Es gibt ein Buch darüber, deshalb nur ein paar Zeilen über den Tag, an dem elf Adlerträger zum einzigen Mal die Meisterschale an den Main holten. Letzteres wäre 1959 ohnehin passiert, da der Finalgegner ja bekanntlich aus Offenbach kam.
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Der Austragungsort des Endspiels um die deutsche Meisterschaft 1959. Nach der Wiederaufnahme des geregelten Spielbtriebs nach dem Krieg wurde in fünf regionalen Oberligen (Nord, Berlin, West, Süd und Südwest) gespielt. Die Erst- und zweitplatzierten (außer Berlin, das nur einen Teilnehmer stellte) wurden nach einem Ausscheidungsspiel zweier Zweiter in zwei Vierergruppen aufgeteilt, die in Hin- und Rückspielen die Gruppensieger ermittelten, welche dann im Endspiel um die deutsche Meisterschaft aufeinander trafen. Vor der Begegnung der Eintracht und der Kickers in Berlin hatte zuletzt mit dem VfB Stuttgart 1952 eine Mannschaft aus dem Süden gewonnen, die letzten vier Titel davor waren allesamt in den Ruhrpott gegangen (Rotweiss Essen, 2x Dortmund und Schalke). In der Endrunde 1959 dominierte die Eintracht ihre Gruppe klar, holte gegen den FK Pirmasens, 1. FC Köln und Werder Bremen sechs Siege bei 26:11 Toren! Die Kickers standen auch bereits vor dem letzten Spiel in ihrer Gruppe als Erster fest, verloren nur das bedeutungslose letzte Spiel beim HSV 1:0, erzielten daneben vier Siege und ein Unentschieden gegen den HSV, Westfalia Herne und Tasmania Berlin. |
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Schauplatz der Heimspiele beider Finalisten in der Endrunde zur deutschen Meisterschaft 1959: Das Waldstadion, welches nach dem Ausbau 1955 88.000 Plätze aufwies. In der Endrunde wurde der Zuschauerrekord von 81.000 Zuschauern erreicht, gegen den FK Pirmasens (Meister der Oberliga Südwest), insgesamt kamen zu den drei Heimspielen der Eintracht 174.000 Besucher. Frankfurt sah also in der sechswöchigen Endrunde alle Aspiranten auf einen Finalplatz! |
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Auf diesem Bild läßt sich die gigantische Gegengerade leider nur erahnen. Der OFC wich aus Kapazitätsgründen für die Endrunde ins Waldstadion aus und konnte bereits im ersten Heimspiel gegen den HSV 80.000 Zuschauer begrüßen, insgesamt kamen zu den drei Kickers-"Heimspielen" 173.000. Die Offenbacher schienen sich fern von Biebers Höhen auch sehr wohl zu fühlen, "zu Hause" holten sie zweimal 0:2 Rückstände auf und gewannen noch, erzielten in allen Heimspielen die Siegtreffer in den Schlußminuten. Besonders legendär wurde das Spiel gegen Tasmania Berlin, als der OFC, durch Platzverweis gegen Sattler dezimiert, bis zur 87. Minute 0:2 zurücklag. Angetrieben und immer wieder nach vorne gepeitscht durch den unermüdlichen Hermann Nuber (so berichtete mir ein Augenzeuge), schossen sie drei Tore binnen drei Minuten. |
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Die außerhalb des Platzes gute Geschäftsbeziehungen pflegenden Mannschaftskapitäne Alfred Pfaff und Gerd Kaufhold vor dem Anpfiff. 15 Sekunden nach selbigem stand es 1:0 für die leicht favorisierte Eintracht. |
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Ekko Feigenspan, dreifacher Endspieltorschütze. Aufgrund seiner vergleichsweise kurzen Verweildauer bei der SGE wird der Torjäger selten in einem Atemzug mit den langjährigen Frankfurter Spielern wie Loy, Lutz, Höfer, Lindner, Kress, Weilbächer oder Pfaff genannt, zu Unrecht. Feigenspan, der in den sechs Endrundenspielen 9 Mal traf und insgesamt im Eintrachttrikot die beeindruckende Torquote von 52 treffern in 79 Oberligaspielen erreichte, war als Maschinenbaustudent ein echter Exot unter den sonst überwiegend aus dem Arbeitermilieu stammenden Fußballern. |
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Die Torfolge. Obwohl das 4:2 ein Eigentor war, wird in den Annalen überwiegend Sztani als Torschütze geführt. Die Kickers zeigten große Moral, glichen nach acht Minuten zum 1:1 aus, die erneute Eintracht-Führung in der 14. Minute egalisierten sie in der 23. Minute! Nur vom Schock des 11-m-Treffers bereits nach zwei Minuten der Verlängerung erholten sie sich nicht so schnell, die Eintracht konnte drei Minuten nach dem letzten Seitenwechsel auf 4:2 davon ziehen. Der bereits zwei Minuten später erzielte Anschlußtreffer durch Goalgetter Gast kam zu spät, mehr konnte der wackere zweite Sieger nicht mehr aus- und anrichten. |
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Das Siegerfoto, dankenswerterweise durch den Agon-Sportverlag als großformatige Karte herausgegeben, wenn auch auf der Rückseite fehlerhaft beschriftet. |
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Die siegreiche Mannschaft in den schmucken Ausgehanzügen auf dem Flughafen. Wie es sich für einen Club mit weltmännischem Anspruch und auch einer solchen Ausstrahlung gehörte, nahm die Eintracht das Flugzeug. Man muß sich klarmachen: Anno 1959 war die Eintracht ein großer Club mit herausragend ausgestattetem Vereinsgelände einschließlich vereinseigenem Stadion für über 30.000 am Riederwald, wie es nur wenige Clubs hatten und genoß einen ausgezeichneten Ruf auch International. Die Kickers dagegen waren ein bodenständiger Verein, reisten mit der Bahn. |
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Anlässlich des Finales kam nicht nur die Single-Schallplatte mit den Liedern "Der Meister heißt Eintracht" sowie "Schuß und Tor (die Kickers stürmen vor)" auf den Markt. Man konnte auch einen insgesamt ca. zehnminütigen Zusammenschnitt der Live-Radioreportage erstehen. Am Mikrofon der durch das WM-Endspiel 1954 berühmte Herbert Zimmermann, der hier aber weitaus unaufgeregter kommentiert, vom Pathos befreit, nicht immer auf der Höhe wirkend. Der große, alles sagende Satz "die Eintracht ist die Mannschaft der Stunde, die Kickers die der letzten Minuten" stammt ohnehin nicht von Zimmermann, sondern von Rudi Michel, der die Fernsehübertragung kommentierte. |
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Beim Empfang im Römer hatte die Mannschaft etwas vorzuweisen (Schale) und ein fröhlich Lied auf den Lippen (wahrscheinlich "so ein Tag, so wunderschön wie heute" oder ähnliches). |
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Die Mannschaftskarte der Meistersaison. Da es noch keine Auswechslungen gab, war es nicht einfach, den vielfach gelobten guten Mannschaftsgeist aufrecht zu erhalten. |
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