Bevor ich in meinen wohlverdienten Urlaub fliege noch ein letzter Gruß von der WM-Schauer-Front. Zur deutschen Darbietung ist alles gesagt, ich habe bedauerlicherweise bereits vor dem Ausscheiden vieles benannt, woran es lag. Inzwischen wurden auch seitens zahlreicher anderer Experten m.E. genau die zutreffenden Gründe für das Scheitern geäußert. Traurig, daß jetzt als Kollateralschaden auch noch die im Leben nach dem Fußball gescheiterten Knallchargen wie Basler und Matthäus auf der Welle des Rechtgehabthabens und Besserwissens mitschwimmen können.
Ich muß jetzt hier nicht nochmal ins gleiche Horn blasen.
Aber eins muß noch sein: Der FC Bayern spielte im CL-Halbfinale gegen Madrid zweimal ziemlich gut, war tendenziell in beiden Partien das bessere Team - und scheiterte. Die Meisterschaft wurde zwar souverän gewonnen, aber das wurde von den Spielern eher gleichgültig, bestenfalls mit verhaltener Freude quittiert. Und im Pokalendspiel traten sie dann so auf wie m.E. in 90% ihrer Bundesligaspiele, ohne die letzte Konsequenz, jeder ein Quäntchen weniger als maximal möglich, mit dem Gefühl im Hinterkopf, es reicht sowieso am Ende wieder. (Ganz nebenbei: das Ergebnis, der Spielverlauf und auch der nächste Tag in Frankfurt haben mir die Freude am Fußball ein Stück wieder zurückgegeben) Das schlechte Bild des FCB wurde abgerundet durch das schäbige, unsportliche Verhalten nach dem Finale, einschließlich der kläglichen Einlassungen der Verantwortlichen zum Verhalten nach der Medaillenübergabe - und letztlich auch durch die sehr bescheidene Feier auf dem Balkon in München.
Ich hatte vorher befürchtet, daß die Münchner Spieler diese "Form" mit zur WM bringen würden und leider kam es auch genau so. Außer Neuer, aber der hatte ja nicht mehr beim FCB gespielt. Besonders schlimm Müller, in der Liga als Dauerlament- und -reklamierer mindestens so auffallend wie als Spieler, dem gar nichts gelang und der sinnbildlich für das steht, was von 2014 noch übrig ist.
Die WM insgesamt bietet bisher wenig, was einem den Fußball näher bringen würde. Ich kann diesen "modernen" Fußball, also den, den die meisten Mannschaften spielen, nicht mehr sehen. Ich nenne diese Art, zu spielen, mal lieber "postmodernen Fußball". Anstatt einer Spielidee, einer Vorstellung, durch eigene Initiative und aktive Spielgestaltung setzt ein Großteil der Mannschaften auf Ordnung, physische Präsenz, dazu wahlweise Ballkontrolle (eigentlich schon ein bisschen out) oder lange Bälle. Spiel verhindern als Konzept. Das Mittel der Wahl der meisten Bundesligisten, auch auf europäischer Vereinsebene zu beobachten und bei der WM spielen auch viele Mannschaften so, insbesondere wiederum die Europäer. Meistens unansehnlich. Ich brauche auch Spiele von Island, Dänemark, Polen, Schweden und in der aktuellen Form auch Deutschland nicht. Dann gibt es ein paar Mannschaften, die größere individuelle Klasse haben oder einzelne Spieler mit kreativem Potenzial, die sich noch nicht durchgesetzt haben, wie Frankreich, aber auch Serbien, die Schweiz - mit Abstrichen, Spanien, Argentinien und Portugal. Mannschaften, die wirklich gut Fußball gespielt haben? Kroatien, Belgien und teilweise Brasilien. Da Spiele europäischer Teams uninteressant und unattraktiv sind, sind für mich Spiele wie Japan-Senegal oder Auftritte von Panama das, was eine WM ausmacht. Eine andere Art Fußball und Spieler, für die es noch etwas besonderes ist, auf dieser Bühne zu spielen. Die europäischen Spieler aus den Topvereinen wissen doch nach ihren 60+ Saisonspielen gar nicht, um was sie heute eigentlich spielen.
Aus meiner Sicht ist auch die Champions-League, diese pervertierte Gelddruck- und Selbstbedienungsmaschinerie der größten und reichsten Clubs der Welt mit Schuld an der negativen Entwicklung des Fußballs. Ich brauche auch nicht mehr jedes Jahr 2-4x die Spiele der Bayern gegen Real, Atletico, Barca, Manchester U. oder City, Arsenal oder Chelsea, Juve oder Milan. Interessiert doch keinen mehr, wenn es zur Dutzendware wird. Dank der TV-Rechtevergabe seh ich das ja auch künftig nicht mehr. Die CL verheizt die Spieler, saugt sie aus, die nationale Liga wird Nebensache und bringt so auch keinen Nachwuchs auf konkurrenzfähigem Niveau in ausreichender Zahl hervor. Meister werden ist kein Saisonziel mehr. Gutes Beispiel für die Fehlentwicklung ist ausgerechnet die SGE, die ja Fußballdeutschland gezeigt hat, daß man sich gegen die Bayern nicht totstellen muß. Wo suchen sie nach Spielern, auf was baut die Zukunftsplanung auf? Günstige und doch hinreichend starke ausländische Spieler, mit denen nicht eine Mannschaft für die nächsten Jahre aufgebaut werden soll, sondern auf deren Wertzuwachs im SGE-Trikot spekuliert wird. So gerät der WM-Verlauf zum (für die Eintracht bisher schlechten) Geschäft. Fabian spielt zu wenig, um auf den Markt zu kommen, Rebic ist durch seine Leistungen schon so gut wie weg, Jovic' Wert dürfte sich nicht geändert haben und Gacinovic ist leider gar nicht erst mitgekommen, dürfte somit auch nicht auf den Markt kommen. Aus Bobic-Sicht wäre es besser gewesen, Rebic wäre nicht so aufgefallen (vermutlich hätte dessen Pokalauftritt aber schon gereicht), Fabian hätte einen Stammplatz und gut gespielt, Gacinovic ebenso. Langfristige Planung? Keine. Nachwuchs? Jämmerlich, fast aus der Bundesliga abgestiegen (eine Bundesliga aus Fünf Staffeln, die SGE-Junioren gehören nicht zu den 20-30 besten in Deutschland). Die U 23? Abgemeldet, weil zu teuer. Die gehörte auch ebenso wie die Jugendabteilung zum Eintracht e.V., dementsprechend amateurhaft geführt.
Klingt alles so negativ. Zum Glück beschäftige ich mich kaum noch mit Fußball.
Bis zur nächsten Folge, in etwa 1 Woche.