Zurück zum Jubilar - seine Karriere war überschattet von auf Vereinsebene der Ära Bayern gegen Gladbach, auf Einzelspielerebene von der Ära Netzer/Overath. Dafür, daß sein Verein trotz mancher Galavorstellung also der Musik meistens hinterherlief und er in der Nationalelf nicht auf seiner Wunschposition eingesetzt wurde, ist seine Länderspielbilanz sehr beachtlich. Er fühlte sich oft nicht wohl in der von Bayern/Gladbach dominierten Nationalelf, in der er oft Außenstürmer spielen mußte und in der das Flügelspiel gerade in den 70ern oft vernachlässigt wurde, das Spiel lief an ihm oft vorbei, ein Hohn für einen so großen Fußballspieler, aber wenn sechs Spieler aus einem Verein aufgestellt sind, dann spielen die halt miteinander. Grabi war bei drei Weltmeisterschaften dabei, beendete nach dem Sieg von München an seinem 30. Geburtstag die Länderspielkarriere. Viele sind der Meinung, daß danach erst seine beste Zeit anfing, er sich zum besten Mittelfeldspieler der Bundesliga aufschwang (was sich auch in den Kicker-Ranglisten niederschlug). Deshalb wollte Helmut Schön ihn auch zum Comeback für die WM 1978 überreden, aber Grabi wollte nicht mehr. Sieht man sich die blutleeren Vorstellungen der Deutschen in diesem Turnier an, so ist dies sicher zu bedauern, vielleicht hätte Grabowski die hochveranlagten Stürmer (Dieter Müller, Rummenigge, Fischer) besser in Szene gesetzt als Flohe (im Turnier verletzt ausgeschieden) und Hansi Müller (schön aber maßlos überschätzt). Aber in der Karriere eines jeden wirklich großen Eintrachtspielers geht es ja oft um das "was wäre wenn ...".
Internationale Highlights, die ihn auch über sein Wirken für die Eintracht hinaus unsterblich machen: Serienweise starke Vorstellungen als Einwechselspieler bei der WM 1970, die ihm den zweifelhaften Ruf als bester Einwechselspieler der Welt eingebracht haben. Viele hinreissende Flankenläufe. Was etwas untergeht: im sogenannten Jahrhundertspiel gegen Italien spielte er von Anfang an, seine Flanke führte zum 1:1 durch Schnellinger ("was wäre wenn" ... gegen Italien Manglitz oder Wolter im Tor gestanden hätten? Maier hat in dem Spiel gehalten wie Schuhmacher an gleicher Stelle 1986).
Grabi spielte in Wembley, war beim ersten Sieg einer deutschen Mannschaft auf englischem Boden dabei, jenem legendären 3:1, mit Netzer u.a. in der Europameisterschafts-Quali. Bei der WM 1974 flog er nach dem DDR-Spiel aus der Mannschaft, schmorte dann gegen Jugoslawien auf der Bank und kam gegen Schweden erst Mitte der zweiten Halbzeit bei 2:2 ins Spiel. Sein Tor, als er eine Vorlage von Bernd Hölzenbein von Halbrechts in die lange Ecke schoß, brachte die Vorentscheidung. In den verbleibenden Spielen spielte er dann durch und spielte stark.
Er war ein ganz großer, so gut, daß er etwas besseres verdient hatte als die Eintracht, der er dennoch immer treu geblieben ist. Das und seine Leistungen werde ich ihm nie vergessen.
Ich wünsche ihm noch ein langes, gesundes und glückliches Leben.
Grabi forever.
Die Eintracht 1965: Ein aufstrebender junger Stürmer aus Wiesbaden taucht erstmals im Kader auf (erster von links, hintere Reihe) |
Im WM-Kader 1966, nur ein Jahr nach seinem Bundesligadebut. Ihm blieb nur die Zuschauerrolle, auch, weil es damals noch keine Auswechslungen gab. |
Stars and cars: In den 70ern fuhren manche seiner Kollegen halbseidene Angeberkarren (Jaguar, Ferrari u.ä.), Grabi bevorzugte die S-Klasse, das beste Auto der Welt für den Weltklassespieler. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen