Das Ligageschehen zu kommentieren habe ich eigentlich gar keine Lust. Soll man als Anhänger der Frankfurter Eintracht noch etwas besonderes daran finden, wenn die Mannschaft in aussichtsreicher Position auf ganzer Linie versagt? Das hat ja nicht mit der Saison 91/92 angefangen und hört auch nicht mit dem Spiel in Augsburg auf. Das ist ja das besondere am Eintrachtfansein. Solche Probleme kennen Fans der Bayern nicht. Aus Eintracht-Sicht wird es höchste Zeit, daß die Saison endet und die Verantwortlichen den Relaunch schaffen, d.h. in erster Linie Stürmer finden, die wenigstens für 10 bis 15 Saisontore gut sind, was ja eigentlich höchst mittelmässig ist. Und einen Platz in der Startelf für Sonny Kittel, der sicher großes Offensivpotential hat. Sonst? Außer Freiburg spielt hinter den Top 4 keiner so, als wolle er wirklich in die Euro-League. Und die Breisgauer werden, so wie es aussieht in der nächsten Saison mit einer besserern Zweitligamannschaft antreten. Hinten bewegt sich etwas, da Hoffenheim plötzlich wieder eingefallen ist, daß es da ja mal ein fußballerisches Konzept gab und man kontinuierlich etwas aufbauen wollte, die Augsburger sich anschicken, der FSV Frankfurt der ersten Liga zu werden und die Düsseldorfer nun ihr wahres Vermögen zeigen. Für die Fortuna gibt es aber keinen Grund zur Besorgnis, da sie ja noch gegen die Eintracht spielen dürfen - in dieser Saison!
Und dann war da ja noch die Sache mit dem Kalle. Rumenigge, der als Spieler Jahre brauchte, um nicht mehr für Bernd Dürnberger gehalten zu werden, ehe er in die Weltklasse vordrang und nach Maradona und Platini eine zeitlang als einer der besten Spieler galt. Dennoch blieb seine Karriere irgendwie unvollendet, da auf internationaler Ebene lediglich ein EM-Titel heraussprang, in einem glanzlosen Turnier gewonnen. Bei Gewinn seines einzigen Europapokals (Landesmeister 1976) war er noch ein braver Mitläufer in einem in den letzten Zügen liegenden ehemals großen Team. Seine größten Erfolge hatte er mit Paul Breitner als kongenialen Partner, der ihm sogar die Ausführung der Elfmeter überlies ("weil der Kalle noch Torschützenkönig werden kann" - so der Mittelfeldstratege im O-Ton.). Als Co-Komentator an der Seite von Heribert Faßbender machte der Kalle auch nicht die beste Figur. Der Lippstädter Bankkaufmann verstieg sich zu Formulierungen aus der Latein-Volkshochschule ("eine modeste Mannschaft") oder erfand die doppelte Verneinung neu ("nicht unrisikovoll"), lamentierte über Schiedsrichterentscheidungen (EM-Finale 1992, WM-Achtelfinale 1990, aber nicht den unberechtigten Finalelfmeter 1990) und dergleichen Ärgernisse mehr.
Als Vereinsfunktionär grätschte er wiederholt den eigenen Trainer ab, wie es Hoeneß mit unbotsamen Gegnern nicht besser hinbekam. Zwei verdiente und über jeden Zweifel erhabene Fahrensmänner in Hitzfeld und Heynckes stellte er bloß, daß es eine Freude war.
Nun also gegen Klopp, der mit seinem kosmetischen Eingriff natürlich auch eine wunderschöne Steilvorlage geliefert hat - dazu später mehr. Dank FCB-TV, auch unter "Sport 1" bekannt, wird er neuerdings als Humorist gefeiert, der es dem Widersacher so richtig gegeben hat! Wohlwollend wird dabei übergangen, daß seine Einlassung deutlich so klang, als habe er "Haare transportieren lassen" anstatt "transplantieren" gesagt. Das was ich gehört habe ("transportieren") passt ins Bild der haarscharf verhauenen Formulierung, die ich von Rumenigge gewohnt bin. Somit bleibt er für mich, was er schon lange war: Ein Gernegroß, für den es nicht ganz reicht.
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