Armin Veh hat sich nun also doch entschieden, die Eintracht zu verlassen, nachdem er vor Weihnachten noch angedeutet hatte, er könne sich auch eine Vertragsverlängerung über mehr als ein Jahr vorstellen. Lassen wir mal dahingestellt, ob die kolportierten zeitlichen Abfolgen tatsächlich so waren, wie jetzt dargestellt.
Auffällig ist jedenfalls, daß es jetzt offiziell vermeldet wird, da in Leverkusen und Gelsenkirchen die Trainer erheblich wackeln. In der Vorsaison hatte Veh sich ja auch erst zur Eintracht bekannt, als sich abzeichnete, daß Schalke sich unter Keller wieder stabilisierte. Es ist also davon auszugehen, daß er in der nächsten Saison bei einem Club landet, der 1. mehr Geld in Spieler investiert, 2. darüber hinweg sieht, daß Veh in Wolfsburg und Hamburg nicht gerade nachhaltigen Erfolg hatte. Als vorzeigbare Erfolge einer über 20-jährigen Trainerkarriere bleibt der Meister-Coup mit Stuttgart und das Erreichen der Europa-League mit der Eintracht. Immer noch mehr als viele andere aufweisen können. Aber Grund genug dafür, Forderungen an Vereine zu stellen, wie sie einem Latteck, Hitzfeld, Heynckes oder Klopp zustünden?
Wie sieht seine Eintracht-Bilanz bei genauer Betrachtung aus? Aufstieg mit einer für Zweitligaverhältnisse starken Mannschaft, ohne gegen die anderen Spitzenteams zu überzeugen (nur ein Sieg gegen Fürth, sonst Unentschieden und Niederlagen). Dann eine grandiose Hinrunde, langer Aufenthalt unter den ersten vier und letztlich Qualifikation für die Euro-League als sechster. Nach einer schwachen Rückrunde und monatelangem Hinhalten des Vereins, flankiert von der "Drohung" zu Schalke zu gehen. Im dritten Jahr in der gesamten bisherigen Saison Leistungen wie in der letzten Rückrunde, mit einigen wenigen Ausreissern nach oben wie nach untern. Andererseits tolle Europapokalspiele, gegen Gegner, die die Eintracht nicht kannten, sie wohl auch nicht gut gescoutete hatten.
Insgesamt seit mehr als anderthalb Jahren eine Stagnation wenn nicht sogar Rückschritte in der Entwicklung der Mannschaft und einzelner Spieler. Heute, da Einsatz, ein gutes taktisches Konzept, Disziplin und gute Standards als Gleichmacher fungieren können und Defizite der individuellen Klasse ausgleichen können - siehe Mainz, Augsburg, Nürnberg u.a., hat die Eintracht keine Antworten parat, wenn sie ihr Spiel nicht durchbringt. Und das ist seit eineinhalb Jahren regelmässig der Fall. Wer ist dafür verantwortlich, wenn nicht der Trainer? Wessen Aufgabe ist es, sich auf taktischem Gebiet etwas einfallen zu lassen, etwas zu entwickeln, das die Spieler bei vorhandenen Defiziten weiterbringt und der Mannschaft hilft? Wer gibt den Spielern Handlungsanweisungen und -pläne an die Hand, die z.B. dafür sorgen würden, daß bei einer 3:2-Führung fünf Minuten vor Schluß bei gegenerischem Ballbesitz nicht das Mittelfeld 30 Meter vor der Abwehr steht, und damit hinten eine 3 gegen 3-Situation entsteht, die zum Ausscheiden aus dem Europapokal führt?
Es ist leichter, den Verantwortlichen vorzuwerfen, sie sorgten nicht für eine sportliche Perspektive, als selbst die bestehende Mannschaft weiterzuentwickeln.
Der Verlust von Veh ist aus meiner Sicht nur dann zu Bedauern, wenn Bruchhagen und Hübner bei der nächsten Trainerverpflichtung daneben greifen. Das würden sie, wenn sie beispielsweise die Kurzzeittrainer Labbadia (als Hesse wäre er wahrscheinlich bei Hölzenbein in die ganz enge Wahl gekommen) oder Babbel (der Name dieses Urbayern klingt hessisch) verpflichten würden, die noch nichts nachhaltiges bei irgendeinem Club hinterlassen haben. Oder wenn ihre Wahl auf einen fiele, der engere Geschäftsbeziehungen mit einer Spielerberatungsagentur unterhält und gleich mal vier serbische oder griechische Granaten mitbrächte, die hier niemand kennt und die nichts bringen - außer dem Trainer eine Provision.
Es braucht einen Trainer, der schon bewiesen hat, daß er eine junge und entwicklungsfähige Mannschaft konsolidieren und weiterentwickeln kann.
Mein Wunschkandidat wäre, wie immer, Rangnick. Aber der hat wohl keine Lust mehr, Trainer zu sein.