Der Witze über Klopp und seine Haartransplantation sind genug gemacht, auch, wenn noch viele folgen werden.
Aber dennoch fügt sich das ganze Geschehen zu einer alptraumhaften Vorstellung zusammen.
Kosmetischer Eingriff in einer Düsseldorfer Privatklinik. Da muß ich unwillkürlich an eine Fernsehsendung denken, die gesehen zu haben mir ziemlich peinlich ist: "Die Beauty-Docs". In dieser Sendung werden zwei mir sehr unangenehme Schönheitschirurgen, ebenso schnöselige wie skrupel- und gewissenlose Typen, dabei gezeigt, wie sie schnöselig, skrupel- und gewissenlos ihrem Tagwerk nachgehen. Sie hatten einmal den Beruf des Arztes gelernt, einen Beruf, der das Erkennen, Diagnostizieren und Behandeln von Krankheiten zur Aufgabe des ihn ausübenden macht. Diese drei genannten Merkmale des Berufes haben sie völlig über Bord geworfen, treten das Heilen mit den Füßen, indem sie mit der Moral von Drogen- und Waffenhändlern ("wenn ich es nicht mache, macht es ein anderer" und "ich mache die Menschen damit glücklich") neurotisch gestörten Menschen deren Wünsche nach Manipulation der körperlichen Erscheinung erfüllen, de facto Körperverletzung auf Verlangen und gegen viel Geld. Frei nach Karl Kraus könnte man sagen: Die Schönheitschirurgie ist Teil der Krankheit, deren Behandlung zu sein sie vorgibt.
Diese "Beauty Docs" werden jedoch nicht nur bei ihrer Arbeit gezeigt, mit der sie an einem Tag mehr Geld verdienen als über 90% der kurativ tätigen Ärzte im Monat (Neid, ich stehe dazu). Sie werden auch noch beim privaten Schnöselsein gezeigt, so daß wir erfahren, daß die beiden Herren weder Stil noch Geschmack haben, stattdessen aber mit großem Eifer den Katalog des reichen Großstadtschnösels abarbeiten. Alles, was man für Geld kaufen kann, wird gemacht, ob man damit irgendetwas am Hut hat oder nicht. Man weiß zwar nicht, daß Charles u. Ray Eames zwei verschiedene Personen sind, stellt aber dem Innenausstatter einen Blancoscheck für den Einkauf bei Vitra aus und so fort. Es ist zum Kotzen, das mit anzusehen.
Auf der anderen Seite Jürgen Klopp. Der Mann, der das Authentisch-Scheinen in neue Höhen geschraubt hat, dem man, wie anderen Meistern der Beliebigheit (Gottschalk, Jauch, Guttenberg etc.), alles geglaubt hätte. Weil aufgrund der Beliebigkeit so viel Projektionsfläche zur Verfügung steht.
Sogar geglaubt, daß er Opel fährt und überhaupt nicht eitel ist. Und jetzt? Entlarvt, der Bart ist ab! Auch nur ein Hanswurst der Mediengesellschaft. Der sich so lange und so weit von dem entfernt hat, was ihn (immer noch!) auszeichnet und überhaupt erst in seine prominente Position gebracht hat, daß er sich, wenn er nicht sehr aufpasst von seinem Kern und seiner natürlichen Umgebung entfremden wird. Schon jetzt überstrahlt die mediale Persönlichkeit Klopp den Verein, den Vorstand und sogar die Spieler. Wer glaubt ihm noch die Demutsgesten, er sei glücklich, so eine Mannschaft trainieren zu dürfen, Trainer in so einem Verein zu sein?
Er ist ein Fußballtrainer. Gut darin. Kann besser reden als die meisten anderen Trainer, wird deshalb auch anders wahrgenommen. Glaubt selbst an die Vorstellungen, die er beim Publikum erweckt, hat ja schließlich hart und wie es scheint geplant daran gearbeitet, das Image zu haben, das er hat. Wie erwähnt, inklusive Athentisch-Scheinen.
Und dann geht er hin und läßt sich neben den Wahrsagern der Prominenten, Freundinnen 40 Jahre älterer Säcke und noch schlimmer gestörten verschönern.
Wahrscheinlich steht er der Welt des substanzarmen Chichi näher als der dreckigen Maloche auf dem Fußballplatz. Ich empfehle als Lektüre Erich Fromm "Haben oder Sein". Jedenfalls sollte er immer bedenken, daß er als Trainer besonders erfolgreich ist. Als mediale Persönlichkeit ist er austauschbare Figur der Unterhaltungsindustrie, wird nach dem Belieben der Medienunternehmen mal hierhin mal dorthin getrieben. Eben glaubt man, es noch steuern zu können durch "seriöse", den eigenen Interessen dienende Interviews in "11 Freunde" oder "Spiegel, im nächsten Moment erscheint man in "Bunte", "Gala" oder "In Touch", und kurz danach ist man der Depp für Millionen "Bild"-Leser. Frag nach bei Wulff, Boris B. und anderen. Und muß sich bang fragen, ob es nicht irgendwelche Ex-Nachbarn oder Komilitonen gibt, die irgendwelche wohlfeilen Storys anbieten, die das mühsam aufgebaute Image zerstören können. Und das alles, weil Fußballtrainer Sein nicht mehr gut genug war (so wie anderen vor ihm z.B. das Politiker oder Ex-Tennisspieler Sein)
Daß jetzt sogar der bisher mit Recht als humorfrei geltende Rumenigge Witze über ihn macht, diesen Abstieg hat sich Klopp redlich verdient.
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