Da Heribert Bruchhagen nur die Geschicke des Clubs jenseits des Spielfeldes lenken kann, erweisen sich die Abgesänge auf die sogenannte launische Diva vom Main, die in den letzten Jahren immer wieder zu hören waren - stets in Verbindung mit dem ostwestfälischen Lehrer und Ex-Spieler - als verfrüht. Vielleicht sind sie heute launischer denn je, die Adlerträger. Zu Zeiten von Pfaff, Lindner, Kress ebenso wie bei Grabi, Holz und Nickel, wie auch zuletzt mit Stein, Bein, Yeboah und Möller, war es noch so, daß man entweder gut spielte und gewann oder schlecht spielte und verlor. Meistens gegen die Guten gut und gegen die Schlechten schlecht. Die aktuelle Mannschaft bringt beides unter einen Hut, zeigt alle Gesichter innerhalb eines Spiels. Und, das ist kein neues Phänomen der Eintracht, macht immer wieder den entscheidenden Schritt in der Tabelle nicht. Bringt uns den Tabellenletzten und wir ergeben uns! Ein Sieg wie der am Samstag gegen Schalke ist ohne Zweifel viel wert, für das Prestige. Für die Situation insgesamt wäre jeder Sieg gegen eine Mannschaft, die in der Tabelle hinter der Eintracht steht wertvoller, wären Siege in der einen oder anderen nicht gewonnenen Partie der letzten Monate mehr wert gewesen.
Jetzt folgen sechs Spiele gegen Mainz, Hamburg, Köln, Paderborn, Stuttgart und Hannover. Spiele in denen diese neue Eintracht mit ihren wiederentdeckten Untugenden in der Hinrunde die ganze Palette dessen, was sie drauf hat, darbot. Schlechte Leistungen und glückliche Siege, schlechte Leistungen und verdiente Rückstände begeisternd aufgeholt, nur um dann im letzten Moment doch wieder absurd zu versagen und auch verdiente Niederlagen. Da gibt es einiges wieder gut zu machen. Vergebene Chancen auf sogenannte Befreiungsschläge in der Tabelle en masse. Euphorie entfacht, nur um sie bei nächster Gelegenheit wieder mit Füßen zu treten. Machen wir uns nichts vor: Diese Mannschaft ist in Normalform gerade noch Mittelmaß, mit Ausreißern nach oben wie unten abhängig von der Tagesform. Die Ergebnisse und die Tabelle weisen auch genau das aus: Mittelmaß. Nun könnte man sagen, wenn schon Mittelmaß, dann wenigstens so aufregend wie die Eintracht in dieser Saison. Aber diese Saison zeigt ligaweit auch wieder einmal, daß selbst Mittelmaß bei genügend Konstanz für einen ziemlich guten Tabellenplatz ausreichen würde. Also jetzt schon eine Saison der verpassten Gelegenheiten, ärgerlich, weil die Eintracht es sich nicht leisten kann, noch viele solcher Gelegenheiten zu verpassen und weil mit nur ein bischen mehr deutlich mehr zu erreichen wäre.
Jetz also besagte sechs Spiele gegen die genannten Gegner. 18 Punkte. Leider mit Sicherheit nicht für diese Eintracht, die wahrscheinlich schon die Hälfte als Erfolg feiern würde, obwohl in den Spielen danach nicht mehr so viel zu erwarten ist.
Hoffen wir das Beste.
Ansonsten tut auch die Mitgliederschaft das ihre, um den Divencharakter nicht untergehen zu lassen. Die Präsidentenwahl war ein Votum gegen die mäßigenden Stimmen der Vernunft, Fischer feierte einen Erdrutschsieg, hat ja seit Jahren die Fanmassen auf seiner Seite. In eingeweihten Kreisen heißt es, daß die Ablösung Bruchhagens nach dem letzten Abstieg beschlossen gewesen sein soll und angeblich daran gescheitert sein soll, daß Fischer und seine Spießgesellen in der Fußballfachwelt dermaßen schlecht vernetzt seien, daß sie schlicht nicht in der Lage gewesen seien, einen Nachfolger zu finden. Wie gesagt, natürlich nur so Gerede. Man weiß ja, wie es weiterging: Ein Fan, der schon vor vielen Jahren gesagt haben soll, er werde eines Tages Eintracht-Präsident und der als Abmahnungsanwalt ein ganz einträgliches Dasein fristete, wurde zum Vorstandsmitglied von Fischers Gnaden und Bruchhagen selbst holte Bruno Hübner. Nichts gegen die Fans oder die Fan- und Förderabteilung, gerade der traditionsbewußte Fan sollte Gehör finden und einen gewissen Einfluß haben. Aber glaubt ihr wirklich, daß Menschen wie Fischer und Hellmann den Zugang zu den Chefetagen der Unternehmen bekommen, um die erträumten externen Geldgeber aufzutun? Daß Vorstände von Dax-Unternehmen Ihr Geld dem Geld eines Wolfgang Steubing hinterherwerfen? Nichts gegen Steubing, sein philantrophisches Engagement in Frankfurt ist alle Ehren wert, das sei gesagt. Aber ein marktschreierisch auftretender Ex-Werber und ein Abmahnungsanwalt sollen die Türen öffnen? Habe Zweifel.
Habe genug erlebt, mit Schander, Zenker, Gramlich, Ohms und co., die zwar auch teilweise etwas geleistet haben, aber immer auch den Eindruck machten, daß sie vor allem sich selbst beim Wichtigsein geil fanden und für die das Amt vor allem eine Bereicherung des Ego, manchmal leider auch des Geldbeutels darstellte. Und die in den Kreisen, aus denen heute Geld strömen soll, eher nicht gesellschaftsfähig sind. Geld läßt sich nur begrenzt mit Emotionen ködern.
Ist nur mein Eindruck, kann falsch sein.
Zum Schluß noch etwas sehr erfreuliches: