"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Donnerstag, 1. Mai 2014

Die Abwehr des FC Bayern

Von Zeit zu Zeit sehe ich mir ein Champions-League- Spiel an, da es in diesem Wettbewerb gelegentlich auch guten Fußball, selten sogar Fußballfeste zu sehen gibt. Gestern war ein solches zu beobachten - für Freunde schnell und entschlossen vorgetragener Angriffe mit dem Ziel ein Tor zu erzielen. Für Freunde des uninspirierten Ballgeschiebes ohne Überraschungsmomente, ohne Spielwitz und ohne Zug zum Tor gab es auch dieses zu sehen, jedoch ohne Erfolg. Unterm Strich war es ein teilweise sehenswertes Spiel mit zum Teil lehrbuchmässig ausgespielten Angriffen und einem leistungsgerechten Ausgang. Insgesamt gab es in diesem Halbfinale zwischen Bayern und Madrid wohlwollend geschätzte fünf Torgelegenheiten des FCB, wobei mir nur eine wirkliche Chance auf ein Tor in Erinnerung ist, nämlich die von Götze im Hinspiel, als er an Casillas scheiterte. Mehr muß man über dieses Duell nicht wissen.

Nun zur Abwehr: Ich hoffe im Interesse der Entwicklung des FCB, daß man sich unter den Verantwortlichen intern kritischer mit den Leistungen der zurückliegenden Wochen auseinandersetzt, als man dies in der Öffentlichkeit tut. Hier steht nämlich die Abwehr und wehrt alle vermeintlichen und auch die verschwindend geringen tatsächlichen Angriffe ab, als ginge es dabei um Punkte oder Weiterkommen. Also mögen mir bitte Breitner, Lahm und Sammer erklären, wer denn ihrer Meinung nach jetzt auf einmal schlechtrede, was vorher alles von allen toll gefunden wurde. Es irritiert mich immer wieder, wenn auf etwas entgegnet wird, was gar nicht gesagt wurde. Niemand redet die Leistungen der Bayern von August bis März schlecht. Die waren gut und das bestreitet auch niemand. Die Leistungen seither waren nicht gut und auf die Gründe geben die Verantwortlichen keine Antworten. Zum Teil sind natürlich auch die Fragensteller aus der Journaille schuld, die eine mögliche Ursache vorwegnehmen, indem sie fragen, ob es ein Fehler gewesen sei, nach der feststehenden Meisterschaft die Spannung und den Rhythmus rauszunehmen. Das Antworten sollte man in einem Interview doch immer noch den Befragten überlassen. Dennoch ist die gebetsmühlenartig von Sammer vorgebrachte Replik, niemand wisse, wie man sich im Falle einer so früh entschiedenen Meisterschaft zu verhalten habe, weil das vorher noch keiner (nicht einmal der FC Bayern) geschafft habe, keine Antwort auf Fragen nach den Leistungen der vergangenen Wochen. Merkt scheinbar keiner der sogenannten Journalisten, jedenfalls wird von keinem versucht, eine Antwort darauf zu bekommen, warum die Mannschaft des FCB seit Wochen so mässig spielt. Wir haben eine Kultur des Nichtssagens und Danebenredens etabliert. Und die Bayern sind - wie meistens - überfordert, wenn es mal nicht so gut läuft, wie sie es gerne hätten. Die alte Selbstgefälligkeit auf dem Spielfeld ist wieder da und endlich, da nach einem Dreivierteljahr die Gegner aufhören zu kuschen, auch die Dünnhäutigkeit der Führungsetage. Nur daß die alten Reflexe nicht mehr greifen, nach denen früher üblicherweise die Gegner verbal und auf dem Transfermarkt attakiert worden wären - von der zuständigen Abteilung.
Und überhaupt Sammer: welche neun Titel hat der FCB eigentlich diese Saison gewonnen, wie Sie gestern nach dem Spiel sagten - auch ohne Zusammenhang zu Spiel oder Interview? Ich dachte, es wird um Meisterschaft, DFB-Pokal und Europapokal gespielt. Zählt jetzt auch der Fuji- Cup, der Franz Beckenbauer-Pokal, das Hallenmasters? Der historische Triumpf von Marrakesch? Oder war es Casablanca? Herbstmeisterschaft? Torjägerkanone? Tor des Monats?
Und der Breitner Paul? Markenbotschafter? "Wir kommen weiter, weil wir  besser sind!" so tönte es aus ihm heraus. Hätten sie mal besser in den beiden Spielen gegen Real zeigen sollen. Hat am Sonntag im Fernsehen auch gesagt, früher hätten die Spieler die Taktik des Trainers auch schon mal eigenmächtig über den Haufen geworfen und anders gespielt als angeordnet. Auch davon keine Spur beim FCB von heute. Sie spielen schon jetzt so, wie der FC Barcelona am Ende der Ära Gardiola, als ihre Weltherrschaft zuende ging, als sie gegen Chelsea im CL-Halbfinale 2012 ähnlich einfallslos die Bälle hin und her schoben und scheiterten, wie jetzt die Bayern. Und ähnlich wie die Nationalmannschaft Spaniens in ihren schwachen Momenten, wenn Torschüsse verpönt scheinen. Vor diesen spanischen Verhältnissen muß die Bundesliga keine Angst haben.


Kam mit gegnerischen Abwehrreihen wesentlich besser zurecht als mit seiner Rolle als Repräsentant und Redner.

Droht wie schon viele vor ihm zum nicht mehr ernst zu nehmenden Dummschwätzer zu verkommen, der einstige "Vorzeige-Linke", der doch auch zu aktiven Zeiten nie etwas anderes war, als ein Paradebeispiel für den abgebrühten Profi. Immerhin, eine Biographie nannte er einst "Ich will kein Vorbild sein". Einverstanden.