"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!
Montag, 17. September 2012
40 Jahre WHA (World Hockey Association)
Vor fast 40 Jahren, im Oktober 1972, startete die legendäre Eishockeyliga WHA ihren Spielbetrieb. Just zu der Zeit, als die Eishockeywelt gebannt der "Summit-Series", einer acht Spiele umfassenden Serie zwischen den besten Kanadas und der sowjetischen Eishockeyauswahl zugesehen hatte, der ersten Begegnung zwischen den wirklich besten Auswahlteams beider Eishockeysupermächte. Die Homepage der NHL gedachte gerade in einer Artikelserie diesem Gipfeltreffen, in dem die Kanadier zwar knapp die Oberhand behalten hatten (4-3-1), das ihnen aber deutlich aufgezeigt hatte, daß sie keineswegs die alleinige Weltherrschaft des Eishockey innehatten. Ohne Bobby Orr und Bobby Hull angetreten, den seinerzeit spektakulärsten Aushängeschildern, hatten sie sich vor allem mit körperlicher Härte gegen die filigraneren und schneller kombinierenden Sowjets durchgesetzt, gipfelnd darin, daß Bobby Clarke dem nie in den Griff zu bekommenden Valeri Charlamov durch einen gezielten Stockschlag einen Knöchelbruch zufügte.
Es lohnt sich, wenn auch aus anderen Gründen, dieser unvergesslichen Konkurrenzliga zur NHL ein Denkmal zu setzen, die sich also (wie die Sbornaja) aufmachte, dem Eishockey-Establishment das Fürchten zu lehren. Über die WHA kursieren so viele köstliche Anekdoten, daß man diese Liga erfinden müßte, hätte es sie nicht tatsächlich gegeben.
Es gab haufenweise Teampleiten, Umzüge von Mannschaften, teilweise bei laufendem Spielbetrieb, geplatzte Gehaltsschecks, Mannschaften, die auf Flughäfen festsaßen, weil das Auftanken des Flugzeuges nicht bezahlt werden konnte (ehe der Konditionstrainer mit seiner Kreditkarte aushalf), Teams aus dem frostigen Norden, die einen Aufenthalt in San Diego so sehr genossen, daß sie wegen des Sonnenbrandes die Ausrüstung kaum anlegen konnten, ein Pokal, der während der Finalserie noch gar nicht beschafft worden war und so kurzerhand in einem lokalen Sportgeschäft gekauft werden mußte, vom Pressesprecher der New England Whalers, usw.
Und natürlich, in der Ära der "Big bad Bruins" und der "Broad Street Bullies" in der NHL, viele viele Faustkämpfe und sehr hartes Spiel. Ein Teambesitzer soll gesagt haben "If we don't stop this fighting, we have to build larger rinks!".
Die Geschichte der WHA ist die Geschichte ebenso wagemutiger wie inkompetenter Geschäftsleute, die sich hoffnungslos übernahmen, beim Versuch, mit einer für sie exotischen und unbekannten Sportart Geld zu machen. Von Teambesitzern - insgesamt versuchten während des siebenjährigen Bestehens der Liga 26 Teams ihr Glück - soll überhaupt nur einer einen Gewinn erzielt haben, indem er sein Team nach nur wenigen Monaten wieder verkaufte. Die vielen Geschichten, die die WHA schrieb, sind zu zahlreich, um in einem Post untergebracht zu werden, daher will ich versuchen, in den nächsten Wochen einige von ihnen weiter zu erzählen. Interessierten kann ich nur empfehlen, das Buch "The rebell league - the short and unruly life of the WHA" zu lesen, Lacher sind garantiert.
Dienstag, 11. September 2012
Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich - Wien, nur du allein
Heute geht es wieder mal darum, daß die kleine Skifahrernation Österreich davon träumen darf, der großen Fußballnation Deutschland ein Bein zu stellen. Man erinnert sich an frühere Sensationen, blendet aus, daß es zuletzt in der EM-Quali 0:2 und 2:6 hieß. Die Nachfolger von Koncilia, Sara, Pezzey, Prohaska, Hickersberger, Jara, Krankl und Schachner gehen mit einer Auswahl aus durchschnittlichen Bundesligaspielern ins Rennen. Deutschland, starr vor Respekt, geht von der Marschroute und Taktik des letzten Spieles weg, stellt das Mittelfeld defensiver und nimmt den technisch und spielerisch herausragenden Götze zugunsten von Bender (der erwarteten Formation zu Folge) heraus. Erinnert an das EM-Halbfinale, als ohne jede Notwendigkeit Schürrle und Reus aus der Startelf genommen worden waren? Oder es ist, das Spiel ist ja noch nicht gespielt, ein genialer Bluff von Löw (der ja bei Eintracht Frankfurt noch mit Österreich-Legende Pezzey zusammenspielte). Tatsächlich bleibt es bei einem defensiven Mittelfeldspieler und der Offensive aus dem Farroer-Spiel. Pflichtsieg im möchtegern-Hexenkessel von Wien, wo die dem Spielfeld nächstgelegenen Plätze gefühlt weiter weg sind als in Dortmund die entferntesten.
Das wäre früher nicht so leicht gewesen, denn ...
Was viele nicht wissen mögen und was sich selbst auf den zweiten und dritten Blick nicht erschließt: Wien war einst eine Hochburg des Fußballs. Bereits 1924 wurde eine Profiliga eingeführt, die nur aus Hauptstadtklubs bestand, der Fußball aus den Bundesländern wurde als Amateurfußball geführt. Als es noch keinen der heutigen Europapokalwettbewerbe gab, existierte der Mitropa-Cup, der höchstrangige Vereinswettbewerb, an dem außer den Wiener Clubs u.a. die Spitzenteams aus Italien und Ungarn teilnahmen. Hier spielten die Wiener Vereine meist gute Rollen, die Partien lockten stets mehrere Zehntausend ins Praterstadion. Die überall im Stadtgebiet verteilten Vereinsstadien waren für diese Spiele zu klein. Neben dem Vereinsfußball machte - bevor Deutschland erstmals mit der Breslau-Elf ein Team von Rang besaß - auch die Nationalmannschaft, wegen ihrer Spielweise und Ergebnisse als Wunderteam bezeichnet, Furore. Zeitgenössische Beschreibungen lassen das "Scheiberlspiel" des Wunderteams, eine technisch feine, verspielte Art Fußball zu zelebrieren, wie den heutigen Stil der Spanier vor dem geistigen Auge erscheinen. Allen voran der Austrianer Matthias Sindelar, wegen seiner Statur "der Papierene" genannt, war ein Idol der Wiener Buben, nach seinem mythenumrankten Tod säumten Tausende den Trauerzug. Bei der WM 1934 scheiterte man im Halbfinale am späteren Weltmeister Italien, nicht zuletzt dank merkwürdiger Schiedsrichterentscheidungen, die damals den Gastgebern den Weg ebneten.
Die 20er und 30er Jahre des Wiener Fußballs waren auch beim Publikum ein Riesenerfolg, auch weil - hier den Deutschen um Jahrzehnte voraus - sich alle Bildungsschichten vom runden Leder angezogen fühlten. Die intellektuelle Elite der Kulturmetropole ebenso wie die Arbeiterschaft, Fußball war gesellschaftsfähig. In Deutschland dagegen war der Fußball bis weit in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts (Spieler und Publikum betreffend) eine Domäne der Proleten, ehe sich zunehmend auch Intellektuelle und der Kulturbetrieb zu unser aller Lieblingssport bekannten. In Wien gab es also schon viel früher Spiel- und auch Fankultur, letztere allerdings in anderem Sinne als heute verstanden, als bei uns.
Heute muß man sich schon sehr aktiv auf Spurensuche begeben, um Belege für den ehemals hohen Stellenwert des Sportes zu finden. Im Hier und Jetzt scheint der Fußball den Wienern herzlich egal zu sein. Anders als in deutschen Städten, findet er hier im öffentlichen Bild kaum statt. Autoaufkleber, Minitrikots in Autofenstern, Passanten in Fankleidung, Spielplakate im Straßenbild, Fanartikel in Geschäften? Alles Fehlanzeige! Am Spieltag trifft man keine pilgernden Fans in der Innenstadt. Die Zuschauerzahlen sind wie auch die Leistungen eher dritt- denn zweitklassig.
Sucht man den Wiener Fußball, so findet man vieles, das nicht mehr da ist. Ehemalige Meisterclubs existieren nicht mehr, wie Admira und Wacker, deren Fusion und Fortbestand als Admira-Wacker eine von den Fans nicht akzeptierte Mogelpackung darstellte, da dieser Anfang der 70er entstandene Club fortan nicht mehr im Wiener Stadtgebiet zu Hause war. Ein weiterer mehrfacher ehemaliger Meister, Hakoah Wien, war ein rein jüdischer Club, der von den Nazis ausgelöscht wurde. Die Altmeister Vienna und Sportclub sind in der Versenkung der zweiten bzw. dritten Liga verschwunden, geben seit Jahren nur noch kurze Stipvisiten in der ersten Liga ab. Eine traurige Entwicklung, zumal die Blütezeit des Wiener Fußballs auch durch die Machtergreifung der Nazis nicht vollständig gebrochen wurde, wenngleich das Wunderteam ausgedient hatte, der vielleicht beste europäische Mittelstürmer der Zeit, Matthias Sindelar, Karriere und bald danach auch Leben hinter sich hatte.
Nach dem Krieg ging es auch gut weiter, Zuschauerandrang und Leistungen weiterhin auf hohem internationalen Niveau, wie nicht zuletzt das starke Abschneiden bei der WM 1954 auswies, als die Nationalelf im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister aus Deutschland nur sehr unglücklich scheiterte. Das Team um die Stars Oczwirk, Happel, Hannapi mußte sich u.a. durch zwei Elfmeter geschlagen geben und hatte das Handicap zu tragen, daß der sonst starke Torhüter Zeman, durch einen Sonnenstich geschwächt, völlig verwirrt in seinem Revier umhertorkelte.
In den sechziger Jahren begann der Niedergang der alten Herrlichkeit, es wurde auch erstmals mit dem Linzer ASK ein nicht-Wiener Club Meister. Nach und nach verschwanden Vereine von der Bildfläche (neben Admira und Wacker auch noch der FC Wien, zwar nie Meister aber auch Jahrzehnte eine feste Größe), geblieben sind lediglich Rapid und Austria, die jedoch allzu oft der Musik in der Liga hinterherlaufen. Auch das vorübergehende Zwischenhoch - bis jetzt das letzte - Ende der 70er Jahre mit der WM '78, Europapokal-Final- und Halbfinalteilnahmen der Austria konnte daran nichts ändern. Heute trägt die Austria das Derby gegen Rapid nicht mal mehr im Prater aus, sondern im eigenen, nur 11.000 Zuschauer fassenden Horr-Stadion, so weit ist es gekommen.
Das wäre früher nicht so leicht gewesen, denn ...
Was viele nicht wissen mögen und was sich selbst auf den zweiten und dritten Blick nicht erschließt: Wien war einst eine Hochburg des Fußballs. Bereits 1924 wurde eine Profiliga eingeführt, die nur aus Hauptstadtklubs bestand, der Fußball aus den Bundesländern wurde als Amateurfußball geführt. Als es noch keinen der heutigen Europapokalwettbewerbe gab, existierte der Mitropa-Cup, der höchstrangige Vereinswettbewerb, an dem außer den Wiener Clubs u.a. die Spitzenteams aus Italien und Ungarn teilnahmen. Hier spielten die Wiener Vereine meist gute Rollen, die Partien lockten stets mehrere Zehntausend ins Praterstadion. Die überall im Stadtgebiet verteilten Vereinsstadien waren für diese Spiele zu klein. Neben dem Vereinsfußball machte - bevor Deutschland erstmals mit der Breslau-Elf ein Team von Rang besaß - auch die Nationalmannschaft, wegen ihrer Spielweise und Ergebnisse als Wunderteam bezeichnet, Furore. Zeitgenössische Beschreibungen lassen das "Scheiberlspiel" des Wunderteams, eine technisch feine, verspielte Art Fußball zu zelebrieren, wie den heutigen Stil der Spanier vor dem geistigen Auge erscheinen. Allen voran der Austrianer Matthias Sindelar, wegen seiner Statur "der Papierene" genannt, war ein Idol der Wiener Buben, nach seinem mythenumrankten Tod säumten Tausende den Trauerzug. Bei der WM 1934 scheiterte man im Halbfinale am späteren Weltmeister Italien, nicht zuletzt dank merkwürdiger Schiedsrichterentscheidungen, die damals den Gastgebern den Weg ebneten.
Die 20er und 30er Jahre des Wiener Fußballs waren auch beim Publikum ein Riesenerfolg, auch weil - hier den Deutschen um Jahrzehnte voraus - sich alle Bildungsschichten vom runden Leder angezogen fühlten. Die intellektuelle Elite der Kulturmetropole ebenso wie die Arbeiterschaft, Fußball war gesellschaftsfähig. In Deutschland dagegen war der Fußball bis weit in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts (Spieler und Publikum betreffend) eine Domäne der Proleten, ehe sich zunehmend auch Intellektuelle und der Kulturbetrieb zu unser aller Lieblingssport bekannten. In Wien gab es also schon viel früher Spiel- und auch Fankultur, letztere allerdings in anderem Sinne als heute verstanden, als bei uns.
Heute muß man sich schon sehr aktiv auf Spurensuche begeben, um Belege für den ehemals hohen Stellenwert des Sportes zu finden. Im Hier und Jetzt scheint der Fußball den Wienern herzlich egal zu sein. Anders als in deutschen Städten, findet er hier im öffentlichen Bild kaum statt. Autoaufkleber, Minitrikots in Autofenstern, Passanten in Fankleidung, Spielplakate im Straßenbild, Fanartikel in Geschäften? Alles Fehlanzeige! Am Spieltag trifft man keine pilgernden Fans in der Innenstadt. Die Zuschauerzahlen sind wie auch die Leistungen eher dritt- denn zweitklassig.
Sucht man den Wiener Fußball, so findet man vieles, das nicht mehr da ist. Ehemalige Meisterclubs existieren nicht mehr, wie Admira und Wacker, deren Fusion und Fortbestand als Admira-Wacker eine von den Fans nicht akzeptierte Mogelpackung darstellte, da dieser Anfang der 70er entstandene Club fortan nicht mehr im Wiener Stadtgebiet zu Hause war. Ein weiterer mehrfacher ehemaliger Meister, Hakoah Wien, war ein rein jüdischer Club, der von den Nazis ausgelöscht wurde. Die Altmeister Vienna und Sportclub sind in der Versenkung der zweiten bzw. dritten Liga verschwunden, geben seit Jahren nur noch kurze Stipvisiten in der ersten Liga ab. Eine traurige Entwicklung, zumal die Blütezeit des Wiener Fußballs auch durch die Machtergreifung der Nazis nicht vollständig gebrochen wurde, wenngleich das Wunderteam ausgedient hatte, der vielleicht beste europäische Mittelstürmer der Zeit, Matthias Sindelar, Karriere und bald danach auch Leben hinter sich hatte.
Nach dem Krieg ging es auch gut weiter, Zuschauerandrang und Leistungen weiterhin auf hohem internationalen Niveau, wie nicht zuletzt das starke Abschneiden bei der WM 1954 auswies, als die Nationalelf im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister aus Deutschland nur sehr unglücklich scheiterte. Das Team um die Stars Oczwirk, Happel, Hannapi mußte sich u.a. durch zwei Elfmeter geschlagen geben und hatte das Handicap zu tragen, daß der sonst starke Torhüter Zeman, durch einen Sonnenstich geschwächt, völlig verwirrt in seinem Revier umhertorkelte.
In den sechziger Jahren begann der Niedergang der alten Herrlichkeit, es wurde auch erstmals mit dem Linzer ASK ein nicht-Wiener Club Meister. Nach und nach verschwanden Vereine von der Bildfläche (neben Admira und Wacker auch noch der FC Wien, zwar nie Meister aber auch Jahrzehnte eine feste Größe), geblieben sind lediglich Rapid und Austria, die jedoch allzu oft der Musik in der Liga hinterherlaufen. Auch das vorübergehende Zwischenhoch - bis jetzt das letzte - Ende der 70er Jahre mit der WM '78, Europapokal-Final- und Halbfinalteilnahmen der Austria konnte daran nichts ändern. Heute trägt die Austria das Derby gegen Rapid nicht mal mehr im Prater aus, sondern im eigenen, nur 11.000 Zuschauer fassenden Horr-Stadion, so weit ist es gekommen.
Die Hohe Warte fasste einst 90.000 Besucher, in den 20er und 30er Jahren war die Naturarena quasi das Nationalstadion. |
Ein Wiener Intellektueller, der mit Fußball nichts am Hut hatte. |
Darum beneidet Wien die ganze Welt: das Schnitzel von Figlmüller, hier bereits zur Hälfte geschafft. |
Dienstag, 4. September 2012
Ist es denn die possibility? und kleiner Exkurs über Torhüterprobleme
Zwei Spieltage sind gespielt und die Eintracht steht jetzt schon da, wo sie eigentlich erst am Saisonende stehen sollte. Schlechtes Timing, zumal, da als nächstes der HSV kommt, mit seinem Messias, dem internationalem Tempo nicht mehr gewachsenen und daher in der Elftal ausgemusterten Van der Vaart. Eine Aufgabe, ähnlich der ersten Begegnung mit einem Gegner nach einem Trainerwechsel. Ich hoffe, die Eintracht läßt sich nicht von einer Mannschaft aufhalten, deren Hoffnungen vor allem auf Spielern beruhen, die von nur mittelmässigen Teams aussortiert wurden. Immerhin kommt der HSV mit einem Torhüter in bestechender Form, der durchaus die Vormachtstellung Neuers gefährden könnte. Prognosen gebe ich seit der EURO, wo ich des öfteren trotz exzellenter Einschätzungen danebenlag, ungern ab. Insgesamt erwarte ich aber eine gute Saison der Eintracht, d.h. die bisherigen Leistungen werden bestätigt und es wird irgendetwas zwischen Rang 12 und 6.
Zurück zur Torhüterfrage: Vor der WM 2010 war Adler die klare Nummer 1, hatte in der Quali gegen Rußland zweimal überragend gehalten und verlor seinen Status nur verletzungsbedingt. Nach zwei Spieltagen ist es natürlich noch zu früh, eine Wachablösung zu fordern oder zu propagieren. Aber bei der EURO war nicht alles Gold, was bei Neuer glänzte, wenngleich er keine gravierenden Fehler machte.
In der Nationalelf war schon öfter in der Vergangenheit der als Nummer 1 gesetzte Torhüter nicht der beste in der Liga. Das beginnt spätestens mit Sepp Maier, der 1970 bestimmt nicht stärker als Manglitz war, welcher sich widerum durch seine unbequeme Art selbst im Weg stand, ähnlich wie später Uli Stein. Die Halbfinalniederlage gegen Italien 1970 ging aus meiner Sicht nicht nur auf die Kappe des Schiedsrichters, die Leistung von Maier steht für mich auf einer Stufe mit Schumacher 1986 und Kahn 2002. Wobei die beiden letztgenannten Niederlagen wenigstens verdient waren. 1978 war Maier auch nicht mehr der beste deutsche Torwart, aber der (vielleicht sogar über die gesamten 70er Jahre betrachtet) stärkere Bernd Franke fiel verletzt aus, Rudi Kargus fehlte ebenso die ganz große Internationale Erfahrung wie Norbert Nigbur, die beide ebenfalls in der Liga stärker hielten als Maier. In der Ära Schumacher gab es zwar mit Stein einen starken, fast ebenbürtigen Konkurrenten, aber da der Kölner selbst lange Zeit Weltklasseformat verkörperte, kam Stein zurecht nicht an ihm vorbei. Nach der Übergangsphase mit Eike Immel begann die Ära Ilgner, von dem ich mich frage, ob er überhaupt jemals der beste deutsche Keeper war. Köpke war der leidtragende, durch das Festhalten von Vogts an Ilgner begann seine Ära um mindestens zwei Jahre zu spät. Dafür durfte er auch zwei Jahre länger als sportlich gerechtfertigt die Nummer 1 bleiben, ehe endlich Kahn zum Stammtorhüter wurde. Ihm saß ebenfalls ein fast gleichwertiger Konkurrent im Nacken, der schließlich auch etwas überraschend 2006 den Vorzug bekam. Das war in meiner Erinnerung das erste Mal, daß eine Nummer 1 quasi durch Trainerentscheid abgesetzt wurde. Und a propos Kahn: nach der WM 2002, während der er überirdische Leistungen gezeigt hatte, nur um im Finale durch einen Patzer die deutsche Niederlage einzuläuten, fiel er in ein Tief und der damalige Stuttgarter Hildebrand zeigte Klasseleistungen in Serie, war in jener Saison der beste deutsche Tormann. Ohne daß sich dieses in der Nationalmannschaft niedergeschlagen hätte. Aktuell also Neuer, der meiner Meinung nach etwas zu beweisen hat und dessen sportlich größter Rivale noch nicht mal im Kader der Nationalmannschaft steht. Der zweitbeste Torhüter der letzten Saison verspricht indessen, in der Nationalmannschaft der neue Kwiatkowski zu werden, der dritte, Zieler, ist deutlich schwächer einzuschätzen als Weidenfeller, der noch nie das Nationaltrikot getragen hat, obwohl er seit Jahren konstant stark hält. Alles schon mal dagewesen, von Schön bis Löw hatten alle Bundestrainer ähnliche Situationen, die sie nicht immer zum Besten der Mannschaft lösten. Meist aber, das muß auch erwähnt werden, blieb es ohne Folgen für unsere Mannschaft.
Wesentlich leichter taten sich die Eintrachttrainer der letzten 10 - 15 Jahre, die immer wieder neue Männer als vermeintliche Nummer 1 holten, die sich dann wiederholt nicht gegen Nikolov durchsetzen konnten. Im Fall von Markus Pröll tragischerweise, da dieser das Zeug zum Klassemann hatte, sogar einmal nach einer Hinserie vom Kicker auf Platz 1 der Rangliste (der 1. Liga!) gesetzt wurde. Der sympathische Mazedonier aus Darmstadt ist nun alles andere als ein Platzhirsch, der Konkurrenz wegbeißt oder niederstarrt, wie es Kahn oder Lehmann z.B. waren, er hat seine Rivalen womöglich durch seine stoische Ruhe hypnotisiert oder, ganz im Gegenteil nervös gemacht. Nun hat die SGE erneut einen sehr talentierten Torhüter, der erstmals seit langem eine Torhüter-Ära gestalten könnte. Ich weigere mich die letzten Jahre als "Ära" Nikolov zu bezeichnen, obwohl er in den letzten 15 Jahren die meisten Spiele gemacht hat, da er nur selten zu Saisonbeginn als Nummer 1 gesetzt war.
Bisher gab es die Ära Loy, die Ära Kunter und die Ära Stein bei der Eintracht, sie waren die nachhaltigsten, am längsten die Nummer 1 besetzenden Torhüter in Frankfurt. Die anderen, von Tilkowski über Wienhold, Koitka, Pahl, Gundelach, Köpke, Heinen und Pröll, regierten zu kurz, ungeachtete ihrer teilweise vorhandenen sportlichen Klasse.
Zurück zur Torhüterfrage: Vor der WM 2010 war Adler die klare Nummer 1, hatte in der Quali gegen Rußland zweimal überragend gehalten und verlor seinen Status nur verletzungsbedingt. Nach zwei Spieltagen ist es natürlich noch zu früh, eine Wachablösung zu fordern oder zu propagieren. Aber bei der EURO war nicht alles Gold, was bei Neuer glänzte, wenngleich er keine gravierenden Fehler machte.
In der Nationalelf war schon öfter in der Vergangenheit der als Nummer 1 gesetzte Torhüter nicht der beste in der Liga. Das beginnt spätestens mit Sepp Maier, der 1970 bestimmt nicht stärker als Manglitz war, welcher sich widerum durch seine unbequeme Art selbst im Weg stand, ähnlich wie später Uli Stein. Die Halbfinalniederlage gegen Italien 1970 ging aus meiner Sicht nicht nur auf die Kappe des Schiedsrichters, die Leistung von Maier steht für mich auf einer Stufe mit Schumacher 1986 und Kahn 2002. Wobei die beiden letztgenannten Niederlagen wenigstens verdient waren. 1978 war Maier auch nicht mehr der beste deutsche Torwart, aber der (vielleicht sogar über die gesamten 70er Jahre betrachtet) stärkere Bernd Franke fiel verletzt aus, Rudi Kargus fehlte ebenso die ganz große Internationale Erfahrung wie Norbert Nigbur, die beide ebenfalls in der Liga stärker hielten als Maier. In der Ära Schumacher gab es zwar mit Stein einen starken, fast ebenbürtigen Konkurrenten, aber da der Kölner selbst lange Zeit Weltklasseformat verkörperte, kam Stein zurecht nicht an ihm vorbei. Nach der Übergangsphase mit Eike Immel begann die Ära Ilgner, von dem ich mich frage, ob er überhaupt jemals der beste deutsche Keeper war. Köpke war der leidtragende, durch das Festhalten von Vogts an Ilgner begann seine Ära um mindestens zwei Jahre zu spät. Dafür durfte er auch zwei Jahre länger als sportlich gerechtfertigt die Nummer 1 bleiben, ehe endlich Kahn zum Stammtorhüter wurde. Ihm saß ebenfalls ein fast gleichwertiger Konkurrent im Nacken, der schließlich auch etwas überraschend 2006 den Vorzug bekam. Das war in meiner Erinnerung das erste Mal, daß eine Nummer 1 quasi durch Trainerentscheid abgesetzt wurde. Und a propos Kahn: nach der WM 2002, während der er überirdische Leistungen gezeigt hatte, nur um im Finale durch einen Patzer die deutsche Niederlage einzuläuten, fiel er in ein Tief und der damalige Stuttgarter Hildebrand zeigte Klasseleistungen in Serie, war in jener Saison der beste deutsche Tormann. Ohne daß sich dieses in der Nationalmannschaft niedergeschlagen hätte. Aktuell also Neuer, der meiner Meinung nach etwas zu beweisen hat und dessen sportlich größter Rivale noch nicht mal im Kader der Nationalmannschaft steht. Der zweitbeste Torhüter der letzten Saison verspricht indessen, in der Nationalmannschaft der neue Kwiatkowski zu werden, der dritte, Zieler, ist deutlich schwächer einzuschätzen als Weidenfeller, der noch nie das Nationaltrikot getragen hat, obwohl er seit Jahren konstant stark hält. Alles schon mal dagewesen, von Schön bis Löw hatten alle Bundestrainer ähnliche Situationen, die sie nicht immer zum Besten der Mannschaft lösten. Meist aber, das muß auch erwähnt werden, blieb es ohne Folgen für unsere Mannschaft.
Wesentlich leichter taten sich die Eintrachttrainer der letzten 10 - 15 Jahre, die immer wieder neue Männer als vermeintliche Nummer 1 holten, die sich dann wiederholt nicht gegen Nikolov durchsetzen konnten. Im Fall von Markus Pröll tragischerweise, da dieser das Zeug zum Klassemann hatte, sogar einmal nach einer Hinserie vom Kicker auf Platz 1 der Rangliste (der 1. Liga!) gesetzt wurde. Der sympathische Mazedonier aus Darmstadt ist nun alles andere als ein Platzhirsch, der Konkurrenz wegbeißt oder niederstarrt, wie es Kahn oder Lehmann z.B. waren, er hat seine Rivalen womöglich durch seine stoische Ruhe hypnotisiert oder, ganz im Gegenteil nervös gemacht. Nun hat die SGE erneut einen sehr talentierten Torhüter, der erstmals seit langem eine Torhüter-Ära gestalten könnte. Ich weigere mich die letzten Jahre als "Ära" Nikolov zu bezeichnen, obwohl er in den letzten 15 Jahren die meisten Spiele gemacht hat, da er nur selten zu Saisonbeginn als Nummer 1 gesetzt war.
Bisher gab es die Ära Loy, die Ära Kunter und die Ära Stein bei der Eintracht, sie waren die nachhaltigsten, am längsten die Nummer 1 besetzenden Torhüter in Frankfurt. Die anderen, von Tilkowski über Wienhold, Koitka, Pahl, Gundelach, Köpke, Heinen und Pröll, regierten zu kurz, ungeachtete ihrer teilweise vorhandenen sportlichen Klasse.
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