Horst-Peter "Wacki" Kretschmer ist tot. Für mich einer der besten deutschen Verteidiger der 70er und 80er Jahre. Wenn die herausragenden Spielerpersönlichkeiten des deutschen Eishockey der 70er und 80er Jahre gehandelt werden, so fallen den meisten zunächst Namen wie Udo Kießling, Erich Kühnhackl, Alois Schloder, Gerd Truntschka, Didi Hegen, Uli Hiemer oder Ernst Höfner ein. Vielleicht auch der eine oder andere Name aus dem 76er Olympiateam, wie Rainer Philipp, Lorenz Funk, Ignaz Berndaner zum Beispiel. Nimmt man die sportliche Qualität der Genannten und einiger weiterer ihrer Zeitgenossen, so steht ihnen Wacki Kretschmer in nichts nach. Klar, Udo Kießling war immer eine Klasse für sich, aber ich siedele Kretschmer gleich dahinter an. Er vereinte exzellentes läuferisches Können, Dynamik, Spielmacherqualitäten, guten, harten Schuß, aber auch eine Neigung zum Leichtsinn, große - nicht immer gesunde - Härte und hier und da auch etwas schmutziges Spiel. So schieden sich landauf landab die Geister an ihm und er sorgte manchmal nicht nur bei den Gegnern für ungläubiges Kopfschütteln. Seine Vereinskarriere führte das Ausnahmetalent nach zwei Lehrjahren bei seinem Heimatverein EC Bad Tölz 1974 (knapp 19-jährig!) zur Düsseldorfer EG, wo er gleich in seinem ersten Jahr den Meistertitel feiern konnte. Er gehörte einer legendären Mannschaft an, zu der auch Rainer Makatsch, Peter Hejma, Vladimir Vacatko, Walter Köberle, Wolfgang Boos, Otto Schneitberger gehörten. In Düsseldorf blieb er sieben Jahre, ehe er 1981 nach Rosenheim wechselte. Wieder konnte er in seinem ersten Jahr gleich einen Meistetitel feiern, dem noch zwei weitere mit dem SBR folgen sollten. 1985 war er Kapitän einer großen Rosenheimer Mannschaft mit Karl Friesen, dem rein deutschen Paradesturm Reindl-Höfner-Franz, den Shooting-Stars Ahne-Berwanger-Kammerer u.a. Einer sehr erfolgreichen und langen Vereinskarriere steht eine, gemessen an seinem sportlichen Potential, durchwachsene Nationalmannschaftskarriere gegenüber. Das lag nicht nur an der Sturheit des großen Xaver Unsinn, der mit seinen Entscheidungen oft Erfolg und damit auch Recht hatte. Unsinn traute dem hochbegabten Bruder Leichtfuß nicht immer über den Weg, ein Mißtrauen, das Kretschmer leider oft genug durch überflüssige, "dumme" Strafzeiten bestätigte. Er war eine Art Jeckyl & Hyde, bzw. halb Bobby Orr, halb Hanson Brothers. Kretschmer stand im erweiterten Aufgebot für Olympia und WM 1976, durfte jedoch nicht mit nach Innsbruck, so daß er nicht zu dem erlauchten Kreis der - wahrscheinlich für immer - einzigen Medaillen-Gewinner zählt. Sportlich hätte er es sicher verdient gehabt, der Legende zufolge habe ein Versehen, ein Formfehler, dazu geführt, daß Franz Reindl statt seiner ins Aufgebot rutschte. Auch der ihm vorgezogene sechste Verteidiger Metz (vom Unsinn-Club Berliner SC) war sportlich eher schwächer einzustufen. Insgesamt spielte Kretschmer für Deutschland bei 9 Weltmeisterschaften, erstmals 1974 mit 18 Jahren, dann 1975, 1976, 1977, 1978, 1981, 1982, 1986 und 1987. Nachdem ihm Innsbruck 1976 versagt geblieben war, vertrat er Deutschland immerhin zweimal bei olympischen Spielen - jeweils in Übersee. Waren die Spiele in Lake Placid aus deutscher Sicht verkorkst, so bildete Calgary 1988 einen schönen Abschluß der internationalen Karriere, da die Mannschaft von Xaver Unsinn einige begeisternde Spiele lieferte. Lange, nachdem mir sein Name durch die Fernsehübertragungen der WM-Turniere der 70er Jahre ein Begriff geworden war und nachdem ich so manches über ihn gelesen hatte, hatte ich nach dem Bundesligaaufstieg der Eintracht das Glück, Horst-Peter Kretschmer mehrmals mit dem SB Rosenheim live in Frankfurt zu sehen. Ich freute mich jedesmal auf diese Begegnungen, weil "Wacki" zu den wenigen gegnerischen Spielern gehörte, deren Fan ich war. |
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