Zunächst das wichtigste: Am Wochenende wurde auch Fußball gespielt.
In der vorderen Tabellenhälfte das gewohnte Bild, die Mannschaften zwischen Platz 5 und 10 quälen sich im Kriechgang gen Saisonende, die ersten 3 bis 4 marschieren vorneweg. Hinten Spannung durch Augsburgs Weigerung, aufzugeben, ein leichtes Erstarken der Hoffenheimer und das allmähliche Schwinden der Reserven bei Düsseldorf und Bremen. Ich war unterwegs, habe vom Spieltag nur die Ergebnisse mitbekommen und von Dortmund gegen Düsseldorf und Schalke gegen Hamburg jeweils Zusammenfassungen. Habe nichts vermisst, nicht das Gefühl, etwas versäumt zu haben, für mich kann die Sommerpause kommen. Die Luft ist raus, ob Düsseldorf, Bremen oder gar doch Hoffenheim in die Relegation gehen, ist mir wurscht. Jeder hätte als Absteiger etwas für sich. Hoffenheim als Quittung für die Infektion mit dem Wolfsburg-Bazillus wäre dabei sicher noch am reizvollsten. An Düsseldorf erscheint mir bemerkenswert, daß ein Spieler, der bereits in der vierten Liga Stammspieler war, auch in der ersten Liga etabliert ist, ohne abzufallen. Das spricht nicht nur für den Charakter und die Stärke des Spielers und die Ansicht, daß in der Bundesliga zu spielen kein Hexenwerk ist, es sagt auch etwas über die Qualität und die Entwicklung der Mannschaft aus. Wobei von einer Entwicklung der Mannschaft bei einer komplett für die erste Liga zusammengekauften Stammelf kaum die Rede sein kann.
Da der Spieltag wenig Aufregung bot und die Liga mich zur Zeit langweilt, komme ich an den außersportlichen Geschehnissen nicht vorbei, obwohl ich mich lieber mit dem Sport befassen würde. Und da dreht sich, ob das seine kühnsten Größenphantasien je so vorsahen oder nicht, alles um Uli Hoeneß.
Nun also doch: Spiegel-Titelstory und erneut Günter Jauch. Nach dem kurzen Rausch unter der Woche, als erst Barca besiegt, dann der Götze-Wechsel publik wurden, konnte Hoeneß noch mit einem seligen "Und sie lieben mich doch"-Gedanken ins Bett gehen. Aber irgendwie scheint die Medien- und PR-Maschine noch nicht bereit, ein anderes Thema in den Mittelpunkt zu stellen. Nachdem der von mir schon zu einem früheren Zeitpunkt erwartete Bosbach erst am Donnerstag ins Rennen geschickt wurde, kamen im Weiteren aber weder Lafontaine noch Karl Lauterbach in die Talkshows.
Stattdessen gestern der ehemalige Mike Krüger-Sidekick Thomas Gottschalk. Und erneut Herr Huber von der CSU. Ist eigentlich auch egal, ob jedesmal der selbe oder jedesmal ein anderer aus dieser Partei den Apologeten gibt. Eigentlich könnte der CSU-Stuhl in diesen Sendungen leer bleiben, man könnte genau so gut eine Tafel mit der Aufschrift "wir finden das nicht schlimm und Rot-Grün ist schuld" aufstellen.
Wieviele Talkshows braucht es überhaupt, um die Aussage zu treffen, daß Hoeneß ein ganz ganz feiner Mensch ist und ja nur einen kleinen Fehler gemacht hat?
Vergessen die Wutausbrüche und Hasstiraden, geifernd und oft brüllend vorgetragen, oft kalkuliert wirkend, nie zurückgenommen, Auftritte als Kinski der Konservativen.
Die gestrige Jauch-Sendung trug die Überschrift "Die Moral der Mächtigen". Nachdem zu diesem Thema in der ersten Viertelstunde nichts aber auch gar nichts gesagt worden war, schaltete ich ab. Jauch bleibt eben ein journalistisches Leichtgewicht, ein Protagonist der reinen Unterhaltung, vor 30 Jahren einmal für frech gehalten und mit dieser Masche bis heute erfolgreich, genau wie sein Gast Gottschalk. Niemanden er- oder verschrecken, niemandem wehtun, nichts riskieren, bloß keinen Ausschaltimpuls - der Schrecken jedes Funk- und Fernsehschaffenden - geben. So waren sie immer, so werden sie auch bleiben, zumal es ja für sie bestens funktioniert. Ist auch nichts gegen einzuwenden, solange man nicht vortäuscht, etwas anderes zu sein oder tun, z.B., sich für einen kritischen Journalisten auszugeben.
Im Fall Hoeneß gibt es nichts neues und man hat sich auf die oben angeführte Lesart geeinigt.
Ich bewerte die Angelegenheit etwas anders. Daß Hoeneß sooo viel gutes getan hat, bleibt ihm unbenommen, daß er seine Jubelbayern hat, die das, während er selbst sich in die Pose "ich rede nicht gerne davon" wirft, bei jeder Gelegenheit kundtaten und jetzt mehr denn je kundtun, auch gut. Die Version "ich habe einen Fehler gemacht und will ihn wieder gut machen" darf er meinetwegen auch gerne nach außen vertreten. Aus meiner Sicht handelt es sich hier aber um eine Täuschung, denn was tatsächlich passiert ist, entspricht ja eher der Losung "ich habe entschieden, etwas zu tun, was verboten ist, weil ich das konnte und richtig fand. Jetzt will ich der Bestrafung entgehen, deren Möglichkeit mir immer bewußt war. Weil mir gedämmert ist, daß auch jemand wie ich nicht mit allem durch kommt."
Soviel Aufrichtigkeit überstiege aber die Möglichkeiten selbst dieses großen Klartextredners erheblich. Den gradlinigen Klartext produzierte er nämlich immer nur, wenn es um andere ging, nie sein eigenes Handeln betreffend.
Für einen wie ihn ist aber der Ansehens- und Bedeutungsverlust - für den Fall eines Rücktritts - vermutlich die größte Strafe, schlimmer als jedes Gerichtsurteil ihn treffen könnte. Bin gespannt, wie er damit umgeht. Niederlagen im Fußball konnte er sich in der Vergangenheit ja durch Abreagieren am Gegner erträglicher machen. Wie er das außerhalb des sportlichen Terrains hinbekommt, bleibt abzuwarten. Wen wird sein Bannstrahl treffen? Den Spiegel? Focus? SPD und Grüne hat er ja in der Vergangenheit sowieso schon bekämpft. Steuerermittler, Finanzämter? Seehofer, weil er die Sache nicht verhindert hat?
Oder doch die alleinige Verantwortung bei sich suchen? Das hat er noch nie, ist also nicht zu erwarten.
Mir reicht das Thema jedenfalls. Da er als Ulmer Schwabe Bayer durch und durch ist, wird ihm aber wenigstens erspart bleiben, daß ihm abgehalfterte Deutschrocker zur Seite springen. Oder, Spider Murphy Gang?
"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!
Montag, 29. April 2013
Dienstag, 23. April 2013
Was erlaube Spiegel?
"der Spiegel"! Urgestein des Qualitätsjournalismus, Bediener der Info-Elite, bevor der "Focus" das Licht der Welt erblickte und selbige als Möchtegern-Zielgruppe erfand.
Nun trug es sich zu, daß vor einigen Wochen "der Spiegel" es als angebracht ansah, aus Gründen, die mir schon damals schleierhaft waren, dem U. Hoeneß eine große Geschichte zu widmen. War es eine Nachricht? Aktuell? Brisant? Interessant? Politisch oder kulturell relevant? Ja und nein! Steht es im "Spiegel", so muß es ja irgendetwas vom obengenannten sein. Ich weiß nur nicht, was.
Tenor war jedenfalls, daß Hoeneß ein ganz vorbildlicher, mustergültiger Fußballfunktionär, Unternehmer und Mensch sei, der den Leuten gefalle, weil er so geradeheraus, aufrichtig und auch sozial engagiert sei. Ein soziales Engagement, von dem er immer so wenig Aufhebens machte, das aber doch irgendwie jedem bekannt war.
Ein soziales Engagement, das nicht nur er selbst scheinbar als Freibrief für alles andere, was er so anstellte, betrachtete.
Die "Spiegel"-Geschichte erschien, nachdem erste Gerüchte vom Geld in der Schweiz schon die Runde gemacht haben könnten oder sogar müssten.
Und nun? Der "Focus", von je her der "Bunten" näher als dem "Spiegel", als ernstzunehmendes Nachrichtenmagazin längst auf dem absteigenden Ast, das Blatt des Markwort, der bei allen Schwenks auf die VIP-Tribüne in der Gegend der Hoeneß und Karl-Heinz erscheint, kommt mit der Hoeneß-Steueraffäre ganz groß raus.
"Der Spiegel" hat in seiner Montagsausgabe kein Wort davon. Aus Scham? Weil sie vor kurzem noch ganz anders über den Hoeneß geschrieben haben? Weil es der "Focus" zuerst hatte? Weil sie ihre Chefredakteure gerade entlassen haben? Ein Rätsel.
Nun trug es sich zu, daß vor einigen Wochen "der Spiegel" es als angebracht ansah, aus Gründen, die mir schon damals schleierhaft waren, dem U. Hoeneß eine große Geschichte zu widmen. War es eine Nachricht? Aktuell? Brisant? Interessant? Politisch oder kulturell relevant? Ja und nein! Steht es im "Spiegel", so muß es ja irgendetwas vom obengenannten sein. Ich weiß nur nicht, was.
Tenor war jedenfalls, daß Hoeneß ein ganz vorbildlicher, mustergültiger Fußballfunktionär, Unternehmer und Mensch sei, der den Leuten gefalle, weil er so geradeheraus, aufrichtig und auch sozial engagiert sei. Ein soziales Engagement, von dem er immer so wenig Aufhebens machte, das aber doch irgendwie jedem bekannt war.
Ein soziales Engagement, das nicht nur er selbst scheinbar als Freibrief für alles andere, was er so anstellte, betrachtete.
Die "Spiegel"-Geschichte erschien, nachdem erste Gerüchte vom Geld in der Schweiz schon die Runde gemacht haben könnten oder sogar müssten.
Und nun? Der "Focus", von je her der "Bunten" näher als dem "Spiegel", als ernstzunehmendes Nachrichtenmagazin längst auf dem absteigenden Ast, das Blatt des Markwort, der bei allen Schwenks auf die VIP-Tribüne in der Gegend der Hoeneß und Karl-Heinz erscheint, kommt mit der Hoeneß-Steueraffäre ganz groß raus.
"Der Spiegel" hat in seiner Montagsausgabe kein Wort davon. Aus Scham? Weil sie vor kurzem noch ganz anders über den Hoeneß geschrieben haben? Weil es der "Focus" zuerst hatte? Weil sie ihre Chefredakteure gerade entlassen haben? Ein Rätsel.
No sleep 'til Fußball - Scheißstimmung dank Hoeneß
Wen oder was soll man im Fußball eigentlich noch ernst nehmen?
Gerade noch Klopp zugesehen, wie er dem Absturz in die Lächerlichkeit die dicht behaarte Stirn bot, da erlöst ihn die Steueraffäre Hoeneß. Der wiederum zieht den Kopf aus dem Medienansturm durch die Bekanntgabe des Götze-Wechsels.
Andernorts war ich gerade wieder einmal bereit, die Saison der Eintracht enttäuscht (bei übererfülltem Saisonziel!) abzuhaken, da schlagen sie Schalke. Mit Hilfe der Schalker Angreifer, die mehrmals Nikolov anschossen. Da dieser ein- bis zweimal auch eine Bewegung in Richtung Ball machte, wurde ihm sogleich allseits eine "Weltklasseleistung" attestiert. Dann der mutmasslich feststehende Wechsel von Rode zum FCB. Ich frage mich immer noch - scheinbar als einziger - was die Bayern mit ihm wollen, wo sein Platz in der Mannschaft sein soll. Oder führen die Bayern jetzt analog Rugby den Fünfzehner-Fußball ein?
Hoeneß, der so gerne als Linkenhasser, Gesellschaftserklärer, Wohltäter, Herunterputzer, Sparkomissar, Krösus, Bonvivant, Gutsherr und Gutmensch, außerparlamentarischer Bundeskanzler, Kritiker und Lösungsanbieter, Abteilung Attacke und so weiter auftrat. Mia san mia und der Staat bin ich. Herrscher über das Festgeldkonto und den Spielgeldhaufen. In Sachen hochroter Kopf längst seinen "besten Freund", den zum zweiten Mal vom FCB vor die Tür gesetzten Heynckes, überholt. Und jetzt seinem eigenen Hochmut zum Opfer gefallen.
Wie bei so vielen Erfolgreichen, die in der Öffentlichkeit eine derartige Resonanz erfahren, geht seinem Auftritt, dem Bild Hoeneß' in den Medien, jede Anmutung von Reflektion, sich in Frage Stellen ab.
Aber noch bevor die Medien mit ihm fertig sind, schickt er die Karawane auch schon weiter. Macht das, was er noch am besten kann, die Konkurrenz, zumal vor einem wichtigen Spiel, schocken, indem er ihnen den wertvollsten Spieler wegkauft. Mal eben, weil die Luft dünn wird, "die Muskeln spielen lassen". Zeigt das unverstellte Antlitz des Kleinbürgers und -geistes, nachtragend bis dorthinaus, die zwei letzten Saisons noch nicht verknust habend, damit die Dortmunder noch mehr zu überwinden haben als nur Real Madrid. Muß seine Gegner ganz am Boden haben. Selten hat er so konsequent diesen Teil seiner Persönlichkeit offenbart wie in diesen Tagen.
Und sein Club? Will ein neues Barcelona werden, verhält sich auf dem Transfermarkt jedoch wie Real Madrid.
Mahnte gerade noch, die Bundesliga dürfe nicht in spanische Verhältnisse abgleiten, langweilig durch Alleinherrschaft zweier übermächtiger Vereine. Sorgt dann sogleich dafür, daß es lieber doch die Alleinherrschaft eines Vereins, natürlich seines Vereins, werde. Dann siegt euch halt zu Tode mag man ihm und seinem Lakeien Karl-Heinz zurufen. Jahrelang bei der UEFA mit den anderen Mächtigen kungeln, den Hals nicht voll genug kriegen und sich dann beschweren, daß die Liga Schlagseite bekommt.
Wie gesagt, wen soll man da noch ernst nehmen?
Was kommt da wohl noch heraus, wenn sich der Götze-Rauch verzogen hat? Wo kommt das Raunen über mehrere hundert Mio her? Was ist das für Geld? Welches Licht wirft das auf den Reichtum des FCB? Ist mit dem alles in Ordnung? Ist es Korruption, wenn ein Verantwortlicher eines Clubs erst eine große Summe von einem Firmenvorstand bekommt, kurz danach das Unternehmen dieses Vorstandes einen Vertrag mit dem Verein abschließt?
Kommt man solchen Machenschaften und den sie verübenden überhaupt bei?
Folgt auf die Politikverdrossenheit und die Bankenverdrossenheit bald die Fußballverdrossenheit?
Ja, es stösst die Menschen früher oder später ab, wenn, wie in anderen Bereichen, die Erfolgreichen und Mächtigen nur ihrer eigenen Moral folgen und gehorchen, keine Skrupel, kein Gewissen, keine Scham zeigen, den eigenen Erfolg über alles andere stellen und die Gier das Handeln bestimmt.
Wahnsinn!
Menschen wie Hoeneß sind für die Scheißstimmung im Lande verantwortlich.
Montag, 15. April 2013
Es wächst zusammen was zusammen gehört. Eine haarspalterische Polemik.
Der Witze über Klopp und seine Haartransplantation sind genug gemacht, auch, wenn noch viele folgen werden.
Aber dennoch fügt sich das ganze Geschehen zu einer alptraumhaften Vorstellung zusammen.
Kosmetischer Eingriff in einer Düsseldorfer Privatklinik. Da muß ich unwillkürlich an eine Fernsehsendung denken, die gesehen zu haben mir ziemlich peinlich ist: "Die Beauty-Docs". In dieser Sendung werden zwei mir sehr unangenehme Schönheitschirurgen, ebenso schnöselige wie skrupel- und gewissenlose Typen, dabei gezeigt, wie sie schnöselig, skrupel- und gewissenlos ihrem Tagwerk nachgehen. Sie hatten einmal den Beruf des Arztes gelernt, einen Beruf, der das Erkennen, Diagnostizieren und Behandeln von Krankheiten zur Aufgabe des ihn ausübenden macht. Diese drei genannten Merkmale des Berufes haben sie völlig über Bord geworfen, treten das Heilen mit den Füßen, indem sie mit der Moral von Drogen- und Waffenhändlern ("wenn ich es nicht mache, macht es ein anderer" und "ich mache die Menschen damit glücklich") neurotisch gestörten Menschen deren Wünsche nach Manipulation der körperlichen Erscheinung erfüllen, de facto Körperverletzung auf Verlangen und gegen viel Geld. Frei nach Karl Kraus könnte man sagen: Die Schönheitschirurgie ist Teil der Krankheit, deren Behandlung zu sein sie vorgibt.
Diese "Beauty Docs" werden jedoch nicht nur bei ihrer Arbeit gezeigt, mit der sie an einem Tag mehr Geld verdienen als über 90% der kurativ tätigen Ärzte im Monat (Neid, ich stehe dazu). Sie werden auch noch beim privaten Schnöselsein gezeigt, so daß wir erfahren, daß die beiden Herren weder Stil noch Geschmack haben, stattdessen aber mit großem Eifer den Katalog des reichen Großstadtschnösels abarbeiten. Alles, was man für Geld kaufen kann, wird gemacht, ob man damit irgendetwas am Hut hat oder nicht. Man weiß zwar nicht, daß Charles u. Ray Eames zwei verschiedene Personen sind, stellt aber dem Innenausstatter einen Blancoscheck für den Einkauf bei Vitra aus und so fort. Es ist zum Kotzen, das mit anzusehen.
Auf der anderen Seite Jürgen Klopp. Der Mann, der das Authentisch-Scheinen in neue Höhen geschraubt hat, dem man, wie anderen Meistern der Beliebigheit (Gottschalk, Jauch, Guttenberg etc.), alles geglaubt hätte. Weil aufgrund der Beliebigkeit so viel Projektionsfläche zur Verfügung steht.
Sogar geglaubt, daß er Opel fährt und überhaupt nicht eitel ist. Und jetzt? Entlarvt, der Bart ist ab! Auch nur ein Hanswurst der Mediengesellschaft. Der sich so lange und so weit von dem entfernt hat, was ihn (immer noch!) auszeichnet und überhaupt erst in seine prominente Position gebracht hat, daß er sich, wenn er nicht sehr aufpasst von seinem Kern und seiner natürlichen Umgebung entfremden wird. Schon jetzt überstrahlt die mediale Persönlichkeit Klopp den Verein, den Vorstand und sogar die Spieler. Wer glaubt ihm noch die Demutsgesten, er sei glücklich, so eine Mannschaft trainieren zu dürfen, Trainer in so einem Verein zu sein?
Er ist ein Fußballtrainer. Gut darin. Kann besser reden als die meisten anderen Trainer, wird deshalb auch anders wahrgenommen. Glaubt selbst an die Vorstellungen, die er beim Publikum erweckt, hat ja schließlich hart und wie es scheint geplant daran gearbeitet, das Image zu haben, das er hat. Wie erwähnt, inklusive Athentisch-Scheinen.
Und dann geht er hin und läßt sich neben den Wahrsagern der Prominenten, Freundinnen 40 Jahre älterer Säcke und noch schlimmer gestörten verschönern.
Wahrscheinlich steht er der Welt des substanzarmen Chichi näher als der dreckigen Maloche auf dem Fußballplatz. Ich empfehle als Lektüre Erich Fromm "Haben oder Sein". Jedenfalls sollte er immer bedenken, daß er als Trainer besonders erfolgreich ist. Als mediale Persönlichkeit ist er austauschbare Figur der Unterhaltungsindustrie, wird nach dem Belieben der Medienunternehmen mal hierhin mal dorthin getrieben. Eben glaubt man, es noch steuern zu können durch "seriöse", den eigenen Interessen dienende Interviews in "11 Freunde" oder "Spiegel, im nächsten Moment erscheint man in "Bunte", "Gala" oder "In Touch", und kurz danach ist man der Depp für Millionen "Bild"-Leser. Frag nach bei Wulff, Boris B. und anderen. Und muß sich bang fragen, ob es nicht irgendwelche Ex-Nachbarn oder Komilitonen gibt, die irgendwelche wohlfeilen Storys anbieten, die das mühsam aufgebaute Image zerstören können. Und das alles, weil Fußballtrainer Sein nicht mehr gut genug war (so wie anderen vor ihm z.B. das Politiker oder Ex-Tennisspieler Sein)
Daß jetzt sogar der bisher mit Recht als humorfrei geltende Rumenigge Witze über ihn macht, diesen Abstieg hat sich Klopp redlich verdient.
Aber dennoch fügt sich das ganze Geschehen zu einer alptraumhaften Vorstellung zusammen.
Kosmetischer Eingriff in einer Düsseldorfer Privatklinik. Da muß ich unwillkürlich an eine Fernsehsendung denken, die gesehen zu haben mir ziemlich peinlich ist: "Die Beauty-Docs". In dieser Sendung werden zwei mir sehr unangenehme Schönheitschirurgen, ebenso schnöselige wie skrupel- und gewissenlose Typen, dabei gezeigt, wie sie schnöselig, skrupel- und gewissenlos ihrem Tagwerk nachgehen. Sie hatten einmal den Beruf des Arztes gelernt, einen Beruf, der das Erkennen, Diagnostizieren und Behandeln von Krankheiten zur Aufgabe des ihn ausübenden macht. Diese drei genannten Merkmale des Berufes haben sie völlig über Bord geworfen, treten das Heilen mit den Füßen, indem sie mit der Moral von Drogen- und Waffenhändlern ("wenn ich es nicht mache, macht es ein anderer" und "ich mache die Menschen damit glücklich") neurotisch gestörten Menschen deren Wünsche nach Manipulation der körperlichen Erscheinung erfüllen, de facto Körperverletzung auf Verlangen und gegen viel Geld. Frei nach Karl Kraus könnte man sagen: Die Schönheitschirurgie ist Teil der Krankheit, deren Behandlung zu sein sie vorgibt.
Diese "Beauty Docs" werden jedoch nicht nur bei ihrer Arbeit gezeigt, mit der sie an einem Tag mehr Geld verdienen als über 90% der kurativ tätigen Ärzte im Monat (Neid, ich stehe dazu). Sie werden auch noch beim privaten Schnöselsein gezeigt, so daß wir erfahren, daß die beiden Herren weder Stil noch Geschmack haben, stattdessen aber mit großem Eifer den Katalog des reichen Großstadtschnösels abarbeiten. Alles, was man für Geld kaufen kann, wird gemacht, ob man damit irgendetwas am Hut hat oder nicht. Man weiß zwar nicht, daß Charles u. Ray Eames zwei verschiedene Personen sind, stellt aber dem Innenausstatter einen Blancoscheck für den Einkauf bei Vitra aus und so fort. Es ist zum Kotzen, das mit anzusehen.
Auf der anderen Seite Jürgen Klopp. Der Mann, der das Authentisch-Scheinen in neue Höhen geschraubt hat, dem man, wie anderen Meistern der Beliebigheit (Gottschalk, Jauch, Guttenberg etc.), alles geglaubt hätte. Weil aufgrund der Beliebigkeit so viel Projektionsfläche zur Verfügung steht.
Sogar geglaubt, daß er Opel fährt und überhaupt nicht eitel ist. Und jetzt? Entlarvt, der Bart ist ab! Auch nur ein Hanswurst der Mediengesellschaft. Der sich so lange und so weit von dem entfernt hat, was ihn (immer noch!) auszeichnet und überhaupt erst in seine prominente Position gebracht hat, daß er sich, wenn er nicht sehr aufpasst von seinem Kern und seiner natürlichen Umgebung entfremden wird. Schon jetzt überstrahlt die mediale Persönlichkeit Klopp den Verein, den Vorstand und sogar die Spieler. Wer glaubt ihm noch die Demutsgesten, er sei glücklich, so eine Mannschaft trainieren zu dürfen, Trainer in so einem Verein zu sein?
Er ist ein Fußballtrainer. Gut darin. Kann besser reden als die meisten anderen Trainer, wird deshalb auch anders wahrgenommen. Glaubt selbst an die Vorstellungen, die er beim Publikum erweckt, hat ja schließlich hart und wie es scheint geplant daran gearbeitet, das Image zu haben, das er hat. Wie erwähnt, inklusive Athentisch-Scheinen.
Und dann geht er hin und läßt sich neben den Wahrsagern der Prominenten, Freundinnen 40 Jahre älterer Säcke und noch schlimmer gestörten verschönern.
Wahrscheinlich steht er der Welt des substanzarmen Chichi näher als der dreckigen Maloche auf dem Fußballplatz. Ich empfehle als Lektüre Erich Fromm "Haben oder Sein". Jedenfalls sollte er immer bedenken, daß er als Trainer besonders erfolgreich ist. Als mediale Persönlichkeit ist er austauschbare Figur der Unterhaltungsindustrie, wird nach dem Belieben der Medienunternehmen mal hierhin mal dorthin getrieben. Eben glaubt man, es noch steuern zu können durch "seriöse", den eigenen Interessen dienende Interviews in "11 Freunde" oder "Spiegel, im nächsten Moment erscheint man in "Bunte", "Gala" oder "In Touch", und kurz danach ist man der Depp für Millionen "Bild"-Leser. Frag nach bei Wulff, Boris B. und anderen. Und muß sich bang fragen, ob es nicht irgendwelche Ex-Nachbarn oder Komilitonen gibt, die irgendwelche wohlfeilen Storys anbieten, die das mühsam aufgebaute Image zerstören können. Und das alles, weil Fußballtrainer Sein nicht mehr gut genug war (so wie anderen vor ihm z.B. das Politiker oder Ex-Tennisspieler Sein)
Daß jetzt sogar der bisher mit Recht als humorfrei geltende Rumenigge Witze über ihn macht, diesen Abstieg hat sich Klopp redlich verdient.
State of 1. The Bundesliga, 2. Confusion
Das Ligageschehen zu kommentieren habe ich eigentlich gar keine Lust. Soll man als Anhänger der Frankfurter Eintracht noch etwas besonderes daran finden, wenn die Mannschaft in aussichtsreicher Position auf ganzer Linie versagt? Das hat ja nicht mit der Saison 91/92 angefangen und hört auch nicht mit dem Spiel in Augsburg auf. Das ist ja das besondere am Eintrachtfansein. Solche Probleme kennen Fans der Bayern nicht. Aus Eintracht-Sicht wird es höchste Zeit, daß die Saison endet und die Verantwortlichen den Relaunch schaffen, d.h. in erster Linie Stürmer finden, die wenigstens für 10 bis 15 Saisontore gut sind, was ja eigentlich höchst mittelmässig ist. Und einen Platz in der Startelf für Sonny Kittel, der sicher großes Offensivpotential hat. Sonst? Außer Freiburg spielt hinter den Top 4 keiner so, als wolle er wirklich in die Euro-League. Und die Breisgauer werden, so wie es aussieht in der nächsten Saison mit einer besserern Zweitligamannschaft antreten. Hinten bewegt sich etwas, da Hoffenheim plötzlich wieder eingefallen ist, daß es da ja mal ein fußballerisches Konzept gab und man kontinuierlich etwas aufbauen wollte, die Augsburger sich anschicken, der FSV Frankfurt der ersten Liga zu werden und die Düsseldorfer nun ihr wahres Vermögen zeigen. Für die Fortuna gibt es aber keinen Grund zur Besorgnis, da sie ja noch gegen die Eintracht spielen dürfen - in dieser Saison!
Und dann war da ja noch die Sache mit dem Kalle. Rumenigge, der als Spieler Jahre brauchte, um nicht mehr für Bernd Dürnberger gehalten zu werden, ehe er in die Weltklasse vordrang und nach Maradona und Platini eine zeitlang als einer der besten Spieler galt. Dennoch blieb seine Karriere irgendwie unvollendet, da auf internationaler Ebene lediglich ein EM-Titel heraussprang, in einem glanzlosen Turnier gewonnen. Bei Gewinn seines einzigen Europapokals (Landesmeister 1976) war er noch ein braver Mitläufer in einem in den letzten Zügen liegenden ehemals großen Team. Seine größten Erfolge hatte er mit Paul Breitner als kongenialen Partner, der ihm sogar die Ausführung der Elfmeter überlies ("weil der Kalle noch Torschützenkönig werden kann" - so der Mittelfeldstratege im O-Ton.). Als Co-Komentator an der Seite von Heribert Faßbender machte der Kalle auch nicht die beste Figur. Der Lippstädter Bankkaufmann verstieg sich zu Formulierungen aus der Latein-Volkshochschule ("eine modeste Mannschaft") oder erfand die doppelte Verneinung neu ("nicht unrisikovoll"), lamentierte über Schiedsrichterentscheidungen (EM-Finale 1992, WM-Achtelfinale 1990, aber nicht den unberechtigten Finalelfmeter 1990) und dergleichen Ärgernisse mehr.
Als Vereinsfunktionär grätschte er wiederholt den eigenen Trainer ab, wie es Hoeneß mit unbotsamen Gegnern nicht besser hinbekam. Zwei verdiente und über jeden Zweifel erhabene Fahrensmänner in Hitzfeld und Heynckes stellte er bloß, daß es eine Freude war.
Nun also gegen Klopp, der mit seinem kosmetischen Eingriff natürlich auch eine wunderschöne Steilvorlage geliefert hat - dazu später mehr. Dank FCB-TV, auch unter "Sport 1" bekannt, wird er neuerdings als Humorist gefeiert, der es dem Widersacher so richtig gegeben hat! Wohlwollend wird dabei übergangen, daß seine Einlassung deutlich so klang, als habe er "Haare transportieren lassen" anstatt "transplantieren" gesagt. Das was ich gehört habe ("transportieren") passt ins Bild der haarscharf verhauenen Formulierung, die ich von Rumenigge gewohnt bin. Somit bleibt er für mich, was er schon lange war: Ein Gernegroß, für den es nicht ganz reicht.
Und dann war da ja noch die Sache mit dem Kalle. Rumenigge, der als Spieler Jahre brauchte, um nicht mehr für Bernd Dürnberger gehalten zu werden, ehe er in die Weltklasse vordrang und nach Maradona und Platini eine zeitlang als einer der besten Spieler galt. Dennoch blieb seine Karriere irgendwie unvollendet, da auf internationaler Ebene lediglich ein EM-Titel heraussprang, in einem glanzlosen Turnier gewonnen. Bei Gewinn seines einzigen Europapokals (Landesmeister 1976) war er noch ein braver Mitläufer in einem in den letzten Zügen liegenden ehemals großen Team. Seine größten Erfolge hatte er mit Paul Breitner als kongenialen Partner, der ihm sogar die Ausführung der Elfmeter überlies ("weil der Kalle noch Torschützenkönig werden kann" - so der Mittelfeldstratege im O-Ton.). Als Co-Komentator an der Seite von Heribert Faßbender machte der Kalle auch nicht die beste Figur. Der Lippstädter Bankkaufmann verstieg sich zu Formulierungen aus der Latein-Volkshochschule ("eine modeste Mannschaft") oder erfand die doppelte Verneinung neu ("nicht unrisikovoll"), lamentierte über Schiedsrichterentscheidungen (EM-Finale 1992, WM-Achtelfinale 1990, aber nicht den unberechtigten Finalelfmeter 1990) und dergleichen Ärgernisse mehr.
Als Vereinsfunktionär grätschte er wiederholt den eigenen Trainer ab, wie es Hoeneß mit unbotsamen Gegnern nicht besser hinbekam. Zwei verdiente und über jeden Zweifel erhabene Fahrensmänner in Hitzfeld und Heynckes stellte er bloß, daß es eine Freude war.
Nun also gegen Klopp, der mit seinem kosmetischen Eingriff natürlich auch eine wunderschöne Steilvorlage geliefert hat - dazu später mehr. Dank FCB-TV, auch unter "Sport 1" bekannt, wird er neuerdings als Humorist gefeiert, der es dem Widersacher so richtig gegeben hat! Wohlwollend wird dabei übergangen, daß seine Einlassung deutlich so klang, als habe er "Haare transportieren lassen" anstatt "transplantieren" gesagt. Das was ich gehört habe ("transportieren") passt ins Bild der haarscharf verhauenen Formulierung, die ich von Rumenigge gewohnt bin. Somit bleibt er für mich, was er schon lange war: Ein Gernegroß, für den es nicht ganz reicht.
Abonnieren
Posts (Atom)