"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Freitag, 9. September 2016

Stadionalbum #34: Es war nicht alles schlecht im Osten - die Stadien aber schon!

Die Vereine trugen so poetische Namen wie "Turbine", "Wismut", "Lokomotive", "Carl Zeiss", "Stahl", "Sachsenring", "Motor", "Dynamo" oder "Vorwärts", es handelte sich fast ausschließlich um Werksclubs, ohne daß das jemanden gestört hätte, Trikots waren aus Baumwolle und verfügten über schnörkelloses und werbefreies Design, es war eine gute alte Zeit. Nur die Stadien des DDR-Fußballs, die waren schlecht. Wenn jede Fußballnation die Stadien hat, die sie verdient, dann kann es um den DDR-Fußball nicht gut bestellt gewesen sein. Flache Ränge, durch Leichtathletikanlagen oft weit vom Spielfeld entfernt, kaum Sitzplätze - die eher triste Atmosphäre war logische Konsequenz.

























Montag, 13. Juni 2016

Gordie Howe

Mr. Hockey ist tot! Verstorben im Alter von 88 Jahren.
Er war ein außergewöhnlicher Spieler, weil er so viele unterschiedliche  Qualitäten in sich vereinte, wie kein Spieler vor oder nach ihm, das Gesamtpaket zeichnete ihn aus. Er war Torjäger und Vorbereiter, Topscorer und gefürchteter Faustkämpfer, ein Superstar, der seine eigenen Kämpfe ausfocht. Er spielte 25 Jahre für ein Team, war, bis er mit 43 erstmals aufhörte, Leistungsträger. Fing mit 45 noch mal an und spielte mit 52 sein letztes NHL-Spiel, auch in seiner letzten Saison vollwertiger Spieler und nicht bloße Kuriosität, wie das Alter vermuten ließe.  
Erinnerungen an ihn:



Was für eine Karriere! In den Bereich der 80-90 Scorerpunkte war vor ihm niemand vorgedrungen, und so regelmässig wie er in den 50er und 60er Jahren schafften es andere erst nach der Liga-Expansion 1967. Als er mit 41 Jahren erstmals 100 Punkte erzielte, war er erst der dritte Spieler überhaupt, dem das gelang. Bis heute ist er der Älteste. 50 Tore bedeuteten bis in die 60er Jahre eine absolute Schallgrenze, Rocket Richard von den Canadiens war bis dahin der Einzige, dem das gelungen war. Howe war oft nahe dran. 20 Jahre in Folge rangierte er unter den besten 5 Scorern der Saison! Howe begann in der Nachkriegszeit, als die "original six"-Ära begonnen hatte, in der die NHL bis 1967 nur aus sechs Teams bestand. In seiner letzten Saison waren es, durch die Aufnahme der vier überlebenden WHA-Teams, dann 21 Mannschaften.

Als 18-jähriger Rookie, 1946. Die Red Wings hatten das herausragende Talent des schüchternen Jungen aus Sasketchewan erkannt und ihn an sich gebunden. Gordie Howe wuchs als eines von neun Kindern in ärmlichen Verhältnissen auf. Ein Jahr vor der großen Depression geboren, verfügte seine Familie nicht über die Mittel für eine Eishockey-Ausrüstung. Seine ersten Schlittschuhe kamen in seinen Besitz, als eine Nachbarin wegen der Weltwirtschaftskrise ihr Hab und Gut verscherbeln mußte. Als Kind litt er unter einer Leseschwäche, weshalb er Hänseleien ausgesetzt war, bis er stark genug war, diese zu unterbinden. Als Jugendlicher arbeitete er auf dem Bau, gewöhnte sich an, einarmig Zementsäcke zu tragen. Zwei Bausteine zu seiner enormen Physis als Teil des außergewöhnlichen Allround-Talents. 

Dynamisch, mit Zug zum Tor, war eine der Facetten seines multidimensionalen Spieles.

Publicity-Foto aus den frühen Jahren. Nur zu erahnen, daß der freundlich dreinblickende Jüngling mit allen Wassern gewaschen war, seine Künste am Puck den Gegnern genauso viel Respekt und Angst einflössten wie seine berüchtigten "flying elbows" und, wenn es sein mußte, sein Fäuste. Es gibt viele Zeitgenossen, die ihn nicht nur für den Besten aller Zeiten halten, sondern auch für den Härtesten und Gemeinsten.

Das Aushängeschild der Liga. Vom Arbeiterkind aus dem Farmland zur nationalen Berühmtheit der USA. Er aß mit Präsidenten und bekam eine Huldigung durch Einbau in eine Simpsons-Folge!

Als Eishockeyspieler auf der Titelseite der "SI", das kam in der Zeit vor Wayne Gretzky so gut wie gar nicht vor und zeigt seinen Stellenwert. Er war lange Zeit der einzige Eishockeyspieler mit einem USA-weitem Wiedererkennungswert. Der Sport war eben bis in die späten 60er Jahre kaum verbreitet und führte außerhalb der NHL-Standorte (NY, Boston, Chicago und Detroit) ein Schattendasein.

Erzielt ein Spieler einen Hattrick, so werfen die Zuschauer in Amerika Kopfbedeckungen auf das Eis. Der langjährige General Manager der Red Wings, Jack Adams setzt Howe nach einem Spiel mit Hattrick einen der Hüte auf. Neben dem herkömmlichen Hattrick gab es auch den sogenannten "Gordie Howe-Hattrick": Tor + Assist + fighting major in einem Spiel!


Logisch, daß er den Titel dieses wundervollen Buches ziert. Keiner prägte die Liga so wie er.

Er häufte eine zuvor nie dagewesene Zahl von Toren an. Am Ende waren es 801 regular season goals in der NHL. Blieb lange unübertroffen. Hätte er die wilden 80er Jahre des "firewagon hockey" in seinen 20ern oder 30ern erlebt, wären es wahrscheinlich mehr Tore geworden.
Jack Adams wußte, was die Red Wings an Howe hatten. Nicht nur gut 20 Jahre lang den dominierenden Spieler der Liga, sondern auch einen sehr günstigen Superstar, da in Vertragsangelegenheiten eher unbedarft. Zu Howes aktiver Zeit waren Knebelverträge an der Tagesordnung, die Spieler hatten sehr wenig Macht, waren auch nicht selten - so wie Howe - einfache, ungebildete Männer aus den ländlichen Gebieten Kanadas. Zum Ende seiner Karriere hin merkte Howe erst wie er lange Jahre über den Tisch gezogen worden war, als er erfuhr, daß Neulinge teilweise mehr verdienten als er.



Bemerkenswert für einen der härtesten Spieler und gefürchteten Faustkämpfer, er hatte Hände und Stocktechnik, die mit den filigransten Edeltechnikern mithalten konnten.

Er zog nicht nur immer wieder dynamisch von außen zum Tor, manchmal parkte er auch im slot, um abzustauben. Zeitgenossen sagen, daß Howes Schuß von Vor- wie Rückhandseite gleichermaßen gefährlich war. Daneben war er in der Lage, Pucks aus den Ecken loszueisen und sich auch gegen mehrere Gegenspieler an der Bande durchzusetzen.

Außerhalb des Eises war er die Liebenswürdigkeit in Person, galt als warmherzig, freundlich, respektvoll und demütig allen Menschen gegenüber. Er nahm sich Zeit für jeden, soll angeblich keinen Autogrammwunsch ausgeschlagen haben. Das verlangte er auch seinen Mitspielern ab. So soll er sogar dem einzigartig guten aber auch einzigartig unausstehlichen Terry Sawchuck gesagt haben, er würde ihm beide Arme brechen, wenn er nicht endlich als letzter Red Wing auch noch das Programmheft eines jungen Fans signierte. Der Hall of fame-Torwart tat es dann, nachdem er den Fan vorher mehrmals weggejagt hatte. Das Kind, mit dem Howe hier scherzt ist der 12-jährige Wayne Gretzky, den (auch wenn Jean Beliveau sein Lieblingsspieler war) eine von Freundschaft und Bewunderung geprägte Beziehung zum größten Idol des Sports (bevor er es selbst wurde) verband. Gretzky sollte der Spieler sein, der Howes Rekorde später pulverisierte. Dem gegenseitigen Respekt und der lebenslang anhaltenden gegenseitigen Bewunderung tat das keinen Abbruch.



Das Team, dessen Farben Gordie Howe 25 Jahre lang trug. Am Ende war er 43 Jahre alt. Nach 4 Stanleycup-Titeln in der von Montreal und Toronto dominierten Liga, 6 Art Ross- und 6 Hart Trophys, litt er unter Arthritis im Handgelenk, die Red Wings waren sportlich nicht mehr erfolgreich und eine gewisse Bitterkeit nach der Erkenntnis, vom geldgierigen Besitzer jahrzehntelang übervorteilt worden zu sein, trug auch dazu bei, daß er genug hatte.
Gordie Howe, eingerahmt von seinen Söhnen Marty und Marc. Bill Dineen, ehemaliger Mannschaftskamerad Howes und dann Trainer der Houston Aeros in der neuen WHA, draftete die beiden Junioren, mit dem Hintergedanken, den alten Herren zurück aufs Eis zu locken. Gordie, frustriert und gelangweilt von seinem bedeutungslosen Bürojob bei den Red Wings, mußte nicht lange gebeten werden. Für ihn wurde ein Traum wahr, als er mit seinen Söhnen zusammen auflaufen konnte. Das Comeback mit 45 Jahren gab ihm, wie er sagte, die Liebe zum Spiel wieder zurück. Leicht zu glauben, wenn man sieht, daß er noch 7 Jahre spielte. Die WHA war gegründet worden als Konkurrenzliga zur NHL. Als großes Vermächtnis dieser insgesamt sehr abenteuerlichen und anekdotenreichen Zeit blieb, daß dank der WHA die (für Spieler) katastrophalen Knebelverträge der NHL ausgehebelt wurden und sich Verhandlungspositionen und Gehälter der Aktiven maßgeblich verbesserten. Vorher gehörte der Spieler dem Team, Transfers gegen den Willen des Teams waren praktisch unmöglich und die Verträge verlängerten sich automatisch zu den gleichen Bedingungen. Gehaltserhöhungen waren dem Goodwill der Teambesitzer überlassen. Ironie des Schicksals: die noch minderjährigen Howe-Buben verdienten in ihrem ersten Profijahr mehr als Gordie in seinem letzten Jahr in Detroit. Und das nicht, weil die Houston Aeros mehr Geld gehabt hätten.

Die Houston Aeros, das Team, dessen Trainer Bill Dineen es gelungen war, Gordie aus dem Ruhestand zu holen. Typisch für die Strategie der WHA war es, Teams in von der sehr konservativ geführten NHL vernachlässigten Regionen anzusiedeln. Texas war da eine logische Wahl. Mit der Howe-Familie als Zugpferd sollte das Hockey-fremde Publikum angelockt werden. Mit durchwachsenem erfolg. Die gut bezahlten Howes sollen so ziemlich die einzigen gewesen sein, die ihr Geld immer pünktlich bekamen.

Das letzte Team, für das Gordie Howe die Schlittschuhe schnürte. Die New England Whalers der WHA versuchten ihr Glück zunächst in Boston. Neben der Besiedlung der weißen Flecken der Eishockey-Landkarten war es nämlich auch Teil des Planes, in ausgewählten etablierten Eishockeymärkten für Konkurrenz zu sorgen. Ging in New York, Chicago, Toronto und Detroit total schief und in Boston funktionierte es auch nicht. Ein besseres Zuhause fand das Team in Hartford und unter diesm Namen wurde man auch NHL-Mitglied. Howe spielte hier seine finale NHL-Saison. Selbst mit 52 Jahren war er noch ein Faktor, nicht nur statistisch. Seine überragende Physis half ihm sicher dabei, in deiesem hohen Alter erstmals in seiner Laufbahn 80 Saisonspiele zu absolvieren! Er war so fit und stark, daß Spieler berichteten, Versuche, ihn von hinten zu checken, hätten sich angefühlt, als würde man gegen eine Wand fahren!

Dienstag, 10. Mai 2016

April 1986: Eintracht gelingt die Sensation! Zum Bundesliga-Aufstieg der Eishockeymannschaft (wird noch ergänzt und erweitert)









Dieses Foto zierte vom 12.09.85 bis zum 11.04.86 jede Ausgabe der Stadionzeitung: Helmut Keller sichert das von Peter Zankl großartig gehütete Tor in einer für den Fotografen gestellten Spielszene. (Fortschritt zur Vorsaison, als Jerzy Potz mit einem Gegner in Washington Capitals-Trikot einen Zweikampf mimte)

Der neue Kader. Neue Spieler, Neuer Trikotsponsor, Heimtrikot in rot, diese Saison auch mit Spielernamen, anders als im Vorjahr.




Die Ausgangssituation:
Das organisierte Frankfurter Eishockey der "Neuzeit" hatte seine Geburtsstunde mit der Gründung der Eishockey-Abteilung der Eintracht 1959. Zwei Jahre später hatte die Stadt auch eine Spielstätte - die Kunsteisbahn in der Radrennbahn des Waldstadions wurde eröffnet. Nachdem die Eintracht Ende der 60er Jahre bereits zwei Jahre lang dem Eishockey-Oberhaus angehört hatte, war es im folgenden Jahrzehnt aber still um das Frankfurter Eishockey geworden. Ja, selbst diese zweijährige Erstklassigkeit ist weitgehend unbekannt geblieben, so taucht die SGE z.B. in der ewigen Bundesligatabelle im Buch "Eishockey Weltgeschichte" von Horst Eckert aus dem Jahr 1984 gar nicht auf. So nahm die Öffentlichkeit auch kaum Notiz davon, daß da ein Eishockeyteam aus der Mainmetropole existierte, immerhin noch beständig zwischen zweiter und dritter Liga pendelnd. Die Spielstätte im weitläufigen, zugigen und ungemütlichen Radstadion im Stadtwald war auch nicht dazu angetan, größere Zuschauermassen anzuziehen. Zuschauerzahlen von 10.000, wie sie aus den 60er Jahren kolportiert werden und in der Bundesliga u.a. gegen Köln, erreicht worden sein sollen, sah man in der Folge eher in einer ganzen Saison, anstatt in einem einzigen Spiel (merkwürdigerweise arbeitet man justament in Frankfurt, ca. 200 m vom ehemaligen Standort des Radstadions mit Kunsteisbahn entfernt, daran, die Bühne für ein Freiluft-Eishockeyspiel zu bereiten!). Eishockey in Hessen, dafür stand in der allgemeinen Wahrnehmung bis 1982 der VfL Bad Nauheim. Wer dort für die 1. Mannschaft nicht stark genug war und nicht bis nach Mannheim fahren wollte, der spielte bei der Eintracht, zusammen mit ein paar Eigengewächsen, die umgekehrt nicht stark genug für Bad Nauheim oder Mannheim waren. Dazu muß man wissen, daß selbst Erstligaspieler damals (70er Jahre) nicht vom Eishockeyspielen allein leben konnten, ja selbst Nationalspieler fast immer noch berufstätig waren!
So war es nur dem großen Engagement von Abteilungsleiter Günter Herold zuzuschreiben, daß die Eishockey-Eintracht überhaupt überlebte, bis endlich am Ratsweg eine auch höheren Ambitionen genügende Halle entstand und 1981 eröffnet wurde. Die Eintracht stieg prompt am grünen Tisch in die zweite Bundesliga auf (nach Saisonende 81/82), wo sie sich dann durch sämtliche Liga-Reformen, Format- und Modusänderungen hindurch etablieren konnte. Übrigens erfolgte dieser Aufstieg schicksalhaft gleichzeitig mit dem Ende des VfL Bad Nauheim in der ersten Bundesliga, so daß Frankfurt unvermittelt zur hessischen Nummer 1 wurde. 
Vor der Saison 1985/86 wurde mit einem Kern bewährter Kräfte und Leistungsträger durch klug ausgesuchte Neuzugänge ein quantitativ wie qualitativ deutlich konkurrenzfähigerer Kader zusammengestellt als in den Vorjahren. Vor der Saison 85/86 hatte es eine durchaus kontrovers diskutierte Anhebung der Eintrittspreise gegeben. Wenn die Fans damals schon geahnt hätten, daß dieser sehr kritisch beurteilte Schritt der Vereinsführung mit zu dem Saisonergebnis beitragen würde, hätten sie wohl anders reagiert.
Favorisiert, die 2. Liga Nord 1985/86 zu gewinnen und in der Aufstiegsrunde die Nase vorn zu haben, war die Eintracht sicher nicht. Es erscheint aber dennoch bemerkenswert, daß fast alle 21 Spieler vor der Saison im "Eintracht-Magazin" auf die Frage, wer aufsteigen werde, die Eintracht nannten!
Die Liga war interessant besetzt und wies mit Berlin, Krefeld und Bad Nauheim Teams auf, die noch den Klang von Bundesliga hatten, wo auch der Duisburger SC vor nicht allzulanger Zeit gespielt hatte (79-81), ehe der Passfälscher-Skandal und schlechte Finanzen wieder in die Zweitklassigkeit führten. Den genannten ehemaligen Bundesliga-Teams war jedoch Ende der 70er bzw. Anfang der 80er finanziell die Puste ausgegangen, es handelte sich um Nachfolgeclubs nach Neugründungen (außer in Berlin, die Preußen hatten schon zu Zeiten des "Schlittschuhclub" in der Oberliga gespielt). 
Auf dem Papier schien die Mannschaft von Preußen Berlin, die schon im Vorjahr mit Macht auf den Aufstieg gedrängt hatte (und nicht zuletzt wegen einer Niederlage in Frankfurt das Nachsehen gegenüber Bayreuth hatte) zu stark. Die Berliner hatten sich noch weiter verstärkt. Nicht nur hatten sie die Olympia- und WM-erfahrenen Ex-Nationalspieler Sigi Suttner und Uli Egen an Land gezogen, sondern auch noch Alan Sims, einen Verteidiger, der über die Schweiz und Landshut von den Boston Bruins kam und über 400 NHL-Spiele aufweisen konnte. Er hatte an der Seite von Bobby Orr verteidigt und mit Gordie Howe in dessen letzter Saison bei den Hartford Whalers gespielt (das Hockey-Pendant zu "Er hat Sinatra die Hand geschüttelt"). Und sie hatten ja immer noch Lorenz Funk, den inzwischen 37-jährigen Rekordnationalspieler und Bronzemedaillengewinner von Innsbruck, als weithin sichtbares Bindeglied zu den glorreichen 70er Jahren des "Schlittschuhclub".
Die Eintracht erwartete man eher an der Spitze der Verfolger, auf Augenhöhe mit dem Krefelder EV (mit dem Starverteidiger Vic Stanfield, Rekord-Skorer Ken Brown und auch Randy Spielvogel, einem Verteidiger, der den Saisonverlauf maßgeblich beeinflussen sollte), dem Duisburger SC mit dem Polnischen Nationalhelden Wieslaw Jobczyk (er hatte bei der polnischen Heim-WM 1976 beim legendären 6:4-Sieg gegen die für unschlagbar gehaltene UdSSR drei Tore beigesteuert; Jerzy Potz stand auch in jener tragischen Mannschaft, die am Ende wegen einer last-minute-Niederlage gegen Deutschland absteigen mußte), der ESG Kassel (mit einem Minikader, aber dem Tschechoslowakischen Ex-Weltmeister Miroslav Dvorak, der nach seinem NHL-Abstecher in der deutschen 2. Liga anheuerte(!) und den kanadischen Stars O'Brien und Langlois), sowie auch dem EC Bad Nauheim (mit den Bärenstarken Kanadiern Markell und Lochead). Bundesliga-Absteiger EHC Essen-West erwartete man etwas dahinter, den übrigen Teams im Zehnerfeld,  Solingen, Braunlage und Herne traute man nichts zu - mit Recht wie sich zeigen sollte.
Erinnerungen an glorreiche Zeiten:

Der Berliner Schlittschuhclub 1977. Ein Jahr zuvor noch Meister gewesen. Ernst Köpf, Lorenz Funk, Martin Hinterstocker, Erich Weishaupt - was für Namen (und das sind nur die herausragendsten). In Berlin war man verwöhnt worden, bis mal jemand auf die Idee kam, zu fragen, wer das eigentlich alles bezahlen soll. 1982 kam das finanzielle Bundesliga-Aus für den Rekordmeister. Der BSC Preußen fühlte sich als Nachfolger, wies auch einige personelle Gemeinsamkeiten auf.

1978 spielten noch beide Philipp-Brüder, auch weitere sehr prominente Namen trugen die Farben der Wetterauer, z.B. Völk, F. Funk, Knihs, Langner. Gemeinsam mit dem BSC verschwanden die "Roten Teufel" 1982 aus der Bundesliga, waren aber anders als die Berliner nicht nur pleite, sondern auch sportlich abgestiegen. Knihs, Fauerbach und Müller spielten später nicht nur für die SGE, sondern waren auch beim Neuanfang in Bad Nauheim wieder dabei, Fauerbach war sogar 85/86 noch aktiv.

Der Kader der Saison 79/80. Mehrere Spieler flogen später im Rahmen des legendären Passfälscher-Skandals auf, nach einer gut überstandenen Debüt-Saison war deshalb 1981 wieder Schluß mit Bundesliga-Eishockey an der Wedau. Mit garantiert echtem deutschen Pass dabei: Helmut Guggemos (Mitte, sitzend, 2. von rechts). Auch 1985 immer noch für Duisburg auf Puckjagd: Stefan Philipp, nicht verwandt mit der Nauheimer Eishockeydynastie) 

Gute Zeiten in Krefeld. Ein Bundesliga-Urgestein und der einzige nicht-bayerische Club, der die ersten 20 Jahre ununterbrochen der Bundesliga angehört hatte. Dies ist der letzte Bundesliga-Kader des KEV. Nach einem sensationellen Vizemeister-Titel im Vorjahr erreichte diese Mannschaft 1978 mit den Guggemos-Brüdern Platz 4, erhielt aber keine Lizenz mehr für die nächste Saison. Vic Stanfield hatte bei Neugründung des KEV 1981 der Bundesliga den Rücken zugekehrt und war nach Krefeld zurückgekehrt, wo er mit Kremershof, Kaczmarek u.a. den Wiederaufbau gestaltete. 




Der Kader der Eintracht:
die Torhüter:


Seine Verpflichtung war, bei allem Respekt für die anderen Zugänge ohne Zweifel der wichtigste Baustein für den Erfolg. Eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorgänger Dieter Jehner. Mit dem Straubinger, der zuvor in Bad Nauheim bis zur Pleite des VfL und dann in Köln erstklassig gespielt hatte, hoffte die Eintracht, einen der besten Torhüter der 2. Liga an Land gezogen zu haben. In Köln war er u.a. mit Toni Forster 1984 deutscher Meister geworden, ehe dort das Pendel zugunsten Helmut de Raafs ausschlug, der damaligen deutschen Nummer 2 hinter Karl Friesen. Auch das Trikot der A-Nationalmannschaft hatte Zankl einmal tragen dürfen. Trotz prominenter Konkurrenz darf man wohl behaupten, daß er der beste Torhüter der 2. Liga war. In der Relegation avancierte er zum Aufstiegsgarant, indem er fast alles hielt und somit der am ausgeglichensten besetzten  Mannschaft auch ohne Scorer in den Top 10 immer eine Siegchance gab.

Seit die Eintracht in die Eissporthalle eingezogen war, hütete der bei Saisonstart fast 37-jährige das Tor der Adlerträger. Das Bad Nauheimer Urgestein mit großen Verdiensten um das Frankfurter Eishockey mußte nun zum zweiten Mal in seiner Karriere Peter Zankl den Platz im Tor überlassen. Er übernahm die Rolle sportlich fair und war eine loyale Nummer 2.

Der noch 17-jährige aus dem eigenen Nachwuchs blieb als klare Nummer 3 auf die Rolle des Lehrlings beschränkt.

die Verteidiger:

Der große Kapitän, ging in sein viertes Jahr in Frankfurt, was für Eishockey-Verhältnisse viel war. Eine Säule der Mannschaft, mit seiner Erfahrung, Übersicht, einer Portion Schlitzohrigkeit und nicht zuletzt einem enormen Schlagschuß, gehörte er immer noch zu den besseren Verteidigern der 2. Liga. Aus der Eishockey-Hochburg Bad Tölz stammend, hatte er noch für seinen Heimatverein in der Bundesliga gespielt, und, obwohl für einen Verteidiger eher kleingewachsen, mit 21 schon zwei Weltmeisterschaften für Deutschland bestritten. Daß es nicht mehr wurden, lag wohl neben der Körpergröße auch an den Vereinen, für die er in den Folgejahren spielte. Weder der VfL Bad Nauheim, noch der EV bzw. Sportbund/DJK Rosenheim gehörten zu den regelmässigen Lieferanten für die Nationalmannschaft. Nach 480 Bundesligaspielen (er war sowohl in Rosenheim als auch in Bad Nauheim Mannschaftskapitän) nahm er Abstieg/Pleite seines letzten Clubs (Bad Nauheim) zum Anlaß, eine Klasse tiefer bei der Eintracht noch ein paar Jahre dranzuhängen, zum Glück für die Eintracht. Statistisch auf dem Weg, seine beste Saison in Frankfurt zu absolvieren, verletzte sich der mittlerweile 33-jährige so schwer (Kreuzband), daß er die Aufstiegsrunde nur als Zuschauer erlebte. Neben der Puckjagd betrieb er in Weilmünster (im Taunus) die Gastwirtschaft "Domino Pub".

An wievielen Olympiaden hat Jerzy Potz mit Polen teilgenommen? An allen! Potz war eine polnische Eishockeylegende, ein Denkmal, als er 1982 (gemeinsam mit Helmut Keller) nach Frankfurt kam. Er war mit seiner Eleganz, Übersicht, Reichweite und seinem herausragenden Stellungsspiel eine Bank. Schlittschuhläuferisch eine Klasse für sich und dazu ein Konditionswunder. Was ihn auch auszeichnete, war, daß er kaum Strafzeiten nahm. Trotz oder wegen herausragender Physis spielte er nahezu körperlos. Für viele war er der beste Verteidiger der zweiten Liga, defensiv konkurrenzlos, mußte er sich offensiv ebenfalls hinter niemandem verstecken und sammelte 85/86 Scorerpunkte wie ein Stürmer. Jedenfalls läßt sich sein Wert für die Eintracht kaum in Worte fassen. In der Aufstiegsrunde, ohne Keller, war er in den meisten Partien gut 40 Minuten auf dem Eis, oft mit einem der Youngster Göbel/Schnürr als Partner. Und ich habe ihn beim Wechseln nie die Tür benutzen sehen! Er stieg immer über die Bande.

Wie drei weitere Neuzugänge entstammte er der Talentschmiede des EV Füssen. Wie viele andere vor ihm hatte er die Heimat bereits jung verlassen, um im goldenen Westen (Kölner EC) auch mal mit dem Eishockeyspielen Geld zu verdienen, was für einen Füssener Bub in Füssen kaum möglich war. In Füssen war er bereits mit 21 Jahren Mannschaftskapitän gewesen und auch bei den Haien trug er das "C" auf dem Trikot, als 1984 die deutsche Meisterschaft errungen wurde. Die Liste seiner einstigen Mitspieler liest sich wie ein "who is who" des deutschen Eishockey: Im Tor zuerst Suttner, dann Zankl und De Raaf, mit Kießling, U. Hiemer und Krupp die ersten drei Deutschen in der NHL, R. Philipp, Truntschka, Kuhl, Meitinger, Sikora, Schiller - viel besser ging es damals nicht! Danach wechselte er nach Kaufbeuren, wo er aber nicht glücklich wurde. Gut für die Eintracht, die einen 28-jährigen mit 10 Jahren Bundesliga-Erfahrung an Land ziehen konnte, der zahlreiche Nachwuchsländerspiele aufweisen konnte und bisher nur in der 1. Liga gespielt hatte. In der Generation der Kießling, Berndaner, Kretschmer, Reil, Gailer, Auhuber, Schuster, Medicus, Kreis, Blum, Scharf u.a. war kein Platz für höhere Aufgaben, aber Forster brachte gute Spielmacherqualitäten mit. Nach dem Ausfall von Keller übernahm er das Kapitänsamt und auch eine deutlich prominentere Rolle im Spiel der Eintracht als vorher. In der Aufstiegsrunde explodierte er leistungsmässig und entschied viele Spiele durch seine knallharten, furchteinflössenden Schlagschüsse.

Er hatte wie zahlreiche Mannschaftskameraden in Bad Nauheim schon Bundesligaerfahrung gesammelt. In der Verteidigerhierarchie die Nummer 4, zuverlässig, kampfstark und zupackend, mit seinen Stärken eher in der Defensive, hatte er als Absicherung der Offensivausflüge seiner Kollegen einen wertvollen Beitrag am Aufstieg.

Aus der eigenen Jugend zur Mannschaft gestossen, war dem bei Saisonstart 17-jährigen die Rolle zugedacht, an der Seite von Jerzy Potz zu lernen und heranzureifen. Als nach Helmut Kellers Verletzung die Zahl der gestandenen Verteidiger auf drei geschrumpft war, erhielt er mehr Eiszeit, übernahm den rein defensiv orientierten Part und erledigte diesen so gut, daß es der Eintracht in der Aufstiegsrunde nicht schadete.

Gemeinsam mit Göbel aus der eigenen Jugend aufgerückt, bekam der 18-jährige nach Kellers Ausfall nicht ganz so viele Einsätze wie Göbel. Der war einfach einen Tick weiter in der Entwicklung.




die Stürmer:


Der 28-jährige hatte bereits eine wahre Odyssee hinter sich, als er 1985 zur Eintracht stieß. Die zurückliegenden Jahre hatte er beim Ligarivalen Duisburger SC gespielt und dort stets zu den Leistungsträgern gezählt. Wie Bruder Klaus, Toni Forster und Alex Groß der Füssener Eishockeyschule entstammend, war er bereits 19-jährig in den Westen gezogen und hatte mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Klaus beim damals zur Bundesligaspitze gehörenden Krefelder EV angeheuert. Sie gehörten zu der Mannschaft um Kremershof, Hejma, Decloe, Stanfield, Meitinger und Marek, die 1977 Vizemeister geworden war. Seine Eishockey-Wanderschaft führte ihn in der Folge weiter nach Mannheim, Duisburg, Essen, Düsseldorf und wieder Duisburg. Wie bei Klaus Guggemos verhielt es sich auch bei ihm so, daß es in der Bundesliga nicht ganz für einen Platz in einer Topreihe reichte, er aber im Unterhaus immer für mehr als einen Scorerpunkt pro Spiel gut war. Somit eine wertvolle Neuverpflichtung, die half, den Kader in der Spitze zu verbreitern!

Der gebürtige Kanadier, allerorts als "James" bekannt, war Mitte der 70er Jahre nach Deutschland gekommen und heuerte beim seinerzeitigen Zweitligisten Mannheimer ERC an, Vorreiter in der Rekrutierung deutschstämmiger Kanadier. Münch, der in erster wie zweiter Liga auf all seinen Stationen ein zuverlässiger Scorer, immer gut für einen Punkteschnitt von 1 pro Spiel, gewesen war, verließ die Mannheimer ein Jahr zu früh, war deshalb beim ersten Meistertitel nicht mehr an Bord. In der Folge spielte er für Freiburg und Bad Nauheim, ehe er 1984 zur Eintracht kam. Auch hier war er schnell als Leistungsträger etabliert, gehörte zu den besten Scorern und war als Teil der Paradereihe um Trevor Erhardt sehr wichtig für den Aufstieg der Eintracht.

Der bei Saisonbeginn fast 34-jährige war der zweitälteste Feldspieler im Kader. Er war nicht nur eines der wenigen Eigengewächse der Eintracht, sondern war sogar als Teenager schon in den beiden bis dahin einzigen Jahren der Bundesligazugehörigkeit für die SGE aktiv. Danach spielte er für Mannheim in der zweiten und Bad Nauheim in der ersten Liga. Nach dem Ende des VfL Bad Nauheim kehrte er zurück und war mit Erfahrung, Übersicht und feiner Technik eine wertvolle Stütze der Mannschaft. Er bevorzugte ein eher körperloses Spiel und erzielte dennoch viele wichtige Tore. In einem Portrait in der FAZ hatte er in der Vorsaison rückblickend noch eingeräumt, daß er aufgrund fehlender sportlicher Ambitionen auf die große Karriere, die ihm in jungen Jahren zugetraut worden war, verzichtet habe, er dem Sport nicht den höchsten Stellenwert in seinem Leben eingeräumt habe. Umso beachtlicher, auch mit 34 Jahren noch unverzichtbarer Teil einer Spitzenmannschaft der 2. Liga zu sein. 

Seine Verpflichtung sorgte für leichte Irritation in der Szene, erwies sich jedoch als überaus kluge Entscheidung. Der ebenfalls aus Füssen stammende schlaksige und feingliedrige Mittelstürmer war über Düsseldorf, Iserlohn und Freiburg an den Main gekommen. Er hatte aber nach der Pleite des ERC Freiburg 1984 für ein Jahr mit dem Eishockey auf Profiebene ausgesetzt, sich stattdessen in Freiburg seinem Studium gewidmet. Der ehemalige Juniorennationalspieler galt als hochbegabt, ihm hing aber auch der Ruf an, zu wenig aus seinem Talent gemacht zu haben. Im Eintracht-Trikot zeigte er, meist als Center der zweiten Sturmreihe, starke Leistungen, glänzte durch technische Kabinettstückchen und intelligente Pässe, ohne Torgefahr vermissen zu lassen. In der Hauptrunde drittbester Frankfurter Scorer mit 74 Punkten, denen er 21 (in 18 Spielen) in der Relegation folgen ließ.

Der Hünenhafte Garmisch-Partenkirchener hatte als blutjunge Nachwuchskraft noch den bis heute letzten Titelgewinn des SC Riessersee miterlebt - allerdings ohne große Spielanteile. Schaaf, seit 1982 Frankfurter, war ein eminent wertvoller Allrounder, der im Vorjahr noch wegen Personalknappheit in der Abwehr gespielt hatte. 1985/86 waren genug Verteidiger an Bord und er besetzte den rechten Flügel. Spielte statistisch eine sehr gute, leider durch Verletzungen verkürzte Saison und fehlte fast die gesamte Aufstiegsrunde. 

Ein Frankfurter Bub, dessen Familie auf der Schweizer Straße in Sachsenhausen eine Metzgerei betrieb. Der 22-jährige hatte vor seiner Rückkehr nach Frankfurt noch in Bad Nauheim Bundesligaluft geschnuppert, gemeinsam mit seinem älteren Bruder Ralf. Ein hart arbeitender, nie aufgebender Außen, beim Publikum beliebt, ohne zu den besten Scorern zu gehören.

Der 20-jährige Pole war zwei Jahre zuvor zur Eintracht gestossen. Um den Status als "Eishockeydeutscher" zu erlangen und nicht das Ausländerkontingent zu belasten, hielt er sich die zurückliegenden 18 Monate in Frankfurt auf, ohne aktiv zu spielen. Mit seiner enormen Schnelligkeit eine große Bereicherung für die Adlerträger, deren Kader aus teils deutlich älteren Spielern mit Geschwindigkeit nicht gesegnet war. Schnellster Spieler der Liga! Jeder Liga, in der er aktiv war!

Der älteste Feldspieler im Team (*12.03.1951) und immer noch einer der zuverlässigsten Scorer. Der in Mittenwald geborene hat als tschoslowakisch-stämmiger bayerischer Kanadier wohl die ungewöhnlichste Karriere aller Eintrachtspieler hinter sich. Als Kind mit den Eltern nach Kanada ausgewandert, spielte er dort Juniorenhockey, dann vier Jahre NCAA für Michigan Tech, ehe er nach Bayern zurück aus- bzw. einwanderte und 1974 beim EV Füssen landete. Nach zwei Jahren dort (u.a. mit K. Guggemos) wechselte er in die zweite Liga zum MERC, wo er insgesamt 5 Jahre blieb, die letzten beiden in der Bundesliga, mit der Meisterschaft als krönenden Abschluß. Dann spielte er in Freiburg (1. BL), Bremerhaven und Kempten um schließlich 1984 am Ratsweg zu landen. Der immer noch flinke, technisch versierte Flügelstürmer war immer für Tore gut, wenn sie gebraucht wurden.

Der 22-jährige hatte in der Vorsaison mit 42 Punkten in 39 absolvierten Spielen große Hoffnungen geweckt. Leider konnte er statistisch nicht daran anknüpfen, zumal er 15 Spiele der Hauptrunde verletzt (u.a. Wadenbeinbruch) versäumte. Der schnelle und trickreiche ehemalige Nachwuchsnationalspieler spielte seit 1983 wieder für die Eintracht, wo er auch begonnen hatte, ehe er sein Glück in Bad Nauheim und Mannheim in der Bundesliga versucht hatte. In der Aufstiegsrunde war er wieder fit, wurde meist auf dem Flügel in der dritten Reihe eingesetzt, von wo er 4 Tore zum Aufstieg beisteuerte.

Ein weiteres echtes Eigengewächs. Er war schon im Vorjahr Stammspieler und etablierte sich in seinem zweiten Jahr, gerade 18-jährig. Einer nicht nur für sein Alter grundsoliden Hauptrunde ließ er eine beachtliche Aufstiegsrunde mit 4 Toren und 5 Assists gegen weitaus schwerere Gegner folgen. Hartfuß war Center, sehr robust und unerschrocken, womit er die leichten Defizite in Technik und Geschwindigkeit wettmachte.



Wie sein zwei Jahre jüngerer Bruder Helmut, hatte auch Klaus Guggemos eine längere Wanderschaft hinter sich, ehe er in Frankfurt landete. Nach seinem Bundesliga-Debut 1973 in Füssen, zog es ihn nach Krefeld (mit Helmut), Duisburg (erneut mit Helmut), Freiburg, Hamburg und Bayreuth. An seiner letzten Station vor Frankfurt war er als bester Torschütze der 2. Liga Süd maßgeblich am Aufstieg des SVB beteiligt. Ähnlich wie sein Bruder oder auch Alex Groß war er ein eher durchschnittlicher Erstligaspieler aber ein deutlich überdurchschnittlicher Zweitligaakteur, im Unterhaus immer Leistungsträger und Punktgarant.

Der Kanadische Wirbelwind ging mit seinen erst 22 Jahren bereits in seine dritte Saison als Sturmführer der Adlerträger. Immer für 40 Tore gut, hatte er die Umstellung vom als unterklassig einzuschätzenden, eher gepflegten Kanadischen Collegehockey zum rustikal-burschikosen Hauen und Stechen der Zweiten Liga, Jünglinge mit Vollvisier dort, Männer mit Bärten hier, mühelos geschafft. Ohne die Anteile der anderen am Aufstieg schmälern zu wollen, war Erhardt ohne jeden Zweifel Herz und Seele der Mannschaft. Auch wenn er weder in der Punktrunde noch in der Relegation unter den Top 10 der Scorer rangierte, war er der wertvollste Spieler der Liga und der Relegation. Er schaffte das, was nur die ganz Großen schaffen: Im alles entscheidenden Spiel, am vorletzten Spieltag, schoß er die Eintracht gegen den härtesten Verfolger und "Mit-Aufsteiger" Riessersee mit purer Willenskraft und drei Toren praktisch im Alleingang in die Bundesliga! Er hamsterte im Gegensatz zu den Topscorern der Liga seine Punkte nicht gegen Braunlage, Herne, Solingen oder in der Relegation gegen Sonthofen oder Freiburg, sondern markierte einen Hattrick im wichtigsten Spiel.  







Günter Herold und Trainer Jorma Siitarinen hatten ihre Hausaufgaben also, wie es vor der Saison schien, ordentlich erledigt. In der vorangegangenen Saison hatte man, wie in der Liga üblich, einen Minikader, der in der Regel nur das Spielen mit vier Verteidigern (Keller, Gehrmann, Potz und Schaaf, Jahn fehlte lange verletzungsbedingt) und drei Sturmreihen gestattete. Mit dem in die Jahre gekommenen Jehner war man nicht mehr zufrieden, die Ersatzleute (Schulz und Storkebaum) waren nicht zweitligatauglich, die Besetzung der Abwehr ließ keinen Spielraum im Fall von Verletzungen zu und im Sturm war die Last des Scorens auf zu wenige Schultern verteilt (nach Erhardt, Vorlicek und Münch kam wenig). Herold und Siitarinen schafften es, daß nur Spieler den Club verliessen, mit denen man die etwas höher angesetzten Ziele nicht zu erreichen glaubte.
Der Kader war auf 21 Spieler angewachsen, man konnte 3 Verteidigungsreihen und 4 Sturmreihen aufbieten, was im Vorjahr noch nicht möglich war. Zudem war es geglückt, das Niveau deutlich zu erhöhen. So konnte man mit den besten sechs Angreifern dank der Verpflichtung der Guggemos-Brüder und Alex Groß zwei nahezu gleichwertige Sturmreihen stellen und eventuell auftretende Verletzungsausfälle besser kompensieren als in der Vergengenheit. In der Hintermannschaft ersetzte Forster den abgewanderten und lange verletzten Werner Jahn mehr als gleichwertig und auf dem Torhüterposten war man nun erstklassig besetzt. Man setzte in erster Linie auf Routine, die Neuzugänge waren, bis auf Nocon und die Jugendspieler, bundesligaerfahren und bewährt. Wenn überhaupt, dann hätte die Altersstruktur Sorge machen können, waren doch unter den Leistungsträgern die ü30-Spieler (Potz, Keller, Schoof, Vorlicek, Münch, K. Guggemos) deutlich überrepräsentiert gegenüber Spielern unter 25. Dafür brauchte man wenig Zeit, die neuen Mitspieler kennenzulernen, da sich viele alte Bekannte wiedertrafen. Die vier aus Füssen stammenden kannten sich schon aus Jugendzeiten und man traf in Frankfurt auch viele ehemalige Weggefährten von früheren Stationen wieder. Würde man einen Stammbaum der Mannschaft erstellen, so ergäben sich zahlreiche Kreuzungen. Außer den nur für die Eintracht aktiven Schulz, Göbel, Schnürr, Hartfuß und Nocon sowie Potz, Erhardt und Schaaf, die dafür aber bereits seit 1982 bzw. 1983 in Frankfurt spielten, hatte jeder aus dem Kader 1985/86 bereits an einer vorherigen Station mit mindestens einem weiteren aktuellen Eintrachtspieler zusammengespielt. Alleine dem letzten Bad Nauheimer Bundesliga-Aufgebot hatten mit Zankl, Keller, Gehrmann, Ziesch, Schoof und Münch 6 aktuelle Eintrachtspieler angehört. In Mannheim hatte Münch von 1974 bis 1979 zuerst mit Schoof, dann mit Vorlicek und Helmut Guggemos zusammen gespielt. Münch und Vorlicek waren später wieder gemeinsam in Freiburg, 1974-1976 waren beide Guggemos mit Vorlicek für Füssen am Start. Groß traf 81/82 auf Helmut Guggemos in Düsseldorf, 83/84 auf Münch in Freiburg. Diese längst nicht vollständige Auflistung zeigt einen Aspekt, der letztlich mit den Ausschlag für den unerwarteten Aufstieg der Eintracht gegeben hat: Die größte mannschaftliche Geschlossenheit aller Bewerber um den Aufstieg und der allenthalben hochgelobte Zusammenhalt untereinander. Für viele war es das letzte Gefecht und vielen war auch klar, daß sie den Weg in die Erstklassigkeit nicht mitgehen würden, aber dennoch gab jeder alles für den Aufstieg. Ein bischen Aufstiegs-DNA:

Klaus Guggemos und James Münch in Freiburg. Später spielten auch Alex Groß und Elias Vorlicek für die Breisgauer.

Peter Zankl und Toni Forster im Trikot der Haie. Die Nummer 1 der Haie war 1982 übrigens noch Sigi Suttner. Seine Begegnung mit dem späteren Frankfurter Kapitän in der Aufstiegsrunde 1986 sollte eine Bedeutung für den Ausgang der Saison haben!


Helmut Guggemos mit Münch und Vorlicek beim MERC 1978. Zwei Jahre später feierte man die erste Meisterschaft, da war nur noch Vorlicek übrig. Vor dem Aufstieg der Mannheimer in die Bundesliga hatte hier auch Bernd Schoof die Bekanntschaft von Münch und Vorlicek gemacht, ehe er nach Bad Nauheim wechselte.



Der Saisonverlauf:
Der Austragungsmodus war Mitte der 80er Jahre einigermassen beständig geworden, was für das deutsche Eishockey nach unruhigen Jahren und fast jährlichen Änderungen bemerkenswert war. Dennoch leistete sich die 2. Liga Nord wieder eine kleine Kuriosität, ohne die es dann wohl doch nicht zu gehen schien: Nach einer Achterliga im Vorjahr, die eine Dreifachrunde austrug, traten dieses Jahr wie in der Bundesliga und in der 2. Liga Süd 10 Mannschaften an. Sie spielten aber im Gegensatz zu den beiden anderen Ligen keine Doppelrunde aus, sondern, um mehr Einnahmen generieren zu können, eine Zweieinhalbrunde, also 45 Saisonspiele!? Das bedeutete am Ende 63 Saisonspiele für die nicht mehr ganz taufrischen leistungsträger der SGE.
Die Saison lief für die Eintracht prächtig an, mit einem spektakulären 7:2 Heimsieg gegen den vormaligen Erstligisten EHC Essen-West. In den ersten Wochen eilte man von Sieg zu Sieg, führte die Tabelle sogar einige Zeit an, schlug u.a. den großen Favoriten Preußen Berlin mit 7:1 (4 Erhardt-Tore). Dann, als auch das Verletzungspech in Frankfurt zuschlug, übernahmen die Berliner Preußen die Führung, wie man es eigentlich von Anfang an erwartet hatte. Die Berliner marschierten etwa ab November unangefochten vorneweg, die Eintracht war fortan an der Spitze der Verfolgergruppe, der auch noch Krefeld, Kassel, Duisburg und Bad Nauheim angehörten. Insbesondere der Kampf um Platz 4, der noch zur Teilnahme an der wesentlich lukrativeren Aufstiegsrunde berechtigte, war teilweise dramatisch, zumal ein Verpassen dieser Runde bei den oft haarscharf und teils abenteuerlich kalkulierten Budgets der Clubs über Pleite oder Fortbestehen entscheiden konnte. Nachdem es lange so ausgesehen hatte, als ob Duisburg und Bad Nauheim knapp das Nachsehen hinter Kassel und Krefeld als erste Verfolger des Spitzenduos haben würden, kam um den Jahreswechsel herum etwas Unruhe in das Geschehen. Das Gerücht machte die Runde, daß mit der Spielberechtigung des Krefelder Verteidigers Randy Spielvogel etwas nicht in Ordnung sein könnte. Dazu muß man wissen, daß damals die Regelung galt, daß ein aus dem Ausland stammender Spieler dann nicht die Kontingentstellen (2 Ausländer durfte jede Mannschaft offiziell einsetzen) belastete, wenn er sich nachweislich 18 Monate ununterbrochen in Deutschland aufgehalten und nicht aktiv am Spielbetrieb teilgenommen hatte. Dies hatte der KEV bei der Meldung von Spielvogel behauptet und zunächst auch formal nachgewiesen. Der findige Macher des Duisburger SC, Fritz Hesselmann, zweifelte die Korrektheit der Krefelder Angaben jedoch an, natürlich auch Wohl und Weh des eigenen Clubs vor Augen, und bemühte die Instanzen. Nach wochenlangem Hin und Her mit ständig wechselnden Wasserstandsmeldungen wurde letztlich die Spielberechtigung des Abwehrrecken als "Eishockey-Deutscher" für ungültig erklärt und den Krefeldern alle (40) mit Spielvogel errungenen Punkte aberkannt und die Spiele für die Gegner gewertet. Das katapultierte den eine gute Saison spielenden KEV in den Tabellenkeller, den DSC dagegen spülte es nach oben, über den Strich. Man durfte gegen Berlin, Frankfurt, Kassel, den großen SC Riessersee, Augsburg Bad Tölz und Freiburg antreten, anstatt die sportlich reizlose und wenige Zuschauer anlockende Abstiegsrunde absolvieren zu müssen. Krefeld dagegen hätte womöglich mit seiner guten Mannschaft den Verteidiger Spielvogel gar nicht gebraucht, um unter die ersten vier zu kommen, hatte sich jedoch durch seine aufgeflogene Trickserei selbst ein Bein gestellt.
Als die Punktrunde beendet und die Tabelle am grünen Tisch endgültig umgeschrieben worden war, zogen also BSC Preußen Berlin, Eintracht Frankfurt, ESG Kassel und der Duisburger SC für die 2. Liga Nord in die Auftsiegsrunde ein.
 Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht abzusehen, daß die Eintracht ernsthaft ins Aufstiegsrennen einzugreifen beabsichtigte. Die nach außen vertretene Sprachregelung war eher, daß man eine bessere Rolle spielen wollte als in der Saison zuvor. Im Vorjahr hatte ich noch mitansehen müssen, wie die SGE zu Hause gegen die späteren Erstplatzierten Riessersee und Bayreuth mit 2:6 bzw. 2:5 völlig chancenlos geblieben waren, mehr als eine Nummer zu klein für die Erstklassigkeit, man hatte es aber immerhin geschafft, die Berliner 3:2 zu schlagen, wodurch man sie ein Jahr länger in der Klasse gehalten hatte. In jener Relegation 1985 war, nach einem Zwischenhoch mit 5 Siegen in Folge und Anschluß an das obere Tabellenmittelfeld mit 10-6 Punkten, die Landung auf dem Boden der Realität für die Fans sehr hart. Die zweite Hälfte der Relegation war sportlich belanglos, fand vor teils erschreckend leeren Rängen statt und war von Protesten gegen die Preiserhöhungen geprägt. 12 Monate später war es sehr schwer, Tickets für die Relegation zu bekommen und die Mannschaft übererfüllte ihr Soll. 



Die Aufstiegsrunde:
Neben den aufgeführten Teilnehmern aus der 2. Liga Nord nahmen noch aus der Bundesliga der SC Riessersee und der Vorjahresaufsteiger SV Bayreuth teil, sowie aus der 2. Liga Süd der Augsburger EV, der nach der Pleite des "ERC" 1984 neu entstandene EHC Freiburg (nach einem Jahr Pause mit Startrecht in der 2. Bundesliga!), der ruhmreiche Traditionsclub EC Bad Tölz und als Überraschungsmannschaft der Saison der ERC Sonthofen. Aus dieser Gruppe ragte der AEV deutlich heraus, der Truppe ging ein Ruf wie Donnerhall voraus, da sie die ersten 30 (von 36) Spiele allesamt gewinnen konnten, am Ende mit beeindruckenden 66:6 Punkten abschlossen. Das erklärte Saisonziel war auch von Anfang an der Aufstieg gewesen, man hatte viel investiert und die Mannschaft schien alle Vorschußlorbeeren rechtfertigen zu können.
Im Norden wußte man nicht so recht, was man von diesen Leistungen halten sollte galt doch die, mit Ausnahme von Augsburg und Freiburg, von Dorfvereinen geprägte Südstaffel als sportlich schwächer denn die Nordstaffel. Dies hatte auch dazu geführt, daß in Berlin in einer launigen Runde mit Journalisten das Wort "Gurkenliga" fiel, ein Zitat, das ausgerechnet Lorenz Funk, dem Ur-Tölzer in Berliner Diensten, zugeschrieben wurde. Damit wurde den Berlinern ein Bärendienst erwiesen, denn die Südclubs zerrissen sich förmlich, wenn die Startruppe von der Spree angereist kam.
Die Favoritenrollen waren vor der Runde jedenfalls klar vergeben. Um die beiden Plätze im Oberhaus würden sich die annähernd gleich stark eingeschätzten Riesserseer, Berliner und Augsburger streiten. Für Riessersee sprach die langjährige Erstligaerfahrung. Daneben konnte man sich auf Verteidigerlegende Ignaz Berndaner, den bärenstarken, wie ein Stürmer punktenden Kanadischen Verteidiger (und späteren deutschen Nationalspieler) Ron Fischer, den immer noch zuverlässig treffenden Martin Hinterstocker und den großartigen tschechischen Spielmacher Libor Havlicek stützen, die allesamt gehobenes Erstliganiveau darstellten. Sie führten eine Truppe von einheimischen Talenten, u.a. mit dem zukünftigen Nationaltorwart Peppi Heiß, an, der immer noch zugetraut wurde, die Zweitligisten in die Schranken zu weisen.
Die Berliner hatten sich in einer umkämpften Spitzengruppe letztlich deutlich durchgesetzt und wiesen mit Torhüter Suttner, Verteidiger Alan Sims und Center Uli Egen herausragende Leistungsträger auf, die ebenfalls gehobene Erstligatauglichkeit besassen.
Für Augsburg sprach der Lauf, sie hatten die 2. Liga Süd in Grund und Boden gespielt und geschossen, brachten fünf Spieler in die Top 10 Scorer. Dabei stützten sie sich insbesonder auf die Sturmpaare Rick Laycock/Dave Sherlock und Alexej Sulak/Jiri Brousek. Der zweite (offizielle) Ausländer, Damien Steiert, war auch noch deutlich über dem Durchschnitt. Hinzu kam in Klaus Merk ein Jahrhunderttalent im Tor. Außerdem besassen die Schwaben ein frenetisches Publikum, das in der Lage war, das zugige Kurt Frenzel-Stadion (offiziell 7.000 Plätze, es wurden wohl gerne auch mehr reingelassen) in einen Hexenkessel zu verwandeln. So waren etwaige Schwächen in der Kaderzusammensetzung lange Zeit nicht sichtbar geworden. In der Verteidigung war man insgesamt nur solider Durchschnitt, etwas, was sich gegen die stärkere Konkurrenz der Relegation rächen könnte - und was letztlich evtl. den Ausschlag gab. 

Der bis dato letzte Bundesliga-Kader des Augsburger EV. Dorthin wollte der AEV unbedingt wieder zurück, man hatte gut die Hälfte der 70er Jahre im Oberhaus verbracht. Im Aufgebot von 1978 standen mit Höfner, Klaus, Blum und Nentvich einige Akteure, die später zu festen Größen im deutschen Eishockey werden sollten, Höfner wurde sogar zu einem der größten Stars der 80er. Sie alle machten aber ihre Karriere außerhalb Augsburgs. Auch bemerkenswert: Vladimir Dzurilla, tschechischer Superstar, Weltmeister und Canada-Cup-Finalist, hütete das Tor, konnte den Abstieg aber auch nicht verhindern. Damals im Kader und auch 1985/86 für Augsburg am Start: Horst Pätzig.




Dahinter sah man am ehesten die um ein Jahr Erstligaerfahrung reicheren Bayreuther, die mit dem inzwischen 33-jährigen Vladimir Vacatko immerhin eine echte Eishockeylegende aufboten. Es blieb nur zu klären ob eine Saison in der 1. Liga das Team gestärkt hatte oder ob es mürbe gemacht hatte, durchgehend die rote Laterne zu tragen. 
Ferner - ohne echte Aufstiegschancen - Frankfurt, Kassel und vielleicht noch Freiburg, den Süddritten, der immerhin mit Torhüter Jiri Crha und Verteidiger Milan Chalupa hochdekorierte CSSR-Helden mit NHL-Vergangenheit aufweisen konnte.

1. Spieltag (14.02.86): Berlin stolpert aus dem Startblock!
Berlin hatte gleich zum Auftakt die Chance, zu Hause gegen den Noch-Bundesligisten Bayreuth zu zeigen, wo es langgehen sollte. Die Preußen verpatzten jedoch den Auftakt, unterlagen mit 4:5. Ansonsten war allenfalls noch die Höhe des Riesserseer Sieges in Kassel (7:0) überraschend. Augsburg, der Mitfavorit aus dem Süden bestätigte seinen Ruf mit einem klaren 10:2 gegen Freiburg. Die Eintracht siegte in Sonthofen mit 3:0, durch 2x Klaus Guggemos und Vorlicek, ohne daß dieses Resultat Aufschlüsse geben konnte, wo die Eintracht steht.

2. Spieltag (16.02.86): Endgültig schwarzes Auftaktwochenende für den BSC, Riessersee, Augsburg und Bayreuth souverän!



Ganz anders das erste Heimspiel der SGE, das gleich die schon unter Zugzwang stehenden Preußen an den Ratsweg führte. Berlin legte los wie die Feuerwehr und führte schon nach 78 Sekunden mit 1:0 (Egen). Dann erholte sich die Eintracht langsam, machte ihrerseits Druck, scheiterte aber mehrfach am glänzend aufgelegten Sigi Suttner im Berliner Tor. Ein unglücklicher Treffer auf die Maske des Alt-Internationalen durch Toni Forster brachte dann die Wende des Spiels. Suttner mußte raus und die Eintracht traf durch Forster und Vorlicek noch im ersten, sowie Schoof im letzten Drittel. Berlin verkürzte nochmals durch Egen, doch ein Empty-Net-Treffer von Erhardt entschied die ungeheuer spannende Partie für den Nord-Zweiten gegen den Klassenprimus. Die Berliner Aufstiegsambitionen hatten nach dem Auftaktwochenende mit 0-4 Punkten schon einen empfindlichen Dämpfer erhalten, sie standen somit fast schon mit dem Rücken zur Wand. Neben der Eintracht waren auch die beiden Erstligisten und die Augsburger prächtig aus den Startlöchern gekommen und hatten die Konkurrenz deutlich in die Schranken gewiesen (DSC - AEV 1:7; SVB - ERCS 11:1; SCR - Tölz 6:1), während Kassel nach dem ersten Wochenende auch nur einen Punkt auf der Habenseite hatten (3:3 in Freiburg).

Die Begegnung dieser zwei alten Bekannten war schicksalhaft für den Ausgang des Spiels SGE - BSC Preußen und damit für die gesamte Aufstiegsrunde. Auf der einen Seite Sigi Suttner, nicht schön, aber dafür immer noch eine Bank. Der einst beste Deutsche Torhüter, Olympia- und WM-erprobt, mußte (s.o.), nachdem ihn ein Forster-Schlagschuß auf die Maske getroffen hatte, vom Eis. Auf der anderen Seite der Frankfurter (Ersatz-)Kapitän, der seinem Volltreffer wenig später auch noch ein Tor folgen ließ.


Hier war das Anrennen noch vergebens und dem Frankfurter Center Trevor Erhardt sollte es auch im weiteren Verlauf der Partie nicht gelingen, einen Berliner Torwart zu bezwingen. Dafür erzielte er das erlösende 4:2 ins leere Tor.



3. Spieltag (21.02.86): Erste Schlappe für Bayreuth!



Nach Berlin bekam die Eintracht im nächsten Heimspiel gleich den nächsten dicken Brocken vorgesetzt, die sehr stark gestarteten Bayreuther, ja u.a. in Berlin siegreich gewesen. Die fast 6.000 Zuschauer in der proppenvollen Halle trauten ihren Augen kaum, was sie in den 60 Minuten zu sehen bekamen. Schon nach 17 Sekunden brachte Jerzy Potz die Eintracht in Front und die Siitarinen-Jungs beherrschten die Partie anschliessend nach belieben, sie spielten sich geradezu in einen Rausch. Groß im ersten, Erhardt und Münch im zweiten und nach dem zwischenzeitlichen 1:4-Anschlußtreffer Vorlicek und Zimlich binnen 15 Sekunden im letzten Drittel besiegelten einen Sieg, der in der Deutlichkeit sicher nicht erwartet worden war. Hatte schon gegen Berlin eine erstligareife Stimmung geherrscht, so glich die Halle am Ratsweg gegen Bayreuth dank des frühen Führungstreffers während der gesamten Spieldauer einem Tollhaus.
Durch den Sieg blieb die Eintracht im Gleichschritt mit dem AEV (6:1 gegen Kassel) und SCR (10:3 gegen Duisburg). Auch Berlin landete seinen ersten Sieg, indem der EHC Freiburg mit 10:3 abgefertigt wurde, damit die zweite zweistellige Niederlage im zweiten Auswärtsspiel für die Breisgauer.

4. Spieltag (23.02.86): Da waren es nur noch zwei, erste Niederlage jetzt auch für Riessersee!
Die SGE mußte nach Duisburg, zum einzigen noch punktlosen Team der Runde. Dennoch kein Selbstläufer für die Adlerträger, man kannte einander seit Jahren, es waren fast immer enge, hart umkämpfte und hitzig geführte Begegnungen, meist auf Augenhöhe. Es wurde denn auch ein ganz hartes Stück Arbeit für die Frankfurter, zumal Duisburg schon nach fünf Minuten 2:0 führte (durch Jobczyk und den zukünftigen Frankfurter Thomas Werner). Die Eintracht war zwar in der Folge drückend überlegen, tat sich aber sehr schwer und brauchte nach dem Anschluß durch Schoof in der 23. Minute bis zur 48. Minute, ehe Vorlicek endlich ausglich und Münch nur kurz danach die erste Führung erzielte. Letzterer war es auch, der mit seinem zweiten Treffer des Spiels die endgültige Entscheidung brachte. Wie schon gegen Berlin war Torhüter Zankl überragend und mit ausschlaggebend für den Sieg.
Gleichzeitig siegte der AEV in Bayreuth mit 5:4 und blieb im Soll, alles einlösend, was man von der Mannschaft erwartet hatte. Nachdem der SC Riessersee überraschend bei den bis dahin sieglosen Freiburgern mit 2:6 unterlegen war, waren Augsburg und Frankfurt die einzigen verbleibenden Mannschaften mit weißer Weste. Der SCR zwei Punkte dahinter und dann schon die jeweils zweimal geschlagenen Bayreuther und Berliner (12:3 in Sonthofen)  mit je 4-4 Punkten bildeten die Top 5 der Tabelle. Interessant, daß die armen Bayreuther schon gegen Berlin, Augsburg und Frankfurt antreten mussten, die vorab zu Favoriten erklärten Garmischer, Augsburger und Berliner jedoch noch nicht gegeneinander spielen mussten. Auch die Eintracht hatte mit Berlin und Bayreuth schon zwei Schwergewichte auf dem Plan gehabt.

Schoss die Tore 3 und 4 zum 4:2-Sieg in Duisburg, im wie meistens gegen diesen Gegner hart umkämpften Match.


5. Spieltag (28.02.86): Eintracht weiter im Gleichschritt mit Augsburg, Bayreuth fällt ab!




Die 6.000 Besucher, die am 28.02. gegen Kassel da waren, werden diese Partie wohl ihren Lebtag nicht vergessen können. Ein Spiel, das sich noch 50 Jahre später die Enkelkinder anhören werden müssen. So wie mein Freund, der im ersten Drittel noch gesagt hatte "wisst ihr, wer hier gewinnt, geht mir eigentlich am Arsch vorbei, haupstsache, ich sehe ein gutes Spiel", sich ein Leben lang etwas anhören werden muß oder die Jungs - ich kenne sie, wahre aber ihre Anonymität -, die 10 Minuten vor Schluß die Halle verlassen hatten.
Was war also geschehen? Kassel, mit nur 3-5 Punkten eigentlich aus dem Aufstiegsrennen, spielte abgezockt und eiskalt, humorlos-opportunistisch, konterte die müde und etwas überspielt wirkende Eintracht erbarmungslos aus und führte 3:0 und hatte das Spiel komplett im Griff. Die Eintracht versuchte zwar verzweifelt, heranzukommen, traf auch zweimal den Pfosten, aber insgesamt kam das Gefühl auf, sie könnten noch stundenlang spielen, ohne zu treffen. Doch dann brach die 52. Minute an und ein weiterer Angriff der Eintracht schien gescheitert, als Routinier Vorlicek aus ungünstiger Position den Kasseler Heinrich anschoß, von dem der Puck ins Tor sprang. Die auch schon am Verzweifeln gewesenen Fans der Frankfurter schöpften neue Hoffnung und peitschten die Mannschaft wieder nach vorne. Nur 16 Sekunden nach diesem Treffer erzielte Forster mit einem Schlagschuß von der blauen Linie den Anschluß. Weitere gute zwei Minuten später traf erneut Forster, mit einer Kopie seines ersten Tores. Als es schon kein Halten mehr gab und die Stimmung nochmals frenetischer war als gegen Bayreuth, die Zuschauer sich noch nicht wieder hingesetzt hatten, traf auch noch Klaus Guggemos zum Sieg der Eintracht, gerade mal 16 Sekunden nach dem Ausgleich. Insgesamt hatte die Eintracht 2 Minuten und 43 Sekunden für diese vier nicht mehr für möglich gehaltenen Tore gebraucht.
Währenddessen siegten die Augsburg weiterhin hoch (9:2 gegen Sonthofen), der SCR kehrte gegen Bayreuth mit einem 6:1 in die Erfolgsspur zurück und stieß zugleich die Franken Richtung Abgrund. Auch Berlin siegte gegen Duisburg mit 7:5 und hoffte auf Ausrutscher der drei Führenden.

Typisches Bild der ersten 52 Minuten: Die Eintracht gestoppt (hier die gesamte 2. Sturmreihe auf 10 qm festgelaufen), Kassel startet zum Konter.

Typisches Bild der Minuten 53 bis 56: Die Eintracht kommt aus dem Jubeln nicht mehr raus. (damals durfte noch die gesamte Mannschaft aufs Eis, wenn ein Tor erzielt worden war)


6. Spieltag (02.03.86): Augsburg und Eintracht erwischt es schließlich auch - da waren es wieder drei!
Hier gab es für die Eintracht nichts zu holen. In der ehemaligen Bundesliga-Arena in Bad Tölz, Heimat des verletzten Kapitäns Helmut Keller, mußte die Eintracht ihre erste Aufstiegsrundenniederlage hinnehmen.


War es der Eintracht im hochdramatischen Freitagsspiel gegen Kassel noch gelungen, ein verloren geglaubtes Spiel in sensationeller Weise zu drehen, so mussten sie in Bad Tölz schließlich doch dran glauben. Nach 1:0-Führung durch Münch drehten die nie aufgebenden Tölzer das Spiel und zogen auf 3:1 davon. Die etwa 400 mitgereisten Frankfurter Fans durften kurz an ein ähnliches Wunder wie zwei Tage zuvor glauben, als in der 26. Minute Vorlicek und Erhardt binnen nur 9 Sekunden ausglichen, aber danach ging bei der Eintracht nichts mehr und der Altmeister siegte mit 5:3.
Gleichzeitig musste die andere noch verlustpunktfreie Mannschaft, der AEV, erstmals gegen einen der absoluten Topfavoriten ran. Im alterwürdigen Olympiastadion von Garmisch-Partenkirchen machte der zehnfache Meister Riessersee klar, daß er seinen Platz im Oberhaus nicht ohne weiteres hergeben wollte. Die sieggewohnten Lechstädter erhielten eine ungeahnte Lehrstunde und fuhren mit einer 7:1-Packung nach Hause.
Auch die Berliner erhielten in ihrer Aufholjagd einen kleinen Dämpfer, da sie in Kassel nicht über ein 2:2 hinauskamen, während die zuletzt arg gerupften Bayreuther endlich wieder siegten (7:2 in Freiburg).
Nach 6 Spieltagen waren also Augsburg, Riessersee und Frankfurt mit 10-2 Punkten gleichauf an der Spitze, Belin folgte mit 7-5 und Bayreuth mit 6-6. Man konnte gespannt sein, wie Frankfurt und Augsburg ihre ersten Niederlagen verkraften würden, so langsam den Atem der Berliner im Nacken spürend. Diese widerum sollten am folgenden Wochenende die große Chance haben, wieder ranzukommen, da sie zuerst Riessersee empfingen und dann nach Augsburg mußten. Riessersee mußte seinerseits nach dem Gipfeltreffen in Berlin zu Hause gegen die Eintracht antreten, die ja nach dem bisherigen Verlauf noch zur Spitzengruppe gehörte.

7. Spieltag (07.03.86): Klatsche für SCR!


Vor dem Spiel wurde die Eintracht für die Sport-Kurier-Wahl zur "Mannschaft des Monats" im Februar 1986 geehrt. Eine seltene Ehre für einen Zweitligisten, den sensationellen Leistungen in den ersten Wochen der Relegation geschuldet, die überregional aufhorchen liessen. Preis: Eishockeyausrüstungen!


Die Eintracht zeigte sich gut von der enttäuschenden Leistung und Niederlage in Bad Tölz erholt und erhielt auch den richtigen Gegner zur richtigen Zeit. Die Fans am Ratsweg bekamen gegen Freiburg endlich auch einmal ein Schützenfest zu sehen. Erhardt (3), Schoof und Hartfuß (je 2), Münch, Helmut Guggemos, Klaus Guggemos und Ziesch  schossen ein 11:1 heraus. Die Zuschauer hatten dabei auch ihren Spaß mit dem Freiburger Keeper Jiri Crha, der sich im ersten Drittel selbst auswechselte, wutentbrannt in die Kabine entschwand, in der Pause vom Trainer zur Raison gebracht, im zweiten Drittel wieder im Tor stand, um dann nach drei Treffern innerhalb von 87 Sekunden endgültig das Feld zu räumen. Übrigens, trotz der großen Überlegenheit der Eintracht fiel Chalupa auf Freiburger Seite stark auf: selten habe ich einen so eleganten, läuferisch starken Verteidiger gesehen, ein absoluter Ausnahmespieler.
Unglaublicherweise endete das Aufeinandertreffen von Berlin und Riessersee mit fast dem selben Ergebnis, 11:2. Die völlig entfesselt aufspielenden Berliner verprügelten den Altmeister nach allen Regeln der Kunst, festigten ihre Lauerstellung und meldeten wieder ihre Anwartschaft auf die erste Liga an.
Die übrigen Partien brachten nichts neues, Augsburg siegte wieder hoch, Bayreuth auch.

8. Spieltag (09.03.86): Die ersten vier im direkten Vergleich - Eintracht is for real!
Das Olympia-Eisstadion von Garmisch-Partenkirchen galt als die schönste deutsche Bundesliga-Arena. Nicht immer gut gefüllt, wie auch diese Abbildung aus den 70er Jahren erahnen läßt. Obwohl der SCR über einen Zuspruch wie auf diesem Bild in den 80er Jahren noch froh gewesen wäre. Auch das Gastspiel der Eintracht wollten weniger als 4.000 Zuschauer sehen, der verwöhnte Garmischer sah die SGE wohl nicht als Spitzenmannschaft, die man gesehen haben mußte. Verpasste somit einen denkwürdigen Auftritt des Tabellenführers.


Hätte es noch eines Beweises bedurft, daß die Eintracht wirklich einer der ernsthaften Anwärter auf den Aufstieg ist, ihr Auftritt im Olympiastadion von Garmisch wäre es gewesen. Die Riesserseer, eine Woche zuvor noch mit 7:1 gegen Augsburg siegreich, fanden gegen eine sehr selbstbewußt und abgeklärt auftretende Eintracht keine Mittel und mußten sich sensationell mit 0:5 geschlagen geben. Die Werdenfelser zeigten sich zwar erholt von der bösen Klatsche von Berlin und machten immer wieder Druck, konnten aber die geschickt verteidigenden Frankfurter mit ihrem überragend haltenden Peter Zankl nicht überwinden, die ihrerseits immer die richtige Antwort parat hatten. Die Eintracht trat auf, als wäre sie der Erstligist, traf in der 10. und 11. Minute durch Erhardt und Vorlicek, der im Mitteldrittel noch das beruhigende 3:0 folgen ließ. Nochmals Vorlicek per Shorthander und Klaus Guggemos machten im Schlußdrittel gegen die inzwischen resignierenden Riesserseer alles klar zum nicht erwarteten Endstand von 5:0. Drei Tage vor seinem 35. Geburtstag hatte Elias Vorlicek die Eintracht mit seinem Hattrick erstmals auf den ersten Platz geschossen, da sich gleichzeitig Augsburg und Berlin 2:2 trennten. Da Bayreuth in Bad Tölz unterlag, sah es nach 8 von 18 Spieltagen so aus, als sollten die zwei Plätze in der Bundesliga zwischen Frankfurt (14-2 Punkte), Augsburg (13-3), Berlin (10-6) und Riessersee (10-6) verteilt werden, wobei sich die zwei führenden Teams schon leicht abgesetzt hatten, jedoch in der darauffolgenden Woche direkt aufeinandertreffen würden.

9. Spieltag (14.03.86): Spitzenduo trennt sich Remis, Bayreuth so gut wie abgestiegen!
Heimspiel Freitag und Sonntag, durch den Wechsel von Hin- zu Rückrunde, somit nur ein Stadionheft für beide Spieltage. Endlich bekam man die fast schon sagenhaften Augsburger zu sehen (60-0 Punkte aus den ersten 30 Spielen der 2. Liga Süd!), die sich allerdings in der bisherigen Aufstiegsrunde "nur" als sehr gute und nicht als Übermannschaft erwiesen hatten.




Zum Hinrundenende kam es zum brisanten Duell zwischen dem Erst- und dem Zweitplatzierten. Von den Spielplangestaltern wahrscheinlich nicht so geplant, war es die Chance für die Eintracht, ihren Vorsprung auf 3 Zähler auszubauen, für den AEV, die Spitze zu übernehmen. Es wurde ein enges, intensives Spiel auf hohem Niveau, der Tabellenkonstellation vollauf gerecht werdend, mit leichten Vorteilen für die Augsburger. Das 2:2 war etwas glücklich für die Eintracht, die sich nach der 1:0-Führung durch Groß bei Torhüter Zankl bedanken konnte, daß die mächtig drückenden Augsburger nur zu zwei Toren kamen. Als Prokop in der 55. Minute die Führung der Gäste erzielt hatte, schien die Eintracht mit ihrem Latein gegen die sehr starken Schwaben schon am Ende, aber Vorlicek, mit seinem 10. Treffer in der Aufstiegsrunde, schaffte 36 Sekunden vor der Schlußsirene noch den Ausgleich.
An den übrigen Schauplätzen blieben Überraschungen im Wesentlichen aus, sieht man von der Heimniederlage des SVB gegen Kassel ab, die wohl den Abstieg der Bayreuther nach einem Jahr Bundesliga besiegelte. Die Kasseler dagegen schlichen sich langsam an die Spitzenränge heran. Riessersee in Sonthofen (7:5) und Berlin gegen Bad Tölz (5:3) landeten Pflichtsiege.
Zur Halbzeit der Aufstiegsrunde war also die Eintracht unerwartet Erster mit beeindruckenden 15-3 Punkten, einen Punkt dahinter, nicht überraschend, Augsburg, gefolgt von Berlin und Riessersee mit jeweils 12-6. Ein Schlüssel für die sehr gute Ausgangsposition der Frankfurter, mit der so nicht zu rechnen gewesen war, war, daß man gegen die großen drei, Berlin, Riessersee und Augsburg 5-1 Punkte geholt hatte und sich nur mit der Niederlage in Bad Tölz einen Ausrutscher geleistet hatte. Die Konkurrenz, die die Eintracht vermutlich nicht auf der Rechnung gehabt hatte, ließ deutlich mehr Federn, untereinander aber auch gegen die vermeintlich leichteren Gegner.

Zwischenbemerkung des Autors: 2 Tage nach dem Augsburgspiel versäumte ich erstmals ein Heimspiel, weil am nächsten Tag meine erste Abiturarbeit anstand. Danach flog ich mit meinen Eltern nach Südafrika, wo ich von jeglichen Informationen über das weitere Geschehen abgeschnitten war. Erst am Tag des Rückfluges sah ich in Johannesburg in der FAZ den Tabellenstand vor dem letzten Wochenende. Oben erwähnter Freund, dem gegen Kassel noch egal gewesen war, wer gewinnt, trat mir seine Karte für das Riessersee-Spiel ab, mit den Worten "Ich glaube, bei Dir ist sie besser aufgehoben". Karten für Augsburg hatten wir auch schon.     
  
10. Spieltag (16.03.86): Rückschläge für Berlin und Riessersee!
Während die Eintracht nach dem aufreibenden Gipfeltreffen gegen Augsburg günstigerweise mit Sonthofen einen Gegner zum Regenerieren erhielt und einen ungefährdeten Kantersieg landete, taten sich die Verfolger deutlich schwerer. Dabei konnte die SGE mit dem 14:2 auch im Torverhältnis den Spitzenplatz einnehmen.
Augsburg tat sich beim 5:4 in Freiburg schwer, blieb aber weiter auf Tuchfühlung zur Eintracht. Dagegen wurde die Lage des SC Riessersee nach der 3:5-Heimniederlage gegen Kassel langsam besorgniserregend. Kassel, das damit an einem Wochenende beide Noch-Erstligisten auswärts geschlagen hatte, zog nach Punkten sogar mit dem SCR gleich, beide hatten nun 12-8 Punkte. Das bedeutete schon 4 Punkte Rückstand auf den ersten Aufstiegsrang, bei noch 8 verbleibenden Spielen. Berlin holte in Bayreuth auch nur einen Punkt, blieb damit drei Punkte hinter den Augsburgern.

11. Spieltag (21.03.86): Spitzenduo verliert!  
Während die Eintracht einen schweren Gang nach Berlin absolvieren mußte, hatten die übrigen Verfolger leichtere Aufgaben. Aufgrund des guten Punktestandes konnte die SGE die 1:3-Niederlage in Berlin verschmerzen, lag dennoch weiterhin im Soll. Ein bischen ärgerlich, daß es wohl eine Bierprämie gegeben hatte, die die Augsburger den Berlinern für den Fall eines Sieges versprochen haben sollen.
Während andernorts Riessersee seine Pflicht mit einem 3:2 in Bad Tölz gerade noch erfüllte, gab es für die Augsburger eine nicht einkalkulierte Heimniederlage gegen den Duisburger SC. Ebenfalls siegreich blieben die Kasseler, die gegen die Auswärts ziemlich abwehrschwachen Freiburger ein 9:4 feiern konnten, sowie die mittlerweile klar abgeschlagenen Bayreuther (4:0 in Sonthofen).

12. Spieltag (23.03.86): Eintracht hält Konkurrenz weiter auf Abstand und wieder patzt ein Großer!
Nach der hinnehmbaren Niederlage in Berlin mußte die Eintracht an diesem Doppelwochenende erneut auswärts ran, diesmal beim Noch-Erstligisten SV Bayreuth. Die Bayreuther waren zwar schon aus dem Rennen, hatten aber gegen die Spitzenteams schon mehrmals den Spielverderber gegeben, so daß also Vorsicht geboten war. Wie sehr, das merkte die Eintracht schnell, genauer nach zwei Minuten. Da führte der SVB nämlich schon mit 2:0! Die Eintracht zeigte aber wie im gesamten Verlauf der Runde starke Nerven, Moral und Nehmerqualitäten. Noch im 1. Drittel gelang per Doppelschlag durch Hartfuß und Groß der Ausgleich (15. + 17. Min.), einem torlosen Mitteldrittel mit vielen vergebenen Chancen der Eintracht, folgte dann ein turbulenter Schlußabschnitt. Zunächst erzielte Potz in der 42. Minute die Führung, dann folgte ein Sturmlauf der Bayreuther, die immer wieder am exzellenten Zankl im Eintracht-Tor scheiterten. Dann machte die Eintracht in der 59. Minute sage und schreibe 3 Kontertore zu einem noch klar scheinenden 6:2. Forster, Erhardt und Vorlicek brauchten nur 52 Sekunden für die drei Treffer, gegen einen allerdings auch alles auf eine Karte setzenden Gegner.
Dieser Sieg wurde noch zusätzlich veredelt durch die Tatsache, daß Berlin in Freiburg mit 5:2 unterlag, eine Niederlage, die sich der BSC eigentlich nicht leisten konnte. Auch Riessersee strauchelte leicht, kam in Duisburg nicht über ein 5:5 hinaus. Nur Augsburg erfüllte sein Soll mit einem 4:2 in Kassel. Es schien fast so, als würde jeden Spieltag ein anderer Favorit patzen und im Aufstiegsrennen scheinbar an Boden verlieren.
Nach diesem Wochenende und 12 absolvierten Spielen stand die Eintracht also immer noch ganz oben in der Tabelle (19-5), Augsburg weiterhin einen Punkt dahinter, gefolgt von den punktgleichen Berlinern und Riesserseern, die bei je 15-9 Punkten trotz noch ausstehender direkter Vergleiche (SCR noch gegen SGE und AEV, aber beide auswärts; BSC zu Hause gegen AEV) auf Ausrutscher des Spitzenduos hoffen mußten, ohne sich selbst noch welche leisten zu dürfen. So langsam konnte man auch in Frankfurt (und Augsburg) zu rechnen beginnen, wieviele Punkte man noch holen mußte, um aufzusteigen. 9 Punkte aus 6 Spielen würden ganz sicher reichen, da Riessersee und Berlin auch noch direkt aufeinander trafen wahrscheinlich auch weniger.

13. Spieltag (27.03.86): Augsburg läßt einen Punkt liegen!
Die Bayreuther, nur noch rechnerisch zu retten, nahmen wieder einmal ihre Rolle als Spielverderber ein, diesmal entführten sie aus Augsburg einen Zähler. Das 5:5 könnte dem AEV noch wehtun, der Druck für die noch ausstehenden Duelle gegen alle drei anderen Teams aus den Top 4 wurde so jedenfalls für die Fuggerstädter spürbar größer. Da die anderen Bundesliga-Anwärter alle siegten (BSC - Sonthofen 9:1; SCR - EHCF 5:3; SGE - DSC 6:3), hatte der AEV in Relation zu den anderen einen Punkt eingebüsst.

14. Spieltag (29.03.86): Lange Gesichter in Augsburg und Berlin, Riessersee lachender Dritter!
Nach dem "Pflichtsieg" gegen Duisburg hatte die Eintracht in Kassel eine schwere Aufgabe vor sich. Nicht nur hatte die SGE während der ganzen Punktrunde Schwierigkeiten mit den Nordhessen gehabt und auch im Hinspiel lange wie der sichere Verlierer ausgesehen, nein die Kasseler besassen sogar noch Außenseiterchancen. Fast unbemerkt hatten sie sich an das Spitzenquartett herangeschlichen und lagen nur einen Punkt hinter Berlin und Riessersee. Das Spiel erwies sich dann auch als die befürchtete Schwerstarbeit. Zwar führte die Eintracht durch Erhardt und Groß 2:0 und später nach weiterem Erhardt-Treffer mit 3:1, aber sie konnten sich, auch wegen einiger Verletzungsausfälle, nie sicher sein und mußten letztlich auch mit einem 3:3 zufrieden sein.
Der Spieltag hatte es aber auch ansonsten in sich, weshalb der Punkt in Kassel sehr wertvoll werden sollte. Gleichzeitig hatten nämlich Augsburg in Sonthofen und Berlin in Duisburg ungleich leichtere Aufgaben als die Eintracht, versagten aber beide. Sonthofen siegte 8:6 und verdoppelte damit sein Punktekonto! Allerdings mußte man dem Südmeister zugute halten, daß er arges Verletzungspech hatte. Die Torhüter Nummer 1 und 2 fielen aus, der Juniorenkeeper ebenfalls. Die etatmässige Nummer 2, Thomas Schön, mußte  sich mit gebrochenen Fingern auf der Bank bereit halten, derweil die Notverpflichtung Jens Casten völlig indisponiert war und die Niederlage auf seine Kappe nehmen mußte.
Berlin unterlag mit 5:9. Anstatt einen Punkt auf die Eintracht gutzumachen, verloren sie also einen. Da sich Riessersee in Bayreuth mit einem 5:1 schadlos hielt, waren die Werdenfelser plötzlich punktgleich mit Augsburg. Zur Erinnerung: nach dem 10. Spieltag lag der SCR vier Punkte hinter dem AEV! Noch wurde Augsburg in den Medien zwar als Zweiter geführt, aber bei Punktgleichheit entschied der direkte Vergleich und durch das 7:1 des SCR in der Hinrunde schien der AEV hier schlechte Karten zu haben.
Die Tabellenspitze nach 14 von 18 Spielen:
1. Eintracht 72:29 Tore, 22- 6 Punkte
2. AEV       74:48         19- 9
3. SCR        68:49         19- 9
4. BSC        74:47         17-11
5. Kassel     70:51         17-11

15. Spieltag (04.04.86): Augsburg schafft Befreiungsschlag nicht!
Der besagte direkte Vergleich zwischen Tabellenzweitem und -drittem fand eine bundesligawürdige Kulisse (gerüchteweise 9.000 Zuschauer in Augsburg) und sah ebensolche Leistungen. Am Ende stand ein 3:3 Unentschieden, das dem SCR mehr nutzte als den Augsburgern, da es zwar keine Veränderungen im Punkteverhältnis nach sich zog, aber den direkten Vergleich endgültig zugunsten des Noch-Erstligisten entschied.
Berlin schlug zwar die ESG Kassel klar mit 6:1, war aber inzwischen mehr denn je darauf angewiesen, auf die anderen Plätze zu schauen.
Die Eintracht, bei der in den zurückliegenden Wochen auch das Verletzungspech zugeschlagen hatte, spielte zu Hause nur 3:3 gegen Bad Tölz. Da man sich auf Augsburg/Riessersee konzentrieren konnte, Berlin lag schon zu weit zurück, war dieser Punktverlust aber kein Beinbruch. Dennoch sorgte man sich am Main, ob der leicht überalterten Mannschaft auf der Zielgeraden vielleicht doch noch die Puste ausgehen würde. Nicht von Anfang an auf Jedermanns Rechnung, wäre zwar in Frankfurt, anders als in Augsburg oder Berlin, weder vor Saisonbeginn, noch zum Start der Aufstiegsrunde, ein Nicht-Aufstieg als Enttäuschung bezeichnet worden, aber jetzt hatte die Überraschungsmannschaft plötzlich auch etwas zu verlieren. Andererseits hatte man immer noch seinen 3-Punktevorsprung auf Augsburg und Riessersee, 4 Zähler auf Berlin.


Ausgerechnet der EC Bad Tölz entpuppte sich zum Angstgegner der Eintracht. Nur einen Punkt konnte der Spitzenreiter der Relegation gegen den ehemaligen Meister aus dem Isarwinkel holen. Die Tölzer, seit 1976 aus der Erstklassigkeit verschwunden, aber in der Nachwuchsarbeit immer noch absolute Spitze, lagen der SGE gar nicht, oder standen zu ungünstigen Zeitpunkten auf dem Spielplan, wenn gerade ein bisschen die Luft raus war. dafür fokussierte sich die Eintracht nach den Tölz-Spielen jeweils wieder auf die nächsten Aufgaben. 



16. Spieltag (06.04.86): Eintracht fast durch, Berlin fast weg!
Nach 2 Unentschieden in Folge wollte die Eintracht in Freiburg mit einem Sieg  Zweifel am Aufstieg zerstreuen und mit dem Polster von 3 Punkten Vorsprung ins finale Wochenende gehen. Nach 40 Minuten stand es "nur" 3:3, aber die Eintracht konnte noch etwas zusetzen und siegte letztlich ungefährdet mit 7:4. Die Tore erzielten H. Guggemos (2), Erhardt, Münch, Groß, Schoof und Potz. Mit dem gleichen Ergebnis gewann der AEV in Bad Tölz, so daß man gespannt nach Garmisch blickte, wo der 10-fache Meister SCR den BSC Preußen erwartete. Für die Berliner eine Woche der Wahrheit, denn am darauffolgenden Spieltag erwartete man den AEV an der Spree. Mit zwei Siegen gegen beide direkt vor Berlin liegenden Mannschaften und Niederlagen der Eintracht wäre die Saison noch zu retten gewesen. Es kam anders, der Bundesligist behielt die Nerven, siegte 6:2 und stürzte damit den BSC in tiefe Depression. Wenn nichts völlig außergewöhnliches am letzten Wochenende passieren würde, bedeutete dies noch ein Jahr 2. Liga für den Club von der Spree, der sich als gefühlter Nachfolger des Berliner Schlittschuhclub zu höherem berufen gesehen hatte.
Nun ging also die Eintracht tatsächlich mit drei Punkten Vorsprung ins letzte Doppelwochenende. Zwar hatte man mit Riessersee zu Hause und Augsburg auswärts ein hartes Restprogramm, aber man mußte, um ganz sicher zu gehen, aus den beiden Begegnungen nur einen Punkt holen! Berlin, das Augsburg empfing, konnte die Eintracht nicht mehr einholen, mit einem Sieg aber der SGE den Aufstieg bescheren, selbst wenn Frankfurt keine Punkte mehr holte!
1. Eintracht 82:36  25- 7
2. SCR        77:54  22-10
3. AEV       84:55  22-10
4. BSC        84:54  19-13

Impressionen aus Freiburg 1: Das Abwehrbollwerk hält in dieser Szene, auch wenn 4 Gegentreffer für Eintracht-Verhältnisse außergewöhnlich viele waren. Zu beachten die Körperhaltung von Peter Zankl, der Stiga-Tischeishockeyschule entliehen (s.u.)

Impressionen aus Freiburg 2: 7x Torjubel auf fremdem Eis, so wie hier durch Helmut Guggemos. Relativ fremdes Eis, denn mehrere Ex-Freiburger im Eintracht-Trikot trugen sich in die Scorer-Liste ein.


17. Spieltag (11.04.86): Eintracht kehrt ins Oberhaus zurück!


Glücklich, eines der begehrten Tickets in Händen zu halten und nicht auf die qualitativ miserable Fernsehübertragung des HR angewiesen zu sein (die ich trotzdem gerne nach 30 Jahren mal wieder sehen würde).


Alles war für ein großes, würdiges Aufstiegsfinale angerichtet in Frankfurt. Der Erste empfing den Zweiten in einer erstligareifen Halle, vor einem erstklassigen Publikum und das 3. Programm übertrug live (wohl dem, der in der Halle war, denn die TV-Übertragung war dilletantisch, wie vom HR nicht anders zu erwarten). Ob nur 6.000 oder vielleicht doch ein-zweitausend mehr drin waren wird wohl das Geheimnis von Günter Herold und Klaus Gramlich bleiben, jedenfalls lag eine Spannung in der Luft, als ginge es um die deutsche Meisterschaft. Die Fans peitschten die Eintracht bedingungslos nach vorne und die Mannschaft war dem Druck gewachsen, wenn auch eine leichte Nervosität angesichts der historischen Chance im ersten Drittel spürbar war. Die Riesserseer hatten auch noch etwas zu verlieren, hätten im schlimmsten Fall noch absteigen können und hielten daher stark dagegen. In einer heiß umkämpften Partie behielt die Eintracht durch unwiderstehlichen Einsatz die Oberhand, wie so oft gestützt auf den überragenden Peter Zankl im Tor, den Fels in der Brandung Jerzy Potz, Antreiber Toni Forster und den Wirbelwind Trevor Erhardt. Im zweiten Drittel platzte der Knoten bereits in der 1. Minute, als Erhardt die SCR-Führung aus der 15. Minute ausglich, dem folgten ebenfalls im Mitteldrittel 2 weitere Treffer durch Erhardt und Groß und das Spiel war entschieden. Im Schlußdrittel traf erneut Erhardt zum 4:1, ein Treffer von Havlicek in der vorletzten Minute war nurmehr Kosmetik. Neben Erhardt und seinen Nebenleuten Münch und Schoof (vertretungsweise für Helmut Guggemos) ragte die beste zweite Sturmreihe der gesamten Runde heraus, aus der das kaum zu stoppende Traumduo Vorlicek/Groß hervorzuheben war. Einen seiner 3 Treffer erzielte Erhardt, indem er, nachdem er einen Schuß über und neben das Tor gesetzt hatte, den Abpraller von der Bande aufnahm und einschob! Den Rest besorgte die Abwehr, unterstützt von der kompletten Mannschaft, die nochmal alles in die Waagschale warf, zurückarbeitete, Schüsse blockte usw.. Es war vollbracht, die Eintracht aus eigener Kraft, egal wie die anderen Begegnungen ausgingen, stand als erster Aufsteiger fest! Nach der Schlußsirene stürmten Zuschauer aufs Eis, stürzten sich in das Getümmel mit den Jubelpyramiden bildenden Spielern, eine gigantische Party nahm ihren Lauf.
Gleichzeitig schlug Berlin den AEV an der Jaffestraße mit 7:4, wahrte damit die theoretische Chance auf den Aufstieg, dann nämlich, wenn Riessersee im letzten Spiel zu Hause gegen Sonthofen nicht gewinnen sollte und Augsburg nicht gegen die Eintracht siegte. Wenn entweder der SCR oder der AEV gewännen, wäre Berlin aus dem Rennen. Auch Augsburg war auf Schützenhilfe angewiesen, der Aufstieg war nur noch möglich, wenn Sonthofen in Garmisch punkten würde. Ausgerechnet Sonthofen, wo der AEV zwei Wochen zuvor durch die unfassbare 6:8-Pleite entscheidende Punkte gelassen hatte!


Eigentlich ohne Worte: Matchwinner Erhardt und sein Coach nach der Schlußsirene des 4:2 gegen Rießersee in der Kabine.



18. Spieltag (13.04.86): SC Riessersee folgt der Eintracht in die Bundesliga bzw. bleibt drin!
So sah das Augsburger Stadion einst aus. Es reicht, sich ein Dach drüber vorzustellen, sonst hatte sich 1986 nicht viel geändert.

Die erste Auswärtsfahrt. Ein imposantes Stadion, Helmut Keller und Dieter Jehner nochmal auf dem Eis, Eintracht-Spieler, die betrunkener als die Fans wirkten, verzweifelte Heimfans, Pfiffe gegen den eigenen Spieler Steiert, Mittelfinger gegen "Sonthofen"-Rufe der Eintrachtfans, "Bundesliga, Bundesliga, Ha Ha Ha!"-Konter der Augsburger, es war eine aufregende Erfahrung.



Um es kurz zu machen: Riessersee tat den lauernden Verfolgern den Gefallen nicht, schlug Sonthofen mit 10:3 und hatte damit den Klassenerhalt sicher. Somit wurden die übrigen Ergebnisse irrelevant. Berlin gewann in Bad Tölz 7:3.
In Augsburg waren erneut über 7.000 Zuschauer gekommen, etwa 1.000 mitgereiste Frankfurter um ihre Aufstiegshelden hochleben zu lassen, der Rest, um ihr Team bei Wahrung ihrer Minimalchance zu unterstützen. Eine Konstellation, nach der es über weite Strecken der Relegation nicht ausgesehen hatte.
Es wurde ein bizarres Schauspiel: Die Eintracht-Fans, angestachelt durch die  ruchbar gewordene Bierprämie der Augsburger für Berlin, stimmten immer wieder höhnische "Sonthofen"-Sprechchöre an, Salz in die Augsburger Wunde streuend. Bei den Durchsagen der Zwischenstände wurde aus den Frankfurter Reihen auch noch "S--C Ries--sersee" skandiert. Die Augsburger Fans, ich konnte es aus unmittelbarer Nähe beobachten, hatten regelrecht Schaum vor dem Mund - es blieb aber alles friedlich, wie eigentlich immer beim Eishockey! Zu den Geschehnissen auf den bis auf den letzten Platz und darüber hinaus gefüllten Rängen des arschkalten weil an den Seiten offenen Kurt-Frenzel-Stadions passten auch die Ereignisse auf dem Eis. Die Eintracht-Cracks schienen ihre Aufstiegsfeier nur kurz für das Anlegen der Ausrüstung unterbrochen zu haben. Anstalten, ein Eishockeyspiel aufzunehmen wurden kaum gemacht,  Unterbrechungen wurden teilweise genutzt, auf der Strafbank sitzende Kameraden zu besuchen und zu herzen, Schaaf, verletzungsbedingt fast die ganze Relegation zum Zuschauen gezwungen, aber heute wieder im Trikot, lief mit Sonnenbrille (eine der vielen von Zuschauern während der Heimspiele gestifteten Prämien) und Legionärskappe Ehrenrunden bevor das Spiel beendet war und ähnliche Einlagen waren zu bestaunen! Derweil die Augsburger Tor um Tor schossen, sich aber mit zunehmender Spieldauer immer weniger freuen konnten, weil sich herumgesprochen hatte, daß Riessersee sich gegen Sonthofen keine Blöße mehr gab. So jubelte am Ende der mit 7:0 geschlagene Tabellenführer, als hätte er heute erst den Aufstieg festgemacht, der mit Kantersieg triumphierenden Mannschaft dagegen war alles andere als zum Jubeln zumute, das Schützenfest konnte nicht den Frust und die Wut über den verpassten Aufstieg lindern. Bei Mannschaft und Publikum schien es sogar, als würde mit jedem Treffer die Resignation über die verpatzte Relegation größer, weil mit jedem Tor die Nutzlosigkeit dieses letzten Sieges klarer wurde.
Am Ende hatte die Eintracht also tatsächlich immer noch ihren 3-Punkte-Vorsprung, Riessersee war punktgleich mit Augsburg durch den gewonnenen direkten Vergleich Zweiter, Augsburg Dritter und Berlin, einen Punkt hinter Platz 2 nur Vierter! Die überlegenen Beherrscher der beiden Zweitligastaffeln hatten dem Nordzweiten den Vortritt lassen müssen.

Fazit:
Während Woche für Woche alle darauf gewartet hatten, daß es mit dem Höhenflug der Eintracht ein Ende haben würde, daß die in die Jahre gekommenen Leistungsträger unter der Last zusammenbrechen würden, ließen die Favoriten ihrerseits Federn zur Unzeit und gegen Gegner, gegen die man nicht verlieren durfte, wenn man aufsteigen wollte. So hatte sich die Eintracht  nur gegen Bad Tölz einen (bis eineinhalb) echten Ausrutscher erlaubt.
In der Punktrunde der 2. Liga nicht haushoch überlegen der Konkurrenz enteilt zu sein hatte wohl dazu beigetragen, daß die Eintracht eine größere Bereitschaft mitgebracht hatte, gegen die vermeintlich Kleinen, die für die durch Jorma Siitarinen kühl und gelassen gecoachte Mannschaft gar nicht so klein waren, fast immer ans Limit zu gehen. Neben der mannschaftlichen Geschlossenheit und der allenthalben gelobten verschworenen Gemeinschaft hatte vor allem eine vermeintliche Schwäche der Eintracht den Ausschlag gegeben. Außenstehende hatten den Kader als überaltert, viele Leistungsträger über ihrem Zenit und die Neuzugänge als woanders Gescheiterte angesehen, dabei geflissentlich ignoriert, daß vor allem große Routine im Kader steckte, gerade Forster, die Guggemos-Brüder, Schoof, Münch, Vorlicek, Groß das deutsche Eishockey seit vielen Jahren kannten und Jerzy Potz über internationale Erfahrungen verfügte wie nur eine Handvoll andere Spieler der Liga. Nimmt man noch den in der Aufstiegsrunde fehlenden etatmässigen Kapitän Keller hinzu, so war der Kader gespickt mit Haudegen, die nichts so leicht aus der Ruhe bringen konnte. Gerade die schon abgeschriebenen Vorlicek und Groß spielten in der Relegation groß auf, aber auch Forster, Münch, Klaus und Helmut Guggemos, sogar Bernd Schoof, schossen wichtige Tore und widerlegten die Skeptiker. Und Trevor Erhardt zeigte all denen, die ihn schon in der 2. Liga für nicht torgefährlich und durchschlagskräftig genug gehalten hatten, daß er eine Mannschaft anführen konnte, daß Herz und Einstellung mehr bedeuteten als Scorerpunkte (die allerdings bei ihm auch immer stimmten).
Hinten stand als Aufstiegsgarant Peter Zankl, fast unüberwindbar und die Fachwelt war sich einig, daß er klar der beste Torhüter der Aufstiegsrunde war. Vor ihm verrichteten Jerzy Potz und Toni Forster herkulische Arbeit, da sie jeweils schwächere, teilweise - wie der "Sport Kurier" schrieb - "überforderte" Partner mittragen mußten. Deren Defizite zu kompensieren, dazu noch den Spielaufbau gestalten und das in der in den 17 ersten Relegationsspielen gezeigten Qualität, ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.
Hinzu kommt, daß in Frankfurt zwar der Aufstieg gerne genommen wurde, aber anders als vor allem in Berlin aber auch in Augsburg, nicht das Gefühl herrschte, die Mannschaft müsse unbedingt aufsteigen. Ein weiteres Jahr 2. Liga hätte man in Frankfurt eher verschmerzen können, so hatte die SGE von den Spitzenmannschaften den geringsten Druck in der Relegation. Berlin und Augsburg hatten massiv investiert, um ins Oberhaus zu gelangen, am Ende damit womöglich ihre Spieler zu stark unter Druck gesetzt. Wobei es immer noch rätselhaft erscheint, daß gerade die Berliner mit so vielen Spielern, die in jeder Bundesliga-Mannschaft hätten spielen können, es nicht geschafft haben, sich durchzusetzen.
Ein weiterer Erfolgsfaktor war das Publikum. Ohne großen Erwartungsdruck stand das Publikum in der neunmal ausverkauften Halle jedesmal wie ein Mann hinter der Mannschaft, feuerte sie bedingungslos an und wurde mit der besten Heimbilanz belohnt. 
 Die Augsburger, die nach dem 13. Spieltag noch zweiter waren, bis dahin immer auf einem der zwei Spitzenplätze gelegen hatten, verloren zu Hause gegen Duisburg, dann in Sonthofen, verpassten danach den Heimsieg gegen den SCR und wurden noch eingeholt. Neben Verletzungspech kam auch Mißmanagement zum Tragen. Die in der Abwehr nur durchschnittlich besetzte Mannschaft entließ mitten in der Relegation einen der wenigen relegationstauglichen Verteidiger, Karel Kostka, weil er einen Vertrag bis 31.03.86 (!) hatte und man nicht bereit war, seine Bedingungen für eine Verlängerung zu erfüllen! Vor dem letzten Heimspiel sahen sich die Verantwortlichen genötigt, in der Stadionzeitung dem Verdacht entgegen zu treten, man wolle gar nicht aufsteigen! Zudem hatte es in der heißen Saisonphase einen Vorstandswechsel gegeben. Der Ausgeschiedene habe, so die Angaben, Erwartungen nicht erfüllt (und wohl evtl. auch finanzielle Zusagen nicht eingehalten).  
 Die Berliner hatten sich nach ihrem Fehlstart wieder herangekämpft, hatten nochmal alle Chancen, verloren aber in Freiburg und Duisburg, was alle Bemühungen zunichte machte. Das Endgültige Aus war dann die Niederlage in Riessersee, die man sich nur ohne die vorherigen Ausrutscher hätte leisten können. Riessersee schließlich schien schon entscheidend ins Hintertreffen geraten zu sein, als man zwischen 7. und 10. Spieltag in Berlin sowie zu Hause gegen Frankfurt und Kassel verlor. Danach gab es aber nur noch die Niederlage in Frankfurt und so machte die Mannschaft genug Boden wieder gut, um am Ende die Klasse zu erhalten.
 
  
  

 


  
Die Eintracht-Statistik der Saison: Leider gab es keine vernünftigen Torhüter-Daten in meinem Archiv. Den Sport Kurier habe ich damals noch nicht gelesen, aber der hat sich auch auf den Gegentorschnitt beschränkt. In der Relegation erreichte Peter Zankl in den ersten 17 Spielen 2,24 ! (das Spiel in Augsburg fällt raus, da hier auch Jehner eingesetzt wurde und ich nicht weiß, wer wieviele Treffer kassierte) Eine Klasse besser als die prominenten Keeper der Konkurrenten, Sigi Suttner (BSC) und Klaus Merk (AEV), besser als Peppi Heiß (SCR), von Jiri Crha (Olympisches Silber 1976) in Freiburg ganz zu schweigen. Interessant am Rande: in der vorherigen Saison hatten 9 Spieler 42 Spiele wegen Verletzung verpasst, in der Aufstiegssaison entfielen auf 14 verletzte Spieler 118 verpasste Partien. In der Relegation wurden nochmals 47 Spiele durch Verletzung verpasst (1984: 29). Das zeigt nochmals auf, wie wichtig es gewesen war, dem Kader mehr Tiefe zu verleihen.

Der Erfolgscoach, Jorma Siitarinen. Wie es sich für einen Finnen gehört schweigsam. Aber er wußte, was möglich war und was er wollte. Die Mannschaft spielte die Relegation so cool und unbeeindruckt runter, wie es der Ausstrahlung des Mannes aus Tampere entsprach. Nur wenn von den Rängen die "Jorma wir danken Dir!"-Sprechchöre erklangen, zeigte er eine Regung, ballte die Faust in Richtung der Stehtribüne.