"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Freitag, 28. Juni 2013

Unvergesslicher 28.06.1959

Es gibt ein Buch darüber, deshalb nur ein paar Zeilen über den Tag, an dem elf Adlerträger zum einzigen Mal die Meisterschale an den Main holten. Letzteres wäre 1959 ohnehin passiert, da der Finalgegner ja bekanntlich aus Offenbach kam.



Der Austragungsort des Endspiels um die deutsche Meisterschaft 1959. Nach der Wiederaufnahme des geregelten Spielbtriebs nach dem Krieg wurde in fünf regionalen Oberligen (Nord, Berlin, West, Süd und Südwest) gespielt. Die Erst- und zweitplatzierten (außer Berlin, das nur einen Teilnehmer stellte) wurden nach einem Ausscheidungsspiel zweier Zweiter in zwei Vierergruppen aufgeteilt, die in Hin- und Rückspielen die Gruppensieger ermittelten, welche dann im Endspiel um die deutsche Meisterschaft aufeinander trafen. Vor der Begegnung der Eintracht und der Kickers in Berlin hatte zuletzt mit dem VfB Stuttgart 1952 eine Mannschaft aus dem Süden gewonnen, die letzten vier Titel davor waren allesamt in den Ruhrpott gegangen (Rotweiss Essen, 2x Dortmund und Schalke). In der Endrunde 1959 dominierte die Eintracht ihre Gruppe klar, holte gegen den FK Pirmasens, 1. FC Köln und Werder Bremen sechs Siege bei 26:11 Toren! Die Kickers standen auch bereits vor dem letzten Spiel in ihrer Gruppe als Erster fest, verloren nur das bedeutungslose letzte Spiel beim HSV 1:0, erzielten daneben vier Siege und ein Unentschieden gegen den HSV, Westfalia Herne und Tasmania Berlin.


Schauplatz der Heimspiele beider Finalisten in der Endrunde zur deutschen Meisterschaft 1959: Das Waldstadion, welches nach dem Ausbau 1955 88.000 Plätze aufwies. In der Endrunde wurde der Zuschauerrekord von 81.000 Zuschauern erreicht, gegen den FK Pirmasens (Meister der Oberliga Südwest), insgesamt kamen zu den drei Heimspielen der Eintracht 174.000 Besucher. Frankfurt sah also in der sechswöchigen Endrunde alle Aspiranten auf einen Finalplatz!

Auf diesem Bild läßt sich die gigantische Gegengerade leider nur erahnen. Der OFC wich aus Kapazitätsgründen für die Endrunde ins Waldstadion aus und konnte bereits im ersten Heimspiel gegen den HSV 80.000 Zuschauer begrüßen, insgesamt kamen zu den drei Kickers-"Heimspielen" 173.000. Die Offenbacher schienen sich fern von Biebers Höhen auch sehr wohl zu fühlen, "zu Hause" holten sie zweimal 0:2 Rückstände auf und gewannen noch, erzielten in allen Heimspielen die Siegtreffer in den Schlußminuten. Besonders legendär wurde das Spiel gegen Tasmania Berlin, als der OFC, durch Platzverweis gegen Sattler dezimiert, bis zur 87. Minute 0:2 zurücklag. Angetrieben und immer wieder nach vorne gepeitscht durch den unermüdlichen Hermann Nuber (so berichtete mir ein Augenzeuge), schossen sie drei Tore binnen drei Minuten.

Die außerhalb des Platzes gute Geschäftsbeziehungen pflegenden Mannschaftskapitäne Alfred Pfaff und Gerd Kaufhold vor dem Anpfiff. 15 Sekunden nach selbigem stand es 1:0 für die leicht favorisierte Eintracht.

Ekko Feigenspan, dreifacher Endspieltorschütze. Aufgrund seiner vergleichsweise kurzen Verweildauer bei der SGE wird der Torjäger selten in einem Atemzug mit den langjährigen Frankfurter Spielern wie Loy, Lutz, Höfer, Lindner, Kress, Weilbächer oder Pfaff genannt, zu Unrecht. Feigenspan, der in den sechs Endrundenspielen 9 Mal traf und insgesamt im Eintrachttrikot die beeindruckende Torquote von 52 treffern in 79 Oberligaspielen erreichte, war als Maschinenbaustudent ein echter Exot unter den sonst überwiegend aus dem Arbeitermilieu stammenden Fußballern.

Die Torfolge. Obwohl das 4:2 ein Eigentor war, wird in den Annalen überwiegend Sztani als Torschütze geführt. Die Kickers zeigten große Moral, glichen nach acht Minuten zum 1:1 aus, die erneute Eintracht-Führung in der 14. Minute egalisierten sie in der 23. Minute! Nur vom Schock des 11-m-Treffers bereits nach zwei Minuten der Verlängerung erholten sie sich nicht so schnell, die Eintracht konnte drei Minuten nach dem letzten Seitenwechsel auf 4:2 davon ziehen. Der bereits zwei Minuten später erzielte Anschlußtreffer durch Goalgetter Gast kam zu spät, mehr konnte der wackere zweite Sieger nicht mehr aus- und anrichten.

Das Siegerfoto, dankenswerterweise durch den Agon-Sportverlag als großformatige Karte herausgegeben, wenn auch auf der Rückseite fehlerhaft beschriftet.

Die siegreiche Mannschaft in den schmucken Ausgehanzügen auf dem Flughafen. Wie es sich für einen Club mit weltmännischem Anspruch und auch einer solchen Ausstrahlung gehörte, nahm die Eintracht das Flugzeug. Man muß sich klarmachen: Anno 1959 war die Eintracht ein großer Club mit herausragend ausgestattetem Vereinsgelände einschließlich vereinseigenem Stadion für über 30.000 am Riederwald, wie es nur wenige Clubs hatten und genoß einen ausgezeichneten Ruf auch International. Die Kickers dagegen waren ein bodenständiger Verein, reisten mit der Bahn.

Anlässlich des Finales kam nicht nur die Single-Schallplatte mit den Liedern "Der Meister heißt Eintracht" sowie "Schuß und Tor (die Kickers stürmen vor)" auf den Markt. Man konnte auch einen insgesamt ca. zehnminütigen Zusammenschnitt der Live-Radioreportage erstehen. Am Mikrofon der durch das WM-Endspiel 1954 berühmte Herbert Zimmermann, der hier aber weitaus unaufgeregter kommentiert, vom Pathos befreit, nicht immer auf der Höhe wirkend. Der große, alles sagende Satz "die Eintracht ist die Mannschaft der Stunde, die Kickers die der letzten Minuten" stammt ohnehin nicht von Zimmermann, sondern von Rudi Michel, der die Fernsehübertragung kommentierte.
Beim Empfang im Römer hatte die Mannschaft etwas vorzuweisen (Schale) und ein fröhlich Lied auf den Lippen (wahrscheinlich "so ein Tag, so wunderschön wie heute" oder ähnliches).

Die Mannschaftskarte der Meistersaison. Da es noch keine Auswechslungen gab, war es nicht einfach, den vielfach gelobten guten Mannschaftsgeist aufrecht zu erhalten.

Montag, 24. Juni 2013

Stanley-Cup vor Spiel 6

Hin und her, auf und nieder. Der Verlauf der diesjährigen Finalrunde der NHL erinnert mich stark an die Serie der Bruins gegen Vancouver vor zwei Jahren. Auch damals gab es mehrere "Momentum changes", die Bruins schienen mehrmals angezählt.
In der diesjährigen Serie orakelten die Experten nach dem dritten Spiel allerdings noch umgekehrt, die Bruins seien jetzt Favorit, die Blackhawks müssten ihre Offensive umstellen, wenn sie noch eine Chance haben wollten. Es war moniert worden, daß sie kein Rezept gegen Bostons starke Defensive fanden, die Forderung gestellt, sie müßten von der Strategie abgehen, Toews und Kane in separaten Sturmreihen agieren zu lassen, stattdessen dieses Paar wieder zusammen auflaufen lassen. Ein widersinnig erscheinender Rat, schien dies doch der Stärke der Bruins in die Karten zu spielen. Nun, zwei Spiele und zwei Siege später, beide wesentlich durch die Tore von Patrick Kane beeinflußt, heißt es, die Bruins stünden praktisch schon mit eineinhalb Beinen über dem Abgrund. Heute Nacht kommt es zu Spiel sechs, in dem es für Boston tatsächlich "nur" eine Fortsetzung zu gewinnen gibt, für Chicago dagegen bereits den Cup. Übrigens haben beide Teams ihre letzten Stanley-Cups auf fremdem Eis erobert, Chicago in Philadelphia, die Bruins in Vancouver. 

Dienstag, 11. Juni 2013

Stanley-Cup 2013

Es ist soweit, die Finalpaarung um den Stanley-Cup steht fest. Die Chicago Blackhawks, zuletzt 2010 Sieger, warfen den Titelverteidiger L.A. Kings aus dem Wettbewerb, im letzten Spiel mit Hilfe eines Hattricks ihres größten Stars, Rechtsaußen Patrick Kane, der aus der Entfernung ohne Helm glatt als Double des großen Bobby Hull durchgehen könnte. Die wichtigsten Spieler der Blackhawks, seit 1926 in der NHL, Stanley-Cup-Sieger 1934, 1938, 1961 und 2010, sind neben Kane Jonathan Toews, Patrick Sharp, Duncan Keith (der beim letzten Cup-Sieg sieben Zähne verlor), Marian Hossa, Brent Seabrook und Torwart Corey Crawford, der im Conference Final sein Gegenüber, Superstar Jonathan Quick ausstach.
Auf der anderen Seite die Boston Bruins, seit 1924 NHL-Mitglied, Stanley-Cup-Champion 1929, 1939, 1941, 1970, 1972 und 2011. Mit der im Gegensatz zu Chicago weitgehend zusammengebliebenen Siegermannschaft von 2011 haben die Bruins im Conference Final in äußerst beeindruckender Manier die Pittsburgh Penguins um ihre Superstars Sidney Crosby und Evgeny Malkin ausgeschaltet, mit 4-0 Siegen und 12:2 Toren. Zwei Tore in vier Spielen gegen diesen überragenden Angriff zuzulassen spricht Bände über die Defensivqualität der Bruins. Diese ist in erster Linie darauf zurückzuführen, daß Coach Claude Julien beim Verteidigen gegen die gegnerischen Topreihen vor allem auf sein Verteidigerpaar Chara-Seidenberg setzt und nur in zweiter Linie auf defensiv ausgerichtete Sturmreihen. Chara-Seidenberg sind das wohl beste "shut-down-pair" der Liga, wenn es darauf ankommt, spielen sie über 25 Minuten. Sie hatten bereits vor zwei Jahren großen Anteil am Finalsieg über Vancouver, hielten damals die Sedin-Zwillinge weitgehend in Schach. Übersehen wird angesichts der Abwehrstärke der Bruins, zu der auch die weiteren Verteidiger (Ference, Boychuk, McQuaid, Krug, Hamilton) und vor allem Torhüter Tukka Rask, der aus dem großen Schatten von Tim Thomas herauszutreten verspricht, beitragen, daß ihr Sturm ebenfalls sehr gefährlich ist. In den vergangenen zwei Jahren haben sich die jetzt im besten Alter befindlichen Angreifer weiterentwickelt, sind gereift. Man muß mit ihnen rechnen, das war beim Triumpf vor zwei Jahren nicht unbedingt so. Heute haben die Bruins mit Krejci-Lucic-Horton eine absolute Topreihe und eine zweite mit Bergeron-Marchand-Jagr, die praktisch genau so stark ist. Wegen dieser Ausgeglichenheit sind die Bruins für mich favorisiert, den Cup zu gewinnen und es damit der letzten Bruins-Dynastie nachzutun, die auch zwei Cups in drei Jahren geholt hatte.




Phil Esposito hat es vorgemacht: Der Rekordtorschütze der Boston Bruins holte binnen drei Jahren (1970 und 1972) zweimal die wertvollste Eishockeytrophäe nach Boston und gewann die wertvollsten individuellen Auszeichnungen als bester Scorer und MVP der Liga.

Bobby Hull, bester Torschütze in der Geschichte der Blackhawks, gewann mit Chicago 1961 den Cup, sammelte darüber hinaus, wie Esposito, die begehrtesten Trophäen für Stürmer: Die Art Ross Trophy und die Hart Trophy in seiner illustren Karriere.

Freitag, 7. Juni 2013

Aufrichtiges Mitgefühl, OFC

Was für ein Jammer! Langjährige Mißwirtschaft und ein (nicht nur wirtschaftlich) mißglückter Stadionneubau scheinen das Ende der Offenbacher Kickers als Teilnehmer am Profifußball herbeigeführt zu haben.
Die einen sagen, die Verantwortlichen seien genau informiert gewesen, was sie beim DFB einzureichen und nachzuweisen gehabt hätten und was nicht, sie hätten sich dumm gestellt in der Hoffnung, es würde irgendwie gut gehen. Die anderen sagen, sie hätten eigentlich alle geforderten Leistungen und Nachweise erbracht, nur ein bisschen anders, mit etwas Goodwill hätte der DFB die Unterlagen abnicken können. Es war also entweder Naivität (gar Dreistigkeit?) des OFC-Vorstandes oder wieder einmal der böse DFB. Schon hebt das Gemurre an, andere (z.B. aus Rheinland-Pfalz) betrögen seit zehn Jahren, Dortmund und die Eintracht seien damals vom DFB ganz anders behandelt worden etc. Das können andere sicher besser beurteilen als Fans von Kickers und der Eintracht (die ja von manchen Offenbachern sowieso nur als "Lizenzbetrüger" tituliert wird).
Schade ist es so oder so, ein Verein wie die Kickers hat das Potential, sich mit 10.000 bis 15.000 Zuschauern in der zweiten Liga zu etablieren, wenn man die eigenen Möglichkeiten realistisch einschätzt und das beste daraus macht. Man müßte sich halt auf das besinnen, was den Club ausgezeichnet hat. D.h. intensive Nachwuchsförderung und Talentsichtung in der Region, auf eine Rolle als Ausbildungsverein einlassen und wirtschaftlich das Terrain erobern, das der FSV sich gerade anschickt, zu erobern, mangels Fanbasis und Rückhalt in Stadt und Region aber noch nicht eingenommen hat. Und am besten noch eine andere, neue, Fankultur etablieren, die über Randale und "Tod und Haß der SGE"-, "Judenpack"- und "Zigeunerpack"-Rufen hinausgeht, um mehr "bürgerliche" Fans ins Stadion zu locken, anstatt sich als pöbelnder Mob zu gerieren. Leider kann sich gerade ein Verein dieser Größe keine Fehlgriffe im Vorstand leisten, das ist es, was Offenbach und Rot-Weiss Essen im Gegensatz zu Clubs wie Freiburg, Mainz oder aktuell Augsburg nicht beherzigt haben und was sie von Eintracht u.a., die "to big to fail" sind, unterscheidet. Denn auch die SGE hat unter jahrelanger Mißwirtschaft bis heute zu leiden, aber sie ist nie ganz untergegangen.
Wer einmal Thomas Kalt in einem Interview gesehen hat, der konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß dieser Mann fähig sein könnte, einen Verein mit Zweitligaambitionen zu führen.
Da meine Beziehung zum OFC, obwohl ich seit Jahrzehnten Eintracht-Anhänger bin, immer von Wertschätzung und Respekt gekennzeichnet war, hier zum Ausdruck meines Bedauerns ein paar Fundstücke aus meinem Archiv, verbunden mit dem frommen Wunsch, es möge einmal wieder so werden, wie es vor der Bundesliga war - beide erstklassig, für eine unterschiedliche Kultur stehend, in sportlich-fairer Konkurrenz zueinander stehend, aber außerhalb des Spielfeldes mit Respekt und Achtung voreinander.




Schön war es auf dem Berg. Ein tolles Stadion, zahlreiche und treue Fans und eine Mannschaft aus Offenbach für Offenbach.

Eines der wenigen sogenannten "reinen" Fußballstadien, die baulich den englischen Vorbildern wirklich nahestanden. Nicht nur keine Laufbahn sondern auch separate Tribünen, jede mit einer eigenen Geschichte. Stimmung und Atmosphäre kamen da schon bei weniger als 10.000 Zuschauern auf.

Wie schon auf dem vorangegangenen Bild zu sehen: Der für die Freitagabendspiele berühmte Berg hatte nur zwei Flutlichtmasten!

Ein Bild mit großem Symbolcharakter: Der OFC ist abgebrannt.

Das Bild täuscht etwas, Kulissen wie diese und Zuschauerzahlen jenseits der 20.000 gab es in den letzten 25 Jahren kaum noch.

Die letzte größere Modernisierung vor dem Abriss brachte Bestuhlung mit Schalensitzen anstelle der Bänke auf der Haupttribüne. Wer der Meinung war, anstelle dieses fast einzigartigen Stadions müßte ein 08/15-Fertigbau a la Paderborn u.a. gebaut werden, hat von den Kickers und deren Geschichte nichts kapiert. Und das in einer Zeit, wo die Heuschrecken sogar den Henninger-Turm als Retroversion wieder auferstehen lassen.

Ich gestehe: Mein erster Stadionbesuch war bei den Kickers! Schon jahrelang, dank Grabi, Holz und Nickel, der Eintracht verfallen, fand ich nichts dabei, mit meinem besten Freund, einem OFC-Fan, die freitagabendliche Weltreise aus dem Frankfurter Westen nach Offenbach zu unternehmen. Sah nur ein 2:2, auch nur dank eines der in jener Zeit häufigen fragwürdigen Elfmeters für die Kickers.
Das Schicksal wollte es so, daß ich in der Saison 81/82 alle Heimpunktverluste des Aufstiegsaspiranten im Stadion erlebte.


Der OFC verfügte über eine tolle Zweitligamannschaft, hatte ein Parademittelfeld mit Bein, Martin, Franusch, später noch Uwe Höfer, hinten räumten Kutzop und Geinzer ab, Kutzop glänzte zudem als gefährlicher Freistoßschütze und vorne war Walter Krause ein steter Unruheherd. Es machte Spaß, Freitagabends auf den Berg zu fahren, die Kickers zogen gewissermassen schon früh Eventfans an, da hier bei 8.000 Zuschauern mehr los war als im weiten, offenen Waldstadion bei 30.000.

83/84 kam es zum letzten Mal zu Punktspielen zwischen den großen Rivalen. Beide befanden sich die ganze Saison über in der Abstiegsregion. Im Hinspiel hatten die Kickers 2:1 gesiegt. Im Rückspiel, das mit offiziel 35.000 nicht annähernd ausverkauft war, gewann die Eintracht in heftigem Schneetreiben mit 3:0, obwohl Sziedat wie schon im Hinspiel die rote Karte bekommen hatte. Durch den Sieg schaffte die Eintracht wieder Anschluß, rettete sich schließlich über die Relegation, die Kickers mußten leider, mit über 100 Gegentoren, wieder in die 2. Liga.

Mein letztes Spiel auf dem Berg, Dieter Müller war zurück und schoß die Kickers nochmal in die 2.Liga. Der frühere Torschützenkönig der Bundesliga und Nationalspieler war zwar erst 33, wirkte aber schon sehr schwerfällig und verbraucht. Was ihn nicht hinderte zuverlässig zu treffen.

Der erste Bundesligakader des OFC. Trainiert vom nach zwei Herzinfarkten eigentlich aus dem aktiven Betrieb ausgeschiedenen Paul Oßwald und angeführt von Hermann Nuber, fand 1968/69 der Spruch vom höchsten Fußballberg Deutschlands seine Bestätigung: Ein Jahr für den Aufstieg, ein Jahr für den Abstieg. Bemerkenswert neben Oßwald und Nuber: Trainerassistent war Willi Keim (zweifacher Vizemeister mit dem OFC als Spieler), als Spieler u.a. dabei Seppl Weilbächer, Bruder des Frankfurter Nationalspielers und Meisters, sowie die Torhüter Volz (Pokalheld 1970) und Rudi Wimmer (später KSC-Legende).

Die vielleicht beste Kickers-Mannschaft nach den 50er Jahren: Der Kader von 1973, der auch im Jahr darauf weitgehend zusammenblieb. Diese Mannschaft schlug nicht nur 1974, am ersten Spieltag, die Bayern 6:0 (im Waldstadion), sie hielten sich 1974/75 lange in der Spitzengruppe, waren vorübergehend sogar Tabellenführer, längere Zeit Zweiter und stürzten erst durch eine Serie von fünf sieglosen Spielen am Saisonende auf den achten Platz ab mit 38-30 Punkten und 72 erzielten Toren. Nach heutiger Wertung wären das 55 Punkte gewesen! Trainer der hier abgebildeten Truppe war noch Gyula Lorant (später von Rehagel abgelöst), in der Mannschaft standen die legendären Erwin Kostedde und Siggi Held, daneben noch Manfred Ritschel, Pepi Hickersberger, Winfried Schäfer, Norbert Janzon, Theis und Semlitsch, Schmidtradner und Bockholt. Und ein sehr junger Dieter Müller, hier noch unter dem Namen Kaster.

Mittwoch, 5. Juni 2013

Stadionalbum 28: Blöde Bundesligastadien

Früher, als Arena noch ein Fremdwort war, gab es sie öfter, die städtischen Mehrzweckstadien mit 3.000 bis 4.000 meist überdachten Sitzplätzen auf einer Haupttribüne, Laufbahn und weit vom Spielfeld entfernten Kurventribünen mit relativ flachen Stehplatzstufen. Die Kapazitäten reichten oftmals, unter früheren, lockereren Bestimmungen, an die 40.000 heran, vereinzelt auch mehr. Die Atmosphäre blieb oft steril, Stimmung kam hier kaum auf. Es handelte sich bei den jeweiligen Standorten auch überwiegend nicht um Fußballhochburgen.
Erst nach der Jahrtausendwende entstand in den Komunen eine Bereitschaft, in Stadien zu investieren, die keine Leichtathletikanlagen beinhalteten.


Die moderne Tribüne am oberen Bildrand machte das Stadion auch nur bedingt komfortabler. Wattenscheid blieb während der immerhin vierjährigen Erstligazugehörigkeit eine kaum wahrgenommene graue Maus. Allerdings konnte der Bochumer Stadtteilclub die Eintracht manchmal ärgern.

Immerhin zwei überdachte Tribünen aber dennoch Tristesse, vor allem im Vergleich zum heute daraus gewordenen Schmuckstück. Werder konnte hier immerhin viele Erfolge feiern, gehörte der Bundesliga in 49 von 50 Saisons an.

Trotz der vergleichsweise hohen und steilen Gegengerade erfüllt das Böllenfalltor genügend Kriterien für die Aufnahme in diese Liste. Zweimal je ein Jahr fand hier Bundesligafußball statt und durch die Erstligazugehörigkeit der Lilien gibt es mit Lothar Buchmann einen Trainer und mit Walter Bechthold einen Spieler, der für alle drei hessischen Vertreter in der Bundesliga tätig war.

Auch die "legendäre" Kampfbahn Rote Erde verdient sich in baulicher Hinsicht die Aufnahme in diese Liste. Die Ränge waren flach und weit, die Kapazität relativ klein. Nur daß dies schon vor dem Westfalenstadion eine gute Adresse im deutschen Fußball war.

Häßlich, unwirtlich, ein typisches DDR-Stadion, inklusive der charakteristischen Flutlichtmasten ("Giraffen"). Inzwischen durch Abriß und Neubau "verwestlicht".

Auch die wunderschöne Haupttribüne konnte das Wedaustadion nicht retten, zu zuschauerunfreundlich waren die Kurven. Auch in einem Schimanski-Tatort als Tatort verewigt, mit Dietmar Bär als Schurken, der als Chef eines gewaltbereiten MSV-Fanclubs den besinnungslosen Hauptkomissar nackt im Mittelkreis ablegt.

Westfalia Herne schaffte, obwohl 1959 und 1960  Westmeister bzw. Vizemeister, nicht die Aufnahme in die Bundesliga. Das Stadion wurde 1975/1976 dennoch erstklassig, da Bochum während des Umbaus an der Castroper Straße hierher auswich.

Das Bochumer Stadion vor seinem Umbau in ein reines Fußballstadion. Großen Fußball gab es hier selten, für den VfL wurde quasi der Begriff "graue Maus" erfunden.

Das Waldstadion, allerdings nur das Homburger. Mit dem erstmaligen BL-Aufstieg des FC Homburg 1986 konnte das Saarland (wie Hessen) auf drei Bundesligavereine verweisen. Homburg war insgesamt drei Spieljahre im Oberhaus, kam nie über die Rolle des Abstiegskandidaten hinaus und ging nur durch die umstrittene Kondomwerbung in die Geschichte ein. Bezeichnend: der DFB, in dessen Stadien für Spirituosen und Bier geworben wurde, untersagte die Trikotwerbung für "London", während die Bundesregierung in einer AIDS-Präventionskampagne für den Gebrauch von Kondomen eintrat. Der von alten Säcken regierte DFB ohne Instinkt. Noch bemerkenswert am Homburger Waldstadion: In einer Begegnung dort zog sich Eintracht-Torhüter Hansi Gundelach eine Gehirnerschütterung zu und torkelte durch den Strafraum wie weiland Zeman im Halbfinale von Basel nach seinem Sonnenstich. 5:2 für Homburg!

Karlsruhe, Wildparkstadion. Einst waren hier über 50.000 zugelassen. Anders als viele andere Vertreter der hier gewürdigten Stadiongattung war Karlsruhe als Schüssel in den Boden eingelassen, sonst passt alles.

Nochmal Karlsruhe. Weil es voll doch ganz schön aussieht.

Die Grotenburg-Kampfbahn, Heimat von Bayer 05 Uerdingen, die als erste das Bayer-Kreuz in die Bundesliga brachten. Beim ersten Bundesligaaufenthalt der Uerdinger 1975/76 noch ohne die überdachte Tribüne im Vordergrund.

Als Leverkusen 1979 in die Bundesliga einzog, sah das Stadion noch so aus, war allerdings seltenst so gefüllt, wie auf dieser Abbildung. Der Werksclub hatte kaum Fans und gewann auch in der Erstklassigkeit nur langsam an Attraktivität.

Ein Jahr Bundesliga sah das Preußenstadion von Münster, da die Heimmannschaft bei Gründung der Bundesliga Aufnahme gefunden hatte. Namhaftere Westvereine blieben draußen, zum Teil (Aachen) nicht nachvollziehbar. Düsseldorf und Rot-Weiss Essen z.B., weil sie in den fünf Jahren vor Bundesligagründung nicht ununterbrochen der Oberliga angehört hatten, ebenso wie Mönchengladbach.

Stolze vier Jahre, von 1969 bis 1973 gehörte Oberhausen der Bundesliga an (Platzierungen: 14., 16., 15., 18.), stellte 1971 mit Lothar Kobluhn - erstmals ein Mittelfeldspieler - den Torschützenkönig und war erste Bundesligastation für u.a. Kliemann, Tenhagen, Hollmann und Ditmar Jakobs, den vortrefflichen Libero des Vizeweltmeisters von 1986.


Natürlich Rostock, Stachel im Fleisch manches Eintrachtfans. Der Legende nach soll hier der Eintracht am 29.05.1992 der Meistertitel gestohlen worden sein. Ob das stimmt oder nicht, das Stadion ist häßlich, für Fußball eher ungeeignet und der Abriß nicht zu bedauern.

Der 1.FC Saarbrücken gehörte der Bundesliga insgesamt viermal an, u.a. im ersten Spieljahr, blieb aber nur einmal länger als eine Saison im Oberhaus.

Der Aufstieg des SSV Ulm machte Ralf Rangnick in Fußballdeutschland bekannt, wenngleich er im ersten und einzigen Bundesligajahr schon nicht mehr verantwortlich war. Das Stadion ist weißgott nicht berühmt.

Das ist genau das Stadion, das dieser Club verdient.

Etwas ganz besonderes: nicht nur eine Laufbahn sondern auch noch eine Radrennbahn trennt im Stadion am Zoo in Wuppertal die Zuschauer vom Spielfeld. Der WSV schaffte es einmal als Bundesliganeuling (1972/73) auf den 4. Platz. Es folgten Platz 16 (damals weder Abstiegs- noch Relegationsplatz) und Platz 18 und vorbei war es mit Bundesligafußball im Schatten der Schwebebahn.

Montag, 3. Juni 2013

NHL-Playoffs in der heißen Phase: Win-win für alle!

In der NHL haben die Conference-Finals begonnen, das Halbfinale um den Stanley-Cup, der wahre Höhepunkt des internationalen Eishockey nähert sich.
In beiden Duellen stehen sich je ein "Original six"-Team und ein "Next six"-Team gegenüber, ein Titelgewinn eines unwürdigen Emporkömmlings ist also in jedem Fall ausgeschlossen! Die "Original six" sind neben den NHL-Gründungsmitgliedern Toronto und Montreal die zwischen 1924 und 1927 in die Liga aufgenommenen Detroit Red Wings, Boston Bruins, Chicago Blackhawks und New York Rangers, zu den "Next six" zählen die in der ersten Expansion der Liga 1967 aufgenommenen Los Angeles Kings und Pittsburgh Penguins (daneben Philadelphia, Minnesota - inzwischen Dallas, California Seals - später Cleveland Barons, 1978 aufgelöst, und St. Louis). Für mich das interessanteste Halbfinale seit sehr langem. Tradition trifft auf noch mehr Tradition, die letzten vier Stanley-Cup-Sieger sind vertreten.
Im Westen sind die Blackhawks schon mit zwei Heimsiegen in Führung gezogen, im zweiten Spiel den größten Trumpf der L.A. Kings, Torhüter Quick, zermürbend. Im Osten haben die Boston Bruins das erste Spiel in Pittsburgh gewonnen, sich damit einen kleinen Vorteil verschafft. Hier haben wir das Duell zwischen dem Team des einzigen verbliebenen Deutschen, Dennis Seidenberg, bärenstarker Verteidiger mit großen Defensivqualitäten, und dem Team des besten Spielers der Welt, Sidney Crosby, den in den letzten Jahren leider immer wieder Verletzungen zurückgeworfen haben. Letztlich könnte trotz der auch hinter Crosby großen individuellen Klasse der Penguins (Malkin, Neal, Letang u.a.) der etwas bessere Torhüter der Bruins den Ausschlag geben. Rask hält sicher nicht so überragend wie beim Cupsieg vor zwei Jahren Tim Thomas, er wirkt aber insgesamt stabiler als das Gespann der Penguins (Fleury und Vokuon), die sich auch im Verlauf der Playoffs bereits auf der Nummer 1-Position abwechselten, was selten für einen erfolgreichen Ausgang sorgt. Solllten sich die Blackhawks, punktbestes Team der gesamten Liga in der regulären Saison, im Westen durchsetzen, so kommt es auf jeden Fall zu einem Traumfinale, da dann sicher gestellt ist, daß der Sieger aus einer Stadt kommt, in der Eishockey fest verwurzelt ist und eine breite Fanbasis und entsprechende Stellung in den Medien hat. So ein positiver Saisonausgang war nach dem Streik und der verkürzten Saison nicht unbedingt zu erwarten.

"Captain serious" Jonathan Toews, Patrick Kane, Patrick Sharp, Duncan Keith und co. sind wieder da. Sie spielen zwar nicht mehr im "Madhouse on Madison", dem legendären Chicago Stadium, so etwas wie die Brehmstraße der NHL, aber sie haben immer noch tolle Fans, die ins "United Center" pilgern und auf den zweiten Titel seit dem Umzug in die neue Halle hoffen.

Im L.A. Forum spielten die Kings von 1967 bis 1999. Weder Marcel Dionne mit seinen Partnern Dave Taylor und Charlie Simmer, noch Luc Robitaille und Jimmy Carson, nicht einmal Wayne Gretzky, auch nicht Bernie Nichols gelang es, den Cup hierher zu holen, obwohl es einmal, 1993 zur Finalteilnahme gereicht hatte, ehe Gretzky das Team nicht mehr weiter allein auf seinen Schultern tragen konnte. Natürlich spielen die Kings hinter den Lakers nur die zweite Geige in Sachen Glamour, aber in dieser Stadt fällt auch für das hässliche Stiefkind immer auch ein bisschen Glanz durch prominente Fans ab, die manchmal in den Medien stärker wahrgenommen werden als das Team. Edelfan John Candy, wegen seiner offen zur Schau getragenen Loyalität und Liebe zu den Kings auch einmal als Draft-pick ernsthaft erwogen, erlebte den Cup-Sieg seiner Kings im letzten Jahr leider nicht mehr. A pro pos Glamour: Die kings hatten sogar mal einen Trainer namens Melrose!