"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Freitag, 24. Mai 2013

Unvergessen - Rot-Weiss Essen

Da sogar die seriösen - aber nicht ernst zu nehmenden - Talkshows sich inzwischen an das Thema Fußball, aktuell wegen des nahenden Endspiels im Europapokal der Landesmeister, ranschmeissen, will ich nicht zurückstehen:
Erster deutscher Teilnehmer (das Saarland gehörte seinerzeit nicht zur Bundesrepublik) an diesem Wettbewerb war 1955 Rot-Weiss Essen. Als man noch Meister werden mußte, um teilnehmen zu dürfen, kam der erste Nachkriegsmeister aus dem Ruhrpott zum Zuge und vertrat den deutschen Fußball. Mit dabei einer der größten deutschen Stars jener Ära, Helmut "Boss" Rahn, daneben Nationaltorhüter Herkenrath, "Penny" Islacker als Leistungsträger. Trainiert wurde die Mannschaft, die im Meisterschaftsendspiel die Mannschaft aus Kaiserslautern um Fritz Walter und vier weitere Weltmeister von 1954, geschlagen hatte, von der Schalker Fußballlegende Fritz Szepan. Die Essener gingen durch die Abgänge mehrerer Stammspieler geschwächt in die Saison 1955/56 und bereits in der ersten Runde war gegen Hibernians Edinburgh Endstation. Schade für Georg Melches, den Club-Patriarch, der viel dazu begetragen hatte, daß der Club ein modernes Stadion hatte und einige Jahre lang zu den Spitzenvereinen in Deutschland gehörte. Auch den auf das Europacup-Jahr folgenden allmählichen Abstieg des Vereins, der schließlich Anfang der 60er in der Zweitklassigkeit endete, erlebte Melches noch hautnah mit.
In den letzten Wochen war nicht nur sein 50. Todestag, sondern auch das inzwischen leider verfallene Stadion wurde abgerissen, das seinen Namen trug und sein Vermächtnis war.
Hier soll deshalb nochmal an den großen Fußballfunktionär und an ein Stadion, das mehr als die meisten anderen die oft herbeizitierten und selten erreichten Charakteristika englischer Stadien aufwies, erinnert werden:




Das Georg-Melches-Stadion in den 70er Jahren. Rechts die nach 1955 gebaute Haupttribüne, links die überdachte Stehtribüne, damals einzigartig in Deutschland. Nicht nur Rahn und Herkenrath wurden hier groß, auch andere Stars sorgten zuerst hier für Furore, wie z.B. Erich Beer, Willy Lippens, Manfred Burgsmüller, Horst Hrubesch, Frank Mill, Dieter Bast, Werner Lorant.

Noch stehen Tribünen an allen vier Spielfeldseiten. Die gedeckte Hintertortribüne im Hintergrund entstand Ende der 70er, als noch im Kicker-Almanach nachlesbar war: "der Ausbau auf 45.000 Plätze ist beschlossen."

Die Haupttribüne war seinerzeit einzigartig, beheimatete neben den üblichen Funktionsräumen auch eine Sporthalle und Wohnungen, in denen zugereiste Spieler untergebracht wurden - unter der gestrengen Aufsicht von Georg Melches, der Damenbesuche bei den Kickern wenig goutiert haben soll.

Auf dem oberen Foto geschickt kaschiert: die ungedeckte Kurve ist wegen Baufälligkeit bereits plattgemacht, es steht nur noch ein 3/4-Stadion. Wie ein Wall mit Steinstufen marode werden kann und daß es so schwierig ist, ihn wieder aufzubauen, habe ich nie verstanden.

So gesehen scheint noch alles in Ordnung, obgleich die Atmosphäre des Bildes etwas unheilvoll dämmerndes hat.

Das 3/4-Stadion von oben. Jahrelang war dies der traurige Status Quo an der Hafenstraße.

Hier feierte RWE den einzigen Meistertitel. Das Niedersachsenstadion fasste damals über 80.000 Zuschauer.

Der Club Hibernians aus Edinburgh war schon in der ersten Runde Endstation für die Essener. Hier eine aktuelle Ansicht des Stadions an der Easter Road. Die Schotten waren damals schon Vollprofis, mit ihrer harten Spielweise auf dem Festland ähnlich geachtet und gefürchtet wie die englischen Mannschaften.

Keine Kommentare: