1.
Betzenberg, Kaiserslautern.
Von den Walter-Brüdern, die in der Nachkriegszeit 2 Meisterschaften in die Pfalz holten über die 60er und 70er Jahre als Tretertruppe, die "Walz von der Pfalz" in den 80ern, bis zu den zwei Sensationstiteln unter Feldkamp und Rehagel in den 90er Jahren - davon können sie am Betze nur noch träumen, lang anhaltende Mißwirtschaft und eine wirtschaftsschwache Region sorgen dafür, daß im Zeitalter der Wolfsburg-Leipzig-Hoffenheim kein Platz mehr für Clubs aus kleineren Städten in der ersten Liga ist.
2.
Georg Melches Stadion, Essen
Deutschlands 6.-größte Stadt, bevölkerungsstärkste des Ruhrgebietes sah zum letzten Mal 1977 Bundesliga-Fußball. RWE war der erste West-Club, der nach dem Krieg deutscher Meister wurde, vor Dortmund, Schalke oder Köln, die jedoch in den folgenden Jahren der Elf von der Hafenstraße den Rang abliefen. So bleiben "Boss" Rahn und seine Gefährten bis auf weiteres, auch noch nach bald 60 Jahren die Spieler mit der größten Strahlkraft. Hrubesch, Burgsmüller, Mill und Özil machten nach ersten Meriten in Essen ihre Karrieren andernorts.
3.
Bökelberg, Mönchengladbach
Die Gladbacher sind, anders als die anderen Vetreter dieser Reihe noch erstklassig, auch immer mal wieder auf Spitzenplätzen anzutreffen. Aber den Ruhm früherer Tage im Bökelberg, 5 Meisterschaften, Europacup-Siege und -finalteilnahmen, werden sie nie mehr erreichen. Ist in der heutigen Zeit auch nicht mehr notwendig, Titel sind zwar fürs Wohlfühlen wichtig, aber für wirtschaftliche Prosperität unnötig.
4.
Bieberer Berg, Offenbach
Der Berg war ein tolles Stadion, wie Essen ab den 70er Jahren an drei Spielfeldseiten überdachte Tribünen, eine unüberdachte für die Gäste, intensive Atmosphäre auch bei nicht vollem Stadion und ein Heimnimbus vor allem Freitagabends, vielleicht auch dank der trüben Beleuchtung durch nur 2 Flutlichtmasten. In den 50ern war der OFC eine der Spitzenmannschaften des Südens, auf Augenhöhe mit Nürnberg, Stuttgart, Eintracht, Bayern, mit 2 Vizemeisterschaften, dann ging etwas der Anschluß verloren, auch wegen der völlig ungerechten Nichtberücksichtigung bei Bundesligagründung. Großen Fußball gab es hier zuletzt bis 1976 zu sehen, ein letztes Erstliga-Gastspiel erfolgte 1983/84. Nach Nuber, Kaufhold, Gast und co., waren die meisten aus Offenbach hervorgebrachten Kicker bei anderen Clubs erfolgreicher, wie Held, die Kremers-Zwillinge, Dieter Müller, Hickersberger, Winnie Schäfer, Völler und Bein. Von den Stars der 70er Jahre hatte nur Kostedde in Offenbach seine beste Zeit.
5.
Tivoli, Aachen
Ein tolles, enges Stadion, noch enger als die anderen in dieser Liste, hier soll man buchstäblich den Atem der Fans im Nacken gespürt haben! Die Alemannia war in der leistungsdichten Oberliga West der Nachkriegsära eher im Mittelmaß zuhause und blieb 1963 auch erst mal außen vor, als die Bundesliga gegründet wurde. Von 1967 bis 1970 war man dann 3 Jahre erstklassig, mit einem Vize-Titel 1969 als größtem Erfolg. Als amtierender Vizemeister machte es die Alemannia dann dem amtierenden Meister von 1968 (der Glubb is a Depp) nach und stieg ab. Die Rückkehr in die 1. Liga in Verbindung mit dem Stadionneubau richtete dann mehr Schaden an als es 36 Jahre in den Niederungen von 2. und 3.Liga im alten, kleinen und heruntergekommenen Stadion vermocht hatten. Rückkehr in 2. oder gar 1. Liga? kaum vorstellbar - stand jetzt.
"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!
Dienstag, 28. Januar 2020
Donnerstag, 16. Januar 2020
Der Winter ist auch nicht mehr das, was er mal war oder (erneut) hoffentlich wird es nicht so schlimm wie es jetzt schon ist.
Dieses Jahr muß man sich aber auch, früher als sonst bzw. nach einer kürzeren Pause als gewohnt, mit Fußball befassen.
Abgesehen davon, daß das natürlich Quatsch ist, weil man sich ja nicht damit befassen muß, ist dies ein eher unangenehmes Thema in Frankfurt - sofern man es mit der Eintracht hält. Da hätte die Pause ruhig etwas länger sein dürfen. Weil noch allzu frisch in der Erinnerung ist, daß die SGE aktuell (d.h. in etwa in den letzten zwei Monaten) die mit Abstand schwächste Bundesligamannschaft war. Was sollte sich in den letzten drei Wochen daran geändert haben. Wer sollte binnen dieser "Winterpause" so stark abgebaut haben, daß die Eintracht wieder jemanden besiegen können könnte. Bis auf Weiteres, hoffentlich nicht bis Mai bleibt also die bange Frage: wie und gegen wen will dieser Trainer mit diesen Mitteln (d.h. Taktik + Spieler) gewinnen.
Viel mehr interessante Fragen hat die Bundesliga für mich nicht zu bieten. Ob die Bayern es schaffen, noch Meister zu werden ist genauso egal wie ob sie im Europapokal diesmal etwas weiter kommen. Ob Götze nochmal zu dem Spieler wird, der ein solches Talent mit 28 sein könnte? Wurscht. Regt es noch jemanden auf, wenn RB Meister würde? Wo man sich schon dran gewöhnt hat, daß Kaiserslautern in der 3., Rot Weiß Essen und Offenbach in der 4. Liga spielen. Ist halt Sport, survival of the fattest (bank account). Bewegt es noch Gemüter, wenn ein Unternehmen wie RB die Meisterschaft gewinnt? Wo es doch nur die logische Konsequenz der von einigen Clubs (z.B. FCB, BVB, B04, Schalke, Wolfsburg und Hoffenheim) vorangetriebenen Entwicklung der letzten Jahre ist. Will man noch wissen, woher der Bundestrainer 23 deutsche Fußballspieler von internationalem Niveau herbekommen soll, um die EM zu bestreiten? Welche Fernsehsender wie viel dafür zahlen, um diese Entwicklung nur ja noch weiter voran zu treiben?
Bei der vielzitierten Schnelllebigkeit des Geschäfts kommt man ja sowieso nicht mit. Kaum sucht man nach Begrifflichkeiten für den Eintrachtsturm, ist versucht, die glorreichen drei gar schon zum Jahrhundertsturm zu erklären, da sind sie schon wieder weg. Genau Teile einer Saison standen Haller, Jovic und Rebic gemeinsam auf dem Feld, in vielleicht ("gefühlt") 20 von 34 Bundesligaspielen alle drei gleichzeitig. Und doch standen die Medien Kopf, waren besoffen vor Begeisterung, so trunken, daß gar der Begriff "Büffelherde" entstand. Und heute? Rebic und Jovic bei ihren neuen Clubs dermaßen durchgefallen, daß schon in fünf Jahren keiner mehr von ihnen sprechen wird. Dafür reicht eine halbe gute Saison bei einem Tabellensiebten beim besten Willen auch in Zeiten der Daueraufgeregtheit nicht! Und selbst der beste und wertvollste des Trios, Sebastien Haller, sitzt in London öfter auf der Bank als ihm lieb sein kann. Aber alle drei kriegen sie in einem Jahr soviel Geld, wie die SGE ihnen nicht für drei Jahre hätte zahlen können oder wollen. Das Gegenteil von Win-Win, alle sind Verlierer dieser Transfers. Weil die Eintracht das eingenommene Geld ungefähr so gut eingesetzt hat wie seinerzeit die Detari-Millionen!
Also wie schon seit vielen Jahren mehr Gründe, vom Fußball Abstand zu nehmen, als ich aufzählen möchte. Es gibt ja, wie schon erwähnt, noch andere schöne Sportarten. Im American Football z.B. laufen die Playoffs, die Runde der letzten 4 steht bevor. In den USA gibt man sich wenig Mühe, Romantik o.ä. zur Schau zu stellen, der Sport ist Kommerz pur, alle wissen das und nehmen die Sache auch nicht so ernst. Es gibt praktisch keine Auseinandersetzungen zwischen Fans, keine Gewalt, niemand würde hier einen anderen angreifen, weil der zu einem anderen Team hält als man selbst! Fans gegnerischer Mannschaften sitzen wie selbstverständlich im Stadion nebeneinander! (in einem Land, wo man sonst durchaus für bloßen Aufenthalt am falschen Ort im falschen Outfit erschossen wird.)
Vielleicht doch nicht so schlecht, diese Kommerzialisierung. Aber nicht übertragbar auf den Fußball in Europa. Wie funktioniert es in den USA? Schon in den ersten Jahren der Liga hatte einer der Pioniere des Spiels und Gründervater der NFL, George S. Halas, begriffen, dass es gut für die Liga ist, wenn man teilt. Er ließ andere Clubs an seinem Wissen
über Trainings- und Coachingmethoden und Taktiken teilhaben und war dafür, Fernseheinnahmen auf alle zu verteilen, verstand, dass das der ganzen Liga zugute käme, was für seine Bears mehr brächte, als allen ständig überlegen zu sein. Er setzte sich sogar in der Stadt Green Bay dafür ein, dass die Erzrivalen der Bears ein neues Stadion gebaut bekommen, damit sie konkurrenzfähig bleiben konnten. Wie gesagt immer von dem Gedanken getrieben, was gut für die Liga wäre, würde den Bears auch nützen. Im deutschen Fußball denken viele Verantwortlichen ja genau entgegengesetzt, der eigene Vorteil könnte nur über die Schwächung der anderen erreicht werden.
Und ein bisschen Tradition (die NFL ist 100 Jahre alt) gibt es ja im amerikanischen Sport auch zu bestaunen. Auf amerikanische Art eben. Das bedeutet z.B., dass die Bears bereits 1919 gegründet wurden, aber nicht in Chicago und nicht als Bears, sondern in Decatur, Illinois als Werksmannschaft einer Stärkefabrik, die Mr. Staley gehörte, weshalb das Team zuerst Decatur Staleys hieß, ehe Spielertrainer Halas die Mannschaft kaufte, nach Chicago umsiedelte und nach zwei Jahren in "Bears" umtaufte. Sie sollten erst, als Mitnutzer von Wrigley Field, "Cubs" heißen, wie das Baseballteam, zogen dann aber die etwas martialischere Variante vor.
Hier ein bisschen Anschauung zur Tradition auf Amerikanisch:
Abonnieren
Posts (Atom)