"der Spiegel"! Urgestein des Qualitätsjournalismus, Bediener der Info-Elite, bevor der "Focus" das Licht der Welt erblickte und selbige als Möchtegern-Zielgruppe erfand.
Nun trug es sich zu, daß vor einigen Wochen "der Spiegel" es als angebracht ansah, aus Gründen, die mir schon damals schleierhaft waren, dem U. Hoeneß eine große Geschichte zu widmen. War es eine Nachricht? Aktuell? Brisant? Interessant? Politisch oder kulturell relevant? Ja und nein! Steht es im "Spiegel", so muß es ja irgendetwas vom obengenannten sein. Ich weiß nur nicht, was.
Tenor war jedenfalls, daß Hoeneß ein ganz vorbildlicher, mustergültiger Fußballfunktionär, Unternehmer und Mensch sei, der den Leuten gefalle, weil er so geradeheraus, aufrichtig und auch sozial engagiert sei. Ein soziales Engagement, von dem er immer so wenig Aufhebens machte, das aber doch irgendwie jedem bekannt war.
Ein soziales Engagement, das nicht nur er selbst scheinbar als Freibrief für alles andere, was er so anstellte, betrachtete.
Die "Spiegel"-Geschichte erschien, nachdem erste Gerüchte vom Geld in der Schweiz schon die Runde gemacht haben könnten oder sogar müssten.
Und nun? Der "Focus", von je her der "Bunten" näher als dem "Spiegel", als ernstzunehmendes Nachrichtenmagazin längst auf dem absteigenden Ast, das Blatt des Markwort, der bei allen Schwenks auf die VIP-Tribüne in der Gegend der Hoeneß und Karl-Heinz erscheint, kommt mit der Hoeneß-Steueraffäre ganz groß raus.
"Der Spiegel" hat in seiner Montagsausgabe kein Wort davon. Aus Scham? Weil sie vor kurzem noch ganz anders über den Hoeneß geschrieben haben? Weil es der "Focus" zuerst hatte? Weil sie ihre Chefredakteure gerade entlassen haben? Ein Rätsel.
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