrich Weise wird nicht gehalten. Der Offensiv-Verfechter und spätere große Jugendförderer und Visionär des Nachwuchsfußballs hatte die Eintracht nach den tristen Ribbeck-Jahren mit begeisterndem Offensivfußball an die Bundesligaspitze herangeführt. Man war in den von Bayern und Gladbach beherrschten Jahren zeitweise die dritte Kraft in Deutschland, die Eintracht war in jenen drei Jahren unter Dietrich Weise eine Torfabrik, schoß insgesamt 231 Tore, gewann zweimal den Pokal, drang ins Halbfinale des Europapokals vor und stellte unter seiner Ägide zwei Weltmeister. Nach seinem Weggang wurde es zunächst finster, aber nur kurz, dann wurde, auf dem 16. Platz stehend erstmals ein Trainer (Roos) in laufender Saison entlassen und es kam Guyla Lorant. 


6.
1980: Am 15.03.1980 endete die Karriere von Jürgen Grabowski, wie und durch wen ist ja allgemein bekannt. Die Eintracht war zu diesem Zeitpunkt (25 Spiele) Tabellenfünfter mit 28-22 Punkten und 54:40 Toren! Was folgte war wie so oft kaum erträglich. Neun Spiele mit nur einem Sieg, 4-14 Punkte, 11:21 Tore, Leistungen, die eines Absteigers würdig gewesen wären. Wäre nicht das UEFA-Cup-Halbfinale gegen Bayern und die Endspiele gegen Gladbach gewesen, dann ...


7.
1993: Die magische Hinrunde, die die Eintracht vom 4. bis 18. Spieltag auf Platz 1 sah, traumhafter Fußball, der sogenannte "Fußball 2000", Startrekord aufgestellt, 22:2 Punkte. Dann die Verletzung von Anthony Yeboah und fortan lief nichts mehr. Wie damals nach der Verletzung von Grabi, nur daß diesmal noch über die Hälfte der Saison ausstand. Die Eintracht spielte wieder einmal in jenen Jahren so wie ein Team, das nicht Meister werden will. Später die Selbstdemontage, als die Vereinsführung den inzwischen zur Vereinsikone avancierten Uli Stein, bester Torwart der Vereinsgeschichte, suspendierte, ohne es mit dem Trainer zu besprechen, woraufhin der seinerseits das Handtuch warf. Es folgte eine unnachahmliche Hölzenbein-Aktion (leider kein rafiniertes Tor), neuer Trainer wurde Horst Heese! Im Jahr 1994! Sein Nachfolger zur neuen Saison dann Jupp Heynckes.

8.
1994: Auf die kurz magische und dann tragikomische Toppmöller-/Heese-Ära folgte der bierernste, noch nicht zum Grandsigneur aufgestiegene Jupp Heynckes. Auch damals schon ein großer Name der deutschen Trainerriege, der versprach, daß ab sofort die Uhren bei der Eintracht anders gehen würden. Was er auch einlöste, wenngleich anders, als es der Fan gedacht hatte. In guter alter deutscher Zuchtmeistertradition maßregelte und suspendierte er Yeboah, Gaudino und Okocha. Was insbesondere auf ersteren bezogen einem sportlichen Selbstmord gleichkam. Der damals durch Gegenspieler fast unaufhaltsam scheinende Torgarant, den der Verein jahrelang unter größten Mühen mit teils abenteuerlichen Vertrags- und Vergütungsmodellen gehalten hatte, und dem eigentlich niemand einen fragwürdigen Charakter vorgeworfen hätte! Zum Straftraining! Zwischen den alten Nationalmannschaftskollegen (und angeblichen Freunden) Heynckes und Hölzenbein soll es 1974 vor dem WM-Finale eine Absprache gegeben haben: Derjenige von beiden, der von Anfang an spielen würde, sollte sich im Lauf der Partie auswechseln lassen, damit der andere - Positionsgetreu - zum Einsatz käme! Heynckes kam im Endspiel gegen die Holländer dann nicht zum Einsatz, Holz spielte durch und wurde dadurch, daß er kurz vorm sicheren Treffer gefoult wurde, zur Legende. Späte Rache des kleinlichen Gladbachers? Die Eintracht erholte sich von Heynckes' Kahlschlag nie wieder. Yeboah verließ zutiefst gekränkt den Verein, Okocha war trotz aller Zaubertricks nie wirklich ein Leistungsträger bei der Eintracht und Gaudino zu wenig konstant, auch eher ein hochbegabter Zuarbeiter als ein Chef im Mittelfeld.
Ein gutes Jahr nach Heynckes' Demission stieg das, was er von der Eintracht übriggelassen und was Holz und Co. durch lachhafte Transfers daraus gemacht hatten, ab.

9.
2011: Nach den im berühmt-berüchtigten Umfeld als zu grau, trist und mittelmässig empfundenen Funkel-Jahren sollte mit Michael Skibbe wieder mehr spielerischer Glanz ins Waldstadion einziehen. Im ersten Jahr gelang dies ganz gut, die Eintracht spielte etwas mutiger, etwas offensiver als in den Jahren zuvor, landete im Mittelfeld, holte stolze 46 Punkte, 13 mehr als im letzten Jahr unter Funkel.
Nach der Hinrunde Platz 7, doch dann nur noch ein Sieg, gegen alle Mitkonkurrenten außer St. Pauli Niederlagen, wenige Unentschieden. Ein Abstiegskampf fand gar nicht statt, eine hilf- und planlose Mannschaft sah tatenlos zu, wie der Söldner im Sturmzentrum die wenigen noch generierten Chancen desinteressiert versiebte. Wie kolportiert wurde, zeigte auch der Trainer kein allzu großes Interesse am Geschehen und machte wenige Anstalten, Impulse zu geben.

10.
1999: Die Entlassung von Horst Ehrmantraut, dem Kauz mit den angeblichen spirituellen Vorlieben geschah ohne Not, der akribisch arbeitende Ex-Außenverteidiger hatte aus der kaum veränderten Zweitligatruppe viel rausgeholt. Was folgte war von allen bizarren Trainerverpflichtungen der SGE die vielleicht groteskeste. Enter Reinhold Fanz, dessen beklagenswerte Ausstrahlung exakt seinen Meriten als Übungsleiter entsprachen. Krönung aus meiner Sicht das Spiel bei 60, als die Granatenverpflichtung Bounoua in einem Trikot auflief, dessen Rückennummer mit Tape zusammengebastelt und aufgeklebt werden mußte (wofür der Trainer wenig konnte). Nach der 1:4-Niederlage sagte Fanz, man habe immerhin die 2. Halbzeit gewonnen - in vollem Ernst!

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