Dieses Jahr muß man sich aber auch, früher als sonst bzw. nach einer kürzeren Pause als gewohnt, mit Fußball befassen.
Abgesehen davon, daß das natürlich Quatsch ist, weil man sich ja nicht damit befassen muß, ist dies ein eher unangenehmes Thema in Frankfurt - sofern man es mit der Eintracht hält. Da hätte die Pause ruhig etwas länger sein dürfen. Weil noch allzu frisch in der Erinnerung ist, daß die SGE aktuell (d.h. in etwa in den letzten zwei Monaten) die mit Abstand schwächste Bundesligamannschaft war. Was sollte sich in den letzten drei Wochen daran geändert haben. Wer sollte binnen dieser "Winterpause" so stark abgebaut haben, daß die Eintracht wieder jemanden besiegen können könnte. Bis auf Weiteres, hoffentlich nicht bis Mai bleibt also die bange Frage: wie und gegen wen will dieser Trainer mit diesen Mitteln (d.h. Taktik + Spieler) gewinnen.
Viel mehr interessante Fragen hat die Bundesliga für mich nicht zu bieten. Ob die Bayern es schaffen, noch Meister zu werden ist genauso egal wie ob sie im Europapokal diesmal etwas weiter kommen. Ob Götze nochmal zu dem Spieler wird, der ein solches Talent mit 28 sein könnte? Wurscht. Regt es noch jemanden auf, wenn RB Meister würde? Wo man sich schon dran gewöhnt hat, daß Kaiserslautern in der 3., Rot Weiß Essen und Offenbach in der 4. Liga spielen. Ist halt Sport, survival of the fattest (bank account). Bewegt es noch Gemüter, wenn ein Unternehmen wie RB die Meisterschaft gewinnt? Wo es doch nur die logische Konsequenz der von einigen Clubs (z.B. FCB, BVB, B04, Schalke, Wolfsburg und Hoffenheim) vorangetriebenen Entwicklung der letzten Jahre ist. Will man noch wissen, woher der Bundestrainer 23 deutsche Fußballspieler von internationalem Niveau herbekommen soll, um die EM zu bestreiten? Welche Fernsehsender wie viel dafür zahlen, um diese Entwicklung nur ja noch weiter voran zu treiben?
Bei der vielzitierten Schnelllebigkeit des Geschäfts kommt man ja sowieso nicht mit. Kaum sucht man nach Begrifflichkeiten für den Eintrachtsturm, ist versucht, die glorreichen drei gar schon zum Jahrhundertsturm zu erklären, da sind sie schon wieder weg. Genau Teile einer Saison standen Haller, Jovic und Rebic gemeinsam auf dem Feld, in vielleicht ("gefühlt") 20 von 34 Bundesligaspielen alle drei gleichzeitig. Und doch standen die Medien Kopf, waren besoffen vor Begeisterung, so trunken, daß gar der Begriff "Büffelherde" entstand. Und heute? Rebic und Jovic bei ihren neuen Clubs dermaßen durchgefallen, daß schon in fünf Jahren keiner mehr von ihnen sprechen wird. Dafür reicht eine halbe gute Saison bei einem Tabellensiebten beim besten Willen auch in Zeiten der Daueraufgeregtheit nicht! Und selbst der beste und wertvollste des Trios, Sebastien Haller, sitzt in London öfter auf der Bank als ihm lieb sein kann. Aber alle drei kriegen sie in einem Jahr soviel Geld, wie die SGE ihnen nicht für drei Jahre hätte zahlen können oder wollen. Das Gegenteil von Win-Win, alle sind Verlierer dieser Transfers. Weil die Eintracht das eingenommene Geld ungefähr so gut eingesetzt hat wie seinerzeit die Detari-Millionen!
Also wie schon seit vielen Jahren mehr Gründe, vom Fußball Abstand zu nehmen, als ich aufzählen möchte. Es gibt ja, wie schon erwähnt, noch andere schöne Sportarten. Im American Football z.B. laufen die Playoffs, die Runde der letzten 4 steht bevor. In den USA gibt man sich wenig Mühe, Romantik o.ä. zur Schau zu stellen, der Sport ist Kommerz pur, alle wissen das und nehmen die Sache auch nicht so ernst. Es gibt praktisch keine Auseinandersetzungen zwischen Fans, keine Gewalt, niemand würde hier einen anderen angreifen, weil der zu einem anderen Team hält als man selbst! Fans gegnerischer Mannschaften sitzen wie selbstverständlich im Stadion nebeneinander! (in einem Land, wo man sonst durchaus für bloßen Aufenthalt am falschen Ort im falschen Outfit erschossen wird.)
Vielleicht doch nicht so schlecht, diese Kommerzialisierung. Aber nicht übertragbar auf den Fußball in Europa. Wie funktioniert es in den USA? Schon in den ersten Jahren der Liga hatte einer der Pioniere des Spiels und Gründervater der NFL, George S. Halas, begriffen, dass es gut für die Liga ist, wenn man teilt. Er ließ andere Clubs an seinem Wissen
über Trainings- und Coachingmethoden und Taktiken teilhaben und war dafür, Fernseheinnahmen auf alle zu verteilen, verstand, dass das der ganzen Liga zugute käme, was für seine Bears mehr brächte, als allen ständig überlegen zu sein. Er setzte sich sogar in der Stadt Green Bay dafür ein, dass die Erzrivalen der Bears ein neues Stadion gebaut bekommen, damit sie konkurrenzfähig bleiben konnten. Wie gesagt immer von dem Gedanken getrieben, was gut für die Liga wäre, würde den Bears auch nützen. Im deutschen Fußball denken viele Verantwortlichen ja genau entgegengesetzt, der eigene Vorteil könnte nur über die Schwächung der anderen erreicht werden.
Und ein bisschen Tradition (die NFL ist 100 Jahre alt) gibt es ja im amerikanischen Sport auch zu bestaunen. Auf amerikanische Art eben. Das bedeutet z.B., dass die Bears bereits 1919 gegründet wurden, aber nicht in Chicago und nicht als Bears, sondern in Decatur, Illinois als Werksmannschaft einer Stärkefabrik, die Mr. Staley gehörte, weshalb das Team zuerst Decatur Staleys hieß, ehe Spielertrainer Halas die Mannschaft kaufte, nach Chicago umsiedelte und nach zwei Jahren in "Bears" umtaufte. Sie sollten erst, als Mitnutzer von Wrigley Field, "Cubs" heißen, wie das Baseballteam, zogen dann aber die etwas martialischere Variante vor.
Hier ein bisschen Anschauung zur Tradition auf Amerikanisch:
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