"if you can't beat them in the alley, you can't beat them on the Ice" - (Conn Smythe) Aus dem Poesiealbum der Broad Street Bullies, der deutschen Nationalmannschaft gewidmet!

Montag, 13. Januar 2014

Bevor isch misch uffresch isses mir lieber egal

Hab keine Lust, mich mit Sport im Allgemeinen und Fußball im speziellen mehr als unbedingt nötig zu befassen. Zu viele Aufreger abseits des Spielfeldes.
Die Posse um die WM in Katar. Vergabe eines solchen Weltereignisses an einen Zwergstaat, in dem einige unermesslich Reiche, deren Firmenbeteiligungen eine Art geheime Weltmacht darstellen, alles und jeden kaufen können und in dem es ungefähr soviele aktive Fußballfans geben dürfte wie in Offenbach.
Südafrika konnte die Staaten- und Sportgemeinschaft noch von allen relevanten Wettbewerben ausschliessen, solange dort die Apartheidspolitik gepflegt wurde. Wo ist dieses Rückgrat geblieben? Oder hatte Südafrika  einfach nur zuwenig Macht und Geld, anders als Russland, Katar, China und Konsorten?  
Fußball-Länderspiele um 20.45, so daß Schulkinder die Nationalspieler nur noch aus Werbespots kennen.
Sportler und andere Prominente müssen sich scheinbar öffentlich bekennen, wenn sie homosexuell sind. Immerhin ist die durch Hitzelsberger angestossene Debatte noch leidlich interessant. Aus meiner Sicht ist der einzig rechtzufertigende Grund für ein Outing die Beendigung des Versteckspiels für den Betroffenen. Ständig mit einem Geheimnis, mit der Angst vor Bloßstellung, leben zu müssen, sich verstellen müssen, ein "falsches" Leben zu führen, ist Stress, macht krank. Wobei ich vermute, daß die homosexuellen Spieler am ehesten ihre eigenen Mitspieler zu fürchten hätten, was ausgrenzendes und diskriminierendes Verhalten anginge. Auf den Rängen herrscht eine weitgehend funktionierende Selbstkontrolle, Rassismus wurde so auch schon deutlich zurückgedrängt. Statistisch könnte jeder zehnte Spieler schwul sein, es ist auf jeden Fall davon auszugehen, daß in jeder Mannschaft mindestens ein homosexueller Spieler steht. Wenn jedes Team einen geouteten Schwulen hätte, wäre der Effekt ähnlich wie bei den Affenlauten gegen dunkelhäutige Spieler, die ja u.a. dann zurückgingen, als überall Farbige spielten.
Bin gespannt, was die größte Schwulenorganisation, die katholische Kirche, zu der aktuellen Debatte beizutragen hat. Wahrscheinlich wieder mal nichts. Wie in den C-Parteien, so herrscht auch in der Kirche noch die Vorstellung, eine Akzeptanz der Homosexualität würde zu mehr Homosexuellen führen, als handele es sich dabei um ein Angebot, für das sich jemand entscheiden würde, wenn es da wäre. Trotz der zahlreichen Schwulen in der Kirche, die es besser wissen.
Ein ketzerischer Gedanke dazu: Vielleicht ist gerade das Fußballmilieu mit seinem maskulinen Gehabe besonders reizvoll für Schwule, so daß hier die Quote sogar noch höher liegt als in der allgemeinen Bevölkerung?
Wenn es dann doch mal angekommen ist, daß Homosexualität nur eine von vielen Varianten des Normalen ist, dann wird man sich nicht mehr damit befassen, mit wem Klinsmann, Löw, Lahm, Friedrich, Deisler, C. Ronaldo, Ballack und co. schlafen. A pro pos Ballack: was wird aus seinen Enthüllungen über die Schwulencombo beim DFB, wenn sich die Protagonisten vorher outen?
Und übrigens: Respekt wem er gebührt. Auch wenn Journalismus, besonders der Sportjournalismus, ein schmutziges, oft unwürdiges Geschäft ist, finde ich es sehr beachtlich, daß die Journalisten in Sachen Homosexualität bisher stillgehalten haben, noch kein Spieler durch sie geoutetet wurde. Obwohl ich sicher bin, daß es in jenen Kreisen bekannt ist, wer homosexuell ist.
Solange der Spielbetrieb ruht, wird das Thema noch ein wenig vor sich hin köcheln. Die Vereine jedenfalls sollten sich weniger Sorgen über den Umgang ihrer Fans mit schwulen Spielern machen. Die oft eher schlicht differenzierten Spieler, die von Kindesbeinen an auf betont männlich wirkende Verhaltensmuster getrimmt wurden, sind es, von denen die Homophobie ausgeht.