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Manchmal kommt es ganz dick: der großartige Dusty Rhodes, der legendäre "American Dream", stirbt und am selben Tag verdichten sich die Anzeichen dafür, daß A. Veh erneut als Trainer in Frankfurt anheuert. Das ist fürwahr ein Comeback, das nie hätte passieren dürfen. Das was Kendo Nagasaki im Kampf (s. Abb.) mit Rhodes anstellt, das machen Steubing, Fischer und Hellmann jetzt mit der Eintracht Fußball AG. |
Wenn man denkt, es kann nicht mehr schlimmer kommen, dann kommt nicht immer von irgendwo ein Licht daher, manchmal wird es sogar noch finsterer. Was natürlich in Frankfurt auch kein so neues Phänomen ist. Kann einen Anhänger der Eintracht überhaupt noch etwas erschüttern? Wenn man Achaz von Thümen erlebt hat, Schander, Gramlich, Ohms, Heller, Sparmann, dann sollte man eigentlich abgehärtet sein. Die eigenen Spieler mit Bauherrnmodellen ruinieren, Schulden anhäufen, Überblick über die Finanzen verlieren, bizarre Personalentscheidungen, Nachwuchs und Vereinsgelände herunterwirtschaften, Nähe zu eher anrüchigen Millieus usw.. Was die Eintracht-Geschichte an schlechter, inkompetenter Führung hergibt, das würde auch für zwei bis drei Clubs reichen. Und doch scheint es noch nicht zu reichen.
Die aktuelle Tendenz der Eintracht-Führung deutet unzweifelhaft darauf hin, daß der unrühmlichen Kapitel noch nicht genug geschrieben wurden. Sie können es wohl nicht abwarten, bis Heribert Bruchhagen seine Tätigkeit vertragsgemäß beendet hat, er damit aus dem Weg wäre. Sie hätten ihn ja gerne schon vor Jahren davongejagt, waren dazu aber mangels Sachkompetenz und Vernetzung in der Fußballszene nicht in der Lage. Die kannten schlicht und ergreifend niemanden. Und in der Szene der sportlichen Leiter und Trainer kennt keiner einen A. Hellmann oder einen P. Fischer. Steubing kennt immerhin Jürgen Klopp, hatte den mal auf seiner Payroll, allerdings bedauerlicherweise, als der noch bei Rot-Weiß Frankfurt spielte. Also irgendwann zwischen Viktoria Sindlingen und Mainz 05.
Nun hat sich also ein trinkfreudiges Dreigestirn aus Abmahnungsanwalt, "Werber"/Thailandfahrer sowie einem Wertpapierhändler vorgenommen, die Eintracht ganz groß rauszubringen.
Seit W. Steubing Aufsichtsratsvorsitzender ist, werden täglich Meldungen lanciert, so als leite er nun das operative Geschäft. Schon jetzt hat er mehr verkündet als sein Vorgänger, der seriös arbeitende Wilhelm Bender in seiner ganzen Amtszeit. Ist das die Aufgabe eines Vorsitzenden des Aufsichtsrates? Nun haben sie etwas ganz besonderes ausbaldowert: Die Rückholung von Armin Veh. Als was scheint egal, er gehört wohl irgendwie auch zu diesem Männerbund. Man nennt einander enge Freunde, bzw. läßt durch die einstmals ernstzunehmende Frankfurter Rundschau verkünden, man sei eng befreundet. Nach drei gemeinsamen Jahren. Die Autoren Durstewitz und Kilchenstein verkünden, Veh sei gut für die Eintracht, unter ihm sei alles besser gewesen, er habe gut zur Eintracht gepaßt. Stimmt das auch über diesen Männerbund hinaus? Welche Spieler hat er besser gemacht, selbst herausgebracht? Die Art der Schreibe läßt vermuten, daß die Herren Journalisten bei dem einen oder anderen langen und alkoholgetränkten Abend bei Edel-Italienern unter Einsatz ihrer Leber an forderster Front dabei waren - zu Recherchezwecken natürlich. Die fehlende kritische Würdigung der Leistungen, Entwicklung der Mannschaft, Taktik, Ergebnisse, Umgang mit Talenten zu Vehs Amtszeit und die völlig kritiklosen Jubelchöre über die Rückkehr, die die beiden Schreiber in der Rundschau anstimmen, lassen jedenfalls diesen Verdacht aufkommen.
Journalisten sollten nicht durch die große Nähe zum Objekt ihrer Berichterstattung den Blick für die Realität verlieren. Die sportliche Bilanz Vehs ist bestenfalls durchwachsen, warum hat das nie jemand an ihm festgemacht?
Der Aufstieg? Haben Ehrmanntraut, Reimann und Funkel mit viel schwächeren Mannschaften auch geschafft. In Vehs Aufstiegssaison hat die Eintracht gegen die anderen Mannschaften aus den ersten sechs Tabellenplätzen eine negative Bilanz.
Der Sturmlauf in die Euro-League? Eine großartige halbe Vorrunde, als der überfallartige Hurrastil funktionierte, dann ein schwarzer Oktober und November, zwei unerwartete Siege zum Hinrundenausklang. Das war's. Ab da wurde es immer schwächer, die Euro-League wäre, so hoch das Erreichen einzuschätzen ist, fast noch verspielt worden. In seiner Abschlußsaison in Frankfurt dann deutlich mehr Schatten als Licht in der Bundesliga, es hat ja sogar die Rundschau gemerkt, um wieviel besser die Saison unter Schaaf war (Punktemässig, mit schwächerer Mannschaft), trotz der Probleme. In der Euro-League gab es tolle, begeisternde Spiele, m.E. trotz Veh. Eine gut trainierte und vorbereitete Mannschaft wäre gegen Porto zu Hause niemals bei eigener Führung in der Schlußphase derart ins offene Messer gerannt, wie es die Eintracht tat. Gute Trainer geben ihren Spielern Handlungspläne für etwaige Spielsituationen an die Hand. Davon war in Vehs Amtszeit wenig zu sehen. Klappte der Überfall nicht, dann existierte meistens kein Plan B. Vergleicht man die Serie mit der ominösen 86. Minute (oder war es die 85. oder 87.? Egal) und den Umgang der FR mit dieser Krise mit dem Umgang mit Schaaf, dann wurde hier mit zweierlei Maß gemessen. Bei Veh haben sie noch mitgelacht, sich mit seiner lapidaren bis läppischen Aussage, diese Minute sei halt "ein Arschloch", begnügt und nicht Woche für Woche Debatten über die Aufgaben eines Trainers geführt.
Wenn überhaupt, dann wäre in der Vorrunde nach dem Wiederraufstieg eine positive Handschrift des Trainers zu sehen. Dann müsste man aber auch die Stagnation und Rückentwicklung danach an ihm festmachen.
Bitte, Frankfurter Rundschau, macht endlich mal wieder euren Job. Das bedeutet, kritische anstatt Hofberichterstattung. Was zählt ist auf dem Platz und nicht im Haferkasten oder sonstigen einschlägigen Lokalen.
Ohne Bruchhagen oder einen Nachfolger seiner Statur (was Veh natürlich nicht ist) droht jede Professionalität den Bach runter zu gehen. Es droht wieder einmal der Ersatz des Scoutings durch Anrufe bei Spielerberatern, als hätten wir das nicht alles schon gehabt. Herzstück der albanischen Nationalmannschaft und Griechen-Invasion sind offenbar schon vergessen.
Die Eintracht hätte einen Trainer gebraucht, der willens und auch fähig ist, aus den zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten heraus etwas zu entwickeln. So wie Tuchel in Mainz, Streich in Freiburg, Weinzierl in Augsburg, um nur die augenscheinlichsten Beispiele zu nennen. Das war Veh bisher nicht und wird er wohl auch nicht mehr.