Trevor Erhardt (Graffito eines unbekannten Künstlers) |
Ich hab' über ihn schon ein paar Zeilen in älteren Posts geschrieben, will mich hier nicht wiederholen. Aber ...
Trevor Erhardt kam 1983 als 20-Jähriger zum damaligen Zweitligisten Eintracht Frankfurt. Nicht zuletzt auch, weil er in einem Freundschaftsspiel der Eintracht gegen Erhardts Team (University of) Calgary Dinosaurs mehrere Tore geschossen hatte. Mit seiner herzerfrischenden, mitreißenden Spielweise und seinem sympathischen Wesen avancierte er schnell zum Publikumsliebling, obendrein wurde er zu einem der besten Torjäger der damaligen 2. Liga Nord. Er trug wesentlich dazu bei, daß die SGE 1986 völlig unerwartet den Aufstieg in die 1. Bundesliga schaffte. Mit diesem Aufstieg kam Frankfurt endgültig auf der deutschen Eishockey-Landkarte an. Wer weiß, ob der Eishockey-Standort Frankfurt heute so anerkannt wäre, wenn Erhardt und co. damals nicht die Gunst der Stunde als konstanteste Mannschaft der Aufstiegsrunde genutzt hätten.
Von vielen nicht erwartet, konnte Erhardt sich auch in der ersten Liga behaupten und mithalten, auch wenn, wie schon zu Zweitligazeiten, andere Kontingentspieler noch mehr Punkte sammelten. Man muß ihn erlebt haben, um zu verstehen, daß ich diesen kleinen Wirbelwind jedem Valentine, Lee, Pouzar, Messier, Yates, Berry, Jarkko, Schreiber, Currie, Silk etc. vorzog.
Insgesamt spielte er fünf Jahre für die Eintracht, im deutschen Eishockey eine Ära. Seiner Popularität konnte auch nichts anhaben, daß er von der SGE für ein Jahr nach Bad Nauheim wechselte. Zumal er nach der Eintracht-Pleite nach Frankfurt zurückkehrte, um den neugegründeten Löwen beim Wiederaufbau des Frankfurter Eishockey zu helfen. So war es ihm ein zweites Mal mit zu verdanken, daß Frankfurt auf der Landkarte erschien, da die vielen Kantersiege und im Schnitt über 4.000 Zuschauer weit über die Grenzen Hessens und der viertklassigen Regionalliga hinaus für Aufsehen sorgten. Die Spiele der ersten Löwen-Teams waren eine Riesengaudi für Fans und Spieler, es waren viele ehemalige Eintrachtspieler aus den ersten Erhardt-Jahren dabei, sowie Eigengewächse, für die der Sprung in die Erste Mannschaft zu Bundesligazeiten zu groß gewesen wäre.
Noch ein kleiner Schwank am Rande, der verrät, was er außerhalb des Eises für ein Mensch ist: Vor ein paar Jahren planten Freunde von uns eine Reise nach Westkanada. von den spärlichen Infos, die man im Netz über Erhardt findet, wußte ich, daß er in Kelowna lebt. Ich erzählte unseren Freunden, die mit Eishockey nichts am Hut hatten und nie von ihm gehört hatten, von ihm. Als die dort drüben waren, suchten sie Erhardt im Telefonbuch, riefen bei ihm an und er war tatsächlich zu einem Treffen bereit! Er traf die wildfremden Deutschen am Bootshafen in Kelowna, sie unterhielten sich, machten Fotos und er gab ihnen ein Autogramm mit einer netten Widmung für mich mit! Er kannte die Leute nicht, sie ihn vorher auch nicht und sie waren noch nicht mal Fans! Niemand hätte irgendetwas auszusetzen gehabt, wenn er keine Lust gehabt hätte.
Heute also wird mein ewiger Lieblingsspieler des Frankfurter Eishockey 60. Alles Gute.