"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Dienstag, 21. Juni 2011

Stadionalbum Teil 8: WM 1974

Berlin, Olympiastadion - hier wurden beide Geraden überdacht und die letzten Stehplätze in Sitzplätze umgewandelt.

Dortmund, Westfalenstadion - Neubau, der als absolute Ausnahme den Bedürfnissen des damaligen Zweitligisten Borussia entsprach. Mittels Ausnahmegenehmigung von der Auflage befreit, 60.000 Plätze haben zu müssen. Dahinter, wie auch heute noch die legendäre "Kampfbahn Rote Erde", die ihrem legendären Status zum Trotze auch nur ein Leichtathletikstadion mit relativ flachen Rängen war.

Düsseldorf, Rheinstadion - praktisch kompletter Neubau anstelle des alten Rheinstadions, galt mit seiner Dachkonstruktion als eines der schönsten Stadien, bot eine Abwechslung zum sonstigen Schema zweier überdachter Geraden und unüberdachter Kurven. Mit 67.000 Plätzen für die Fortuna oft zwei Nummern zu groß.

Frankfurt, Waldstadion - Die Haupttribüne wurde komplett neu gebaut, das vorherige Modell war längst nicht mehr zweckmässig und bot auch nur knapp 2.000 überdachte Sitzplätze. Für den Rest des Stadions wurde weitgehend auf die alten Ränge zurückgegriffen, auch wenn die Gegentribüne das erst einmal nicht vermuten läßt. Vor Gründung der Bundesliga hatte die Kapazität auf dem Höhepunkt 87.000 betragen, Rekord waren jedoch 81.000 gegen den FK Pirmasens in der Meisterschaftsendrunde 1959. Die Stadtväter machten die Wasserschlacht gegen Polen möglich, indem sie aus Geldmangel auf den Einbau einer Drainage verzichteten. Wer weiß, was die schnell und flüssig kombinierenden Polen bei regulären Verhältnissen mit uns gemacht hätten. Die Fußballgeschichte wäre vielleicht ganz anders geschrieben worden (Kaiser Johann, Vizekaiser Franz).


Gelsenkirchen, Parkstadion - Mit 72.000 Plätzen drittgrößtes Stadion nach Berlin und München. Kompletter Neubau, die alte Glückauf-Kampfbahn war nicht WM-tauglich. Oft gut gefüllt, jedoch wenig Atmosphäre, wenig Schutz vor Witterungseinflüssen für die Fans.

Hamburg, Volksparkstadion - Überdachung der Gegengerade war die wesentliche Maßnahme für die WM. Knapp 62.000 Plätze, auch hier die üblichen Nachteile mit weiten Entfernungen von den Kurvenplätzen zum Spielfeld. An dieser Stelle wurde, bereits bevor Deutschland den Zuschlag für 2006 erhielt, die neue Arena gebaut und war damit das erste der neu entstandenen reinen Fußballstadien.


Hannover, Niedersachsenstadion - auch hier wurde das bestehende Stadion nur leicht modifiziert. Die Gegentribüne erhielt teilweise ein Dach, das meiste übrige blieb unverändert. 60.000 Plätze.

München, Olympiastadion - Neubau, bestach durch die außergewöhnliche Architektur. Diese änderte aber auch nichts daran, daß es ein weites, weites Rund war. Immerhin wurde Deutschland hier Weltmeister. 80.000 sahen das Finale.


Stuttgart, Neckarstadion - die vormalige Adolf-Hitler-Kampfbahn (bis 1945) erhielt ein zweites Dach und fasste etwa 72.000 Zuschauer. Auch nur so eine Schüssel wie die anderen. Wenn voll, dann bot es eine imposante Kulisse, echte Fußballatmosphäre kam aber auch nur dann auf.


Keiner vermisst sie, die weitläufigen, kalten Betonschüsseln mit Laufbahn, unüberdachten Kurvenstehplätzen und Entfernungen von über 100 Metern zum Spielfeld. Bestenfalls nostalgischen Wert mag man ihnen zugestehen, da Generationen von Fans mit diesen Stadien ihre Initiation, ihre ersten Stadionerlebnisse verknüpfen. Aber damals waren sie "state of the art". Die für die WM zur Verfügung stehenden Großstadien befanden sich Ende der 60er Jahre in erbärmlichem Zustand, zugig, mit wackligen Stufen, kaum Komfort. Also, nur zeitversetzt, genau wie vor 2006. Die ausgewählten Stadien für die WM '74 waren im damals aktuellen Bauzustand nicht WM-tauglich. Es galt die Auflage, 60.000 Plätze aufzuweisen, davon mußte die Hälfte Sitzplätze sein und überdacht. Für das Westfalenstadion wurde eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Da die Komunen damals knapp bei Kasse waren, die Finanzierung aber aus öffentlicher Hand erfolgte, wurden vielerorts billige Lösungen mit nur den notwendigsten Umbaumaßnahmen gewählt. Die Vereine hatten praktisch keine Mitspracherechte eingeräumt bekommen, da es nicht eingesehen worden war, Stadien nur für die Interessen der Fußballvereine zu bauen (außer Dortmund). Selbst da, wo Neubauten entstanden, baute man riesige Leichtathletik-Arenen, obwohl die Zeit, in der zu solchen Veranstaltungen 60.000 Zuschauer kamen vorbei war, bzw. noch nicht gekommen war (die erste Leichtathletik-WM fand erst 1987 statt).

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