"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Sonntag, 1. Juli 2012

Letzter Versuch eines EURO-Tagebuchs 13:

Für mich und meine durchschnittlich vier Leser hier noch einmal mein Senf zur Europameisterschaft:
Spanien ist hochverdient Meister geworden. Wer nach vorher durchwachsenen aber siegreichen Spielen gerade im Endspiel so eine starke Leistung zeigt und sein Spiel durchzieht, der ist dann doch über jeden Zweifel erhaben. Geschenkt, daß die letzten zwei Tore in Überzahl fielen. Andererseits wurde den Spaniern ein klarer Handelfmeter früh in der zweiten Halbzeit verweigert, der bei numerischer Gleichheit womöglich schon nach 50 Minuten den moralischen Zusammenbruch der Italiener gebracht hätte.
Die Spanier zeigten mit einer Topleistung im wichtigsten Spiel nochmal schmerzlich auf, was der deutschen Mannschaft fehlt: Die Siegermentalität. Ein Gegentreffer in sechs Spielen gegenüber sechs Gegentoren in fünf Partien der Deutschen spricht ebenfalls Bände.
Das Fazit für das DFB-Team könnte also in Anlehnung an den US-Amerikanischen Sport lauten: "wait 'till next year". Sollte es aber nicht. Nur warten, weil unsere tolle Mannschaft durch zwei weitere Jahre die Reife für einen Turniersieg schon bekommen wird, wäre nicht ausreichend. Es muß vielmehr genau untersucht werden, wie eine Entwicklung, nicht zuletzt mental, gefördert werden kann, unter Umständen auch mit einer kritischen Hinterfragung, welche Spielertypen die Mannschaft braucht. Neben der Forderung an den Bundestrainer, nach Leistung aufzustellen, fehlt meines Erachtens vor allem ein Stürmer, der in der Lage ist, in jeder Geschwindigkeit Anspiele anzunehmen und zu verarbeiten, der beweglich und technisch versiert genug ist. Und Özil sollte die kommenden zwei Jahre mit intensivem Schußtraining zubringen.
Um die Mannschaft aktiv weiterzuentwickeln braucht Löw vor allem Mut. Den Mut, auf Spieler zu verzichten, egal, um wen es sich handelt, die der Mannschaft so offensichtlich nicht weiterhelfen (Schweinsteiger, Podolski, Gomez) und den Mut, gegen jeden das eigene Spiel beizubehalten.
Das Endspiel hat noch einmal gezeigt, wie unnötig die deutsche Niederlage im Halbfinale war, da die Italiener nicht so stark waren. Im Grunde standen sie vor allem im Finale, weil die Deutschen mit der falschen Einstellung ins Spiel gegangen waren und sich in entscheidenden Situationen vorne wie hinten naiv verhielten.
Natürlich wäre die deutsche Mannschaft gegen Spanien im Finale auch (wieder) chancenlos gewesen, aber das wäre wenigstens eine Wahrung des Status Quo gewesen, das Scheitern im Halbfinale gegen diese Italiener war ein Rückschritt.
Und wenn Deutschland schon mit einem oder zwei Vereinsblöcken antritt, dann bitte in Zukunft nur, wenn diese Spieler ihre Vereinsmentalität ("mir san mir") zu Hause lassen. Viel zu selten haben die Spieler des FCB ihrer Haltung, dem selbst postulierten angeblichen Sieger-Gen, in letzter Zeit Taten folgen lassen. Auch im CL-Finale, wo der alte Trainer nach der späten Führung sogleich, wie man es aus der grauen Vorzeit des Fußballs kennt, einen baumlangen Vorstopper einwechselt, damit der die Führung verteidigen hilft. Was passiert? Der nächste Eckball für Chelsea, deren einziger Torgefährlicher Spieler köpft den Ausgleich, vom eingewechselten Vorstopper weit und breit nichts zu sehen. Die Bayernspieler können ja gerne im Verein damit zufrieden sein, die Besten zu sein, gewinnen tun dann halt die anderen, aber für unser Nationalteam reicht das nicht.

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