"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Sonntag, 13. Juli 2014

WM-Halbfinale vorbei

Was waren das für Spiele!
Im ersten Halbfinale nach dem 1:0 noch gedacht, Gott sei Dank. Nach dem 2:0 erste Fassungslosigkeit. Nach dem 3:0 wollte ich der Mannschaft zurufen, "jetzt das Spiel beruhigen!". Nach dem 4:0 an Schweden gedacht, die letzten 30 Minuten. Nach dem 5:0 realisiert, daß die Brasilianer völlig hilflos sind, mir eine "mercy rule" wie im Kinder-Baseball in den USA gewünscht. Noch nie hat mir ein Gegner so leid getan. Ich hatte 1990 kein Mitleid mit dem flennenden Maradona, der war ja schließlich schon Weltmeister, war sich nicht für Tore mit der Hand zu schade, hatte 1990 nur wenig gezaubert. Aber diese Brasilianer, die taten mir leid.
Im ersten Spiel also eine Mannschaft völlig von der Rolle, die andere voll auf der Höhe, schön und effektiv spielend. Der vorläufige Höhepunkt der "Ära" Löw. Wie gegen Schweden in den ersten 60 Minuten, wie in einigen weiteren Spielen, z.B. in Südafrika vor 4 Jahren. Nur eben gegen den Gastgeber einer WM und das auch noch gegen die Brasilianer!
Im zweiten Halbfinale dagegen von beiden Angsthasenfußball, beidseitiger Verhinderungsfußball, dem aktuellsten Trend folgend. Holland nun also 240 Minuten ohne Tor und sich trotzdem bedauernd. Und ein Trainer, der sich seine teilweise gute Arbeit durch Selbstüberschätzung zunichte macht - und in einer Realverfilmung von Beavis&Butthead mitspielen könnte.
Die focussiert wirkende deutsche Mannschaft scheint jeder Situation gewachsen zu sein, bestens vorbereitet und eingestellt. Es scheint also, als könnten Lahm, Schweinsteiger und Klose, mit Abstrichen da nicht in der Stammelf auch Mertesacker und Podolski, in ihrem fortgeschrittenen Alter als Krönung der Laufbahn den WM-Titel mitnehmen. So wie vor ihnen Beckenbauer, Maier, Müller, Overath und Grabowski, Littbarski, Völler, Matthäus und Augenthaler.

Dienstag, 8. Juli 2014

WM: nächster Halt - Finale

Rekordfinalteilnehmer sind wir schon, hier die bisherigen Schauplätze:


Das sogenannte Wunder von Bern, wo ein Gegner besiegt wurde, der als unschlagbar galt und die nicht in Bestbesetzung spielende deutsche Mannschaft in der Vorrunde übel vorgeführt hatte (8:3). Trainer Herberger hatte diese Niederlage einkalkuliert - wenn auch nicht in der Höhe - und hatte wie aus anderen ungarischen Spielen, die er beobachtet hatte, seine Schlüsse für das Endspiel gezogen. Diese gingen dann auch voll auf, trotz des katastrophalen Beginns mit einem 0:2-Rückstand nach 8 Minuten. Aufgrund der Trainerentscheidung zur tatenlosen Zuschauerrolle verurteilt: Eintracht-Denkmal Alfred Pfaff, den der Trainer nur in der Position des unumstrittenen Kapitäns Fritz Walter sah, obwohl beide im Vorrundenspiel gegen Ungarn auf dem Platz gestanden hatten und Pfaff ein Tor geschossen hatte.

1966: Wembley, noch so ein Mythos. Eine Mannschaft mit den noch jungen Beckenbauer und Overath und den erfahrenen Helmut Haller und Uwe Seeler als Leistungsträgern hatte die Mannschaft des Gastgebers in die Verlängerung gezwungen. Da traf das Schiedsrichtergespann die folgenschwere und spielentscheidende Fehlentscheidung zum 3:2. Der skurrile Bundespräsident Lübke sagte zum legendären dritten Tor der Engländer, er habe gesehen, wie der Ball im Netz zappelte! Eintracht-Faktor bei dieser WM: Jürgen Grabowski war im Kader, Friedel Lutz auch, spielte auch einmal, ehe er die Eintracht für ein Jahr verlies.

1974: München, zweiter Titel für Deutschland. Kein Wunder diesmal, aber wieder ein Sieg gegen eine stärker eingeschätzte Mannschaft, die wieder einen Traumstart erwischte. Für eine große Spielergeneration war es die letzte Chance auf einen Titel und sie nutzten sie. Für die Eintracht dabei und in der Finalelf: Grabi und Holz.

1982: Die Schiedsrichter hatten es nicht geschafft, Gastgeber Spanien weiter als in die Zwischenrunde zu bringen, schon die Vorrunde hatten die Iberer nur dank der Referees überstanden. Deutschland spielte eine schlechte Vorrunde, machte ein gutes Spiel in der Zwischenrunde und ein gutes Halbfinale. Im Endspiel von Madrid waren sie dann gegen Italien chancenlos. Der Weltmeister hatte sogar das Kunststück fertiggebracht, ohne Sieg aus der Vorrunde zu kommen, schlug dann aber in der Zwischenrunde die favorisierten Argentinier mit Maradona und vielen Weltmeistern von 1978 und die zauberhaft spielenden Brasilianer. Die deutsche Mannschaft, die seit 1978 den Europäischen Fußball beherrscht hatte, war schlecht in Form, Breitnigge waren auf dem absteigenden Ast und der beste Mittelfeldspieler, den das Land in den 80ern hatte, Bernd Schuster, war bei DFB und Mitspielern nicht gelitten und gar nicht dabei. Eintracht-Faktor: Ronny Borchers war bei der Schallplattenaufnahme mit Michael Schanze dabei!

1986: Eine noch schlechtere deutsche Mannschaft als die von 1982 rumpelte und wurstelte sich durchs Turnier, die fast schon obligatorische Vorrundenniederlage inclusive. Deutschland machte mit Abstrichen ein gutes Spiel, das Halbfinale gegen Frankreich. Es war das zweite Turnier in Folge, in dem Rummenigge nicht fit war und dennoch angeschlagen meistens aufgestellt wurde. Positivste Erscheinung war, daß Eintracht-Eigengewächs Thomas Berthold als Außenverteidiger ein starkes Turnier spielte.

1990: Endlich wieder eine überzeugende Weltmeisterschaft einer deutschen Mannschaft. Für einige große Spieler kam die WM zur rechten Zeit, um die Karriere zu krönen, ehe das Zeitfenster zugeht, so Augenthaler, Matthäus, Littbarski, Völler. Eintracht-Faktor: mit dem leider im Verlauf aussortierten Uwe Bein ein aktueller Eintrachtspieler, mit Stammspieler Berthold ein früheres Mitglied von Dietrich Weises unvergessenen Kindergarten und mit Möller ein weiteres damals abgewandertes Eigengewächs.

2002: Durchs Turnier gerumpelt, durch grandiose Leistungen von Oli Kahn bis ins Finale vorgedrungen, hatten die Deutschen gegen Brasilien nicht viel zu bestellen. Wohl auch, weil Michael Ballack im Halbfinale eine zweite gelbe Karte erhalten hatte und gesperrt war. Danach wurde die Regel geändert, damit so etwas nicht mehr passieren kann. Eintracht-Faktor: Deutschlands bester Mittelfeldspieler, Bernd Schneider, hatte bei der Eintracht an der Seite von Sobotzik, Gebhard, Schur und co. unter der Anleitung u.a. von Horst Ehrmantraut den Schliff erhalten, der ihn erst auf das internationale Niveau vorbereitete.

Sonntag, 6. Juli 2014

WM Viertelfinale vorbei

Ich weiß gar nicht mehr, was ich über diese WM noch schreiben soll. Die Spiele werden mit zunehmender Brisanz immer unattraktiver.
Wie man es von Spitzenspielen aus dem Vereinsfußball her kennt, so kommt es unter den Top-Nationalmannschaften kaum noch zu offenen Spielen, es finden stattdessen Abnutzungskämpfe und Stellungskriege statt. Und das von mir, der ich diese Kriegsvokabeln in Zusammenhang mit einem "Spiel" eigentlich ablehne. Disziplin in der Abwehr, Verhinderung des gegnerischen Spieles und offensive Kreativität absolute Mangelware, so sieht es meistens aus. Inzwischen beherrschen das auch die mittelmässigen Mannschaften, so daß eine Nivellierung - und Verwässerung - des Niveaus stattfindet, mit entsprechenden Ergebnissen. Die Prognosen der Taktikexperten vor dem Turnier haben sich also doch bewahrheitet.
So entsteht der Eindruck spielerischer Armut, obgleich die Top-Mannschaften, die in Brasilien erfolgreich sind, ihren leider unansehnlichen Plan - sofern vorhanden - glänzend exekutieren.
Trotzdem muß ich gestehen, daß mir die WM fehlen wird, so sehr mir der gebotene Fußball auch zum Hals raushängt.

Das Halbfinale steht also.
Deutschland hat wieder einmal nicht viele Chancen des Gegners zugelassen. Hinten haben sich die Änderungen des Bundestrainers ausgezahlt. Mertesacker ist für dieses Niveau zu langsam, obgleich es gegen Fred sogar für ihn reichen würde. In der Besetzung des Frankreich-Spieles sollte die Abwehr m.E. weiterspielen, da hat fast alles gestimmt. Weiter vorne sieht es nicht so gut aus, Klose war ein Ausfall, sollte damit als zweiter Übriggebliebener des Sturmes aus dem "Sommermärchen" für immer aus der Startelf verschwinden. Özil dagegen fand ich sogar einen Totalausfall, da Klose sich wenigstens bemüht hat. Özil vielleicht auch, aber ihm merkt man das nicht, er schlurft desinteressiert wirkend und unbeteiligt aussehend über den Platz, verschleppt das Tempo, wie es Ballack nicht besser konnte, bringt kaum Pässe in die Spitze an den Mann und seine "Torschüsse" sind eine Zumutung. Ich frage mich, wie lange er mit diesen Leistungen unter Wenger oder Mourino wohl spielen würde, wie viele Minuten, wie viele Spiele er wohl von denen bekommen würde?
Der Rest des Teilnehmerfeldes? Brasilien bleibt schwach, ist im Halbfinale zudem noch ersatzgeschwächt. Sie verfügen aber über grundsätzlich hochveranlagte Einzelspieler, so daß ich nicht mit einem (noch) schwächeren Auftreten als bisher rechne.
Holland schafft es in 120 Minuten noch nicht mal, ein Tor zu schiessen, im Gegensatz zu Argentinien, das noch immer wenigstens einmal traf. Auch die sind Torgefährlichkeit aber bisher schuldig geblieben. Ich glaube, das wird nicht Messis WM, an deren Ende er auf den Schultern der Mitspieler durchs Stadion getragen wird, wie weiland Maradonna.


Was ich (genau wie alle vier Jahre "... aus dem Hintergrund müßte Rahn schiessen ...") übrigens nicht mehr hören kann ist der angebliche "Mythos" Maracana!
Das neue sieht aus wie dutzende in den letzten Jahren eröffnete Fußballstadien auf der ganzen Welt, austauschbar. Und das alte:

Der Innenraum so groß, daß man das Spielfeld in jede Richtung um 360° drehen könnte, die letzten Reihen ca. 500 m vom Feld entfernt, der untere Rang auf Spielfeldhöhe. Hier ein Spiel zu sehen stelle ich mir sehr schwierig vor.

Ein Stadion, in dem 40.000 wie ein versprengtes Häufchen wirken, in dem bei weniger als 80.000 kein Fünkchen überspringen kann - wie auch, wenn man nichts vom Spiel sieht - die so hysterische wie beliebige Mystifizierung schert sich nicht um die Realität.

Die spinnen doch, die Fußballjournalisten. Ich würde jederzeit ein Spiel in Block F des alten Waldstadions als atmosphärisch dichter vorziehen.

Samstag, 5. Juli 2014

WM Stadionalbum 2: Südkorea

Ich habe festgestellt, daß im Wikipedia-Artikel zur WM 2002 Bilder der koreanischen Stadien fehlen.
Hier sind sie:



















Freitag, 4. Juli 2014

WM Stadionalbum: Etappenziel Halbfinale

Wir wissen, wie es geht, wir wissen, wo das Halbfinale ist. Hier die bisherigen Schauplätze:

1934: An dieser Stelle stand das "Stadion der nationalistisch-faschistischen Partei", ehe es dem hier abgebildeten "Stadio Flaminio" wich. Die deutsche Mannschaft spielte also hier, aber in einem anderen Stadion, gegen die Tschechoslowakei um den Einzug ins Finale und verlor. Anschliessend wurde gegen Österreich ein sensationeller 3. Platz gewonnen, bei einer WM, in der die Schiedsrichter Maßstäbe in Sachen Bevorzugung des Gastgebers setzten. Italien, ohne Zweifel mit einer guten Mannschaft am Start, wurde systematisch zum Titel gepfiffen.

1954: In einer Hitzeschlacht, der der gegnerische Torwart zum Opfer fiel, besiegte Deutschland Österreich mit 6:1. Zeman, durch einen Sonnenstich derangiert und desorientiert, machte es den Deutschen leicht, die mit Hilfe zweier Strafstöße und zwei weiteren Toren aus Eckbällen ins Finale einzogen, wo dann die Ungarn niedergerungen wurden.

1958: In Göteborg fand ein unrühmliches Kapitel der deutschen WM-Geschichte statt. Deutschland verlor Juskowiak wegen eines Platzverweises, Fritz Walter durch Verletzung (Wechsel damals nicht gestattet), die Nerven wegen der Fans und das Spiel gegen den Gastgeber. Hernach wurden verbitterte Klagen geführt wegen der durch Anheizer aufgepeitschten, ihre Mannschaft frenetisch anfeuernden schwedischen Zuschauer. Vergessen, daß die deutschen Schlachtenbummler vier Jahre zuvor in der Schweiz noch "Deutschland, Deutschland über Alles" gesungen hatten.

1966: Im Goodison Park des FC Everton zu Liverpool spielte Deutschland gegen die UdSSR ihr Halbfinale und siegte, mit dem Eintrachtler Friedel Lutz, der hier zu seinem einzigen Einsatz kam, mit 2:1 (Tore: Haller und Beckenbauer). Leider habe ich nur dieses Bild aus den 90er Jahren zu bieten.

1970: Das Jahrhundertspiel gegen Italien! Ausgerechnet Schnellinger auf Flanke von Grabowski, Beckenbauer mit ausgekugelter Schulter, das Spiel, das in der Verlängerung zweimal gedreht wurde. Der Schiedsrichter benachteiligte Deutschland klar, die Italiener glänzten durch Mauern und Schauspielern vom Unfeinsten, Sepp Maier hielt die entscheidenden Bälle - anders als vier Jahre später - nicht, so konnte Deutschland nicht gewinnen.

1982: Eine großartige Aufholjagd, gekrönt durch ein Elfmeterschiessen, in dem der entscheidende Schütze sich arschcool als einziger den Ball nicht zurechtlegte. Horst Hrubesch besichtigte vor seinem Schuß nur die Position des bereits hingelegten Balles, fasste ihn nicht an, nickte kurz, ging zurück, lief an und traf. Leider wird in der Nachbetrachtung nur vom Zusammenprall Schumachers mit Battiston geredet und geschrieben.

1986: Diesmal keine Verlängerung, kein Drama. erneut scheiterte die großartige französische Mannschaft jener Ära mit ihrem Traummittelfeld aus Platini, Tigana und Giresse an einer spielerisch und technisch limitierten deutschen Mannschaft. Den Franzosen blieb als Trost ein glänzend herausgespielter EM-Sieg von 1984, ihnen fehlte eigentlich nur ein guter Torwart zum ganz großen Wurf.

1990: Turin, gegen England zog Deutschland durch ein gewonnenes Elfmeterschiessen ins Endspiel ein. Wie vier Jahre zuvor hatte ein (diesmal abgefälschter) Schuß von Andy Brehme in der regulären Spielzeit den gegnerischen Torwart Shilton sehr schlecht aussehen lassen. Im Elfmeterschiessen musterte Bodo Ilgner den gegnerischen Schützen nach eigenem Bekunden "hart", woraufhin dieser verschoß.

2002: Die deutsche Mannschaft gewann alle k.o.-Spiele bis zum Finale mit 1:0, so auch diese Partie gegen die Gastgeber. Oliver Kahn und nicht viel mehr, so sah unsere Mannschaft damals aus.

2006: Das Sommermärchen. Dort wo Wochen zuvor David Odonkor seinen Moment hatte, der für immer seine Karriere definieren wird, scheiterten die Deutschen an Italien, vielleicht auch, weil sie schon in der Runde zuvor durch Verlängerung und Elfmeterschiessen mussten. Zudem als Folge der Rangeleien nach dem Viertelfinale ohne Frings, den die Italiener bei der FIFA verpetzt hatten. Im Halbfinalspiel war bei den Deutschen nach 118 Minuten die Luft raus, dann erzielte Italien seine beiden Tore.

2010: Durban, vor dem Bau der WM-Arena. Die Spanier entpuppten sich langsam zum zweiten Albtraumgegner nach Italien. Kroos hätte für Deutschland treffen müssen, frei vor Casillas brachte er aber nur einen Özil-mässigen Schuß hervor. Die Jugend!

                                        Außer Konkurrenz:

1974: Die Wasserschlacht war zwar vom Modus her kein Halbfinalspiel, kam dem aber durch die sportliche Bedeutung praktisch gleich. Der Sieger würde ins Endspiel einziehen.


Mittwoch, 2. Juli 2014

WM nach dem Achtelfinale

Endlich ist das Achtelfinale vorbei. Zähe, oft unansehnliche Spiele liegen hinter mir. Es gibt keine Kleinen mehr, jeder Fehler kann das Aus bedeuten, es steht viel auf dem Spiel usw. und so fort. Kann man nicht trotzdem besser spielen?
Da nach den nicht überzeugenden Leistungen und knappen, oft glücklichen Siegen alle Favoriten nun ihren Favoritenstatus eingebüßt haben, sind wieder alle Favoriten. Jeder kann jeden schlagen, womit wir wieder bei den o.a. Plattitüden wären.

Die Deutschen: Weiter gegen einen starken Gegner und das mit einer größtenteils unter Form spielenden Mannschaft. Was soll also noch passieren, was muß eine solche Mannschaft noch fürchten? Gut, die Masche, mit vier Vorstoppern zu spielen, nicht ganz neu aber unter Umständen zweckmässig, könnte dann doch nicht bis zum Titel führen. Zur Erinnerung: In Mexiko '86 gehörten Förster, Jakobs, Eder, Briegel und Berthold (damals noch Außenverteidiger) zum festen Stamm, wurden aber nur Vizeweltmeister, auch weil im Spiel nach vorne jegliche Kreativität fehlte. Ach so, doch nicht der heutigen Mannschaft so unähnlich.
Was unsere Offensive angeht, so kann ich dieses Herumgeschlurfe von Özil nicht mehr sehen, wieder keine entscheidenden Pässe in die Spitze an den Mitspieler gebracht und die Torschüße sind eine Frechheit (außer zum 2:0, so fest hat er zuvor noch nie abgezogen). Noch schlimmer Götze. Was ein Jahr auf der Ersatzbank aus einem Spieler machen kann! Ich hatte ja schon ca. Oktober 2013 gemutmaßt, er könnte seine Wechsel zu den Bayern schon bereuen. Aber muß er deshalb so uninspiriert und desinteressiert spielen? Oder will er zurück nach Dortmund und durch seine WM-Leistungen den Preis etwas drücken? Was auch immer, er gehört raus, Schürrle für ihn von Anfang an. Und Draxler für Özil in die Startelf. Fehlpässe spielen und Rückgaben zum gegnerischen Torwart kann er auch.
Von dieser deutschen Mannschaft hat man schon viel bessere Spiele gesehen, wahrscheinlich kommt daher dieses Gefühl, daß da noch etwas fehlt. Als sei man bei einem KISS-Konzert und sie spielen nicht "Rock and Roll all nite", oder Monster Magnet ohne "Space Lord".
Aber was soll's, auch so kann Deutschland Weltmeister werden. Und nebenbei hat sich doch noch ein "Typ" herauskristalisiert, der nicht die üblichen glattgebügelten und auswendig gelernten Standardantworten gibt: Per Mertesacker! Aus dem mit Playmobil spielenden Zivi ist ein zorniger junger Mann geworden, dessen Interview jetzt schon ein Kulturgut ist.Der Mann, der schon nach 10 Spielminuten mit schmerzverzerrtem Gesicht zu laufen scheint, ist womöglich der, den P.Boateng meinte, in unserer Mannschaft nicht ausgemacht zu haben. Wie weit man mit "Typen" wie P. Boateng kommt, hat man ja gesehen.
Was die Bewertung der Partie gegen Algerien angeht, so kann man es getrost auch so sehen, daß die Algerier mehrmals eine Gelegenheit zur Torchance hätten bekommen können, wäre Neuer nicht jeweils außerhalb des Strafraums eingeschritten. Wirklich passiert, im Sinne von Abschlüssen, Schüssen auf das Tor (nicht daneben oder drüber), ist nicht viel. Ob die vielen steilen Bälle hinter die deutsche Abwehr angekommen wären, etwas gebracht hätten, weiß man nicht. Also relativ große Aufregung um das, was vielleicht hätte passieren können. Fast eine Art Angststörung in der Verarbeitung des Spiels.  

Die anderen: Argentinien weiterhin auch eher mässig, Frankreich und Belgien kann ich bei dem bisher gesehenen auch nicht unbedingt höher einstufen als unsere Mannschaft. Für die Schweiz fehlte nicht viel, eigentlich hätte nur nicht der Geist von Gekas in Drmic fahren dürfen, als er völlig alleine auf das argentinische Tor zulief. Nigeria war gegen Frankreich auch nicht so unterlegen, hier spielte den Franzosen ein Torwartfehler in die Karten. Und Belgien fehlte, so lange ich das Spiel verfolgt habe, auch etwas der Zug zum Tor.

Jetzt zwei Tage frei! Und dann hoffentlich wieder besserer, attraktiverer Fußball. Und Ja, Per Mertesacker, ich will eine erfolgreiche WM, d.h. den Titelgewinn. Unter den letzten vier waren wir ja jetzt dreimal hintereinander, was außer Deutschland (66-74, 82-90 und seit 2002) glaube ich nur Brasilien von 70-78 auch einmal geschafft hat. Es stimmt, den Pokal zu haben ist dann doch besser, man frage die Brasilianer von 1982 oder Ungarn 1954.