"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Montag, 21. Dezember 2015

Eintracht-Trainer Armin Veh - Versuch eines Gegenentwurfes

Trainingslehre? Ach, wozu denn! Gelobt sei, was Spaß macht. Beim Torschußtraining gibt's immer was zu lachen, wenn nicht gerade Alex Meier an der Reihe ist. Falls der überhaupt mitmachen darf und nicht stattdessen Runden laufen muß.


Armin Veh wird für seine Arbeit als Eintracht-Trainer häufig kritisiert, auch durch mich.
Seine Arbeit kann man auch anders sehen. Nämlich als einen kühnen, ja frechen Gegenentwurf zum immer unappetitlicher werdenden modernen Fußballgeschäft.
Der moderne Trainer arbeitet akribisch Pläne aus, wie seine Mannschaft und in ihr der einzelne Spieler sich im Spiel zu verhalten hat. Er ersinnt Spielsituationen, erarbeitet Pläne, wie diese zugunsten seiner Mannschaft gestaltet werden können und denkt sich Trainingsformen aus, um seiner Mannschaft das richtige Verhalten in diesen Spielsituationen zu vermitteln. Beim austüfteln dieser Prozesse berücksichtigt der moderne Trainer auch, was über den jeweiligen Gegner an Informationen bekannt ist und versucht dies in seine Pläne zu integrieren und ebenfalls seiner Mannschaft zu vermitteln. Vom ersten Training der Vorbereitung an wird daran gearbeitet, Abläufe, Lauf- und Passwege, etc. zu implementieren und zu Automatismen zu machen. Bei erfolgreicher Arbeit weiß jeder Spieler, wie er sich in welcher Situation zu verhalten hat und setzt es auch um. In den letzten Jahren hat es sich etabliert, solcherart arbeitende Trainer als "Konzepttrainer" zu bezeichnen, man redet von "Spielidee", Mannschaften haben einen "Matchplan". Das Ergebnis ist für einzelne Mannschaften oft sehr erfreulich, insgesamt trägt es möglicherweise auch seinen Teil dazu bei, daß die Bundesliga von Mannschaften bevölkert, ja fast überbevölkert ist, die uninteressant daherkommen, es ist mit wenigen Ausnahmen ein Einheitsbrei, es besteht eine gewisse Austauschbarkeit. Ich jedenfalls nehme kaum Anteil, für mich ist es egal, ob da Hertha auf dem Platz steht, oder Ingolstadt, Darmstadt, Wolfsburg, Augsburg, Mainz, Köln oder Schalke. Ob die Bayern 2:0 oder 4:0 gewinnen ist auch wurscht.
Da kommt einer wie Veh, dessen erkennbare Handschrift so ganz anders ist, dann gewissermassen doch sehr angenehm daher. Würde je ein Englischer Club auf die absurde Idee kommen, ihn zu verpflichten, dann müsste man ihn als "The other one" vorstellen.
Spielidee? Konzept? Plan? Automatismen? Training als individuelle Vorbereitung auf Spiel und Gegner? Überschätzt! Nur was für Spießer, zwanghafte Charaktere, die etwas gegen den Zufall haben. Am Riederwald haben wir (also ich nicht, aber Gaudino & Co.) schon T-Shirts mit "Why be normal" getragen, da waren die meisten heutigen Trainer noch Jugendspieler (auch wenn die T-Shirts nur eine Werbekampagne von Puma waren). Es kann auch reichen, wenn man seine Mannschaft mit Vorgaben auf den Platz schickt, die auch eine Freizeittruppe vom Bolzplatz verstehen würde. Vier hinten, fünf im Mittelfeld, einer vorne. Noch einen "erster Alles" bestimmen, das reicht ja wohl. Im Training ein paar Leibchen verteilen, jung gegen alt oder Abwehr gegen Angriff spielen lassen, Torschußtraining mit Zahlung in die Mannschaftskasse bei Fehlschüssen, bei zu laschen Leistungen auch mal zur Strafe Konditionstraining. Ist ja ein Spiel. Soll Spaß machen. Für die Laune ist der Trainer zuständig, das kann er. Den Spielern lästigen Input, der sie nur überfordern würde, ersparen ist auch wichtig. Die wollen keinen, der dauernd das Training unterbricht, um zu zeigen, wo sie stehen oder laufen sollen. Hat der Veh vielleicht ganz gut im Gefühl, was seine Jungs brauchen und was nicht. Und stundenlang Eckbälle und andere Standards trainieren, nur weil man vielleicht im Spiel mal in die Situation kommen könnte? Nicht in meinem Verein. Vorbereitung? Dient dem Kennlernen, Urlaubsspeck Wegtrainieren, in schöner Umgebung fern der Heimat etwas durchatmen und entspannen Können. Fast schon schalkhaft die bereits mehrfach gehörten Veh'schen Einlassungen, er hätte (nach der Vorbereitung) gedacht, die Mannschaft sei schon weiter bzw. die Mannschaft sei nicht fit (etwa um die Mitte der Halbserie).
Wie gesagt, eigentlich ganz sympathisch, nicht jede moderne Entwicklung mitzumachen, dem uniformen, stromlinienförmigen Fußball eine Absage zu erteilen, dem stupiden Leistungsstreben, dem Huldigen des Götzen Erfolg zu entsagen. Subtil und subversiv, wären unsere Welt und unser Fußball vielleicht Bessere, wenn das Beispiel Veh Schule machen würde. Er gibt dem Fußball seine Unschuld zurück, schickt seine Mannschaft zum Spielen aufs Feld, so wie wir uns damals auf der Kirchenwiese aufgestellt und getummelt haben.
Ob es auch gut geht, ob man auch so, wie es bei der Eintracht versucht wird bestehen kann, ist allerdings eine ganz andere Frage.

Mittwoch, 9. Dezember 2015

No sleep 'till Eintracht

Mit Günther Koch zu sprechen: "Ich kann das nicht mehr, ich will das nicht mehr!"
Oder mit Jean Löring: "Hau ab in die Eifel, Du machst meinen Verein kaputt!" (Natürlich weiß ich, daß es nicht mein Verein ist)
Da ich alles schon vor Längerem gesagt habe, gewußt habe, wie es nur kommen konnte, will ich zur wie gesagt seit Monaten sich abzeichnenden und aktuell eingetretenen Lage der Eintracht nicht viel schreiben. Ist ja auch eher unangenehm, wenn einer ständig mit "ich hab's doch gleich gesagt" kommt.

Von der Eintracht will ich als nächstes eigentlich nur vernehmen, daß der Trainer geht oder entlassen wird und daß ein paar Verantwortliche außer Bruchhagen und Hübner auch ihre Ämter aufgeben. Es wäre fahrlässigst, Veh noch die Vorbereitung in der Winterpause zu überlassen, da er neben allen anderen Mängeln Vorbereitung überhaupt nicht kann.

Und falls irgendjemand von der Eintracht diesen Post lesen sollte: Seht her, ihr Zerstörer, was ihr da so dermassen mit Füßen tretet


Das werden wir wohl nicht mehr erleben: Eintracht als einer der führenden Clubs etabliert und als Krönung 1959 deutscher Meister geworden. Gegen eine andere absolute Spitzenmannschaft jener Zeit.

1975 mit mehreren Nationalspielern, allen voran natürlich den beiden Weltmeistern Grabi und Holz (Deutschlands Stolz). Die Eintracht wurde in der Bundesliga respektiert, schoß Tore am Fließband und landete in jenen Jahren regelmäßig im Europapokal. 

1976/77, nach dem Trainerwechsel von Roos zu Lorant. Bis heute die Eintracht-Mannschaft, die mich am meisten begeistert und mitgerissen hat. Sie schossen die meisten Tore (86), stellten zwei Spieler mit >20 Toren (Holz 26, Wenzel 20) und blieben unter der Regie des damals besten Zehners Deutschlands - Jürgen Grabowski - 21 Spiele hintereinander ungeschlagen. (Und wurden natürlich nicht Meister) Damals war übrigens noch die Anlage im Riederwald Mittelpunkt des Eintracht-Kosmos.

1981: Das letzte Hurra der großen Mannschaft, schon ohne Grabi, aber noch mit Holz, "Dr. Hammer" Bernd Nickel, Willy Neuberger, Körbel und den neuen Stars Pezzey und Cha.

Die Mannschaft, die den Eintracht-Fans den bis dahin (1992) größten Schmerz zugefügt hat - indem sie nicht deutscher Meister wurde! Ein manchmal wundervoll aufspielendes Team, in dem Stein, Binz, Roth, Zchadadse, Weber und Falkenmayer die Basisarbeit erledigten. Bein, Möller (trotz großartiger Leistungen in Frankfurt m.E. verkannt) und Yeboah zauberten an guten Tagen. Wenn es nicht lief, wurde Sippel eingewechselt und erzeilte die nötigen Tore. Gelegentlich übernahm auch Heinz Gründel das Zaubern. Es reichte aber nicht, weil reihenweise, vor allem zu Hause (siehe meinen Post "Orte der Schande" über das Waldstadion), Punkte regelrecht verschenkt wurden.
Ein Abstieg war für all diese Mannschaften jenseit aller Vorstellungskraft. Heute denkt man schon wieder in die Richtung, man ist inzwischen leidgeprüft, sieht das Positive darin (planmässig mehr Siege als Niederlagen).

Wie mache ich einen Bundesligaverein kaputt - ein Lehrstück

Es geht folgendermassen:
Ich lasse den Verein zunächst systematisch von überforderten und dilletantischen Idealisten herunterwirtschaften. Beinhaltet auch, Vereinsgelände und Nachwuchs dem Ver- und Zerfall anheimgeben. Dauert ein paar Jahre. Wenn der Verein dann so in Not ist, daß er auf finanzielle Hilfe von außen angewiesen ist, dann kommen die, die sonst niemals etwas zu melden gehabt hätten, machen ihre Brieftaschen auf und retten. Nach dem Motto "irgendwann, ich weiß noch nicht wann, werde ich Dich um einen Gefallen bitten", holen sie sich als Lohn für ihr Investment Einfluß, Mitsprache, Macht. Obwohl sie, außer als Geldgeber und Fan, nichts mit Fußball zu tun haben und nichts davon verstehen.
Dann braucht es noch einen, der mit Sonntagsreden und populistischem Auftreten die Fans hinter sich bekommt, sogar - in einem Sportverein - eine "Fan- und Förderabteilung" installiert, damit sie sich wichtig vorkommen, sich somit eine Hausmacht sichert, zum Präsidenten gewählt wird und somit eine Anteilsmehrheit an der Fußball-AG in die Hände bekommt. Auch dieser Präsident hat keine Ahnung von Fußball, wie sich wohl von selbst versteht. Dann muß man nur noch einen Gefolgsmann dieses Präsidenten irgendwie in den Vorstand der Fußball-AG hieven, um näher ans operative Geschäft zu kommen. Sollte einer sein, der aus den Kreisen der Fans kommt, dort einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, z.B. über die vom Präsidenten instalierte "Fan- und Förderabteilung", damit er unverdächtig ist. Sollte irgendwas vorzeigbares gelernt haben, einen Schlips binden können, mit Füller schreiben und mit Messer und Gabel essen können. Anwalt wäre ganz gut.
Dann noch ein paar unliebsame Entscheider, die Augenmaß, Sachverstand und zuviel Vernunft walten lassen und mit denen man keinen Spaß im Nachtleben haben kann, eliminieren bzw. sukzessive entmachten, wenn sie sich nicht mit den Mächtigen gemein machen wollen.
Dann ist es unser Verein, wir stehen ständig in der Zeitung, einen Teil der Presse machen wir uns auch noch gefügig, damit in mindestens einer relevanten Zeitung keine kritische Berichterstattung erfolgt.
So ist man schon mal auf sicherem Kollisionskurs. Fehlt nur noch das Sportliche. Um die Katastrophe auch wirklich sicher herbeizuführen, braucht man noch den "richtigen" Trainer. Am besten auf das Bewährte zurückgreifen. Einen, der schon nachhaltig bewiesen hat, daß er in den maßgeblichen Fachgebieten nichts drauf hat, nämlich zielführende Trainingssteuerung, erfolgversprechende Spielidee (über "gehts raus und spielts" hinaus), Vermittlung der Umsetzung, Handlungspläne für die Spieler für diverse etwaige Spielsituationen, Saison- und Spielvorbereitung, Flexibilität, Entwicklung und Ausbildung einzelner Spieler. Einen, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit zeigt, daß er mit Traineraufgaben und der eigenen Mannschaft nichts am Hut hat, z.B. indem er Sachen sagt wie "Ich dachte, wir wären schon weiter!" Natürlich hält man an diesem Trainer fest, auch nachdem dessen Handschrift für alle nicht mehr zu übersehen ist. Hat ja schon bei dessen erstem Engagement keinen gestört, daß der seinen Job nicht beherrscht. Man läßt ihn auch noch die Wintervorbereitung machen, damit ganz sicher ist, daß die Mannschaft auch zum Rückrundenstart nicht ihr Potentzial abruft. Wenn dann im April ein Abstiegsplatz gefestigt ist, wird doch noch der Trainerwechsel vollzogen, es wird natürlich keiner mit Perspektive geholt, sondern einer, der schon öfter im April noch auf dem Markt war, und der seinen Zweijahresvertrag natürlich nicht erfüllen wird.  A pro pos Zweijahresvertrag. Natürlich hatte der aktuelle Trainer, der noch nirgendwo etwas nachhaltiges hinterlassen hat und der, als man noch mit ihm glücklich war immer nur für ein Jahr unterschrieben hatte, damit er leichter wegkommt, ausgerechnet jetzt einen Zweijahresvertrag bekommen.
Selbstverständlich verbindet den Präsidenten und diesen Trainer eine Männerfreundschaft, die jedes Wochenende in einschlägigen Etablissements gebührend begossen wird. Trennung also länger kein Thema als in anderen Clubs in vergleichbaren Situationen. Nicht vergessen: Das Ziel, das schnurstracks angesteuert wird, ist ja eine nachhaltige Beschädigung des Clubs. Wird schon klappen.
Zum Glück nur meiner Phantasie entsprungen, würde doch so in der Realität kein Vorstandsvorsitzender, keine Stadt, keine Anhängerschaft, kein Presseorgan einfach geschehen lassen! Oder? 

Sonntag, 29. November 2015

Neues Lebenszeichen nach Auswärtsfahrt

Ein wunderschönes Wochenende könnte so aussehen: einen lieben alten Schulfreund und Exil-Frankfurter besuchen, zusammen wie einst in den 80ern ein Spiel ansehen und ein paar schöne Tage bei ihm und seiner Familie verbringen. Die Vorzeichen waren fast perfekt, das Schicksal in Form der Spielplanmacher meinte es außerordentlich gut mit uns. Ausgerechnet am 27.11. traf der Nachfolgeclub der Eishockey-Eintracht in der inzwischen auch schon alt-ehrwürdigen Franz-Siegel-Halle auf den Freiburger EHC.
Das Spiel war dann nicht besonders, die Löwen waren zwei Drittel optisch drückend überlegen, führten ohne Mühe mit 2:0, schienen gewillt, es gemütlich runter zu spielen und die Freiburger schienen hilf- und planlos, hatten die Löwen auch im Vorfeld des Spieles zu haushohen Favoriten erklärt. Dann das Schlußdrittel, aus einem harten Check hinter dem Löwen-Tor entbrennt eine handfeste Schlägerei, in die sich schlauerweise drei absolute Leistungsträger der Löwen verwickeln lassen. Folge: Thomassoni und C. Breitkreuz lange auf der Strafbank, Mazzolini hernach verletzt, lange auf der Bank behandelt und nicht mehr eingesetzt. Bei den Löwen lief dann nichts mehr, Freiburg schoß ein Tor aus dem Nichts, ein zweites hinterher, noch ein Penalty (den man nicht geben mußte), schon war ein sicherer Sieg hergeschenkt. Ore sah im letzten Drittel aus wie Dieter Jehner manchmal, sind ja auch ungefähr gleich alt. Was solls, hat dennoch Spaß gemacht, mal wieder ein Auswärtsspiel zu sehen.


Erster Freiburger Bundesligakader. Mit dabei zwei spätere Aufstiegshelden der Eishockey-Eintracht: Klaus Guggemos (hintere Reihe, Mitte) und James Münch (als James Caan-Doppelgänger in der mittleren Reihe). Die Eishockeywelt war klein in Deutschland und in der DNA der Aufstiegsmannschaft der Eintracht findet sich eine wichtige Portion Freiburg. Neben Münch hatte die gesamte, in der Aufstiegsrunde formidabel spielende, zweite Sturmreihe vor ihrem Engagement in Frankfurt in Freiburg gespielt. Neben oben genanntem Klaus Guggemos auch Alexander Groß und Elias Vorlicek.

Die vier Ex-Freiburger im Kader der Eishockey-Eintracht von 1985/86. Alle wertvolle Leistungsträger, Münch und Vorlicek schon seit 1984, Groß und Guggemos als Neuzugänge, die hervorragend einschlugen. Sie alle waren durch ihre Leistungen mit ausschlaggebend für den Aufstieg in die erste Bundesliga.





Donnerstag, 23. Juli 2015

Sensationeller Neuzugang aus Berlin!

Aus dem Leben eines nicht organisierten/vereinslosen Stadionansichtskartensammlers

"Eine Sammlung, zu der nichts Neues hinzukommt, ist tot!" (Sigmund Freud)

Endlich in meiner Sammlung, die legendäre "Plumpe". Die einzige mir bekannte Ansichtskarte mit dem Hertha-Stadion! Gut, ich bin auch nur ein kleiner Fisch unter den Sammlern, muß auch nicht alles haben, wo ein Stadion drauf ist.
Diese wie gesagt einzige mir je begenete Karte von der Plumpe ist kurioserweise eine Zweibildkarte mit einem Kartoffelacker als weiteres Bild. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, so ist sie tatsächlich echt, authentisch aus den 40er Jahren. M. Förster fragen, der hat sie auch. Auf der Rückseite ist ein Poststempel zum 50. Jubiläum der Hertha 1942. Kurz nachdem sie auf einer Börse in FFM für 22 € angeboten wurde, fand ich sie bei E-Bay für die Hälfte und schlug zu, obwohl zweistellige Beträge eigentlich über meiner Schmerzgrenze liegen. Kurz nach dieser Auktion war sie nochmal bei E-Bay, diesmal für 25€. Alles relativ.



Freitag, 19. Juni 2015

Stadionalbum 33: Sweet home Chicago

Das Lied, wohl am bekanntesten durch den Live-Auftritt der legendären Blues Brothers im Palace Hotel Ballroom, geht mir nicht mehr aus dem Kopf, seit diese Woche der Stanley Cup zum sechsten Mal in die Windy City wanderte.
Chicago ist nicht nur die drittgrößte Stadt der USA und eine der schönsten, sondern auch eine der sportverrücktesten.
Chicago verfügt über eine beinahe (wenn NY nicht wäre) einzigartige Sporttradition:

NHL: Chicago Blackhawks (seit 1926) - Stanley Cup 1934, 1938, 1961, 2010, 2013, 2015.

NBA: Chicago Bulls (seit 1966) - NBA-Titel 1991, 1992, 1993, 1996, 1997, 1998.  
ehemalige NBA-Teams: Chicago Stags (1946-1959), Chicago Packers (1961-62) und Zephyrs (1962-63). Letztere sind nach Besitzer- und Ortswechseln über Baltimore inzwischen in Washington D.C. zuhause als Wizards.

MLB:
National League: Chicago Cubs (seit 1870) - World Series 1907, 1908.

American League: Chicago White Sox (seit 1900 in Chicago) - World Series 1906, 1917, 2005.

NFL: Chicago Bears (gegründet 1919 als Decatur Staleys, seit 1921 in Chicago, seit 1922 als Bears) - NFL Champions 1921, 1932, 1933, 1940, 1941, 1943, 1946, 1963, 1985 (Super Bowl XX).
ehemalige NFL-Teams: Chicago Cardinals (1920-1959, NFL-Champion 1925, 1947), inzwischen über St. Louis (1960-1987) nach Phoenix/Arizona umgezogen.


Chicago Stadium war das Zuhause der Blackhawks von 1929 bis 1994, Heimstatt von drei Stanley-Cup-Siegern. Nach dem Triumph von Bobby Hull, Stan Mikita (in Wayne's World verewigt), Pierre Pilote und Glen Hall 1961 mußten die Fans 49 Jahre lang auf den nächsten Cupsieg warten, das legendäre "Madhouse on Madison" erlebte das Hissen des vierten Banners nicht mehr. Bei Eröffnung die weltweit größte überdachte Sportarena, war die imposante Halle für ihr leidenschaftliches Publikum, Gänsehautatmosphäre und die ohrenbetäubende Orgel berühmt.

Ab 1967 war Chicago Stadium auch Heimat der Bulls, die hier ihren ersten Titel-Hattrick feierten, mit Michael Jordan, Scottie Pippen u.a.

Auch die Nachfolge-Arena, derzeit glaube ich noch unter dem Namen "United Center2 firmierend, ist bei den Blackhawks-Spielen immer ausverkauft, die durch die anderen Sportarten nicht verwöhnten Chicagoer durften hier eine relative Titelflut bejubeln. Hawks und Bulls konnten hier bereits genau so viele Titel feiern wie in der fast 70-jährigen Geschichte des "Stadium".

Comiskey Park, Stadion der White Sox von 1910 bis 1990. In der South Side gelegen, keiner besonders attraktiven Gegend. Neben dem Sieg in der World Series 1917 sind die Jahre in Erinnerung geblieben, in denen Bill Veeck Besitzer der Sox war. Nachdem er als Besitzer der St. Louis Browns einen Lilliputaner einsetzte, einen Einarmigen Spieler antreten ließ und das Publikum mittels hochgehaltener Schilder die Mannschaft coachen ließ, kam er 1979 in Chicago auf die glorreiche Idee, die "Disco demolition night" zu veranstalten, zwischen den 2 Begegnungen eines doubleheader. Der Scheiterhaufen zur Verbrennung von durch Zuschauer mitgebrachten Disco-Schallplatten und die Verwüstungen durch die Fans verunmöglichten dann die Austragung des zweiten Spiels.

Seite an Seite mit dem sehr in die Jahre gekommmenen legendären Comiskey wuchs das Nachfolgestadion in die Höhe. Kaum zu glauben, daß der Zuschauerrekord in Comiskey bei 55.000 Zuschauern lag, New Comiskey dagegen mit einer Kapazität von 44.000 eröffnet wurde.

Bei seiner Eröffnung 1991 war "New Comiskey" ein Vorreiter der Retro-Ballpark-Welle, inzwischen wirkt das Stadion schon wieder etwas überholt und angejahrt.

Comiskey ist verschwunden, nach einigen Jahren verschwand das "new" aus dem Namen des Nachfolgers. In der Bildmitte ist die Anzeigetafel zu sehen, eine modernistische Nachbildung der legendären Tafel, die Bill Veeck errichten hatte lassen. Mit den rotierenden Scheiben, Fanfaren und Feuerwerksexplosionen hatte sie ein bis dahin unbekanntes Spektakel geboten.

Wrigley Field, 1914 unter dem Namen Weegman Park eröffnet gehört zu den Ikonen des amerikanischen Kulturguts, über Baseball hinaus. Inzwischen ist das Stadion das zweitälteste der Major League, nach Bostons Fenway Park. Diese beiden sind als einzige Vertreter einer romantisch verklärten Baseball-Ära übrig geblieben. Die anderen bedeutenden Schauplätze der amerikanischen Sportart schlechthin, Sportsmans Park (St. Louis), Ebbets Field (Brooklyn), Shibe Park und Baker Bowl (Philadelphia), Forbes Field (Pittsburgh), Comiskey Park (s.o.), Crosley Field (Cincinnati), Polo Grounds (New York) und Tiger Stadium (Detroit), allesamt intime, in Stadtviertel eingebettete und mit den Vierteln verwachsen, sind Geschichte.


Wrigley Field wurde 1916 Heimat der Cubs, jener "loveable losers", deren notorische Erfolglosigkeit schon sprichwörtlich ist. Ihre einzigen Meistertitel gewannen die Cubs noch in ihrer vorherigen Heimstatt (hieß glaube ich Westside Park o.ä.). Von 1921 bis 1970 war das Stadion außerdem die Heimat der Chicago Bears. Auf dieser Abbildung ist das Stadion noch ohne Flutlichter. Einer Bürgerbewegung nach hätte es so bleiben sollen, die "no lights in Wrigley Field" - T-Shirts waren Mitte der 80er Jahre sehr präsent in der Stadt und sind in einigen in Chicago spielenden Filmen zu sehen.



Neben den Cubs spielten bis 1970 auch die Chicago Bears ihre Heimspiele in Wrigley. In den ersten Jahrzehnten der NFL durchaus üblich, ehe die Liga und ihr Publikumszuspruch zu groß für die oft nicht mehr als 40.000 Menschen fassenden Baseballstadien wurde.

Soldier Field steht seit 1924, ist aber erst seit 1970 permanentes Heimstadion der Bears. Am südlichen Ende des Grant Park gelegen, ist Lake Michigan nur einen Hail Mary-Pass entfernt und sorgt oft für kalte Winde. Ohnehin ist das Klima in Soldier Field oft sehr rau.

Das altehrwürdige Stadion mit seinen charakteristischen, antikisierenden Säulen-Aufbauten sah einige Jahre lang sehr mittelmäßige Bears-Teams, ehe der Draft Walter Paytons und die Ankunft Mike Ditkas eine neue Ära einläuteten, die mit dem Superbowl-Sieg der '85 Bears ihren Höhepunkt fand.  

So sieht Soldier Field, eines von wenigen NFL-Stadien ohne Sponsorennamen, heute aus. Der Umbau in den Grundmauern des alten Stadions fand 2002 - 2003 statt und brachte äußerst steile Ränge bei insgesamt relativ geringer Kapazität. Nach den glorreichen 80er Jahren unter Mike Ditka gab es lange nichts mehr zu feiern für die Bears-Fans, in den unter dem Strich noch erfreulichen Jahren unter Coach Lovie Smith sprang keine weitere Meisterschaft mehr heraus und nach ihm wurde es richtig schlimm für die Bears. 

Die University of Illinois in Champaign-Urbana war während des Umbaus von Soldier Field 2002 die Heimat der Bears. Womit sich irgendwie ein Kreis schloss, da diese Universität die Alma Mater des unvergessenen George S. Halas war, allerdings absolvierte er hier sein Ingenieurstudium, bevor 1923 Memorial Stadium eröffnet wurde. 











Sonntag, 14. Juni 2015

Eintracht-Zwischenbilanz: Vollidioten war noch geschmeichelt


Manchmal kommt es ganz dick: der großartige Dusty Rhodes, der legendäre "American Dream", stirbt und am selben Tag verdichten sich die Anzeichen dafür, daß A. Veh erneut als Trainer in Frankfurt anheuert. Das ist fürwahr ein Comeback, das nie hätte passieren dürfen. Das was Kendo Nagasaki im Kampf (s. Abb.) mit Rhodes anstellt, das machen Steubing, Fischer und Hellmann jetzt mit der Eintracht Fußball AG.



Wenn man denkt, es kann nicht mehr schlimmer kommen, dann kommt nicht immer von irgendwo ein Licht daher, manchmal wird es sogar noch finsterer. Was natürlich in Frankfurt auch kein so neues Phänomen ist. Kann einen Anhänger der Eintracht überhaupt noch etwas erschüttern? Wenn man Achaz von Thümen erlebt hat, Schander, Gramlich, Ohms, Heller, Sparmann, dann sollte man eigentlich abgehärtet sein. Die eigenen Spieler mit Bauherrnmodellen ruinieren, Schulden anhäufen, Überblick über die Finanzen verlieren, bizarre Personalentscheidungen, Nachwuchs und Vereinsgelände herunterwirtschaften, Nähe zu eher anrüchigen Millieus usw.. Was die Eintracht-Geschichte an schlechter, inkompetenter Führung hergibt, das würde auch für zwei bis drei Clubs reichen. Und doch scheint es noch nicht zu reichen.
Die aktuelle Tendenz der Eintracht-Führung deutet unzweifelhaft darauf hin, daß der unrühmlichen Kapitel noch nicht genug geschrieben wurden. Sie können es wohl nicht abwarten, bis Heribert Bruchhagen seine Tätigkeit vertragsgemäß beendet hat, er damit aus dem Weg wäre. Sie hätten ihn ja gerne schon vor Jahren davongejagt, waren dazu aber mangels Sachkompetenz und Vernetzung in der Fußballszene nicht in der Lage. Die kannten schlicht und ergreifend niemanden. Und in der Szene der sportlichen Leiter und Trainer kennt keiner einen A. Hellmann oder einen P. Fischer. Steubing kennt immerhin Jürgen Klopp, hatte den mal auf seiner Payroll, allerdings bedauerlicherweise, als der noch bei Rot-Weiß Frankfurt spielte. Also irgendwann zwischen Viktoria Sindlingen und Mainz 05.
Nun hat sich also ein trinkfreudiges Dreigestirn aus Abmahnungsanwalt, "Werber"/Thailandfahrer sowie einem Wertpapierhändler vorgenommen, die Eintracht ganz groß rauszubringen.
Seit W. Steubing Aufsichtsratsvorsitzender ist, werden täglich Meldungen lanciert, so als leite er nun das operative Geschäft. Schon jetzt hat er mehr verkündet als sein Vorgänger, der seriös arbeitende Wilhelm Bender in seiner ganzen Amtszeit. Ist das die Aufgabe eines Vorsitzenden des Aufsichtsrates? Nun haben sie etwas ganz besonderes ausbaldowert: Die Rückholung von Armin Veh. Als was scheint egal, er gehört wohl irgendwie auch zu diesem Männerbund. Man nennt einander enge Freunde, bzw. läßt durch die einstmals ernstzunehmende Frankfurter Rundschau verkünden, man sei eng befreundet. Nach drei gemeinsamen Jahren. Die Autoren Durstewitz und Kilchenstein verkünden, Veh sei gut für die Eintracht, unter ihm sei alles besser gewesen, er habe gut zur Eintracht gepaßt. Stimmt das auch über diesen Männerbund hinaus? Welche Spieler hat er besser gemacht, selbst herausgebracht? Die Art der Schreibe läßt vermuten, daß die Herren Journalisten bei dem einen oder anderen langen und alkoholgetränkten Abend bei Edel-Italienern unter Einsatz ihrer Leber an forderster Front dabei waren - zu Recherchezwecken natürlich. Die fehlende kritische Würdigung der Leistungen, Entwicklung der Mannschaft, Taktik, Ergebnisse, Umgang mit Talenten zu Vehs Amtszeit und die völlig kritiklosen Jubelchöre über die Rückkehr, die die beiden Schreiber in der Rundschau anstimmen, lassen jedenfalls diesen Verdacht aufkommen.
Journalisten sollten nicht durch die große Nähe zum Objekt ihrer Berichterstattung den Blick für die Realität verlieren. Die sportliche Bilanz Vehs ist bestenfalls durchwachsen, warum hat das nie jemand an ihm festgemacht?
Der Aufstieg? Haben Ehrmanntraut, Reimann und Funkel mit viel schwächeren Mannschaften auch geschafft. In Vehs Aufstiegssaison hat die Eintracht gegen die anderen Mannschaften aus den ersten sechs Tabellenplätzen eine negative Bilanz.
Der Sturmlauf in die Euro-League? Eine großartige halbe Vorrunde, als der überfallartige Hurrastil funktionierte, dann ein schwarzer Oktober und November, zwei unerwartete Siege zum Hinrundenausklang. Das war's. Ab da wurde es immer schwächer, die Euro-League wäre, so hoch das Erreichen einzuschätzen ist, fast noch verspielt worden. In seiner Abschlußsaison in Frankfurt dann deutlich mehr Schatten als Licht in der Bundesliga, es hat ja sogar die Rundschau gemerkt, um wieviel besser die Saison unter Schaaf war (Punktemässig, mit schwächerer Mannschaft), trotz der Probleme. In der Euro-League gab es tolle, begeisternde Spiele, m.E. trotz Veh. Eine gut trainierte und vorbereitete Mannschaft wäre gegen Porto zu Hause niemals bei eigener Führung in der Schlußphase derart ins offene Messer gerannt, wie es die Eintracht tat. Gute Trainer geben ihren Spielern Handlungspläne für etwaige Spielsituationen an die Hand. Davon war in Vehs Amtszeit wenig zu sehen. Klappte der Überfall nicht, dann existierte meistens kein Plan B. Vergleicht man die Serie mit der ominösen 86. Minute (oder war es die 85. oder 87.? Egal) und den Umgang der FR mit dieser Krise mit dem Umgang mit Schaaf, dann wurde hier mit zweierlei Maß gemessen. Bei Veh haben sie noch mitgelacht, sich mit seiner lapidaren bis läppischen Aussage, diese Minute sei halt "ein Arschloch", begnügt und nicht Woche für Woche Debatten über die Aufgaben eines Trainers geführt.
Wenn überhaupt, dann wäre in der Vorrunde nach dem Wiederraufstieg eine positive Handschrift des Trainers zu sehen. Dann müsste man aber auch die Stagnation und Rückentwicklung danach an ihm festmachen.
Bitte, Frankfurter Rundschau, macht endlich mal wieder euren Job. Das bedeutet, kritische anstatt Hofberichterstattung. Was zählt ist auf dem Platz und nicht im Haferkasten oder sonstigen einschlägigen Lokalen.
Ohne Bruchhagen oder einen Nachfolger seiner Statur (was Veh natürlich nicht ist) droht jede Professionalität den Bach runter zu gehen. Es droht wieder einmal der Ersatz des Scoutings durch Anrufe bei Spielerberatern, als hätten wir das nicht alles schon gehabt. Herzstück der albanischen Nationalmannschaft und Griechen-Invasion sind offenbar schon vergessen.
Die Eintracht hätte einen Trainer gebraucht, der willens und auch fähig ist, aus den zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten heraus etwas zu entwickeln. So wie Tuchel in Mainz, Streich in Freiburg, Weinzierl in Augsburg, um nur die augenscheinlichsten Beispiele zu nennen. Das war Veh bisher nicht und wird er wohl auch nicht mehr.
   

Mittwoch, 10. Juni 2015

Stadien 1981 und heute

Aus Anlaß des Aufstieges des SV Darmstadt 98 hier ein Blick auf die Stadien der Clubs, die sowohl 1981/82 als auch 2015/16 in der Bundesliga spiel(t)en:


Keine Arena, immer noch das gute (?), alte Stadion am Böllenfalltor. Keine wesentlichen Veränderungen seit 1981 und trotzdem steht es noch und wird nochmals Bundesligafußball sehen. Die 16.000, die heute reingelassen werden, hätte man in den ersten beiden Jahren der Bundesligazugehörigkeit hier gerne öfter gehabt, die damaligen Zuschauerschnitte lagen darunter. Immerhin war Darmstadt für den unvergesslichen Bum Kun Cha die erste Station in Deutschland. Interssante Frage: Was wären die einstigen Torjäger Cestonaro und Mattern wohl heute wert? 14 Tore=5 Mio?



Bremen ist, zumindest im Stadion, schöner geworden, inzwischen ist auch die Ansicht rechts überholt, die Laufbahn ist weg, die Kurven begradigt.

Einst das kleinste Stadion der WM '74, inzwischen eines der größten Vereinsstadien Europas. Nach der sukzessiven Vergrößerung wurden hier große Erfolge gefeiert, erst unter Otmar Hitzfeld, dann Jürgen Klopp. 81/82 war hier Branco Zebec Trainer, Eike Immel die Nummer 1, der junge Michael Zorc, in Dietrich Weises legendärer U 20-Mannschaft als eigensinniger Dribbler im Mittelfeld aufgefallen, hatte erste Bundesliga-Einsätze, Burgsmüller traf 22 Mal (Platz 2), vorne stürmte u.a. Rüdiger Abramczik. Die Mannschaft wurde 6.

1981/82 noch überschaubare Kulissen und noch überschaubarere Stimmung (im letzten Saisonspiel gegen Braunschweig 8.000 Zuschauer, Sitzen im G-Block), heute eine der besten Atmosphären der Liga. Sportlich mit Pezzey, Nickel, Neuberger, Nachtweih, Borchers und Cha noch eine gute Mannschaft, in der Falkenmayer und Anthes einen Umbruch andeuteten. Der sollte leider dann viel härter und schwerer werden als gedacht, es folgte jahrelanges Mittelmaß und teilweises Absinken in die Abstiegsgefahr. Dennoch damals unvorstellbar, daß die SGE einmal zweitklassig werden würde.

Damals: eine weite, unwirtliche Schüssel, Ernst Happel qualmend auf der Bank, Netzer an den Schalthebeln, Stein, Magath, Hrubesch, Kaltz und sogar Franz Beckenbauer im HSV-Trikot auf dem Rasen, Meister '82, '83, Landesmeisterpokal '83! In der Meistersaison 1981/82 erzielte man 95 Tore! Dafür brauchen sie heute mindestens drei Jahre. Heute: Stimmungsvolles Fußballstadion, immer 50.000+ Besucher. Der Rest ... .

Damals Eine Spitzenmannschaft in einem der vielen sterilen weiten Ovale, heute eine der vielen mässigen, nichtssagenden Mannschaften in einem Spitzenstadion. 1981/82 war Köln mit Schumacher, Cullmann, Konopka, Strack, Bonhof, Klaus Allofs, Fischer und Littbarski Vize-Meister.

1981/82 hätte niemand geglaubt, daß Bayer 04 einmal ein regelmässiger Teilnehmer am Europapokal der Landesmeister sein würde. Damals mußte man ja auch noch Meister werden, um teilnehmen zu dürfen. Damals war Leverkusen ein Abstiegskandidat, das Geld vom Bayer-Konzern sprudelte noch nicht so reichlich wie später, selten wollten einmal mehr als 12.000 Zuschauer die Darbietungen der Werkself sehen. Man wurde 16. und rettete sich über die Relegation - gegen Kickers Offenbach!

Bildunterschrift hinzufügen

Das alte Olympiestadion war selten voll und Stimmung kam auch erst ab dem Besuch von mehr als 40.000 auf. Breitner und Rumenigge brilierten damals noch auf dem Platz, Beckenbauer spielte (s.o.) noch - beim HSV. 81/82 begann eine Durststrecke von drei Jahren ohne Meistertitel.




Donnerstag, 28. Mai 2015

Bundesliga-Saisonbilanz 2014/15: Blick zurück in kritischer Gleichgültigkeit

Platz 1: #Pep so erfolgreich wie Magath!

Da war die Welt noch in Ordnung: Im Stadion nur echte Fans, spannender Wettbewerb in der Bundesliga und dieser FCB hatte noch nicht "Rekordmeister" als Synonym. Kapitän und Anführer der Bayern: Der Breitner Paul, heute als "Markenbotschafter" damit beauftragt, sich und den Club lächerlich zu machen, da wo es Sammenigge nicht schaffen. Kostprobe gefällig? In der letzten Saison hatte er vor dem chancenlosen Scheitern im Europapokalhalbfinale getönt, der FC Bayern komme weiter, weil er die bessere Mannschaft sei (gegen Real Madrid). Das Ergebnis kennen wir. Lehren, die Breitner daraus gezogen hat? Keine. Dieses Jahr vor dem Semifinale gegen Barca tönte er, der FC Bayern könne sich nur selbst schlagen.  

Herr Rumenigge bei dem, was er mit Abstand am besten kann bzw. konnte, als er noch der drittbeste Fußballer der Welt war. Heute, so habe ich einer Überschrift entnommen, fehle ihm der Respekt! Das habe ich schon immer gewußt. Spätestens, seit er in einem Spiel, nachdem er den Tormann ausgespielt hatte, auf der Torlinie den Ball hochgeschnickt und per Kopf eingenickt hat. Hitzfeld, Ballack, Kroos, um nur die prominentesten Beispiele zu nennen, haben auch gemerkt, daß Rumenigge der Respekt fehlt. Ich bin gespannt, was der Kalle jetzt, da er es selbst gemerkt hat, tun wird.

Da war die Welt noch in Ordnung 2: Hoeneß und der Doktor auf der Bank, neben einem radebrechenden Trainer mit originellen, einigermaßen innovativen taktischen Ideen.

Eigentlich eine gute Saison der Bayern. Wenn sie nur ihre eigene Großmannssucht nicht so weit getrieben hätte, daß "nur" die deutsche Meisterschaft eine Enttäuschung darstellt. Die Champions-League, in der immerhin das Halbfinale erreicht wurde, ist scheinbar zum einzigen Gradmesser für Erfolg oder Mißerfolg geworden. Na dann herzliches Beileid, FC Bayern. Man kann sich das Leben auch selbst schwer machen.
Wird man hier etwas in Frage stellen, ändern? Unwahrscheinlich, bzw. nicht das, was man in Frage stellen und ändern sollte. Der Trainer hat gesagt, wenn der Arzt sage, eine Verletzung dauere 7 Wochen, dann wolle er, daß es 6 Wochen sind! Hallo! Noch jemand zuhause? Wer bringt die Vernunft zurück nach München? Spieler werden verheizt, obwohl der Kader genug hergibt. "Wir müssen Götze schützen!" Wer hat ihn davor geschützt, für einen absurden Betrag aus der Mannschaft und von dem Trainer weggerissen zu werden, die ihn so stark gemacht haben? Und ihn in einen Club zu verfrachten, in dem er sich so offensichtlich nicht entfalten kann (dafür sind seine Leistungen aber sogar ganz passabel). Der Trainer scheint jedenfalls nur bedingt flexibel zu sein. Ja, er variiert die taktische Formation, habe ich auch mitbekommen. Aber wenn man in so vielen Spielen hintereinander auf die gleiche Art und Weise geschlagen wird, weil die Abwehr fast bis zur Mittellinie aufrückt, und noch nach dem dritten Mal nicht reagiert - was sagt das aus? Mit dem Fehlen von Robben und Ribery hat das jedenfalls nicht direkt zu tun. Der Club wirkt führungslos auf mich. Hoeneß weg vom Fenster, Beckenbauer gibt Dinge von sich, daß es mich nicht überraschte, wenn herauskäme, daß er schon seit 10 Jahren an Demenz leidet, Rumenigge zu beschäftigt damit, arrogant zu sein, Sammer sowieso jenseits von gut und böse. Und Pep macht mit dem Club, was er will. Und er macht sich nicht glaubwürdiger, wenn er die fußballerisch erledigten Dante und Pizarro überschwänglich lobt, denn was bedeutet das für die, die ein Lob wirklich verdient haben, wie der wackere Rode? Erklärungen, der Trainer bestimme bei den Bayern nicht alleine den Kurs sind blabla, weder Rumenigge noch Sammer haben das Rückgrat, Guardiola etwas vorzugeben. Sie sind ihm hörig und werden es noch sein, wenn der letzte Bayer aus der Mannschaft verschwunden ist.


Platz 2: #Alles ist käuflich.

Hier, in diesem brodelnden Kessel der Leidenschaft also bald wieder Champions-League. Für manche ist Wolfsburg ja immer noch Provinz, die Nummer 4 in Niedersachsen hinter Hannover, Braunschweig und Osnabrück. Aber wenn es die heute "Volkswagen" anstatt "Kraft-durch-Freude-Wagen" genannte Firma schafft, die Rolling Stones hierher zu locken (Voodoo-Lounge-Tour), dann kommen sicher auch Real, Barca, Juve, Manchester gerne. Alles ist käuflich. Wenn VW will, dann strahlt FC Bayern-TV sogar aus dem Autohaus seinen Fußballstammtisch aus.

Er hat es geschafft. Der Club ist zwar immer noch unsympathisch, aber durch ein paar gelungene Transfers wieder erfolgreich. Allofs hat es geschafft, den VfL als quasi-Pendant zu den Bayern zu etablieren - eine Umlaufbahn drunter. Das heißt, man scheißt inländische Spieler, an denen der FCB kein Interesse hat, mit Geld zu und tätigt ein paar internationale Transfers. Das Geld dazu muß man nicht selbst erwirtschaften. Probleme gibt es nur, wenn Spieler so gut sind, daß sie auch woanders 8 Mio verdienen können und merken, daß sie auch woanders in die Champions-League kommen.

Der VfL hat ganz gut gespielt, trug aber irgendwie auch dazu bei, daß die Bundesliga so uninteressant und langweilig geworden ist. Ansonsten kann ich über diese Firma auch nur dieselbe Leier anstimmen, wie die meisten anderen auch: Wer jedes Jahr Dutzende von Millionen geschenkt bekommt, der kann natürlich mit etwas Sachverstand auch eine Spitzenmannschaft formen. Im Gegensatz zu den Clubs, die wirtschaften müssen, ist der "margin of error" in Wolfsburg unbegrenzt. So kann man sich einen millionenschweren Flop wie Bendtner, der einem kleineren Verein das Genick brechen würde, locker leisten und kann einen Sebastian Jung einem anderen Club aus dem Herzen reißen und ihn dann einfach versauern lassen.



Platz 3: #seit Jahren alles richtig gemacht.


Die aktuelle Borussia weckt Sehnsüchte, die Mannschaft begeistert über Mönchengladbach hinaus. Wie vielleicht seit der legendären Weisweiler-Truppe um Netzer, Vogts, Kleff, Heynckes, Jensen, Köppel, Bonhof u.a. nicht mehr. Ganz links stehend übrigens der langjährige Co (wie Konditions)-Trainer und spätere Vereinspräsident Drigalsky, dessen Regentschaft zu den dunkleren Vereinskapiteln gehört.

Während selbst zu Netzers Zeiten der Zuschauerschnitt selten die 25.000 überschritt, sind im heutigen Fußballzeitalter oft doppelt so viele da. Ob erste oder zweite Liga, Spitze, Mittelfeld oder Abstiegskampf. Die treuen Gladbacher werden nun mit Champions-League belohnt.


Gladbach ist dann doch noch ein Club, der etwas Begeisterung aufkommen läßt. Kontinuität in Management und auf dem Trainerposten, ein gewitzter Trainer, kluge Personalentscheidungen, teilweise vielleicht neben dem guten auch ein glückliches Händchen - fertig ist der Aufstieg in die Spitzengruppe. Vermutlich wird es noch ein bischen so bleiben, denn den maßlos überschätzten Kruse werden sie auch ersetzen können. Wenn sie durch die Champions-League-Millionen nicht den Verstand verlieren, sind sie ein Paradebeispiel dafür, daß es eben nicht nur Geld braucht und man aus wenig viel machen kann, wenn man sich nicht mit dem Gejammer über zementierte Rangordnungen begnügt.


Platz 4:  #der Kleinste unter den Großen


Jahrzehnte hat es gedauert, aber inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, daß Bayer 04 als Spitzenmannschaft gesetzt ist und bleibt. Länger als der Wandel vom schmucklosen kleinen Leichtathletikstadion zur modernen, komfortablen Arena.

Schon länger gastiert hier die Champions-League, eine Festung ist das Stadion nicht unbedingt, kein Madrid, Barcelona oder London ist durch diese bescheidene Kulisse einzuschüchtern. Aber für einen Club, der eine Fan-Freundschaft mit Offenbach unterhält und der zu Beginn seiner Bundesliga-Zugehörigkeit noch über Besucherzahlen von über 15.000 gejubelt hat, ist das Stadion nicht schlecht. Die ersten Logen, die man in Leverkusen hatte, gaben das stolze Gefühl, es gepackt zu haben, jetzt auch dazu zu gehören. Ehe man festgestellt hat, daß es nicht unbedingt "state of the art" ist, wenn sich diese nicht zum Innenraum hin öffnen lassen.

Mit der Saison kann man in Leverkusen zufrieden sein. Der neue Trainer, der das gemachte Bett des Werksclubs der mühevollen Aufbauarbeit in Frankfurt vorzog, ließ vor allem in der Hinrunde mit begeisterndem Offensivfußball aufhorchen. Ironie, daß ausgerechnet die ansonsten nicht ganz dichte Eintracht in Leverkusen mit einer ihrer wenigen disziplinierten Leistungen fast drei Punkte entführt hätte. Als hätten sie Roger Schmidt zeigen wollen, daß er sich falsch entschieden hat. Hat er natürlich nicht, Bayer bietet ihm Möglichkeiten, von denen die Eintracht Jahre entfernt ist.


Platz 5:  #auch seit Jahren alles richtig gemacht


Auch hier gastiert in der nächsten Saison internationaler Fußball. Wenn die Bestuhlung nicht wäre, beliebig austauschbar mit Stadien in Sinsheim, Wolfsburg, Mainz und Dutzenden weiteren in ganz Europa. Fast möchte man dem noch verschonten Rest Großbritanniens, Italien und Spanien wünschen, daß sie keinen Stadionbau-Boom erleben, auf daß der individuelle Charakter eines Stadions, eine unverwechselbare Identität, erhalten bleibe.

Das Stadion hat keinen Charakter, Mannschaft, Trainer und Manager dagegen umso mehr! Großartig, was sich durch Ernsthaftigkeit, Besonnenheit, Willensstärke, Sachverstand und Herz alles auf die Beine stellen läßt. Der Verdiente Lohn sind die bescheidenen Fleischtöpfe der Euro-League, während man in Frankfurt, Köln, Hamburg, Stuttgart und Hannover kleinere Brötchen bäckt und in die Röhre schaut. Aus Augsburg höre ich weder Klagen, daß die Hierarchie der Liga zementiert sei, noch die Ansprüche, daß man ja eigentlich unter die Top 6 gehöre. Stattdessen professionelle Arbeit und Erfolg mit einer Mannschaft, die auf dem Papier sicher nicht die fünftbeste ist. Geht doch.


Platz 6:  #Kellerkind

Mit Glückauf und Kampfbahn hat das heutige Stadion der Schalker nichts zu tun. Und der Club hat damit wohl auch nichts mehr am Hut. Der finanzielle Aufwand, den der Revierclub seit Jahren betreibt, sich dabei seiner Wurzeln entfremdend, steht in keinem Verhältnis zum Ertrag. War bei der Kohleförderung ja auch mal so. 

Für das wahre Kapital des Clubs steht er wie kein Zweiter: Als Jugendtrainer, Talententdecker und Vaterfigur für die zahlreichen Riesentalente, die Schalke hervorbringt. 




Auch hier herrscht Großmannssucht über den Verstand, mit ungleich gravierenderen Folgen als in München. Man träumt vom großen Fußball, will am ganz großen Rad drehen, auf einer Stufe mit Clubs, die nicht vor 57 Jahren das letzte Mal Meister wurden. Obwohl man eine große Fanbasis hat und eine tolle Nachwuchsarbeit, meint man, man müsse sich den schnellen Erfolg kaufen. Als hätte man hier ein so gieriges und ungeduldiges Publikum wie in München, Hamburg, Köln oder Frankfurt. Sie verstehen die eigenen Leute nicht, investieren Millionen in fertige Fußballsöldner, anstatt eine Mannschaft aus Schalkern für Schalke aufzubauen. Jens Keller, obwohl durch eine schwache und illoyale Vereinsführung eineinhalb Jahre lang systematisch demontiert, machte seine Arbeit, hatte Erfolg, der aber verkannt wurde. Di Matteo, der nicht nach Frankfurt wollte - Gott sei dank - schafft es nicht, auf Kellers Arbeit aufzubauen, der verdiente Lohn ist Euro-League-Qualifikation (die kein Problem sein dürfte) statt Champions-League. Das dürften 20 Millionen weniger sein, viel Glück also beim Sparen. Die Geschichte der Saison ist ansonsten schnell erzählt: die Mannschaft steht für nichts besonderes, weder hinten noch vorne, uninteressant. Wer gegen die Eintracht in dieser Saison nicht gewinnen konnte, für den konnte es mit den Saisonzielen nichts werden. Und vieviele werden es wohl noch versuchen, auf Prince Boateng zu bauen? Der immer noch, obwohl angeblich gereift, mässig sozialisierte und nur eingeschränkt integrationswillige hat bei seinem jüngsten und vielleicht letzten Bundesliga-Abstecher weder sich noch der Mannschaft genutzt. Wie hinderlich es doch sein kann, wenn man in jeder Mannschaft, in der man spielt, der talentierteste ist. Für Schalke müßte man hoffen, daß sie aus den letzten Jahren lernen, für die anderen Vereine müßte man hoffen, daß sie aus den letzten Schalker Jahren lernen. Geld schießt dann keine Tore, wenn der Sachverstand fehlt, wie es im Schalker Vorstand der Fall scheint.


Platz 7:  #was ist bloß aus Dir geworden?


Es wird keinen, der meinen Blog freundlicherweise schonmal besucht hat, überraschen, daß ich vorbereitetem Mummenschanz und anderen Jubelchoreografien gar nichts abgewinnen kann. Ich finde es unsportlich und entwertend. Letzteres nicht nur dem Gegner gegenüber, sondern es degradiert einen sportlichen Wettkampf zum Vehikel für eitle Selbstzurschaustellung. Vom Mannschaftsgedanken zum "seht her, wie geil ich bin!". Man schießt ein Tor nicht für die Mannschaft, sondern um mit einer vorbereiteten Jubelaktion ins Fernsehen und ins www zu kommen! Bekloppt.


Die Saison des BVB hat gezeigt, daß selbst ein gut situierter Club durch ein paar unglückliche Personalentscheidungen, Neuzugänge, die nicht funktionieren, gepaart mit Verletzungen, zwei Etagen tiefer rutschen kann. Klopp hat sich verbraucht, sich mit einigen Neuzugängen vertan und schon ist der Bart ab - natürlich in seinem Fall nur in übertragenem Sinne. Plötzlich Chaos und Unsicherheit überall, von der Torhüterposition angefangen. So war das Theater um Klopps Abschiedsverkündung fast das interessanteste, was passierte. Und ein weiterer Beweis dafür, daß der Sport an sich total auf den Hund gekommen ist.


Platz 8:  #nicht Fisch, nicht Fleisch

Bundesliga-Fußball zum Trotz kommen die meisten Menschen nach Sinsheim, weil es hier, einzigartig auf der Welt, Tupulev Tu 144 und Concorde zu bestaunen und besteigen gibt. Ich habe mir allerdings sagen lassen, daß man hier sehr gut, in angenehmer und nicht aufgeheizter, aggressionsfreier Atmosphäre Fußball schauen kann.

Ach, Dietmar Hopp, was ist aus Ihren Millionen geworden? Ein etablierter Bundesligist. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Immerhin scheint man, nachdem es vor 2-3 Jahren so aussah, als wolle man ein zweites Wolfsburg werden und werde daran zugrunde gehen, mit Glisdol und Rosen wieder zur Vernunft und in ruhigeres Fahrwasser zurück gekehrt zu sein. Man spielt ansehnlich Fußball, manchmal zumindest, aber eine klare Identität haben Mannschaft und Verein nicht. Spieler kommen hierher, weil man hier besser bezahlt wird und vermeintlich bessere sportliche Perspektiven vorfindet als andernorts und gehen wieder, wenn sich Bezahlung und Perspektive dann doch woanders als noch verlockender erweisen. Der Standort irgendwo im Niemandsland wird es auch in Zukunft nicht leichter machen, langfristig etwas aufzubauen. Immerhin wollte und will Hopp hier etwas aufbauen, investiert in die Nachwuchsarbeit, ganz anders als an anderen Orten, wo man Teams aus der Retorte, ohne Unterbau und ohne gewachsene Vereinsstruktur und -geschichte aus dem Boden gestampft hat! Respekt dafür.

Platz 9:  #Ende gut, sonst nicht viel

Oh, wie ist das schön, so schön, ... . Die angenehmsten Gefühle kommen auf, wenn man diese Männer sieht. Dr. Hammer, Schoppe-Gert, Grabi, Charlie, Williii, Holz und Co. schafften vor 40 Jahren als vierte Mannschaft nach dem Dresdner SC, Karlsruhe und dem FC Bayern die Titelverteidigung im DFB-Pokal. Die Mannschaft von Dietrich Weise spielte zwar auch immer wieder mal unter ihren Möglichkeiten, gehörte aber der Spitzengruppe der Bundesliga an.


Eine schreckliche Saison ist endlich zu Ende. Bleibt festzuhalten, daß mit nur ein bischen mehr Einsatz, Engagement und Disziplin viel mehr zu erreichen gewesen wäre. Stattdessen gab es ettliche ärgerliche Leistungen oder besser Nicht-Leistungen, in 9 Spielen führte die Eintracht, ohne am Ende zu gewinnen, zweimal sogar mit 2:0. Aus diesen 9 Spielen resultierten gerade mal 4 Punkte, gegen teils schwache Gegner, die aber die Einstellung hatten, die der Eintracht oft fehlte. Leicht auszurechnen, was rausgekommen wäre, wenn sie aus diesen Partien wenigstens 9 Punkte geholt hätten. Dennoch hat Schaaf mit einer schwächeren Mannschaft als in der Vorsaison 7 Punkte mehr geholt als sein in Frankfurt maßlos überschätzter Vorgänger Veh. Ohne daß die Korsettstangen Schwegler, Rode und Jung adäquat ersetzt worden wären.
 Im Gegensatz zu mehreren vorangegangenen Jahren kletterte das Team am Ende wenigstens noch um ein paar Plätze, anstatt zig Millionen Fernsehgelder in den letzten Wochen zu verschenken.
Als positivster Eindruck bleibt ohne Zweifel, daß Alex Meier die Torjägerkannone an den Main geholt hat, über 20 Jahre nachdem dies Tony Yeboah als letztem Frankfurter gelungen war. Das war, bevor Heynckes am Riederwald übernahm, aber das ist eine andere Geschichte. Die Leistung von Meier ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, schließlich hatte er mit Verletzungen zu kämpfen, der Trainer wollte ihn aus der Mannschaft ausbauen, er hatte oft nicht viele Chancen, die Offensive lief nur selten wirklich rund. Ganz andere Bedingungen als seine Verfolger, die allesamt in Spitzenmannschaften spielten, viele Chancen serviert bekamen, oft mit ihren Teams in Führung lagen etc.. Der Lange, der nun auch endlich von den Fans die Achtung erfährt, die er schon seit vielen Jahren verdient, schaffte es, obwohl er die letzten Wochen verletzt zusehen mußte und obwohl er für die Eintracht spielt.


Platz 10:  #nicht grämen in Bremen


Höttges, Bracht, Burdenski, Roentved und co. hätten wohl nicht gedacht, daß an dieser Stelle einmal ein voll überdachtes, reines Fußballstadion stehen würde und sich hier im Schnitt 40.000 die Heimspiele ansehen würden. Und daß sie im Museum landen würden wohl auch nicht. Manches ist eben doch heute besser als früher.

Eine tolle Saison, obwohl für Werder sogar noch mehr drin gewesen wäre. Die Bremer gehören für mich zu den großen Gewinnern der Saison, weil sie zu denen gehören, die aus ihren - wirtschaftlich eher geringen - Möglichkeiten sehr viel machen. Bleibt abzuwarten, ob der Trainer seine Leistung auch über eine volle Saison bestätigen kann. Die Mannschaft scheint jedenfalls Potenzial und Perspektive zu haben. Bis dann wieder einige, die der Verein groß gemacht hat, weggekauft werden. Der Abgang des Nachwuchsstürmers Selke  zu Leipzig ist m.E. zu verschmerzen. Wer in so jungen Jahren und noch am Beginn seiner Entwicklung dem Ruf des Geldes zu einer so unpopulären Firma folgt, dessen Entwicklungspotenzial ist mit Skepsis zu betrachten.


Platz 11:  #Mittelmaß und stolz darauf.

Vom aktuellen Stadion der Mainzer habe ich heute leider kein Foto. Macht nichts, da das neue Stadion sich auch nicht wesentlich von den anderen in den letzten Jahren entstandenen 30.000-Mann Stadien unterscheidet (siehe Augsburg, Sinsheim, Dresden, Aachen etc.). Das alte, hier abgebildete hat immerhin noch individuellen Charakter durch die 4 einzelnen Tribünen, wenngleich es behelfsmässig in relativ kurzer Zeit anstelle des Alten am Bruchweg entstanden war.

Mainz ist ein weiteres gutes Beispiel dafür, was möglich ist, wenn ein Verein ruhig und in personeller Kontinuität geführt wird. Die Mannschaft ist aus meiner Sicht etwas farblos, durchschnittlich, die Ergebnisse waren auch so, aber wo Strutz und Heidel seit über einem Jahrzehnt das Sagen haben, da läuft es, ob der Trainer eine überlebensgroße Figur wie Klopp, ein besessener Tüftler und "Fußballlehrer" im Wortsinn wie Tuchel, eine leisetretender Däne oder ein schweizer Skilehrer, Bergführer und weiß-nicht-was noch-alles mit gleichzeitig schütter werdenden und gefärbt aussehenden Haaren ist. Die 05er, in Frankfurt mit Recht eher als Möchtegern-Lokalrivale scheel angesehen, haben sich zudem längst zum Angstgegner der Eintracht gemausert. Anstatt auf sie herabzusehen, sollte die Eintracht auf solche Clubs schauen und sich fragen, was die besser machen.


Platz 12:  #0:0

Vor 40 Jahren spielte man hier Bundesliga-Fußball, während nebenan das Müngersdorfer Stadion um- und neu gebaut wurde. Für ein Jahr (73/74) hatte Köln sogar 2 Erstligisten, die in der alten Radrennbahn ihre Heimspiele austrugen.

Wie an vielen anderen Standorten wurde auch in Köln bereits 30 Jahre später wieder abgerissen und neu aufgebaut. Hier mit einem für meinen Geschmack schöneren Ergebnis als in den anderen Städten. Schönes Stadion = schöner Fußball geht dabei jedoch nicht miteinander einher.

Mit teils sehr unattraktivem Ergebnisfußball, u.a. neunmal 0:0 hielt der FC ungefährdet die Klasse. Hier scheint man vorerst zur Vernunft gekommen zu sein, läßt Trainer und Manager in Ruhe arbeiten und spinnt nicht. Anerkennung dafür.


Platz 13:   #Frontzek kann es doch

Eines der wenigen großen und doch innenstadtnahen Stadien in Deutschland: das ehemalige Niedersachsenstadion.

Ähnlich wie auf diesem Bild waren in der angelaufenen Saison immer wieder ungewöhnlich viele  Plätze unbesetzt. Fans haben sich vom Verein zeitweise abgewandt, waren dann aber doch wieder da, um die Rettung am allerletzten Spieltag zu feiern.

Fast wären sie abgestiegen, ehe sie ausgerechnet der notorisch erfolglose und auf mich oft etwas melancholisch wirkende Michael Frontzek rettete. Der Verein, der erst Schmadtke nicht mehr haben wollte, dafür aber der Eintracht vor der Saison Prib und Joselu wegschnappte. Der unerwünschte Sportdirektor zeigt nun im fußballerisch oft närrisch-überdrehten Köln, wie wertvoll er sein kann, Joselu zeigt nun in Hannover, was man in Frankfurt schon wußte: Er ist keine 6 Mio wert, 8 Tore schießt auch ein günstigerer und besser integrierter Spieler jederzeit. Solche Irrtümer und Fehleinschätzungen können einen Verein in den Abgrund stürzen lassen.


Platz 14:   #Geh', Veh

Er hat es wieder einmal gerichtet, der Altinternationale. Heute, da es nur noch junge Konzepttrainer zu geben scheint, ist er der letzte einer aussterbenden Rasse, der letzte Feuerwehrmann.


Nachdem sie der Ex-Trainer der Eintracht erfolgreich heruntergewirtschaftet hatte, blieben die Schwaben dank der 6 geschenkten Punkte aus Frankfurt dann doch noch drin. Auch dies ist eine Mannschaft, zu der mir sonst nicht viel einfällt, gesichts- und konturlos, weiß nicht, wofür sie steht. Herausragend, wie der Fußballgott manchmal doch mitspielt. Lothar Matthäus gibt Autogrammstunden in Möbelhäusern und sein Kumpel Armin Veh geht wegen der Perspektiven aus Frankfurt weg und zum VfB, wo er entlarvt wird.


Platz 15:   #Hahohe

Hier entstand später das Olympiastadion, wo die Zuschauer viel näher am Geschehen dran sind, als im Vorgängerstadion. Dennoch zeichnet sich das "deutsche Wembley" dadurch aus, daß hier, ähnlich wie im englischen Wembley, außergewöhnlich große Entfernungen zwischen Zuschauern und Spielfeld liegen. Atmosphäre? Berliner Luft!


Die Hertha war eine von mehreren Mannschaften, die mir so gar nichts sagen und wenn mich in zwei Jahren jemand nach der Berliner Mannschaft von 2014/15 fragen sollte, so weiß ich jetzt schon nicht, was ich sagen soll. Uninteressant wie der Großteil der Liga.


Platz 16:   #Abschreckung pur


"... Rothenbaum, wir erinnern uns genau ...", so dröhnt es in der Hymne "Wir sind schlau, wir sind die Fans vom HSV" (zur My oh my-Melodie). Ja, der HSV war einmal einer der Clubs, die ein eigenes Stadion hatten, in dem vor Bundesligagründung auch Erstligaheimspiele ausgetragen wurden. Im feinen Harvestehude, in der Nähe des Tennisstadions.

Wer gegen die Eintracht 0 Punkte holt (das ist ja wie ein Punktabzug durch den DFB) und dennoch nicht direkt absteigt, der hat es auch verdient! Dieser Club, in dem seit so vielen Jahren so vieles falsch gemacht wird, ja eigentlich nur Fehlentscheidungen getroffen wurden, scheint nicht totzukriegen zu sein. Vielleicht doch "too big to fail". Die einzig sinnvolle und strategisch wertvolle Entscheidung scheint mir, den ehemaligen Hockey-Nationaltrainer Bernhard Peters für Nachwuchskoordination geholt zu haben. Der HSV ist das perfekte Beispiel dafür, was passiert, wenn fußballfremde, geltungssüchtige und ahnungslose Aufsichtsräte zu viel zu melden haben. Wer also aus der eigenen Geschichte nichts gelernt hat (bei der Eintracht waren es in der Vergangenheit auch die Präsidenten), der kann vom HSV lernen. Wenn man einen Verein bzw. eine Fußball-AG gut und erfolgreich führen will, muß man nur alles anders, am besten das Gegenteil machen.


Platz 17:   #bis zuletzt selbst in der Hand gehabt!

Noch sieht so die Heimstatt des SCF aus, in absehbarer Zeit soll an anderer Stelle neu gebaut werden.
Ein dummer und vermeidbarer Abstieg nach einer Saison, in der die Freiburger oft nicht schlecht spielten, aber nicht die entscheidenden Punkte holten, z.B. in Hamburg und Hannover. Sie hatten es, obwohl nicht gerade durch Schiedsrichterentscheidungen begünstigt, bis zur letzten Spielminute selbst in der Hand. Leider brachte eine Fehlentscheidung den Verlust zweier Punkte in Hamburg und auch Herr Stark, wer sonst, gab in Hannover einen Elfmeter für den SC nicht. Hoffentlich kommen sie bald wieder.


Platz 18:   #Eintagsfliege


Schon der erste Ausflug ins Profilager endete ziemlich schnell wieder. Zuvor, noch als Amateurclub, empfing man 1977 die Eintracht im DFB-Pokal. Als Vorzeichen für sehr viel spätere Ereignisse blamierte sich die SGE, mußte über ein Wiederholungsspiel gehen. In Paderborn sah die Eintracht also schon immer schlecht aus.

Der SC Paderborn hat gezeigt, daß man es mit seriöser Arbeit in die Bundesliga schaffen kann, es aber kaum möglich ist, dort zu bleiben, wenn die Mittel zu bescheiden sind. Die letzten Eintagsfliegen in der Liga waren alle keine schlafenden Riesen sondern Clubs, für deren Struktur und Hintergrund die erste Liga eine Nummer zu groß ist. Immerhin hat die Mannschaft einige andere geärgert und hatte bis zum Schlußpfiff der letzten Partie die Möglichkeit, den Klassenerhalt zu schaffen. Und ist auch ein Angstgegner der Eintracht, zumindest zu Hause. Einer von etwa 17 Angstgegnern der Eintracht.



Aufsteiger:  #Horch bzw. Audi

Damals, als es noch einzelne, zum Teil frei stehende Tribünen gab. In dieser Stadt ist also künftig nicht nur erstklassiges Eishockey zu Hause, sondern auch die Fußball-Bundesliga. Anstatt wie einstmals zwei Zweitligaclubs ein Erstligist.

Eine Souveräne Meisterschaft der zweiten Liga, als vermutlich torärmster Tabellenersten aller Zeiten. Diese Mannschaft, wie immer sie in der nächsten Saison aussehen mag, wird das allgemeine Interesse am Ligageschehen bestimmt nicht zunehmen lassen.


Aufsteiger:    #Feierabendprofis

Hier wird also demnächst wieder Bundesliga geboten. Darmstadt ist somit der einzige Verein, dessen Stadion im Vergleich zur Saison 81/82, der letzten Bundesligasaison der Lilien, praktisch völlig unverändert aussieht.





Der erste Bundesligakader der Lilien aus der Saison 1978/79. Die Darmstädter gingen als "Feierabendprofis" in die Geschichte ein, weil die meisten Spieler noch einer Erwerbstätigkeit nachgingen, nach Feierabend trainierten. Für einen Bundesligisten damals schon sehr exotisch. Aus heutiger Sicht extrem sympathisch, den Fußball nicht so wichtig zu nehmen, noch etwas anderes im Leben zu tun zu haben, heute, da schon die Spieler der 3. Liga Vollprofis sind. Aber sportlich haben die Lilien in beiden bisherigen Gastspielen in der Bundesliga wahrlich keine Bäume ausgerissen. Walter Bechtold spielte übrigens für alle 3 hessischen Vetreter in der Bundesliga, so wie später auch Wolfgang Trapp.


Dank des wundersamen Aufstieges der Darmstädter, der sportlich verdient war und sehr guter, seriöser Arbeit geschuldet ist, hat Hessen erstmals seit 1984 wieder 2 Mannschaften in der Bundesliga! Unter Mitwirkung der bei der Eintracht gescheiterten oder nicht genug gewürdigten Stroh-Engel und Heller.