"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Dienstag, 4. September 2012

Ist es denn die possibility? und kleiner Exkurs über Torhüterprobleme

Zwei Spieltage sind gespielt und die Eintracht steht jetzt schon da, wo sie eigentlich erst am Saisonende stehen sollte. Schlechtes Timing, zumal, da als nächstes der HSV kommt, mit seinem Messias, dem internationalem Tempo nicht mehr gewachsenen und daher in der Elftal ausgemusterten Van der Vaart. Eine Aufgabe, ähnlich der ersten Begegnung mit einem Gegner nach einem Trainerwechsel. Ich hoffe, die Eintracht läßt sich nicht von einer Mannschaft aufhalten, deren Hoffnungen vor allem auf Spielern beruhen, die von nur mittelmässigen Teams aussortiert wurden. Immerhin kommt der HSV mit einem Torhüter in bestechender Form, der durchaus die Vormachtstellung Neuers gefährden könnte. Prognosen gebe ich seit der EURO, wo ich des öfteren trotz exzellenter Einschätzungen danebenlag, ungern ab. Insgesamt erwarte ich aber eine gute Saison der Eintracht, d.h. die bisherigen Leistungen werden bestätigt und es wird irgendetwas zwischen Rang 12 und 6.

Zurück zur Torhüterfrage: Vor der WM 2010 war Adler die klare Nummer 1, hatte in der Quali gegen Rußland zweimal überragend gehalten und verlor seinen Status nur verletzungsbedingt. Nach zwei Spieltagen ist es natürlich noch zu früh, eine Wachablösung zu fordern oder zu propagieren. Aber bei der EURO war nicht alles Gold, was bei Neuer glänzte, wenngleich er keine gravierenden Fehler machte.
In der Nationalelf war schon öfter in der Vergangenheit der als Nummer 1 gesetzte Torhüter nicht der beste in der Liga. Das beginnt spätestens mit Sepp Maier, der 1970 bestimmt nicht stärker als Manglitz war, welcher sich widerum durch seine unbequeme Art selbst im Weg stand, ähnlich wie später Uli Stein. Die Halbfinalniederlage gegen Italien 1970 ging aus meiner Sicht nicht nur auf die Kappe des Schiedsrichters, die Leistung von Maier steht für mich auf einer Stufe mit Schumacher 1986 und Kahn 2002. Wobei die beiden letztgenannten Niederlagen wenigstens verdient waren. 1978 war Maier auch nicht mehr der beste deutsche Torwart, aber der (vielleicht sogar über die gesamten 70er Jahre betrachtet) stärkere Bernd Franke fiel verletzt aus, Rudi Kargus fehlte ebenso die ganz große Internationale Erfahrung wie Norbert Nigbur, die beide ebenfalls in der Liga stärker hielten als Maier. In der Ära Schumacher gab es zwar mit Stein einen starken, fast ebenbürtigen Konkurrenten, aber da der Kölner selbst lange Zeit Weltklasseformat verkörperte, kam Stein zurecht nicht an ihm vorbei. Nach der Übergangsphase mit Eike Immel begann die Ära Ilgner, von dem ich mich frage, ob er überhaupt jemals der beste deutsche Keeper war. Köpke war der leidtragende, durch das Festhalten von Vogts an Ilgner begann seine Ära um mindestens zwei Jahre zu spät. Dafür durfte er auch zwei Jahre länger als sportlich gerechtfertigt die Nummer 1 bleiben, ehe endlich Kahn zum Stammtorhüter wurde. Ihm saß ebenfalls ein fast gleichwertiger Konkurrent im Nacken, der schließlich auch etwas überraschend 2006 den Vorzug bekam. Das war in meiner Erinnerung das erste Mal, daß eine Nummer 1 quasi durch Trainerentscheid abgesetzt wurde. Und a propos Kahn: nach der WM 2002, während der er überirdische Leistungen gezeigt hatte, nur um im Finale durch einen Patzer die deutsche Niederlage einzuläuten, fiel er in ein Tief und der damalige Stuttgarter Hildebrand zeigte Klasseleistungen in Serie, war in jener Saison der beste deutsche Tormann. Ohne daß sich dieses in der Nationalmannschaft niedergeschlagen hätte. Aktuell also Neuer, der meiner Meinung nach etwas zu beweisen hat und dessen sportlich größter Rivale noch nicht mal im Kader der Nationalmannschaft steht. Der zweitbeste Torhüter der letzten Saison verspricht indessen, in der Nationalmannschaft der neue Kwiatkowski zu werden, der dritte, Zieler, ist deutlich schwächer einzuschätzen als Weidenfeller, der noch nie das Nationaltrikot getragen hat, obwohl er seit Jahren konstant stark hält. Alles schon mal dagewesen, von Schön bis Löw hatten alle Bundestrainer ähnliche Situationen, die sie nicht immer zum Besten der Mannschaft lösten. Meist aber, das muß auch erwähnt werden, blieb es ohne Folgen für unsere Mannschaft.
Wesentlich leichter taten sich die Eintrachttrainer der letzten 10 - 15 Jahre, die immer wieder neue Männer als vermeintliche Nummer 1 holten, die sich dann wiederholt nicht gegen Nikolov durchsetzen konnten. Im Fall von Markus Pröll tragischerweise, da dieser das Zeug zum Klassemann hatte, sogar einmal nach einer Hinserie vom Kicker auf Platz 1 der Rangliste (der 1. Liga!) gesetzt wurde. Der sympathische Mazedonier aus Darmstadt ist nun alles andere als ein Platzhirsch, der Konkurrenz wegbeißt oder niederstarrt, wie es Kahn oder Lehmann z.B. waren, er hat seine Rivalen womöglich durch seine stoische Ruhe hypnotisiert oder, ganz im Gegenteil nervös gemacht. Nun hat die SGE erneut einen sehr talentierten Torhüter, der erstmals seit langem eine Torhüter-Ära gestalten könnte. Ich weigere mich die letzten Jahre als "Ära" Nikolov zu bezeichnen, obwohl er in den letzten 15 Jahren die meisten Spiele gemacht hat, da er nur selten zu Saisonbeginn als Nummer 1 gesetzt war.
Bisher gab es die Ära Loy, die Ära Kunter und die Ära Stein bei der Eintracht, sie waren die nachhaltigsten, am längsten die Nummer 1 besetzenden Torhüter in Frankfurt. Die anderen, von Tilkowski über Wienhold, Koitka, Pahl, Gundelach, Köpke, Heinen und Pröll, regierten zu kurz, ungeachtete ihrer teilweise vorhandenen sportlichen Klasse.

Keine Kommentare: