Gott sei dank ist die Fußballsaison bald vorbei. Wie immer zu dieser Jahreszeit ist Eishockey-WM und daneben auch noch Stanley-Cup, so daß diese schöne Sportart in den Focus rückt.
Das deutsche Team ist ganz gut ins Turnier gestartet, wie so oft, man tut sich leicht, das Spiel der "Großen" zu unterbinden, so daß Achtungserfolge möglich sind. Aber auch in den Spielen gegen Rußland und Finnland wurde wieder deutlich, woran das deutsche Eishockey krankt: Die Spieler der Top-Nationen sind fast durch die Bank weg läuferisch und stocktechnisch besser ausgebildet, dazu wirken die Deutschen oft nicht so gedanken- und handlungsschnell wie ihre Gegner. Als Ausnahmen fallen vor allem Erhoff und Marcel Goc auf, die internationale Klasse haben, auch mal einen Puck auf offenem Eis behaupten können. Insbesondere Goc imponiert mir, weil er die vielen kleinen Dinge richtig macht, die auf den ersten Blick gar nicht so auffallen. Er ist ja weder besonders torgefährlich, noch besonders schnell, noch außergewöhnlich technisch versiert. Aber er macht oft das richtige im richtigen Moment und zeigt außergewöhnliche Präsenz, Geistesgegenwart, setzt so die Mitspieler in Szene oder kommt selbst zum - leider noch nicht erfolgreichen - Abschluß.
Die individuellen Defizite des Großteils der Mannschaft konnten die Deutschen, besonders gegen Rußland, mit großer taktischer Disziplin und viel Kampfgeist wettmachen. Das größte Manko bleibt aber, wie schon seit Jahren, die Harmlosigkeit vor dem gegnerischen Tor, die auch einen durchaus möglichen Sieg gegen Rußland verhinderte. Durch dieses Unvermögen wird es für unser Team gegen jeden Gegner schwer, so daß zu befürchten ist, daß bis zum Schluß um den Klassenerhalt gezittert werden muß.
Ich bin froh, daß die Spiele in Sport 1 gezeigt werden, zumal die Bildqualität sehr gut ist und Erich Goldmann ein exzellenter Co-Kommentator ist. Wobei das "Co" eigentlich nicht gilt, er berichtet gleichberechtigt und macht das hervorragend (nicht wie beim Fußball, wo der "Co-Kommentator" alle 20 Minuten mal gefragt wird, wie er das Spiel so sehe). Die Spiele zu schauen ist ein wesentlich größerer Genuß als die Übertragungen aus der DEL, wo die Eisflächen so mit Werbung überdruckt sind, daß das Verfolgen der Spiele sehr getrübt ist.
Wie immer freue ich mich besonders auf die Kanadier, die mit Stamkos, Skinner, Hall, Eberle, Giroux und den Staal-Brüdern (der Hälfte der Brüder) große Namen im Team haben. Die drei erstgenannten könnten schon für Feuerwerke sorgen und das Team mal wieder weit nach vorne bringen. Daß die Vorrunde holprig anlief, ist normal, eine Vorbereitung im engeren Sinne kennen die Kanadier nicht und gerade an den ersten Turniertagen gelingen den "Kleinen" oft Überraschungen - siehe auch Deutschland, für die es so richtig erst gegen Österreich, Frankreich und Lettland gilt.
Währenddessen geht es hinter den Kulissen im Verband mal wieder zu wie in einem Tollhaus. Der DHB hat scheinbar völlig die Kontrolle über die Ligen verloren. Die Teams unter der DEL wollen sich ihre eigene Liga machen, der Verband ist dagegen, ist aber seit Jahren nicht fähig, ein vernünftiges, tragfähiges Konzept für die unteren Spielklassen in Kraft zu setzen. Alle Jahre wieder ein neuer Modus, eine haarsträubende Aufstiegsregelung aus Liga drei und der Versuch, die wenigen gesunden Clubs an eine dahindümpelnde Oberliga mit ein paar Hundert Zuschauern in den Hallen zu knebeln, treiben die Clubs ja förmlich in die Rebellion. Es kann wohl nicht angehen, daß in der dritten Liga eines Profisports Clubs mit professionellen Strukturen (soweit man im deutschen Eishockey überhaupt von solchen reden kann) und auch entsprechendem Umfeld zum Ligaverbleib gezwungen werden sollen, um die anderen Clubs und den Verband zu alimentieren. Ein Aufsteiger aus 49 Mannschaften - ein Witz, mit dem sich die Eishockeyfunktionäre mal wieder lächerlich machen und ihre Sportart gleich mit.
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