"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Freitag, 22. Mai 2015

Saison-Resüme Eintracht: Die Vollidioten

Goethe, der Frankfurter "Erster Alles" für immer, hatte nicht immer Recht. Und die neue Frankfurter Schule, die zum Teil auch immer eine Nähe zur Eintracht hatte, auch nicht.

Was für eine Saison! Es begann unter durchwachsenen Vorzeichen: Einerseits war man den ausgebrannten und nicht mehr motivierten Trainer Veh losgeworden, der durch sein gutes Ankommen bei der Journaille und im Umfeld der Eintracht dank leutselig-schnodderiger Art und trockenen Bonmots, mehr glänzte als durch seine Arbeit als Trainer. Und man hatte erkannt, daß ein Stürmer, der für maximal 10 Tore gut ist und der in der Mannschaft mässig integriert war, keine 6 Millionen wert ist. Zumal mit Aigner und Kadlec zwei Angreifer mit dem Potenzial für genau so viele Treffer da waren.
Andererseits hatte man Rode und Jung verloren und ließ - wie jetzt angedeutet wird relativ bereitwillig - Schwegler ziehen. Letzteres sicher der größte Bock, den man sich leistete.
Der neue Trainer begann gleich mit einer ähnlich kolossalen Fehleinschätzung, indem er - neuer Trainer, neue Hierarchien - versuchte, Alex Meier auszusortieren. Das wird man so natürlich nie zugeben (der Lange sei ja zu Beginn angeschlagen gewesen), aber die Tendenz war klar. Meier tat immerhin, was er meistens tat, er kam zurück und traf und traf und traf. So daß wieder, wie fast jedes Jahr, geschrieben werden durfte, er sei nie so wertvoll gewesen wie heute.
Neben den taktischen Rätseln, die Trainer und Mannschaft dem Publikum aufgaben, verwunderte in der Saison auch die Personalpolitik. Außer Seferovic erwiesen sich alle Neuzugänge bestenfalls als Ergänzungen, keiner taugte zum Leistungsträger, dennoch wurden sie immer wieder aufgestellt. Das Personalkarussel des Trainers war aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar. Anderson gesetzt, angezählt, Vertrag verlängert, aussortiert, dann wieder gesetzt, ehe er sich verletzte. Bei Madlung pendelte es auch immer zwischen gesetzt und aussortiert und nachdem er signalisiert bekommt, daß er gehen soll, wird er auf einmal unverzichtbar. Dagegen wird die Personalie Zambrano, für den angeblich einmal ca. 8 Mio geboten worden waren, behandelt, als wäre sein Verbleib existenziell für die Eintracht. Als spielten seine Leistungen gar keine Rolle. So wie der Führung die Stringenz fehlt, das Treiben manchmal planlos wirkte, so agierte auch die Mannschaft. Mal so, mal so, auf und nieder, mal überfordert, mal gleichgültig, selten einmal konsequent. Es reicht ja irgendwie. Bloß zu was eigentlich? Ziele? Fehlanzeige.
Die Mannschaft hat erreicht, daß die Eintracht nicht mehr ernst genommen wird, egal ist, in der Fußball-Landschaft nicht wahrgenommen wird, sogar zu egal, um zur Lachnummer zu werden, obwohl die absurden Ergebnisse das gerechtfertigt hätten.
Und jenseits des Platzes? Marco Russ, der trotz seines überschaubaren Könnens das Zeug zur Frankfurter Identifikationsfigur hätte, leistet sich einen völlig inakzeptablen verbalen Fehltritt gegen den größten Frankfurter Fußballer aller Zeiten - auf eine dezente und doch in Gänze berechtigte Kritik Jürgen Grabowskis. Und wer am Elzer Berg geblitzt wird, qualifiziert sich automatisch als einer der dümmsten Autofahrer Deutschlands.
Bild und Frankfurter Rundschau zählen den Trainer an, die Vereinsführung dementiert die kolportierten Dissonanzen kaum und wirkt dabei doch unsouverän. Bruchhagen regiert nur noch auf Abruf, aus gut unterrichteten Kreisen heißt es auch, er habe sich im heimlichen Machtzirkel der Eintracht im Laufe der Jahre Feinde gemacht. Der zukünftige Aufsichtsratschef kommt aus einem eher Bruchhagen-kritischen Umfeld, was befürchten läßt, daß die Kreise um Präsident Fischer, diesen angeblich trinkfesten, lautsprechenden, passionierten Thailandfahrer, an Einfluß gewinnen. Böse Vorzeichen: Der mangelnde Perspektive des Clubs beklagende, damit seine eigene Verantwortung fürs Sportliche leugnende Ex-Trainer Veh wird als Bruchhagen-Nachfolger gehandelt! Aufgrund welcher Referenzen? Vermutlich (s.o.), weil sein populistisches Auftreten geschätzt wurde. Daß er als Trainer im Lauf seiner über 20-jährigen Karriere viel gerissen hätte, kann man trotz eines Meistertitels und eines sechsten Platzes nicht behaupten. Erfahrungen, Erfolge gar im Management? Wozu? Vielleicht soll der Club zurückgeführt werden in die feucht-fröhlichen Zeiten der Präsidenten Ohms, Gramlich oder Schander, wäre Fischer und Konsorten zuzutrauen.
Die Hoffnung in die Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit des Wolfgang Steubing steht noch dagegen. Steubing genießt in der Stadt hohes Ansehen, hat sich dieses auch verdient, obwohl er Wertpapierhändler ist.
Was muß passieren, damit die nächste Saison besser wird? Ich empfehle, Zambrano gehen zu lassen, er ist eine Aufblähung der Personalkosten nicht wert, das Geld kann man besser investieren. Verstärkungen müssen her für das defensive Mittelfeld und die Außenbahnen. In Zukunft sollten sich Spieler wie allen voran Inui einen Stammplatz sportlich verdienen müssen und generell sollte die Leistung den Ausschlag für die Aufstellung geben. Der Club muß weiter am Scouting arbeiten, die letzten Neuzugänge haben nicht gepasst, haben es nicht gebracht und spielten dennoch.
Und Profimannschaft und Nachwuchs gehören unter ein Dach. So wie früher am Riederwald muß es für die Kinder möglich sein, die Profis hautnah zu erleben, ihnen zuzuschauen, sie anzusprechen. Bei aller Professionalisierung, ein "Vereinsleben" ist für die Identifikation von großer Bedeutung, die Profis bekommen so das Gefühl, zu einem Verein zu gehören, können eher einen Bezug zur Eintracht herstellen als in der jetzigen Konstellation. Und die Nachwuchskicker sind nicht nur virtuell Eintrachtler, den Tischtennis-, Basketball- oder Hockeyspielern gleich, sondern Teil des großen Ganzen!
Ich rechne Heribert Bruchhagen vieles, was er für die Eintracht geleistet hat hoch an, aber andererseits ist noch sehr viel im Argen, in vielerlei Hinsicht wurden die letzten 15-20 Jahre verschlafen.
 

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